Vorschau: Die apokalyptischen Reiter
Eure Welt wird brennen
Total War: Attila entführt in das fünfte Jahrhundert. Europa erlebt zu dieser Zeit eine große Umwälzung: Das Römische Reich hat seine Grenzen überdehnt und das in ein West- und Ostreich gespaltene Imperium wankt. Germanische Volksstämme entreißen den Legionen auf ihrem Zug gen Westen Provinz um Provinz, denn von Osten naht mit den Hunnen unter der Führung ihres Königs Attila auch für sie eine Bedrohung. Die Herrschaft Roms in Europa wankt.
Attila bietet unterschiedliche Startmöglichkeiten abseits der reinen Länderauswahl: So kann man nicht nur eines der großen Reiche übernehmen, sondern auch nomadische Stämme anführen schlüpfen, die von den Horden aus dem Osten vertrieben werden. Als großer Staatenlenker versucht man z.B. eines der römischen Teilreiche gegen die marodierenden Vandalen zu sichern oder Persien zu neuer Blüte zu führen. Hier spielt sich Attila wie gewohnt: Man verwaltet sein Reich auf der Strategiekarte, baut seine Städte aus, verschiebt Armeen und schlägt gewaltige Echtzeit-Schlachten.
Das finstere Mittelalter
Die Vorzeichen für diese turbulente Zeitperiode sind also ungleich finsterer als der Aufstieg glanzvoller Imperien. Zudem sind die äußeren Umstände deutlich widriger, da die großen Völkerwanderungen des frühen Mittelalters
„Attila ist ein Survival-Total-War“ betonte Lead Designer Janos Gaspar im Gespräch bei der Vorstellung in London. Viele Völker erhalten dementsprechend zunächst nur „überleben“ als Ziel in der Kampagne – was vor allem als Nomadenstamm an der Grenze des Römischen Reiches schwieriger ist als gedacht, denn auch die Schäden an Städten und Produktionsstätten haben stärkere Auswirkungen. So ist es jetzt dank eines dynamischen Feuersystems z.B. möglich während der Schlacht die halbe Stadt niederzubrennen. Wenige fehlgegangene Feuerpfeile sorgen mitunter für ein flammendes Inferno, was neue Kampfsituationen schafft und Angriffstaktiken ermöglicht.
Familienbande
Mit Attila wird zudem die fraktionsinterne Politik wichtiger: Neben dem umfangreichen Familienstammbaum, der wie z.B. bei Empire oder Medieval 2 die Thronfolge bestimmt und über Heirat und Adoption beeinflusst werden kann, können politische Ämter besetzt sowie Statthalter bestimmt werden. Die Macht über das eigene Reich setzt sich dabei aus den Werten „Kontrolle“ und „Herrschaft“ zusammen, die wiederum Richtwerte für den politischen Einfluss der eigenen Familie über einfaches Volk und Elite sind. Auch wenn die Folgen der Politik in der 40 Runden kurzen Vorschau-Version noch nicht vollends absehbar waren, gelingt dem politischen Ränkespiel von Rome: Total War eine vielversprechende Rückkehr in anderer Form.
Offen bleibt auch die die Intelligenz der immer noch wankelmütigen Feind-KI auf der strategischen Karte. Zwar
Ebenfalls ärgerlich: Auch bei Attila verhalten sich viele Einheiten im Gefecht störrisch und setzen Befehle recht gemütlich um. Zudem fehlt es den Nahkämpfen immer noch an der monumentalen Wucht von Medieval 2 oder Shogun 2 – zu oft kommt es zu merkwürdigem „Gruppenkuscheln“, bei dem mir die frühere gnadenlose Brutalität der Reihe deutlich zu kurz kommt. Auch der beeindruckende Pfeilhagel früherer Tage ist einfach nicht mehr so spektakulär, selbst wenn die Kulisse ansonsten mit tollen Lichtstimmungen und feinen Soldatenmodellen in Schlachten mit Tausenden von Einheiten überzeugt.
Ausblick
Könnte Creative Assembly die Wiedergutmachung für Rome 2 gelingen? Durchaus! Das fünfte Jahrhundert ist eine äußerst spannende Zeitperiode im römischen Einflussbereich und die neuen Nomadenvölker, Witterungseinflüsse sowie politische Aktivitäten werten die rundenbasierte Strategiekarte auf. Auch die Schlachten mit ihren tausenden Einheiten haben mich während der Vorschau sofort wieder gepackt. Dennoch bleiben einige Fragen offen: Wie gut ist die KI wirklich und kann ihr Wankelmut bis zum Release ausgemerzt werden? Wie drastisch wirken sich politische Entscheidungen aus? Und wie fällt eigentlich die Balance der Hunnen unter Attila aus, die in der Vorschau nur eine kleine Rolle spielten? Spannend ist zudem, ob sich Total War: Attila tatsächlich wie der angekündigte Überlebenskampf spielen wird und auch im Schwierigkeitsgrad drastisch anzieht. Ich bleibe vorsichtig optimistisch.
Einschätzung: gut
Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.