Age of Wonders 304.03.2014, Eike Cramer
Age of Wonders 3

Vorschau:

Vor elf Jahren erschien mit Shadow Magic (Wertung: 84%) das letzte Age of Wonders. Nun beleben die Triumph-Studios die von Kritikern stets gelobte, aber immer im Schatten von Heroes of Might & Magic stehende Serie neu. Könnte Teil 3 ein würdiger Nachfolger werden? Unsere Vorschau verrät mehr.

Ein Sturm zieht auf

Ein Schatten liegt über der Welt. Von Osten frisst sich das Commonwealth der Menschen durch die Lande und verschlingt Stadt um Stadt, Landstrich um Landstrich. Die neuen Herrscher versprechen zwar eine Gleichstellung aller Rassen in der neuen Gesellschaftsordnung, doch während sich Zwergenpanzer und Orkinfanterie über das Land wälzen, fristen die echsenartigen Drakonier ein Randdasein – und die Elfen sehen in den Abgrund der Vernichtung.

Die anberaumten Friedensverhandlungen zwischen Hochelfen und Menschen enden in einer Katastrophe. Mord und Verrat lassen den Krieg endgültig eskalieren und ich muss als Elfenprinzessin Sundren zunächst das Schlimmste verhindern, um mit eiserner Faust zurückzuschlagen. Immerhin war das mein Bruder, der da am Teich der Ewigkeit hinterrücks erstochen wurde. Zur Seite stehen mir meine treuen Langbögen, eine kleine Siedlung freundlicher Feenwesen, die sich mir nach der Zerstörung einer Orkfestung angeschlossen hat sowie ein drakonischer Erzdruide.

Sichern, Erkunden, Expandieren

Malerisch: Die Strategiekarte bietet schöne Panoramen.
Schon das erste Szenario der Kampagne des Elfenrates führt mich in einen epischen Konflikt zwischen den alten Rassen und dem aufstrebenden Menschenreich. Nach dem Verlust meines Bruders ziehe ich mich in die kleine Elfensiedlung Eldaste zurück, um meine Truppen zu sammeln. Ähnlich wie in Civilization vergrößere ich hier durch das  Bevölkerungswachstum den Einflussbereich meiner Stadt, errichte Produktions- und Verbesserungsgebäude und mache mich an den Aufbau meiner Armee. Ich kann jeder Siedlung dabei eine begrenzte Warteschlange an Aufträgen erteilen, die nach und nach abgearbeitet werden.

Ich muss mich also entscheiden: Will ich zuerst die Infrastruktur, sprich Gebäude und Stadtgröße, verbessern oder sollen direkt Einheiten ausgehoben werden? Auch eine Expansion durch weitere Stadtgründungen zahlt sich durch ein größeres Einkommen der vier Ressourcen Gold, Arbeitskraft, Wissen und Mana schnell aus. Leider wurde bei den Städten auf eine separate 3D-Ansicht verzichtet. Wie in Civilization manage ich meine Siedlungen direkt von der Übersichtskarte aus.

Aufsteigen und Ausrüsten

Ob Katakomben ...
Mit meinem Helden und seinen Einheiten mache ich derweil rundenbasiert Jagd auf neutrale Monster und Räuberbanden, die sich bevorzugt in den Ressourcengebäuden wie Minen  oder Mühlen aufhalten. Sobald ich diese befreit habe, werden die Ressourcen dauerhafte meinem Konto gutgeschrieben, falls sich das Gebäude im Einflussbereich meiner Stadt befindet. Zudem finden sich oft wertvolle Ausrüstungsgegenstände, sobald die Feinde kalten Stahl geschmeckt haben. Darunter befinden sich mitunter nicht nur Waffen und Kleidungsstücke, sondern auch neue Reittiere wie Einhörner oder Wyvern.

Schön: Rücke ich mit einer Übermacht an, habe ich die Wahl die Feinde zu zerschmettern oder ihnen Pardon zu gewähren. Die gewählte Aktion rechnet auf mein globales Moralkonto an, das wiederum Einfluss auf Fähigkeiten und Zauber meiner Heldin hat. Zudem gewinnen die Helden an Erfahrung, was neue persönliche oder Armee-Fähigkeiten ermöglicht, die wie in einem Rollenspiel ausgewählt werden. Außerdem stehen mir viele Fähigkeiten aus dem Buch der Wunder zur Verfügung, die nach und nach erforscht werden können. Darunter finden sich globale Zauber, Kampffähigkeiten sowie Einheiten und Gebäude.

Taktischer Rundenkampf

... oder Dschungel: Die Schlachtfelder sind ziemlich abwechslungsreich.
Habe ich nach einigen Runden meine Truppen gesammelt, geht es an den Gegenangriff. Schon während der Belagerung der ersten Festung merke ich allerdings, dass die KI nicht ganz ohne ist. Diese nutzt in den rundenbasierten Kämpfen nämlich schon auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad jede kleine Schwäche aus. Habe ich einen meiner Helden zu stürmisch angreifen lassen? Stehen meine Bogenschützen ungedeckt im Gelände? Der Feind konzentriert sich geschickt auf die Schwachstellen in meiner Formation, schaltet gezielt meine Helden aus oder nutzt Angriffszauber. Vor allem die Panzer richten verheerende Schäden an.

Es gilt in den Kämpfen vor allem  auf die richtige Positionierung der eigenen Einheiten zu achten. Flanken und Rückenangriffe sind oftmals tödlich. Zudem spielt das Gelände eine wichtige Rolle. Z.B. bieten Mauern effektiven Schutz für die auf ihnen stationierten Einheiten und müssen mühsam zerstört oder erklommen werden. Außerdem haben viele Einheiten die Wahl zwischen Nah- und Fernkampfangriff oder Spezialfähigkeiten. Die drakonischen Feuerwerfer können etwa per Feuerwurf Flächenschaden verursachen oder im Nahkampf angreifen. Auch meine Heldin kann wahlweise zaubern, mit dem Schwert zuschlagen oder einen gefundenen Bogen nutzen. Ärgerlich: Ich kann die Startaufstellung nicht selbst wählen. Zwar hat die Positionierung der am Kampf beteiligten Armeen auf der Übersichtskarte Einfluss auf die Positionierung im Gefecht, ich kann aber vor Beginn der Schlacht keine eigene Kampfreihe bilden.

Eingliedern oder Auslöschen?

Stimmungsvolle Gemälde erzählen die Geschichte von dem Krieg zwischen Elfenrat und Commonwealth.
Nach einer siegreichen Schlacht um eine Stadt habe ich die Wahl: Will ich die Stadt übernehmen oder plündern, die Bevölkerung auslöschen oder sogar durch meine Hauptrasse ersetzen? Alles hat Einfluss auf das Moralkonto und sollte gut überlegt werden. Durch eine Übernahme erhöht sich die Einheitenvielfalt übrigens immens. So hatte ich, als ich letztendlich vor den Toren des Verräters stand, nicht nur Elfen, Drakonier und Feen, sondern auch Menschen und Orks unter meinem Banner vereint.

Die strategische Planung erhält durch eine serientypische Eigenheit wortwörtlich mehr Tiefgang:  Es gibt neben der Ober- auch eine Unterwelt, die durch Höhlen betreten werden kann. Hier können ebenfalls Städte errichtet und Schlachten geschlagen werden. Zudem bietet sie oftmals gute Aufmarschgebiete für eigene und feindliche Truppen, sodass die Zugänge stets unter Beobachtung stehen sollten. Ich dringe z.B. mit einem Teil meiner Truppe durch die Höhlen zum Teich der Ewigkeit vor und kann die Stadt des Verräters schnell umzingeln.

Wunderschöne Fantasywelt

Fantasy-Städtetour: Auch Belagerungen können sich sehen lassen.
Auch die Kulisse hat einen großen Anteil an der Sogwirkung von Age of Wonders 3 (ab 6,69€ bei kaufen). Vor allem die Strategiekarte strotzt nur so vor Details wie flüsternden Bächen, sanften Wäldern und malerischer Städte, deren Ausläufer weit in die Umgebung hineinreichen. Zwar gibt es kleinere Fehler wie vereinzelte Häuser, die im Wasser versinken, der Gesamteindruck ist aber unheimlich stimmungsvoll. Auch die Gefechte auf den variantenreichen Schlachtfeldern können überzeugen, da vor allem das Artdesign sehr durchdacht wirkt. Von den in Gemälden präsentierten Briefings, bis hin zu Monstern wie Spinnen und Riesenpinguinen wird eine klare Linie verfolgt. 

Schon in den ersten Missionen ist man zudem in sehr abwechslungsreicher Umgebung unterwegs. Von der sandigen Ebene bis hin zum dichten Mischwald ist alles vorhanden. Auch in Katakomben, Grabmälern und der Unterwelt wird gekämpft. Besonders schön: Wenn auf der Strategiekarte weit hinausgezoomt wird, blendet die Ansicht sanft in eine Karte um - Klasse!

Ausblick

Zunächst war ich skeptisch. Eine Fortsetzung? Nach so langer Zeit? Das kann nur schiefgehen! Nach wenigen Stunden war ich positiv überrascht. Jetzt bin ich verzaubert. Age of Wonders 3 könnte tatsächlich neue Maßstäbe in der 4X-Fantasy setzen. Die Elemente passen schon in der Beta sehr gut zusammen: Rollenspiel, Strategie und Rundentaktik ergänzen sich wunderbar, während ich mich an der unheimlich stimmungsvollen Kulisse kaum sattsehen kann. Die knackige Feind-KI, abwechslungsreiche Schlachtfelder, eine Fülle an Einheiten und Monstern sowie das wunderbar konsequente Artdesign lassen mich tief in eine Fantasywelt eintauchen, die zwischen alten und neuen Herrschern zerrissen ist. Ja, das Ressourcenmanagement beschränkt sich zu sehr auf Gold. Ja, es ist ärgerlich, dass ich meine Truppen nicht selbst aufstellen kann. Ja, vieles ist irgendwie kitschig und die Handlung könnte ins Belanglose abdriften. Dennoch: Hier schlummert ein potentielles Rundenstrategie-Juwel, auf das ich mich sehr freue.

Einschätzung: Sehr gut!

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