Vorschau: Lust for Darkness (Action-Adventure)

von Michael Krosta



Publisher: Movie Games S.A.
Release:
Q2 2018
Erhältlich: Digital
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ab 12,74€
Spielinfo Bilder Videos
Ausbaufähige Technik

Anders sieht es bei Gegenständen aus, die tatsächlich einen Informationsgehalt mitbringen. Beim Betrachten von Trophäen wird z.B. deutlich, dass es sich bei Jonathan offenbar um einen Architekten handelt. Kleine Werke in Kombination mit Kommentaren deuteten dagegen an, dass Amanda vor ihrem Verschwinden als Malerin oder Künstlerin tätig war. Von mir aus könnte sich Movie Games auf diese relevanten Aktionen beschränken und auf all den überflüssigen Interaktions-Quatsch bei anderen Gegenständen komplett verzichten. Stattdessen sollte man sich vielleicht lieber auf die Technik konzentrieren: Obwohl nur eine durchschnittliche Kulisse mit recht detailarmen Texturen und Figuren geboten wird, kommt die Darstellung selbst bei niedrigeren Auflösungen ins Schwitzen. Genau wie bei TheNightfall ist die Engine darüber hinaus auch hier nicht in der Lage, ein Spiegelbild abzubilden. Immerhin muss man sich hier aber keinen blöden Vampirspruch oder anderes unpassendes Gefasel anhören. Trotzdem fällt es auch hier nicht leicht, den Ausführungen der amateurhaften Sprecher zu lauschen.

Ein abgefuckter Maskenball

Die Parallelwelt ist nicht unbedingt ein Ort, an dem man länger verweilen möchte.
Die Parallelwelt ist nicht unbedingt ein Ort, an dem man länger verweilen möchte.
Ist man bei dem Anwesen im Nirgendwo angekommen und hat sich durch ein Loch in der hohen Mauer Zugang zu dem kleinen Park verschafft, zeigt das Spiel mit leichten Schleich-Ansätzen eine neue Facette, die sich allerdings nur darauf beschränkt, dem recht kleinen Sichtfeld der maskierten Patrouillen und den Gästen aus dem Weg zu gehen. Man kann weder Ablenkungsmanöver lancieren noch sich geduckt bewegen oder schleichen. Von daher ist der Stealth-Faktor hier extrem rudimentär und erledigt sich mit dem schnellen Fund einer Verkleidung ohnehin recht schnell.

Gelangt man endlich ins Gebäude, wird es in mehrerer Hinsicht bizarr: Zum einen entwickelt sich das Treffen der maskierten Gestalten zu einer wilden Sex-Orgie im Stil von Eyes Wide Shut, bei der nackte Tänzerinnen die Hüften schwingen und die Pärchen sowohl in dunklen Ecken als auch mitten im Saal und auf einer großen Bühne übereinander herfallen. Zum anderen endet das hemmungslose Treiben irgendwann in einem blutigen Massaker und man gelangt durch ein schimmerndes Portal mit einer gewissen Ähnlichkeit zu einer Vagina in eine düstere Parallelwelt, die mit ihren glibberigen Wänden komplett organisch zu sein scheint. Ziemlich abgefuckt? Ja, das kann man wohl so sagen. Dort löst man nach dem Fund von versteckten Teilen nicht nur ein typisches und relativ simples Rätsel rund um Drehscheiben zum Öffnen einer großen Tür, sondern findet dahin auch eine spezielle Maske. Setzt man sie auf, werden Dinge wie Brücken oder Portale sichtbar, die zuvor im Verborgenen geblieben sind. Aber Vorsicht: Lässt man die Maske zu lange auf dem Kopf, verfällt man dem Wahnsinn und stirbt. Leider gibt es keine Anzeige oder zumindest einen grafischen Effekt, an dem man sich an seinem Geisteszustand orientieren könnte. So muss man sich lediglich auf sein Gefühl verlassen, wie lange man das Teil tragen sollte. Zum Abschluss der Beta-Demo wartet schließlich noch eine kleine Fluchtsequenz, die allerdings stark von Trial & Error geprägt lässt und die Dramaturgie eines Outlast vermissen lässt, zumal man hier auch nur davonrennen, sich aber nicht verstecken oder gar wehren kann.
 

AUSBLICK



Sorry, aber ich kann es langsam echt nicht mehr sehen! Movie Games bedient sich bei Lust for Darkness der gleichen Schablone, die man mittlerweile bei gefühlt jedem Indie-Horrorspiel zu sehen bekommt und die mir spätestens nach den furchtbar langweiligen Erlebnissen bei TheNightfall mittlerweile nur noch ein genervtes Gähnen entlockt. Wo liegt der Sinn, sich ständig durch irgendwelche Schubladen oder Schränke zu wühlen oder irgendwelche belanglosen Copy&Paste-Objekte im Detail zu betrachten? Und auch bei den seichten Rätseln und den wenigen billigen Schreckmomenten vermisst man bisher noch Kreativität, die dieses Genre mittlerweile dringend nötig hat. Nur mit der recht expliziten Darstellung sexueller Handlungen oder entsprechenden Konnotationen sowie den Reisen zwischen den Dimensionen hebt man sich etwas von der Standardformel ab. Die übersinnliche Maske bringt zudem das Potenzial für interessante Umgebungsrätsel mit und es gibt noch Hoffnung, dass die Entwickler die Schleich- und Fluchtabschnitte vielleicht ebenfalls noch spannender gestalten. Vor allem dank des guten Soundtracks gibt es im Zusammenspiel mit den bedrohlichen Schauplätzen atmosphärisch ein paar gute Ansätze und auch die Story macht neugierig, weil man wissen will, was es mit dem mysteriösen Kult, der Entführung und der Parallelwelt auf sich hat. Nach den Eindrücken der Beta-Version überwiegen aktuell allerdings meine Zweifel, ob am Ende tatsächlich noch ein richtig gutes Horrorspiel mit kreativen Impulsen entsteht oder sich der Schrecken vor allem aufgrund von ermüdenden Spielelementen entfaltet.         

Eindruck: ausreichend
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Kommentare

haudida_dude schrieb am
Schade, finde das Thema ist in Spielen viel zu unterrepräsentiert und wenn, dann ist es bestenfalls auf pubertärem Niveau. Hatte mehr auf Eyes Wide Shut (Kubrik) als Spiel gehofft.
schrieb am