Stronghold31.08.2001, Jörg Luibl
Stronghold

Vorschau:

Mitte Oktober wollen Euch die Firefly Studios mit Stronghold (ab 5,00€ bei kaufen) ins mittelalterliche England entführen. Frei nach dem Motto "My home is my castle!” sollt Ihr als Burgherr für Leib und Wohl Eurer Untertanen sorgen, Feinde abwehren und zu Ruhm gelangen. Wir hatten Gelegenheit, die Beta-Version der vielversprechenden Burgenbau-Simulation vor Ort anzuspielen. Ob Publisher Take 2 nach Tropico einen zweiten Aufbau-Strategie-Hit in der Pipeline hat, verrät unsere Preview!

England im Mittelalter

Der rechtmäßige König schmachtet im Kerker, das Reich ist in vier konkurrierende Länder zersplittert und die Bevölkerung kann ihren Unmut gegenüber der Tyrannei kaum zurückhalten: Die verhassten Lords nennen sie Das Schwein, Die Ratte, Die Schlange und Der Wolf. Ihr habt noch keinen Spitznamen, aber könnt Euch einen verdienen, wenn Ihr à la Robin Hood dafür sorgt, dass der rechtmäßige König wieder auf dem Thron sitzt.

Steh ich im Wald?

Tannen, Buchen und Birken wogen im Wind, eine leichte Brise lässt Schilf und Sumpfgras rascheln und eine Herde Rotwild grast anmutig auf einer saftigen Wiese. Das ist kein Auszug aus einem Heimatroman, sondern der erste imponierende Eindruck, den die isometrische Ansicht von Stronghold hinterlässt. Ich habe bisher kein Aufbau- bzw. Strategiespiel gesehen, das eine so lebendige Landschaft samt Tierwelt zaubert: Baumwipfel wanken wie Masten auf hoher See, Rehe und Hasen bewegen sich dank bis zu 70.000 Animationsphasen und Echtzeit-Schatten äußerst realistisch und die Landschaft überzeugt mit detaillierten Texturen auf Wiesen, Hügeln, Klippen und Bergen.

Diese Prachtoptik kann zwar locker mit Age of Empires 2 und den Siedlern konkurrieren, hat aber auch Schwächen: Kommt man in Richtung Küste oder Wasser wirkt die Grafik deutlich gröber und weniger detailliert, hinzu kommen einige unschöne Clipping-Fehler - hoffentlich merzen die Grafiker das bis zum Release noch aus. Ansonsten zählt die Optik zu den Stärken des Spiels, denn auch im Bereich Gebäude- und Burgendesign sowie Bevölkerung zeigt Stronghold der Konkurrenz die Zähne: architektonische Vielfalt, Siedler-ähnliches Gewusel und eine herrlich designte Benutzeroberfläche verwöhnen das Auge. Zwei Zoomstufen sorgen für die Übersicht und ähnlich wie bei Tropico könnt Ihr die Ansicht drehen. Das erweist sich per Maus noch etwas umständlich, wird aber vermutlich in der Vollversion per Tastatur möglich sein.

Stronghold spielt sich...

...wie eine Mischung aus Age of Empires und Die Siedler. Die Entwickler der Firefly Studios haben sich in Sachen Features sowohl im Echtzeit-Strategiebereich als auch im Aufbaugenre bedient und einen delikaten Cocktail aus Ressourcen-Management, Einheiten- und Gebäudeaufbau gemixt.

Aller Anfang ist schwer und eine Burg müsst ihr Euch erst verdienen: Denn zu Beginn der spielbaren Kampagne müsst Ihr zunächst eine funktionierende Wirtschaft aufbauen und à la Age of Empires einen idealen Startplatz für Eure Halle (ja, Halle - und zwar aus Holz, denn für den Burgenbau reichen Eure Ressourcen noch nicht) suchen, Holzfäller und Jäger in die Wälder schicken und die Karte nach wertvollen Rohstoffen absuchen. Jeder Eurer Bewohner hat übrigens einen eigenen Namen und immer einen deftigen Spruch parat wie "Keine Steuern sind gute Steuern!". Das Team von Firefly hat sich hier an das leicht humoristische Mittelalter-Flair von alten Robin Hood-Filmen gehalten.

Burgherr werden ist nicht schwer?

Oh doch, denn am Anfang stehen Euch nur begrenzt Gebäude und Einheiten zur Verfügung. Und weil der feindliche Lord Euren Siedlungsaufbau zwischendurch mit Angriffen stört, müsst Ihr sofort klug haushalten: Genug Holz sammeln, um erste Palisaden zu errichten und Bögen zu bauen; rechtzeitig Bogenschützen ausbilden, um den Gegner mit einem Pfeilhagel zu begrüßen. Gebäude werden übrigens mit einem Linksklick sofort fertiggestellt und nicht erst als Baustelle markiert. Der Palisadenbau kann als Zünglein an der Waage gelten, denn die Gegner nutzen jede Lücke gnadenlos aus, um in Eure Siedlung zu stürmen und Zivilisten zu morden. Daher wäre eine farbliche Markierung solcher Lücken mehr als wünschenswert, denn es war äußerst schwer, diese auszumachen.

Mit der Zeit wird die Gebäude- und Einheitenpalette enorm erweitert, so dass Euch im Laufe des Spiels zahlreiche Gebäudetypen sowie zivile (Bierbrauer, Bäcker, Jäger, Holzfäller, Narr, Schmied, Rüstungsmacher, Lady, Trinker etc.) und militärische (Bogenschütze, Armbrustschütze, Schwertkämpfer, Speerkämpfer, Lord) Einheiten zur Verfügung stehen.

Und je nach Herrschaftsstil werdet Ihr tyrannische (Scheiterhaufen etc.) oder lebenslustige (Maibaum etc.) Zeichen setzen können. Wenn die Leute Euch fürchten, gehorchen sie sofort; wenn sie Euch lieben, breiten sich vielleicht schnell Trägheit und Befehlsverweigerungen aus. Ein besonderes Schmankerl für alle historisch Interessierten: Stronghold wird Szenarien mit zahlreichen berühmten Burgen anbieten, die dem mittelalterlichen Original nachempfunden wurden. Und dank des Editors könnt Ihr auch selbst Hand anlegen und die Wunschburg zaubern.

Zu den Waffen!

Stronghold wird zwar auch reine Wirtschafts-Kampagnen anbieten, aber die Gefechte mit den feindlichen Lords zählen zu den Highlights des Spiels: Wenn sich Lord Ratte mit seinen Mannen aus dem Dickicht wagt und Eure Palisaden erreicht, dürft Ihr Euch auf prächtig inszenierte Schlachten freuen: Das Kampfgetümmel begeistert optisch und akustisch, denn Pfeile zischen durch die Luft und ziehen einen Schweif nach; Angreifer brüllen zunächst euphorisch und heulen dann vor Schmerz auf; Katapulte reißen Mauern nieder und siedendes Öl lässt selbst den härtesten Ritter zum gekochten Weichei werden. Leider wird es wohl keine Formationen geben, was die Kampftaktik doch einschränkt. Trotzdem bieten die unterschiedlichen Einheiten genug Unterschiede, um mit dem bewährten Schere-Stein-Papier-Prinzip in die Schlacht zu ziehen.

Schwachköpfe oder BSE?

Ein großes Manko haftet der Preview-Version noch an: die KI. Wenn feindliche Katapulte lieber Berge beschießen als unsere Mauern, gegnerische Speerkämpfer wie die Lemminge reihenweise ungedeckt in unseren Pfeilhagel rennen und feindliche Truppen lieber erst eine Palisade komplett einreißen, bevor sie auf die Idee kommen, durch die Lücke zu stoßen...kommt Frust auf. Und obwohl auch ab und zu Rinderseuchen in Stronghold ausbrechen, hoffen wir doch, dass die Entwickler das verseuchte Fleisch nicht in die Nahrungskette von Lord Rattes Mannen aufgenommen haben...

Ausblick

Stronghold entlockte uns nach den ersten Spielminuten das ein oder andere "Wow!": Die Landschaftsgrafik überzeugt mit wogenden Bäumen und herrlich animierten Tieren. Der Burgen- und Siedlungsbau kann mit einer erstaunlichen architektonischen Vielfalt aufwarten und das bunte Gewusel erinnert positiv an den Aquarium-Effekt der Siedler-Reihe. Aber nach intensiver Spielzeit zeigten sich gerade bei den wichtigen Kämpfen die ersten Schwächen der KI - hier wird sich entscheiden, ob Stronghold der Konkurrenz ebenbürtig ist. Freunden von Age of Empires oder der Siedler-Reihe kann man die Burgenbau-Simulation schon jetzt nur empfehlen, denn der mittelalterliche Mix aus Aufbaugame und Echtzeit-Strategie entfaltet schnell seinen ganz eigenen Reiz.

Release: Mitte Oktober

Entwickler: Firefly Studios

Publisher: Take 2

Screenshots: Mehr gibt`s hier !

Ausblick

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