Vorschau: Black Mirror - Der dunkle Spiegel der Seele (Adventure)

von Jörg Luibl



Publisher: dtp
Release:
04.2004
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ab 17,98€
Spielinfo Bilder  
Abenteuer mit Stil

Das englische Herrenhaus-Ambiente wurde sehr malerisch und detailliert eingefangen. Nur ein paar Eigenheiten des Interieurs wirken wie kitischige Fremdkörper in der sonst so authentischen Umgebung: Das Gemälde von Samuels Urahn Mordred erinnert eher an einen Warcraft-Nekromanten als einen mittelalterlichen Lord; und auch Bayernkönig Ludwig scheint in der englischen Provinz etwas fehl am Platze. Ansonsten verströmen Tapeten, Teppiche und Mobiliar britische Noblesse.

Eines der wenigen "Rätsel" des ersten Kapitels: Aus einem Wust an Schnipseln wird ein Foto gepuzzelt. Wer ist dieser irre blickende Kauz bloß?

Kleine, aber leider zu selten eingestreute Animationen wie verräterisches Leuchterwackeln, zitternde Weidenzweige oder flackernde Lampen lockern den statischen Hintergrund auf. Später kommen auch außerhalb des Schlosses Wettereffekte wie Regen und Rauch sowie schöne Wasserspiegelungen hinzu.

Leider lässt sich das Ganze nur in 800x600 betrachten und die viel zu trägen Animationen der Figuren erinnern an eben genesene Bandscheibenpatienten; gut, dass wenigstens der Bildschirmwechsel per Doppelklick nur einen Atemzug dauert.

Kombinieren & Fragen

Der Einstieg bietet nur wenig fordernde Rätselkost und verlangt viel Lauf- und Sucharbeit, denn die etwa 100 Gegenstände und Hinweise werden ereignisbezogen aktiviert.

D.h., dass der Hammer, der sich so fotorealistisch in der Schublade anbietet, erst dann in euer Inventar wandern kann, wenn ihr die vernagelte Tür gefunden habt oder den entsprechenden Hinweis von einem der insgesamt 20 NPCs bekommt. Das ist nicht logisch, hemmt den freien Entdeckergeist, aber hält das Inventar übersichtlich und die interessante Erzählung straff.

Im weiteren Spielverlauf füllt sich nicht nur das Inventar, sondern auch die Karte der Umgebung. Immer mehr Orte warten auf eure Ankunft; darunter zunächst nur ein Dorf und eine Kirche.

Die Gespräche sind meist nicht mehr als ein Abarbeiten von Stichpunkten, wecken aber die Neugier auf den Fortgang der Story. Und manchmal wird der Dialog durch Fragen der NPCs aufgelockert, denn dann steht ihr vor der Entscheidung, wie ihr antworten wollt – eigentlich ein klasse Feature. Leider werden eure Möglichkeiten nicht ausformuliert, sondern auf eine positive und negative Antwort beschränkt. Das ist erzählerisch unverständlich und spielerisch konfus: Was soll man z.B. auf das großmütterliche "Warum fragst Du, Samuel?" antworten? Positiv? Negativ?
 

AUSBLICK



Zum jetzigen Zeitpunkt vermag Black Mirror vor allem aufgrund seiner interessanten Erzählung zu fesseln. Samuels Abenteuer wirkt zudem wesentlich stimmiger als der Jules Verne-Ausflug "Der verborgene Kontinent" . Aber Vorsicht: Der Begriff Horror-Adventure trügt, denn es geht eher um gepflegten Grusel im Stile von E.A. Poe als um eine Zombieparty im Stile von Clive Barker. Bis auf ein, zwei Stilbrüche haben die tschechischen Grafiker im Rahmen der zweidimensionalen Technik hervorragende Arbeit geleistet: Das gediegene englische Ambiente verströmt von der ersten Sekunde an Herrenhaus-Flair, das sogar mit einigen netten Animationen aufwarten kann. Vor allem die verräterische Ruhe, das Ticken der alten Uhren und die kleinen Andeutungen des Unheimlichen vermitteln ein schaurig-schönes Spielgefühl. Hoffentlich wird die Lokalisierung besser als die englische, die laut unserer Kollegen in Übersee katastrophal war. Publisher dtp verspricht jedoch professionelle Sprecher auf Runaway-Niveau. Aber neben der Sprachausgabe bleiben noch andere Wünsche offen: Viele Rätsel verlangen gerade zu Beginn mehr Dauerlauf als Gehirnschmalz, ein Notizbuch wird vermisst, manche Texte sind noch missverständlich, das Antwortensystem ist verwirrend und die Bewegungen der Figuren sind zu träge. Wir sind gespannt, wie sich die Testversion präsentiert.
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Kommentare

johndoe-freename-64240 schrieb am
Ich habe es seit gestern und kann die Begeisterung von vielen Adventurefans nur bestätigen. Dieses Adventure kann ich getrost als bestes der letzten 10 Jahre bezeichnen. Alles ist perfekt, es gibt nichts zu meckern. Gute Grafik, klassiche Steuerung, eine tolle Story und Atmosphäre, sehr gute Syncronstimmen und Sound.
Zwar Leichte und lösbare Rätsel aber alles sehr sehr spannend verpackt. Auf das Adventure habe ich immer gewartet. Ein mysteriöses Schloß in dem man auf die Suche nach den Grund des merwürdigen Todes seinens Onkels gehen muß. Viel schnüffelei in alten Dachböden, versteckten Räumen und Gängen. Merkwürdige Hausangestellte.
Jeder der Adventures mag wird damit wunschlos glücklich werden.
AnonymousPHPBB3 schrieb am
Drei Jahre hat das tschechische Team von Future Games in die Entwicklung von Black Mirror ? Der dunkle Spiegel der Seele investiert. Eine lange Zeit für ein Horror-Adventure, das mit seiner klassischen Point&Click-Steuerung und den 2D-Hintergründen zunächst angestaubt wirkt. Trotzdem lauert hinter der antiquierten Kulisse schauriger Spielspaß...
schrieb am