Vorschau:
Nächstes Mal...
Ein altes Fabrikgelände bildet den Schauplatz für einen territorialen Klassenkampf: Auf der einen Seite will "Team Rot" die Vorherrschaft an sich reißen. Es gibt nur ein Problem: "Team Blu" hat die gleiche Intention. Nach der Teamauswahl werden das Szenario und die Aufgabe in einem Spionagekurzfilm der Marke "Top Secret" illustriert und los geht's, erstmal als Scout. Den zwei Meter großen und mindestens
Unser Team erobert gerade einen Punkt. Der Medic (links) zündet gerade seine Unverwundbarkeit. |
Spielbarer Cartoon
Als Team Fortress 2 (kurz TF2) vor langer Zeit angekündigt wurde, roch es nach einem auf Realismus getrimmten Militär-Shooter, doch mit der Zeit verwandelte sich das Konzept in das Gegenteil: einen spielbaren Cartoon. Am grundlegenden Prinzip, dass man entweder möglichst viele Checkpoints übernehmen ("Control Points"), Dokumente stehlen ("Capture the
Flag") oder Bereiche besetzen ("Territory Control") muss, hat sich jedenfalls nichts geändert, nur dass man mit herrlich überzeichneten Charakteren ins Feld zieht, anstatt mit langweiligen, real wirkenden Infanteristen: Der Soldat mit Raketenwerfer (Rocket Jump) trägt einen Helm, der so tief in seinem Gesicht hängt, dass dieser seine Augen verdeckt; dem Demoman fehlt ein Auge; der Ingenieur läuft mit übergroßen Schraubenschlüssel und gelbem Schutzhelm herum, während der Doktor neben der Heilkanone auch eine "Trommel-Minigun" mit Spritzen (!) oder eine Knochensäge gegen Feinde einsetzen kann. Als Pyro läuft man mit Gasmaske, Riesengasflasche auf dem Rücken und Ganzkörperschutzanzug herum, während das Gewehr des Cowboyhut tragenden Scharfschützen fast größer ist als er selbst. Deutlich unauffälliger trotz Anzug und Krawatte ist da der Spion, der sich als jede andere Klasse verkleiden bzw. tarnen und sogar optisch die Seiten wechseln kann, bevor er mit einem tödlichen One-Hit-Angriff zuschlägt. Den hageren, flinken Scout mit seinen Laufschuhen hatten wir vorher schon vorgestellt. Somit gibt es insgesamt neun Klassen, die sich jeweils in "Offensiv" (Soldat, Scout, Pyro), "Defensiv" (Heavy Weapon Guy, Demo Man, Ingenieur) und "Supporter" (Scharfschütze, Spion, Medic) unterteilen. In diesem Menü wählt ihr eure Klasse aus. Rechts stehen kleine Hinweise, wie z.B. der Raketensprung beim Soldat.
Und schadet dieser Cartoon-Stil den offensiven und schnellen Gefechten? Nein! Auf keinen Fall! Die abgedrehte Kulisse sorgt innerhalb der ersten Partien für viele augenzwinkernde Momente (wenn z.B. der Heavy Weapon Guy laut lachend mit der Minigun voranschreitet) und hebt das Spiel wohltuend von der vergleichsweise biederen Konkurrenz ab. Allein die Gestaltung der Levels mit kräftigen Farben, scharfen Konturen, vielen hellen Bereichen und allerlei Comic-Anekdoten schafft einen mehr als würdigen Spielplatz. Der Stil ist schlichtweg großartig. Sogar die Entschärfung der deutschen Version ist geglückt: Fliegen in der US-Version noch blutige Teile der Soldaten bei Explosionen kreuz und quer durch die Gegend, zerlegt es die Protagonisten in der deutschen Version in Gummienten, Fischgräten, Zahnräder, Federn oder sonstige Bausteine.
Klasse(n) Balance
Bei neun Klassen kommt es immens auf die Balance und den Nutzen der einzelnen Leute an und hier zeigt sich Team Fortress 2 mustergültig. Jede Klasse hat individuelle Stärken, Schwächen und selbstverständlich Erzfeinde. Der Heavy Weapon Guy kann zwar viel Schaden einstecken und austeilen, hat aber wenig Munition im Gepäck und bewegt sich schwerfällig, was wiederum ein gefundenes Fressen für Scout, Demoman oder einen Spion sein könnte. Der Demoman fetzt sich gerne mit Fallenstellern à la standortgebundenen Scharfschützen oder den (vielleicht etwas zu) durchschlagskräftigen Standgeschützen. Der Pyro freut sich derweil auf Beute in engen Gängen, die wiederum der Demoman lieber meidet, da er im Nahkampf fast chancenlos ist.
Warum kein Test?
Obwohl wir Team Fortress 2 ausführlich antesten konnten, befindet sich das Spiel weiterhin in der Beta-Phase, in der fast täglich neue Patches (Bugfixes, Balance-Änderungen) kommen.
Team Fortress 2 gehört u.a. zu Half-Life 2: The Orange Box, die neben Half-Life 2 - Episode 2 auch Portal sowie Half-Life 2 - Episode 1 und Half-Life 2 enthält.
TF2 kann man ebenfalls einzeln für 29.95 US-Dollar per Steam beziehen.Im Gegensatz zu anderen Multiplayer-Shootern belohnt TF2 gemeinsame Aktionen und legt somit Wert auf Teamplay. Es gibt selbst als Medic Assist-Kills und wenn zwei Leute einen Gegner erledigen, werden beide mit einem Punkt belohnt. Auch das Ausschalten von Selbstschussanlagen wird genauso honoriert wie das Erobern von Checkpoints. Als zusätzlichen Anreiz gibt es Errungenschaften ("Achievements"), die man mit zunehmender Spieldauer und Klassenpräsenz erreichen kann, z.B. "25.000 Punkte heilen" oder "1.000 Konkurrenten erledigen".
Ausblick
Die anfängliche Skepsis über den Stil und die damit verbundene Frage, ob man ein klassisches Teamkampf-Konzept in die Cartoon-Welt verfrachten kann, wurden bereits nach einer Partie zerstreut: Team Fortress 2 hebt sich dank der markanten Kulisse von der eintönigen Militär-Konkurrenz ab und serviert schnelle sowie zugängliche Action mit einem Schuss Humor. Viel wichtiger ist jedoch, dass Teamplay und gemeinsame Belohnungen nicht zu kurz kommen. Sobald man sich über die Stärken und Schwächen der einzelnen Klassen im Klaren ist, bieten sich stetig mehrere Kontermöglichkeiten an, um letztendlich die gegnerische Partei zu schwächen oder gar den Erzfeind zu erledigen. Bis auf kleinere Balance-Unstimmigkeiten fällt ansonsten die Karten-Anzahl mit sechs Maps recht mager aus, jedoch sind die Schauplätze schick gestaltet und bieten Raum für allerlei Taktiken. Alles in allem hinterlässt Team Fortress 2 einen "sehr guten" Eindruck.
Ersteindruck: sehr gut
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