Vorschau:
Die Macht der Straße
Vorbei ist die Zeit, in der Wohn-, Gewerbe- und Industriegebiete in Form von rechteckigen Kästenchen in die Landschaft gestanzt wurden. In SimCity schmiegen sich die serientypischen Gebietsformen dynamisch an die Straßen – und nur an die Straßen. Demnach ist es unheimlich wichtig, sich ein sinnvolles und gut strukturiertes Straßennetz für die virtuelle Metropole zu überlegen. Die Straßen legen die Struktur der Stadt fest und müssen zugleich den Verkehr bewältigen.
Nachdem ihr eine Straße gebaut habt, die neuerdings auch kurvig sein darf, werden die drei Gebietsformen an die Straße gesetzt – es fühlt sich so an, als würde man einen bunten Bordstein an die Asphaltkante malen. Und was sich auf diesen Gebieten dann entwickelt, dass könnt ihr – wie gewohnt – nur indirekt beeinflussen.
Drei-Klassen-Gesellschaft
Insgesamt gibt es pro Gebietstyp drei verschiedene Schichten bei den Einwohnern. Bewohner eines niedrigstufigen Wohngebietes zahlen z.B. weniger Steuern, stellen aber kaum Ansprüche – vergleichbar mit dem Bedürfnissystem in der Anno-Reihe, nur dass SimCity keinesfalls die Komplexität erreicht.
Vereinfacht aber ausbaubar
Ansonsten wurde im Vergleich zu den Vorgängern einiges vereinfacht. Kraftwerke, egal ob Kohle- oder Windkraft, überträgen die produzierte Energie direkt an die Verbraucher. Stromleitungen sind nicht mehr erforderlich. Die Wasserversorgung wird gewährleistet, indem man einen Wasserturm in ein Areal setzt, in dem es viel sauberes Wasser gibt. Rohre zu verlegen bzw. eine Kanalisation aufzubauen ist nicht nötig. Der Abtransport des verschmutzten Wassers geschieht mit einer Pumpstation, die überall auf der Karte platziert werden kann und das Abwasser wegsaugt.
Komplexer wird es zum Glück beim Transportmanagement. So kann man manuell die Positionen der Haltestellen für Schulbusse festlegen, was die meisten umliegenden Sims in den Wohnhäusern gleich mit einem erfreuten „Juhu“ und einem grünen Smiley quittieren. Oder man errichtet Haltestellen für den „normalen“ Busverkehr und kümmert sich darum, dass genügend Busse unterwegs sind, die Wartezeiten erträglich bleiben und die Straßen entlastet werden.
Grenzenloser Einfluss
Verabschieden könnt ihr euch ebenfalls von festen Einflussradien der öffentlichen Gebäude. Eine Polizeistation kann praktisch jeden Ort auf der Karte abdecken bzw. erreichen, sofern genügend Polizeiwagen zur Verfügung stehen. Dafür sind die meisten öffentlichen Gebäude erweiterbar. So kann die Schule mit neuen Klassenzimmern erweitert werden, sofern Platz in der Umgebung ist und an die Ambulanz darf man neue Wartezimmer für Patienten oder eine Garage für einen Krankenwagen dransetzen. Die Feuerwehr kann mit neuen Plätzen für Einsatzfahrzeuge sowie einer optionalen Feuerglocke ausgestattet werden – letztere sorgt dafür, dass die Fahrzeuge schneller losfahren.
Passend dazu gibt es immer wieder kleine „Aufgaben“, die ihr von euren Bürgern annehmen könnt. So soll beispielsweise ein großes Feuerwerk stattfinden, aber in der Zeit des Feuerwerks dürfen nicht mehr als sieben Häuser niederbrennen – d.h. die Feuerwehr ist gefordert. Solltet ihr diese Aufgabe angehen wollen, winken 50.000 Credits als Belohnung.
Verkleinert aber vervielfacht
Im Prinzip beginnt ihr mit der Straßenplanung auf einer leeren Karte, die aber keinesfalls den Eindruck macht, als könne man hier eine Megametropole bauen. Dazu ist die Karte viel zu klein und bietet vor allem fortgeschrittenen Städten viel zu wenig Platz. Leider wird sich die Kartengröße von der Beta bis zur finalen Version nicht mehr ändern, offenbar scheitert es an der Rechenpower, was via Twitter bestätigt wurde.
Dass die Städte überschaubarer werden, ist den Entwicklern offenbar bewusst, denn als Kompensation kommt das interessante Multicity-System zum Einsatz: Ihr könnt mehrere Städte gleichzeitig errichten und miteinander vernetzen – wie in SimCity 4. Dazu schaltet ihr von der Stadtansicht auf die Regionen-Ansicht und seht um eure Stadt herum noch weitere freie Plätze für andere Städte – maximal 16. An freien Positionen könnt ihr ebenfalls Städte hochziehen, die dann untereinander Leistungen wie Feuerwehr oder Müllabfuhr austauschen, Handel treiben oder zwischen denen die Arbeiter hin- und herfahren. Entweder könnt ihr selbst alle Städte errichten oder ihr tobt euch zusammen mit anderen Spielern in einer Region aus.
Großprojekte
Dann wären da noch die Großprojekte, die in den Regionen angegangen werden können. Beispielsweise könnt ihr einen internationalen Flughafen, eine Solaranlage oder ein Raumfahrtzentrum errichten. Egal für was ihr euch entscheidet, es wird sehr teuer, aber es lohnt sich. Das Raumfahrtzentrum bringt beispielsweise Touristen in die Region und verbessert die Bildung, erfordert aber eine Universität mit abgeschlossenem Forschungsprojekt und mächtig viel Ressourcen wie Treibstoff, Legierungen und Computer. Die notwendigen Ressourcen könnt ihr auf dem weltweiten Marktplatz einkaufen oder selbst in euren Städten herstellen, denn jede Stadt in der Region hat Zugang zu unterschiedlichen Rohstoffen wie Kohle, Erz, Öl, Wasser und Wind.
Spezialisierung
Neben der Aufgabe als Bürgermeister dürft ihr euch neuerdings als Industriemagnat versuchen, denn in SimCity geht es ebenfalls um die Verarbeitung von Ressourcen und die Herstellung von Produkten – Anno lässt wieder Grüßen. Im Spiel gibt es fünf Branchen, die sich als Großunternehmen eignen: Metall-, Rohöl- und Elektronikindustrie sowie Handel und Glücksspiel. Je nachdem für welche Stadt-Spezialisierung ihr euch im Verlauf des Aufbaus entscheidet, stehen besondere, meist ziemlich teure, Gebäude zur Verfügung.
Wenn ihr auf Metallindustrie setzt, braucht ihr entsprechende Rohstoffe in der Region. Diese Ressourcen werden durch die Industrie abgebaut und in einer Schmelzhütte, können die Rohstoffe dann zu Metallen und Legierungen weiterverarbeitet werden. Entscheidet ihr euch für die Spezialisierung auf Öl, so muss nach dem schwarzen Gold gebohrt werden und am Ende kommt Treibstoff und Plastik heraus. Die dritte Art von Produktionsbetrieben beschäftigt sich mit Elektrogeräten. Hierfür müsst ihr keine Ressourcen abbauen. Ihr verarbeitet stattdessen Metalle, Legierungen und Kunststoffe zu Mikroprozessoren, TV-Geräten und Computern.
Im Rahmen der Handelsspezialisierung können Waren günstig eingekauft und teuer verkauft werden, was wiederum reichlich Transportwege erfordert. Last but not least gibt es die Glücksspiel-Metropole à la Las Vegas. Das Ziel ist es, so viele Touristen wie möglich anzulocken. Die Anreisemöglichkeiten sind dabei das A und O. Hierfür ist es notwendig Flughäfen, Anlegeplätze für Kreuzfahrtschiffe, Bahnhöfe und Bushaltestellen zu bauen. Zudem braucht ihr Hotels und viele Möglichkeiten zur Unterhaltung.
Ausblick
SimCity sieht nicht nur gut aus und bietet reichlich unterhaltsame Dinge zum Beobachten. Es punktet darüber hinaus mit dem Multi-City-System: Dass die Städte untereinander Leistungen austauschen und die Einwohner pendeln können, ist schlichtweg toll und macht den Spieler zum Multi-Bürgermeister – über mehrere Städte gleichzeitig. Auch die zusätzliche Ausrichtung auf die Rohstoffe durch die Spezialisierung ist gelungen und erweitert die Komplexität des Sandkasten-Aufbauspiels. Dennoch täuscht dies nicht darüber hinweg, dass die Kartenfläche viel zu klein ist, um richtig große Metropolen hochziehen zu können. Ebenfalls könnten die Bau- und Handlungsoptionen beim Stadtaufbau ruhig etwas tiefer gehen, insbesondere die Anfangsphase bietet zu wenig Spielraum – dafür lenken Mini-Missionen von etwaigen Flauten ab. Es bleibt daher zu hoffen, dass man in den fortgeschrittenen Stunden noch gut zu tun hat und die Spieltiefe weiter zunimmt.
Ersteindruck: gut
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