DayZ22.08.2013, Benjamin Schmädig
DayZ

Vorschau:

Auf keinen Messetermin hatte ich mich auf dieser gamescom mehr gefreut als den mit Dean Hall und Neuheiten um sein DayZ (ab 31,60€ bei kaufen), auch wenn vieles schon im Vorfeld bekannt war, da Hall einen engen Draht zu den Spielern hält.

Was als Modifikation von ArmA 2 begann, nutzt inzwischen eine Technologie irgendwo zwischen ArmA 2 und 3 - der Entwickler wollte sich da nicht festlegen. Tatsächlich wirkt das Bild eine Idee lebendiger und auch die Kulissen entsprechen im Groben zwar dem bekannten Chernarus, wurden aber an vielen Stellen leicht verändert. U.a. ist nahezu jedes Haus ("ungefähr 95 Prozent") begehbar. Es enthält zwar nicht jeden Raum, den es in der Realität geben würde, aber besitzt eben überhaupt ein "Innenleben". Chernarus wurde außerdem um kleine Landstriche ergänzt.

Hall war vor allem das Erkunden und die Interaktion mit der Umgebung wichtig - das Durchsuchen liegen gebliebener Autos oder kleiner Schuppen etwa. So lassen sich Fahrzeugtüren jetzt öffnen und nur ein genauer Blick ins Innere offenbart eine Coladose auf dem Boden. Viele Gegenstände lassen sich zudem kombinieren: Es gibt handgemachte Granaten, Wasserreinigungs-Tabletten sorgen für sauberes Trinkflüssigkeit und mit einem Stift hinterlässt man Nachrichten auf Gegenständen, darunter Notizzettel, die allerdings nur eine Zeitlang am Ort bleiben. Kombiniert man Blutkonserven mit der richtigen medizinischen Ausrüstung, lässt sich eine lebensrettende Transfusion durchführen; das Blut dafür muss man zunächst abnehmen.

Und woher weiß man, ob man verseuchtes oder reines Wasser in den Händen hält? Gar nicht! Man spielt also mit seinem Leben, falls man die wertvolle Reinigungstablette aufspart. Oft genug wird das gut gehen – vielleicht fängt man sich aber eine Krankheit ein. Fantastisch, dass DayZ diesen Nervenkitzel einfangen will! Und übrigens: Vielleicht überträgt sogar die Hose, die man einem armen Schlucker unter vorgehaltener Waffe abgenommen hat, Krankheitserreger...

Wichtig sind Hall auch die Menüs, die inzwischen übersichtlich strukturiert und leicht zu bedienen sind. Noch wichtiger ist ihm die Abbildung haptischer Vorgänge beim Benutzen von Gegenständen. So muss man Magazine nicht nur mit Munition bestücken, bevor man sie ins Gewehr einsetzt. Man muss Waffe, Nahrungsmittel oder Blutkonserve auch in die Hand nehmen, bevor man sie gebrauchen kann. Eine ähnliche Nachahmung echter Handlungsabläufe mochte ich schon in der Mod und das eigenständige Spiel geht offenbar einen Schritt weiter.

Was mir an der Modifikation nicht gefiel, war der Trend vom Überlebenskampf zum relativ gewöhnlich Mehrspieler-Shooter: Zombies stellen selbst für erfahrene Solisten keine Gefahr dar – bald jagten organisierte Teams rücksichtslos jeden Spieler und dessen Ausrüstung. Dem will Hall in seinem neuen DayZ Einhalt gebieten, indem zerschossene Schutzkleidung z.B. keinen Pfifferling mehr wert ist. Auch andere Gegenstände leiden, wenn sie beschossen werden. Die Lösung? Geschickte Angreifer fesseln ihre Opfer. Dann verlieren die zwar ihre Ausrüstung, aber nicht ihr Leben. Falls es schwer wird, ein Opfer aus nächster Nähe zu fesseln, und falls die Sieger ihre beraubten Opfer nicht trotzdem erschießen, könnte Halls Plan aufgehen. Zumal er auch das gefürchtete Server-Hopping unterbinden will – durch Wartezeiten nach dem Verlassen eines Servers und indem per ALT-F4 verschwundene Charaktere eine Zeitlang wehrlos in der Spielwelt verbleiben.

Nicht zuletzt denkt der Entwickler über eine Änderung des Verhaltens der Zombies nach. U.a. soll es möglich sein, dass die Untoten vielleicht stolpern, wenn sie den Spieler über einen Zaun verfolgen. Momentan verhalten sich die Untoten allerdings noch wie man sie kennt; der Plan zur Neuerung müsste erst durchgewunken werden. Ich hoffe sehr, dass das geschieht, denn ausgerechnet die tumben Zombies gehören zu den Schwächen des Spiels.

Auf übergreifende Mechanismen wie gewaltfreie Zonen oder ein Moralsystem will Hall übrigens nach wie vor verzichten. Damit macht er es sich selbst und seinen Spielern mit Sicherheit nicht leichter. Aber genau daraus zieht diese Apokalypse ja auch ihren Reiz!

Einschätzung: gut

Ausblick

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