Das Beste aller Welten
Alles in CrossCode wirkt irgendwie bekannt. Die Prämisse z.B., dass man als „Avatar“ in der Welt eines fiktiven Online-Spiels unterwegs ist und mit zahlreichen Figuren interagiert, die weitere menschliche Spieler darstellen sollen, hat bereits die .hack-Serie auf der PS2 von anderen Rollenspielen abgehoben. Die Charakterentwicklung des Action-Rollenspiels ist zwar nur auf eine Klasse beschränkt, erinnert mit ihrer facettenreichen Ausrichtung sowie Darstellung der Fähigkeiten aber dennoch an eine Light-Version des Sphärobretts aus Final Fantasy 10. Und mit dem generellen Aussehen sowie auf den ersten Blick auch der Kampfmechanik schmiegt man sich an die SNES-Variante eines Helden, der schon wiederholte Male ein Fantasy-Land namens Hyrule gerettet hat. Doch das vom Saarbrücker Team Radical Fish Games entwickelte Action-Rollenspiel, das sich erfreulich vom normalerweise mit dieser Schublade assoziierten Hack&Slay abhebt, ist mehr als nur die Summe seiner Einzelteile.
Auch in der simulierten Online-Welt von CrossCode gibt es Spieler, die einem auf die Nerven gehen.
Das Kampfsystem z.B. setzt auf eine geschickte Verbindung von Nah- und Fernkampf, der mit einem Block (reduzierter Schaden) und einer Ausweichmöglichkeit ergänzt und später sogar um Elementarfähigkeiten erweitert wird. Und das alles mit einer eingängigen Steuerung – sehr schön. Ebenfalls sehr angenehm und außerhalb der Zelda-Serie zu wenig praktiziert: Rätsel innerhalb der Dungeons, die Timing und Fingerfertigkeit erfordern. Bereits im umfangreichen Tutorial wird man auf Eventualitäten vorbereitet: Man lernt Mechanismen kennen, die man (teils in Reihe geschaltet) nur über einen akkuraten Wurf eines Energieballes auslösen kann, der bei Kämpfen auch als Fernkampfprojektil dient. Mitunter muss man dabei auch im wahrsten Sinne des Wortes um die Ecke denken (und lenken), was aber dank der gut eingesetzten Physik kein Problem darstellt. Plattformen, kleine Sprungsequenzen, wobei die Figur hier ähnlich wie der frühe Link automatisch springt, ergänzen das Repertoire. Und selbstverständlich findet man auch die eine oder andere Falle, der man tunlichst aus dem Weg gehen sollte.
Das Massively-Multiplayer-Offline-Rollenspiel
Die Charakter-Entwicklung ist umfangreich.
Auch erzählerisch geht man einen interessanten Weg: Man spielt den Avatar von Lea, einer Teilnehmerin in dem Online-Rollenspiel CrossWorlds, das sie in eine Art CyberFantasy-Welt führt. Dies scheint der einzige Weg zu sein, wie Lea ihre Amnesie besiegen und ihre Erinnerungen wieder zurückgewinnen kann. Erschwert wird dies jedoch durch ihre Stummheit in der Spielwelt, die erst nach und nach mit Sprachfetzen erweitert wird. Das Schicksal von Lea und CrossWorlds scheint miteinander verbunden zu sein und während man sich mit dem Avatar auf den „Weg der Alten“ (Path of the Ancients) begibt, kommt man auch dem mysteriösen Schicksal Leas immer näher. Obwohl hier auf Sprachausgabe verzichtet und alles klassisch über Textboxen erzählt wird, baut Radical Fish immer wieder spannende Momente auf und verzichtet auch nicht auf Anspielungen zu Videospielen im Allgemeinen und Online-Rollenspielen im Speziellen.