TrackMania 228.04.2011, Paul Kautz
TrackMania 2

Vorschau:

Trackmania 2? Hat da jemand vergessen nachzuzählen? Es gab doch mindestens schon... Sunrise, Forever, United, Wii, DS... drei Dutzend Trackmanias! Vielleicht ein paar weniger, aber auf jeden Fall schon mehr als eines. Ach, Moment - das ist ja gar nicht 2, das ist ja ². Ahaaaa, wir bewegen uns im Bereich der Potenzierung.

Vorwärts immer, rückwärts nimmer!

Ich erinnere mich noch gut an Trackmania: Knapp sieben Jahre ist es her, dass wir uns die Kirchheimer Nächte um die Ohren schlugen, kreischten wie DSDS-Fans und uns Verwünschungen an den Kopf warfen, für die sich eine Legion Iren schämen würde. Kirchheim ist lange her, zwischenzeitlich wurde Trackmania schneller, schöner, wilder - aber das grundlegende Konzept »Design it, build it, drive it!« blieb unverändert.

Das gilt auch für Trackmania² (TM2), das laut der Aussage von Designer Florent Castelnerac nicht einfach ein Sequel, sondern »The next dream« ist - der  neue Traum. Dieser Traum hat eine ganz solide Basis, denn nicht Forza, nicht Gran Turismo, sondern Trackmania und seine Nachfolger bilden den populärsten Online-Racer: Jeden Tag toben sich mehr als 100.000 Renn-Enthusiasten auf gut 3.000 Servern aus. Und mit dem seit knapp fünf Jahren in Entwicklung befindlichen TM 2 dürften es noch einige mehr werden, denn so wie man Mäuse mit Käse und Motten mit Licht lockt, so kriegt man Spieler mit geiler Grafik zuverlässig an die Angel.

Und geil sieht es aus, Trackmania², keine Frage. Klar, in Sachen Streckenverliebtheit wird lange kein Weg an Gran Turismo 5 vorbeiführen. Forza 3 hat Wagenmodelle zum Niederknien. TM2 hat coole Landschaftsbilder (Radiositäts-Beleuchtung macht’s möglich), edle Wagen mit glänzenden Echtzeit-Reflexionen der Umgebung - und eine Geschwindigkeit, bei der selbst Sebastian Vettel schwindlig werden dürfte. Sowie neuerdings auch ein ansehnliches Schadensmodell, das zwar rein optisch und damit irgendwie nutzlos, aber dennoch hübsch anzusehen ist.

Ein Planet voller Möglichkeiten

Da fliegen die Kisten: Auch in Trackmania² geht es in erster Linie um rasende Geschwindigkeit und coole Stunts.
Auch in Trackmania² geht es in erster Linie um Mehrspielerspaß bei Höchstgeschwindigkeit - dieses Mal in sehr ansehnlicher Kulisse.

Trackmania bestand immer nur zur einen Hälfte aus Rennen - die andere war der von jeher mächtige Baukasten, mit dem man im sprichwörtlichen Handumdrehen brandneue Strecken basteln durfte. Dieser ist im neuen Traum natürlich ebenfalls vorhanden und umfangreicher denn je: fast drei Mal so viele Bauelemente warten! Die Bedienung des WYSIWYG-Editors orientiert sich dabei wie gewohnt an simplen Malprogrammen: Man wählt aus den vielen Teilen eines aus, platziert es in freier Höhe und Ausrichtung auf dem Spielfeld, verbindet es mit anderen Elementen, garniert das Ganze mit Bäumen, Bergen oder Stadtlandschaften - und probiert das künftige Meisterwerk gleich mal aus, macht wilde Sprünge, rast über steile Wände und zerkratzt in halsbrecherischen Drifts den Lack.

Anders als früher, wo man sich auf Knopfdruck direkt zur Startlinie beamen durfte, muss jetzt aufgrund des neuen Grafiksystems erstmal eine Lichtberechnung durchgeführt werden, die je nach gewählter Qualitätsstufe zwischen drei und zehn Sekunden dauert - man kann jede Strecke zu jeder Tages- und Nachtzeit fahren. Es dürfen auch umfangreiche Skripte programmiert werden, wodurch man die Beschränkungen einer einfachen Rennstrecke verlassen kann. Florent Castelnerac präsentierte das anhand einer User-Mod namens »Atlantis«, in der man mit seinem Wagen herumfahren und Fotos von einer Insel machen musste, Echtzeit-Cutscenes und Sprachausgabe inklusive. Natürlich erfordert das weitaus mehr Aufwand als einfach nur eine verklickte Viertelstunde im Editor, bietet aber auch weitaus mehr Möglichkeiten.

Trackmania bleibt auch im zweiten Teil seiner Arcade-Seele treu.
Trackmania bleibt auch im zweiten Teil seiner Arcade-Seele treu.

Ist man auf der Strecke, ist man im Spiel, es gibt keine Trennung zwischen Editor und Racer. So kann man sein Werk immer weiter verfeinern, erfahrene Fehler sofort korrigieren - und wenn man mit allem zufrieden ist, das Ganze auch mit der Welt teilen. Das Community-Feature war ebenfalls von Anfang an ein wichtiger Bestandteil des Trackmania-Erlebnisses, dieses Mal geht Nadeo einen ganzen Schritt nach vorne. Das Resultat lautet Maniaplanet und ist eine Mischung aus Facebook und battle.net: Hier verwaltet man seine Freundesliste, kann mit anderen Leuten chatten, kleinere Spiele spielen (etwa Solitär oder ein Puzzle) sowie von anderen geschaffene Karten oder deren Bestzeiten-Geister runterladen und gleich ausprobieren. Die Fahrzeuge auf den Strecken orientieren sich in Sachen Design erneut an Echtwelt-Pendants (das Modell, mit dem ich meine Runden durch den Canyon drehte, sah einem Ford Mustang GT bemerkenswert ähnlich), bieten aber keine echten Lizenzen.

Gebaut und gequestet

Maniaplanet ist aber weitaus mehr als nur eine Sammelstelle für Trackmania-Wütige - hier sollen sich auch Fans von Shootmania und Questmania treffen. Vom Erfolg des Racers beflügelt, beschloss man bei Nadeo, diesen im Bereich der Online-Shooter und -Rollenspiele zu wiederholen. Die Werkzeuge bleiben dabei die gleichen, die Assets werden natürlich dem entsprechenden Genre angepasst. Aber sonst bleibt alles gleich: Ratzfatz ist in Shootmania ein Mehrspielerlevel designt, auf dem man sich gleich mit ein paar Freunden messen kann. Vermutlich läuft es bei Questmania ähnlich, das befindet sich allerdings noch mitten im Entwicklungsprozess und wurde leider nicht präsentiert. Zum Launch von Maniaplanet soll es einen Batzen fertiger Missionen für beide Spiele geben, dieser Sack soll im Abstand von drei bis vier Monaten mit neuer Ware seitens Nadeo gefüllt werden - als Bezahlinhalt, wohlgemerkt. Das gilt natürlich auch für Trackmania, das von Anfang an mit mehreren Dutzend Solo- und Mehrspielerstrecken ausgeliefert wird. Solisten können wie gewohnt gegen die Zeit fahren, die in fünf Schwierigkeitsstufen geordnet ist.

Die früheren Trackmania-Teile waren reine PC-Raser, erst in den letzten Jahren entdeckte die Serie auch Wii bzw. DS für sich. Bei diesen nicht von Nadeo entwickelten Ausflügen wird es auf absehbare Zeit auch bleiben, denn laut den Entwicklern ist von TM2 keine Konsolenversion gedacht. Laut Castelnerac liegt das daran, dass Nadeo sehr viel Wert auf eine ungezügelte Community legt, die hemmungslos bauen und verteilen soll -  und diese durch die stringenten Xbox Live- bzw. PSN-Systeme zu sehr eingeschränkt würde.

Ausblick

Es steuert sich wie Trackmania, es spielt sich wie Trackmania, es klingt wie Trackmania - es sieht nur sehr viel besser aus als Trackmania! Der grafische Fortschritt ist damit zunächst der offensichtliche, auch wenn die wahren Stärken des offiziellen zweiten Teils unter der Oberfläche schlummern: Das Fahrmodell ist detaillierter als je zuvor, aber nach wie vor auf den rasend schnellen Arcade-Spaß ausgelegt. Der Editor geht nach wie vor mächtig in Tiefe und Breite, lässt sich aber immer noch so einfach bedienen wie ein Malprogramm. All das verspricht zwar keine großen Überraschungen, aber dafür war die Serie seit dem ersten Teil ja ohnehin nicht gut - es wurde immer verfeinert und verbessert, nie runderneuert. Ich weiß allerdings noch nicht so recht, was ich von Maniaplanet und den damit verbundenen Projekten Shootmania und Questmania halten soll: Generell bin ich ja ein Freund von Community-Systemen, aber was ich bisher von Shootmania gesehen habe (von Questmania gab es bislang keine Präsentation) hat mich nicht überzeugt: Simple Online-Shooter gibt es wie Sand am Meer; ich hoffe, dass man damit nicht die Fokussierung auf das Wesentliche verliert. Sehr schade ist auch, dass keine Konsolenversionen geplant sind. Ich verstehe natürlich, dass Nadeo sehr großen Wert auf die freie Community legt - aber gerade ModNation Racers und LittleBigPlanet haben bewiesen, dass sich geschlossene Systeme und eine kreative Community bereichern können.

Ersteindruck: gut

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