Die Siedler 702.10.2009, Marcel Kleffmann
Die Siedler 7

Vorschau:

Sie wuseln wieder: Die Siedler im mittlerweile siebten Teil der Erfolgreihe aus Deutschland. Nach Renovierungsversuchen mit dem bescheidenen "Erbe der Könige" und dem zumindest gut gelungenen "Aufstieg eines Königreichs" will sich Blue Byte wieder mehr an Wirtschaft und Aufbau orientieren, dies versprachen sie jedenfalls vollmundig bei der ersten Präsentation in Düsseldorf...

Wieder mehr zum Siedeln

"Mit Siedler 5 (Erbe der Könige) und 6 (Aufstieg eines Königreichs) haben wir viele Fans vergrault und trotz größerer Zielgruppe an der Basis, dem Siedler-Fan, verloren.", dies gesteht Produzent Benedikt Grindel

Im ersten Trailer wirken die Siedler wie ein bemüht modernes Brettspiel, das in der häuslichen Nobelwohnung von illustren Personen der Marke zu "casual" für diese Welt gespielt wird. Man wartet förmlich auf die Einblendung des Wii-Logos, doch Die Siedler 7 (ab 4,88€ bei kaufen) kommen exklusiv für PC. in bester Politikertradition und trotz guter Verkaufszahlen bei der ersten Präsentation von Die Siedler 7 ein. Er fügte außerdem hinzu, dass er damals mit Siedler 5 zufrieden war, aber leider zu viele treue Fans abgewandert seien. Diese sollen jetzt zurückgewonnen werden, hofft der Siedler-Produzent. Zur adäquaten Umsetzung dieser lobenswerten Einstellung haben die deutschen Entwickler ein wahres Urgestein engagiert und zwar Bruce Shelley, der u.a. an Sid Meier's Civilization, Railroad Tycoon und Age of Empires (bei den jüngst geschlossenen Ensemble Studios) maßgeblich beteiligt war. Allerdings stieß er erst zum Team und nahm seine Position als Creative Director ein, als die grundlegenden Design-Entscheidungen getroffen waren, auf gleich näher eingegangen wird.

Design-Philosophien

Bruce Shelley versucht derweil bei Blue Byte den Entwicklungsprozess auf den Grundsatz "Designing by Playing" umzustellen. Dadurch sollen spielerische Sackgassen, Wartezeiten und umständliche Benutzeroberflächen vermieden werden; eine Annährung an den US-Markt verspricht sich Blue Byte ebenfalls, wenn auch Deutschland der Kernmarkt bleibt. Gemäß Bruce Shelley muss das Spielgeschehen transparent, selbsterklärend und zugleich fordernd sein. Zu Siedler 6 sagte er selbstbewusst: "Ich glaube der Computer hatte mehr Spaß an dem Spiel als ich. Es gab zu viele Wartezeiten, in denen gar nichts passierte und der Spieler fragte sich, woran es jetzt liegen würde. Hat er/sie die Siedlung schlecht geplant oder ist der Leerlauf gar nicht zu vermeiden? Es fehlte an Transparenz, Feedback und Aktionsmöglichkeiten." So etwas darf in seinen Augen nicht passieren! Die Spieler müssen jederzeit gefordert werden, es muss ständig etwas zu tun sein; wie zum Beispiel bei StarCraft. Sie müssen Prioritäten festlegen und Entscheidungen treffen, was wann und wo passieren soll.

Das erste Mal gibt es eine echte 3D-Kamera, mit der ihr durch die Welt fliegen könnt.
Kurzum: Mehr Aktivität, weniger Leerlauf , ohne überfordert zu werden!

Dörfer und Städte

Soweit der Blick hinter die Kulissen bei Die Siedler 7. Abseits des bewusst an Disney erinnernden und farbenfrohen Comic-Looks der Welt soll die Wirtschaft wieder stärker gewichtet werden. Es soll mehr Zwischenprodukte geben und die fürs Mittelalter typische Aufteilung der Städte/Dörfer soll grundlegend sein. Zum Beispiel wird Getreide auf Feldern außerhalb der Stadt angebaut. Danach bringen Träger (ohne das Siedler 2-Fahnensystem) das Getreide zur Mühle und erst in der Bäckerei entsteht Brot, wobei die Backstube möglichst zentral in der Stadt bzw. am Schloss liegen sollte, um die Transportwege kurz zu halten. Zum besseren Überblick zeigen kleine Icons über den jeweiligen Köpfen der Träger an, welche Waren sie gerade transportieren. Abgesehen davon, dass die Straßenplanung und die Entwicklung der Siedlung wichtiger werden sollen und die Siedler in Arbeitsplätzen, die an Gebäude angebaut werden können, ihrem Tagewerk nachgehen, halten sich die Entwickler mit Informationen zum Wirtschaftssystem und zur Expansion des Königreichs derzeit noch zurück - abgesehen von dem Versprechen, dass es komplexer werden soll. Während sich Blue Byte an dieser Stelle bedeckt hält, erklärten sie das neue Punktesystem ausführlich, was auf den ersten Blick so gar nicht in die Siedlerwelt passen will... 

Achievements oder Siegpunkte!

Um das bekanntermaßen gemächliche Spieltempo etwas zu beschleunigen und den Fokus auf Wettkampf oder Wettbewerb zu setzen, wird es drei Grundpfeiler bzw. Spielweisen geben, die zum Sieg führen können: Handel, Wissenschaft und

Dank 3D-Kamera soll man den Siedlern besser bei ihrem geschäftigen Treiben zusehen können.
Militär. Dies kann man sich wie ein großes Belohnungs- bzw. Erfolgssystem vorstellen. Es gibt bestimmte Ziele zu erreichen, die in die Kategorien Handel, Wissenschaft sowie Militär fallen und mit Siegpunkten belohnt werden. Manche von diesen Siegpunkten sind statisch und gehören für immer euch, sobald ihr sie erlangt habt, andere können von einem Kontrahenten stibitzt werden. Die größte Armee, die meisten Technologien oder Handelspunkte, maximales Kirchen-Upgrade oder das größte Reich sind zum Beispiel einige Möglichkeiten, um Siegpunkte zu bekommen. Wie es gerade um die aktuellen Siegpunkte steht, also welche Person gerade wie viele hat, wird jederzeit an der Bildschirmseite eingeblendet und im Siegpunkte-Menü könnt ihr nachschauen, welcher Gegner wo Punkte erreicht hat und wie die Rangfolge aussieht. Hat ein Spieler die vorher festgelegte und für einen Sieg erforderliche Punktezahl erreicht, startet ein "globaler Countdown". Die anderen Spieler haben dann eine bestimmtes Zeitlimit ihm den Sieg abspenstig zu machen, was hoffentlich nicht nur mit militärischen Mitteln funktioniert...

Militär, Forschung und Handel

Während es relativ selbsterklärend ist, wie man mit militärischer Macht einen Sieg erreicht (u.a. gibt es Pikeniere, Bogenschützen, Kanoniere sowie Anführer inkl. Pferd) und stellenweise auch gegen Feinde antreten darf, die sich hinter hohen Mauern verschanzen, ist der Unterschied vom Militär zum wissenschaftsfokussierten Spielverlauf gar nicht so groß. Anstatt in Kasernen die entsprechenden Einheiten zu bauen, rekrutiert bzw. bildet man in Kirchen und Co. drei unterschiedliche Typen von religiösen Persönlichkeiten aus: Ein Novize benötigt Bier und Brot; Brüder brauchen Bier, Brot und eine Bibel; Priester nehmen mit Bier, Brot und zwei Bibeln ihre Arbeit auf. Diese Geistlichen benötigt man, um Technologien aus dem verzweigten Technologiebaum zu erforschen.

Die Hardwareanforderungen der farbenfrohen, mit vielen kleinen Details und hübschen Animationen versehenen 3D-Welt sollen trotz neuer Grafiktechnologien niedrig ausfallen. Die Entwickler haben es sich zum Ziel gesetzt, dass eine GeForce 8800 (mit allen Details) die Darstellung von 20 Bilder pro Sekunde schafft.
Dort gibt es ebenso Siegtechnologien, die mit entsprechenden Punkten honoriert werden. Forschen zwei Personen an der gleichen Technologie, können sie sich gegenseitig anspornen, was die benötigte Anzahl der Geistlichen in die Höhe schnellen lässt. Wie Händler ihre Siegespunkte generieren, hat Blue Byte nicht verraten, aber ich spekuliere, dass man irgendwo Händler oder Karawanen ausbilden kann und diese an strategische Handelspunkte auf der Karte schickt/kontrolliert. Doch dies ist, wie gesagt, Spekulation und soll erst in den nächsten Monaten enthüllt werden. Die Grundlage für alle drei Spielweisen soll im Übrigen eine funktionierende und effiziente Wirtschaft bilden.

Wettkampffokus?

Da man jederzeit sehen kann, welche Gegenspieler einem gerade im Nacken sitzen und nah am Sieg sind, wird sicherlich mehr Tempo in die Aufbau-Strategie-Partien kommen, da der Aspekt des "Gewinnens" und der Anspruch "besser als der Andere sein" so sehr in den Vordergrund gerückt wird, wie bisher in noch keinem Teil der Serie und das nicht nur im Mehrspieler-Modus. Auch in der Einzelspieler-Kampagne ist das Punktesystem vorhanden, wird aber an Quests bzw. die Aufgabenstellung gebunden sein. Im "Freien Modus" soll es möglich sein, das Punktesystem so einzustellen, dass quasi Endlospartien erstellt werden können. Als Gegner darf man im "Freien Modus" zwischen mehreren Computerintelligenz-Profilen wählen wie jüngst bei ANNO 1404.

Ausblick

Der erste Trailer zu Die Siedler 7 war ein Eigentor: Im Video wirkte die Mechanik wie ein bemüht modernes Brettspiel, das in der häuslichen Nobelwohnung von illustren Personen der Marke zu "casual" für diese Welt gespielt wird. Auf die vermutete Wii-Einblendung wartet man hingegen vergeblich; Die Siedler 7 kommen exklusiv für PC. Ganz im Gegensatz zum Eindruck den das Video vermittelte, soll das Wirtschaftsgerüst stärker in den Vordergrund rücken und somit entfernen sich die Entwickler von den letzten beiden Siedler-light-Versionen, was ich persönlich sehr begrüße. Endlich wieder eine gescheite, funktionierende und effiziente Wirtschaft aufbauen zu können, das sollte, nein, das muss der Siedler-Kern sein. Jedoch schweigt sich Blue Byte noch zu konkreten Wirtschafts-Fragestellungen oder zur Expansion des Reiches aus. Auf jeden Fall finde ist es ein großartiger Ansatz, dass die Träger wieder zum Einsatz kommen und sofern Bruce Shelley tatsächlich dafür sorgen kann, dass das Interface funktional ist und es kaum Leerlauf bei der Verwaltung gibt, wird es umso besser. Doch irgendwie will ich mit den Siegpunktesystem nicht so richtig warm werden. Haben es die Siedler wirklich nötig, auf Wettkampf und Wettstreit ausgerichtet zu werden? Für den Mehrspieler-Modus scheint dies wohl eine gute Idee zu sein, aber für die Kampagne sowie den freien oder Endlosmodus stehe ich diesem Konzept skeptisch gegenüber, lasse mich aber gerne überzeugen. Letzten Endes wird Die Siedler 7 mit der Komplexität des Wirtschaftsteils und der Balance zwischen den Siegpunkten stehen oder fallen...

Ersteindruck: gut

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