Vorschau: Gefangen in der Traumwelt
Vielversprechender Einstieg
Montas ist der nächste Kandidat, dem die Entwickler den Stempel "First Person Horror Adventure" aufdrücken wollen. Dabei betont das Team Organic Humans, dass man vor allem die Erkundung, Atmosphäre, Story und Interaktionen in den Fokus rücken möchte. Da trifft es sich gut, dass schon im Early Access eine Unterstützung für Oculus Rift angeboten wird.
Der Einstieg ist noch viel versprechend: Ich starte in einem kleinen Büro. Was ich hier mache? Ich weiß es nicht. Auf dem Bildschirm vor mir blinkt nur der Cursor, beim Umsehen fallen mir viele zusammengeknüllte Papierblätter auf, die sich sowohl auf dem nahe gelegenen Schreibtisch als auch im Papierkorb türmen. Und wer bin ich? Laut dem Schild an meiner Bürotür heiße ich Joseph Walker und bin im Bereich Accounting tätig. Aber ob das stimmt? Fragen kann ich niemanden, denn im anliegenden Großraumbereich ist keine Menschenseele. Wo sind denn bloß alle? Ich gehe langsam weiter vor und sehe auch auf den Monitoren der Kollegen nur den blinkenden Cursor in der oberen linken Ecke. Als ich mich einem der Rechner nähere, zeigt das System doch eine erste Reaktion und spult eine Liste ab, bis es wenige Sekunden später wieder zum blinkende Viereck zurückkehrt.
Bizarre Wendung
Danach wird es bizarr: Ich stehe in einem weißen Raum. Vor mir wurden schwarze Kreise auf die Wand gekritzelt. Ich schaue mich um und entdecke weitere Botschaften wie "Schau immer nach oben", einen Stuhl sowie eine überdimensionale Tür, deren Griff ich nicht erreichen kann. Bin ich jetzt etwa Alice im Wunderland? Ich ziehe die einzig logische Verbindung und befördere den Stuhl zuerst zur Tür, springe dann auf ihn und tadaaa: Sesam öffne dich! Doch was ich dahinter finde, ist nicht weniger merkwürdig: Ein Abgrund ins weiße Nichts, an dessen Ende ich eine kleine Tür sehen kann. Ich wage den Schritt und scheine sanft nach unten zu schweben, doch hinter der nächsten Tür wartet nur die Dunkelheit. Stecke ich jetzt etwa hier fest? Ich versuche, mich in alle Richtungen vorzutasten - ohne Erfolg. Vielleicht kann ich wenigstens wieder zurück? Jein. Ich kann zwar wieder durch die Tür gehen, lande aber seltsamerweise danach wieder in einem unterirdischen Gang.
Das ganz große Gähnen
Doch das ist nicht das größte Problem, unter dem der bizarre Trip derzeit noch leidet: Am schlimmsten ist, dass einfach nichts passiert und sich kein Gefühl der Bedrohung entfalten kann. Wie denn auch, wenn man die meiste Zeit nur im Schneckentempo durch die Gegend latscht und ständig darauf hofft, nach der Zwangsverschnaufpause möglichst schnell wieder sprinten zu können. Nicht etwa, um panisch vor irgendwelchen schrecklichen Bedrohungen davon zu laufen, denn Gegner sind hier Mangelware. Und kommt es tatsächlich doch mal zu einer „unheimlichen“ Begegnung, strahlen die Kreaturen auf den ersten Blick keine Gefahr aus. Stattdessen sorgt das zumindest im Ansatz gelungene Sounddesign noch am ehesten für Horror-Atmosphäre – sei es durch die Musik oder Effekte wie plötzlich schreiende Babys oder unheilvolle Geräusche. Echte Schockmomente, die durch Mark und Bein gehen, sucht man vergeblich – selbst wenn in der leeren U-Bahn plötzlich eine seltsame Fratze durch das Fenster blickt, bleibt man erstaunlich cool. Warum? Weil man hier zu schnell das Gefühl bekommt, dass einem eh nichts passieren kann – und etwas Schlimmeres kann einem selbst ernannten Horrorspiel eigentlich nicht passieren. So spielt es nachher nicht mal mehr eine große Rolle, ob man sich zu Hause im dunklen Kämmerlein oder hell beleuchteten Büro auf diesen Trip einlässt: Angst, Immersion oder Atmosphäre blitzen hier höchstens im Ansatz auf.
Krampfige Steuerung
Ausblick
Was für eine frustrierende Erfahrung! Montas hinterlässt nach den ersten Stunden einen ernüchternden Eindruck: Statt intensivem Horror, Panik und Angst wartet selbst unter der Zuhilfenahme von Oculus Rift überwiegend die große Langeweile. Schade, denn gerade in den ersten Minuten wirkt alles noch richtig mysteriös und wie eine verstörende Traumwelt, aus der es kein Entrinnen gibt. Doch da weder die bisher nicht-existente Story noch die verunglückte Steuerung einen überzeugenden Anlass bieten, sich weiter durch die trist gestalteten Schauplätze zu quälen, habe ich die Escape-Taste als wirkungsvolle Fluchtmöglichkeit für mich entdeckt. Man soll die Hoffnung zwar nie aufgeben, aber es würde mich schon sehr überraschen, falls Montas am Ende doch doch der immersive, atmosphärische Horror mit starker Story werden würde, den die Entwickler versprechen.
Eindruck: ausreichend
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