Armies of Exigo06.06.2004, Paul Kautz
Armies of Exigo

Vorschau:

Strategen werden gerade von packenden Vertretern der näheren Vergangenheit und der Zukunft in Atem gehalten: Codename Panzers, Ground Control 2 und Co. bergen modern verpackten Spielspaß. Doch was ist mit dem guten alten Fantasy-Szenario voller Ritter, Giganto-Spinnen und mächtiger Zauberer, das seit WarCraft 3 etwas zu kurz gekommen ist? Armies of Exigo (ab 34,04€ bei kaufen) rüstet sich, diesen Thron an sich zu reißen.

Gefahr aus dem Untergrund

In der Welt Exigo ist die Hölle los: Menschen und Biester lebten bislang friedlich und harmonisch nebeneinander, bis plötzlich die Armee der »Gefallenen« erwachte, und die ahnungslosen Bewohner der Oberfläche aus der Tiefe angriff. Die einzige Möglichkeit, den dunklen Gegner wieder zurück in seine Gruft zu treiben, ist ihn mit allen Mitteln zu bekämpfen – auf und unter der Erde!

Schlachtfest: Die Kämpfe sind auf größere Gemetzel ausgelegt. Ein gut durchmischtes Einheiten-Kontingent ist hier sehr wichtig.

Armies of Exigo ist im Kern ein klassisches Echtzeit-Strategiespiel: Ihr spielt pro Kampagne eine von den drei Rassen, die selbstverständlich allesamt über höchst unterschiedliche Einheiten verfügen. Rohstoffe müssen abgebaut, Basen erreichtet, Einheiten produziert, Upgrades erforscht werden. Diese schickt ihr dann rasch in die Schlacht, wobei ein ausgeprägtes Stein-Schere-Papier-Prinzip das einseitige Bauen einzelner Truppenarten verhindert. Nichtsdestotrotz stehen hier wie bei StarCraft Massenschlachten auf der Tagesordnung: Ihr könnt bis zu 200 Einheiten produzieren, wobei größere Kaliber wie beim großen Vorbild natürlich als mehrere zählen. Es gibt auch Helden, allerdings spielen die keine so große Rolle wie bei WarCraft 3 – sie haben eben nur spezielle Fähigkeiten, sind aber nicht spielentscheidend. Jede Kampagne umfasst etwa zehn Missionen, in denen ihr u.a. eine Basis eine Zeit lang halten, Gegner von der Karte vertreiben oder spezielle Gegenstände finden müsst – klassisches Missionsdesign.

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Ein Stockwerk tiefer

Der ungarische Entwickler Black Hole hat bewusst Parallelen zu StarCraft in Kauf genommen, und ins mittelalterliche Szenario übertragen: Die Armeen der Gefallenen müssen z.B. erst einen speziellen Untergrund schaffen, auf dem ihre Gebäude einen festen Stand haben – wie die Zerg. Jede Rasse muss auf ihre Versorgung achten, damit Einheiten nachgebaut werden können. Bei den »Biestern« sind das Bisons, die nicht nur leckere Schnitzel abgeben, sondern auch als Kampfeinheiten missbraucht werden können – wieder eine Ähnlichkeit zu den Zerg mit ihren Overlords. Doch jetzt kommt das große Unterscheidungsmerkmal, das AoE von allen bisherigen Strategiespielen abhebt: Es spielt auf zwei Ebenen!

Das Wirken von Zaubern taucht den Bildschirm in ein Effekt-Feuerwerk.

Abhängig von der Mission könnt ihr jederzeit auf Tastendruck zwischen Oberfläche und Unterwelt wechseln, wobei beide Ebenen logisch miteinander verbunden sind: Wenn z.B. oben ein Baum wächst, seht ihr unten die dicken Wurzeln. Die beiden Ebenen sind weit mehr als nur ein grafischer Spaß, sie verlangen vom Spieler ein ausgeprägtes Zwei-Fronten-Denken. Ihr könnt euch unterirdisch hinter einen Feind schleichen, im Erdreich nach versteckten Goldvorräten buddeln, oder den Feind zermürben: Ein Zauberer bringt ein Lavafeld zum Kochen, welches an der Oberfläche eruptiert, ein unterirdisch ausgelöstes Erdbeben lässt oben die Wände bedrohlich wackeln.     

Umgekehrt kann man an der frischen Luft einen Damm zerstören, der folgerichtig das untere Level flutet, ein Verseuchungs-Zauber betrifft beide Ebenen, usw. Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt und hauptsächlich von der Phantasie des Spielers abhängig – eifriges Ausprobieren kann nicht schaden.

Hosen voll: Der links hereinschwebende »Gazer« ist eine Furcht erregende Einheit.

Riesenspinne vs. Gründrache

Wie es sich für ein Fantasy-Szenario gehört, sind die Einheiten angemessen mysteriös: Der »Gazer« ist ein schwebendes tentakeliges Vielauge, aus Sümpfen speien euch Hydras Feuerbälle entgegen, und der Gestaltwandler der Gefallenen kann zu jeder anderen Einheit morphen – inklusive derer Eigenschaften und Möglichkeiten. Das Wetter hat ebenso Einfluss auf die Leistungsfähigkeit eurer Mannen wie die Tageszeit, außerdem gewinnen schlachterprobte Kämpfer an Erfahrung. Momentan feilen die Entwickler noch stark am Balancing der Einheiten, denn gerade unsichtbare Krieger (wie anno dazumal auch die Templer der Protoss in StarCraft) sind momentan noch zu mächtig – jedoch sind die Entwickler zuversichtlich, bis zum Release am 3. September die ideale Mischung aus Truppen-Reichtum und Spielbalance zu finden. Stolz sind die Programmierer jedoch jetzt schon auf die gelungene Wegfindung: Eure Schergen such selbständig nach dem idealen Weg, weichen Gegner-Ansammlungen aus und finden sich auch im Untergrund problemlos zurecht. Falls euch doch direkte Kontrolle über die Massen lieber ist, könnt ihr alle auf dem Bildschirm befindlichen Einheiten zu einer großen Armee zusammenfassen – und somit spielend ganze Heere mit einem Mausklick bewegen, die dabei stets in gewählten Formationen stolzieren.  __NEWCOL__

Falls euch das mitgelieferte Missions-Kontingent nicht ausreicht, greift ihr zum beiliegenden Editor. Mit dem dürft ihr nicht nur einzelne Missionen, sondern ganze Kampagnen designen - inkl. gescripteter Zwischensequenzen, wobei das Scripting hier per Drag&Drop ausgeführt wird.

PC-Kino

Optisch fällt gleich zu Beginn das unglaubliche Render-Intro auf, das nicht nur die Blizzard-Filme locker in den Schatten stellt, sondern auch problemlos auf der großen Leinwand gezeigt werden könnte – kein Wunder, schließlich steckt ja auch Filmfirma Cinergi dahinter, die u.a. auch am Final Fantasy-Streifen gewerkelt hat. Insgesamt sollen insgesamt 15 Minuten Rendermaterial das Spiel prächtig ummanteln, alle anderen Sequenzen werden in Echtzeit abgespielt – eine gute Gelegenheit, die Detailfülle und weichen Animationen der Figuren zu begutachten.

Die Einheiten bestechen durch liebevolle Feinheiten.

Auch die Landschaften sind liebevoll gestaltet und mit vielen netten Kleinigkeiten versehen, die das Bild glaubhaft machen: Ein dezenter Wassereffekt lässt Seen und Flüsse hübsch plätschern, Einheiten hinterlassen Fußspuren, Bäume und Büsche wiegen sich sanft im Wind und der Oger-Krieger trägt ein Gestell auf dem Rücken, an dem einige Totenköpfe hin und her wackeln. Da die Schatten in Echtzeit berechnet werden, passen sie sich dem Stand der Sonne an, die sich während einer Partie unaufhörlich bewegt. Darüber hinaus ist ein Großteil der Umgebung interaktiv: Ihr könnt (und müsst gelegentlich) Brücken sprengen, könnt Lawinen hervorrufen oder im Untergrund herumbuddeln.   

Ausblick

Hossa, was für eine Überraschung: Armies of Exigo ist weit mehr als »nur« ein weiteres Fantasy-RTS. Alleine die clevere Untergrund-Idee bietet so viele taktische Möglichkeiten, dass das Treiben im Dunklen fast schon wichtiger ist als das Getümmel an der Oberfläche. Die feinen Anlehnungen an StarCraft sind geschickt ins Szenario ingetriert, so dass AoE mehr mit dem Sci-Fi-Klassiker als mit dem offensichtlicheren Gegenspieler WarCraft 3 konkurriert. Allerdings ist noch einiges zu tun, speziell das Balancing dürfte die Ungarn noch ordentlich auf Trab halten. Ich bin sehr gespannt auf das Ergebnis – hier dürfte sich noch so mancher alteingesessener Entwickler wundern..

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