Battlefield 224.05.2005, Paul Kautz
Battlefield 2

Vorschau:

Teamspieler aus aller Welt beten zittrig den 23. Juni herbei – denn an diesem Tag soll endlich das heiß erwartete Battlefield 2 (ab 21,91€ bei kaufen) in den Läden stehen. Wir haben uns für die Vorschau in die Schlachtfelder der Zukunft geworfen – und verraten euch, wieso diese Bezeichnung gleich in mehrfacher Hinsicht zutrifft.

Schlacht-Crashkurs

Ein schöner Tag im Nahen Osten: Vom Flugzeugträger aus hat man einen herrlichen Blick auf die in der Sonne glitzernde See, der Senkrechtstarter und der Kampfhelikopter stehen auf dem Deck, in der Ferne kann man im Dunst der Steppe noch ganz leicht

Auf dem Schlachtfeld ist noch immer die Hölle los - in Battlefield 2 mehr denn je.
die Konturen der Stadt erkennen. Kleiner Ausflug gefällig? Im Schlauchboot dümpeln wir gen Festland, nur um von einer vorwitzig geworfenen Granate empfangen zu werden: ach, richtig - es herrscht ja Krieg! Battlefield 2 ist die konsequente Weiterentwicklung von Battlefield 1942 und Battlefield: Vietnam. Entwickler Digital Illusions hat die Korea- und Irakkonflikte übersprungen, und wirft uns im neuesten Teil in die fiktiven Scharmützel einer nahen Zukunft.

Battlefield 2 lässt den Spieler nicht so im Dunklen tappen, wie es noch die Vorgänger taten – alles wird per hilfreichem Text erklärt, es gibt sogar ein »Boot Camp« betiteltes Tutorial, in dem eine militärisch angehauchte Stimme alle Neulinge mit den wichtigsten Spieleigenschaften vertraut macht. Fragen wie »Wofür sind die Flaggen gut? Was macht das Radar? Wie benutze ich die Artillerie?« dürften nach einigen Übungsrunden aus der Welt geschafft sein. Währenddessen macht ihr auch mit den generalüberholten Bots Bekanntschaft, die Kenner der flaschigen Vorgänger überraschen dürften: Oh mein Gott, die Jungs scheinen wirklich zu wissen, was sie da tun! Die KI hat z.B. tatsächlich das brauchbare Autofahren gelernt: Statt wie eine Ratte im Labyrinth von Hindernis zu Hindernis zu stolpern, sitzt ein über das Einsatzgebiet Bescheid wissender CPU-Schumi am Steuer, 

Teamarbeit ist immer noch das A und O - Einzelkämpfer haben in BF2 nichts verloren.
welcher zwar gelegentlich von seinem Arbeitseifer übermannt wird und den Spieler rigoros überfährt, aber sonst tatsächlich vernünftige Routen fährt. Noch wichtiger ist das dazu gewonnene Wissen hinsichtlich der Fahnen: War es in den Vorgängern faktisch allein eure Aufgabe, beim Spiel mit Bots die Ticket-Übermacht an euch zu reißen, sind eure künstlichen Kameraden jetzt mit flammendem Eifer dabei – das gilt natürlich ebenso für die Gegner. Die schießen zielsicher, nutzen Versteckmöglichkeiten, nehmen vor euch auch schon mal die Beine in die Hand und haben mit ihren Lemming-gleichen Vorgängern in etwa so viel zu tun wie Faustkeil mit Scharfschützengewehr.

Mediziner an die Front!

Zu Beginn findet ihr euch stets im aufgeräumten »Battlefield HQ« wieder: Von diesem Dreh- und Angelpunkt gelangt ihr nicht nur in jeden Bereich, sondern habt auch stets eure Statistiken im Blick: Wann war euer letztes Gefecht? Welchen Rang bekleidet ihr gegenwärtig? Und was am wichtigsten ist: Welcher Spielergruppe gehört ihr an? Denn ihr dürft unter drei Parteien mit je sieben Soldatenklassen wählen: US Army, Chinesische Rote Armee und »Middle East Coalition« hätten euch gern im Team. Ihr dürft den Sturmgruppen angehören, Scharfschütze sein, unter die Sanitäter gehen oder den Schraubenschlüssel als Ingenieur schwingen. Jede Klasse hat unterschiedliche Agilitäts- und Panzerungswerte, Aufgabengebiete sowie Waffen: Während der »Anti Tank« z.B. einen dicken Raketenwerfer schwingt, liegt die Hauptaufgabe des »Sniper« naturgemäß beim Blattschuss aus weiter Entfernung.

Keine Chance für Camper: Durchlässige Mauern und viele Angriffspunkte machen Lauerern das Leben schwer.
Der Mediziner ist dieses Mal übrigens weitaus mehr als die ungeliebte nutzneutrale Klasse. Im Gegenteil: als Teil des Teams werdet ihr ihn schnell zu schätzen wissen, denn werdet ihr nur stark verwundet, aber nicht getötet, könnt ihr innerhalb einer 15 Sekunden-Frist von ihm wieder belebt werden, und müsst nicht erst auf einen verzögerten Spieleintritt warten – ein guter Teamführer sorgt also immer dafür, dass seine Gruppe von einem zuverlässigen Trupp Medizinmänner begleitet wird.

Im Gegensatz zu den braunen (BF 1942) und braun-grünen (BF: Vietnam) Schlachtfeldern der Vorgänger finden die hiesigen Kämpfe in einem arabisch angehauchten Szenario statt – euch erwarten Steppen, Oasen und vor allem Städte. Die Entwickler wollen Scharfschützenfeste wie in den Vorgängern möglichst vermeiden, und legen daher den Schwerpunkt auf den spannenden Häuserkampf, bei dem hinter jeder Ecke ein Gegner lauern kann. Darüber hinaus wird Campern das Leben so schwer wie möglich gemacht: Nicht nur tosende Artillerieschläge treiben Lauerer aus ihren Verstecken (bzw. lassen sie weit durch die Luft segeln) – auch durchlässige Mauern und Zäune sorgen dafür, dass sich Feiglinge öfter zeigen müssen. Gegenwärtig dürfen bis zu 64 Rambos gegeneinander antreten, bis zum Release im Sommer sollen sich über 100 Mann auf den sich automatisch der Spielerzahl anpassenden Karten tummeln - womit BF2 dem direkten Konkurrenten Joint Operations gefährlich nahe kommt.        

Kein »ich« in »Team«

In vielerlei Hinsicht bleibt Battlefield 2 den Stärken der Serie treu: Ihr verfügt über einen umfangreichen Fuhr- und Flugpark, dürft u.a. Panzer, Jeeps, Amphibienfahrzeuge, Senkrechtstarter, Kampfflugzeuge, Jagdhelikopter und Schlauchboote benutzen; außerdem warten stationäre Geschütze und die Artillerie auf ihre Benutzung.Außerdem gibt es dieses Mal ein High-Tech-Arsenal an Waffen: lasergesteuerte Bomben, hitzesuchende Raketen, Scharfschützgewehre, (schallgedämpfte) Pistole, Schrotgewehr – hier dürfte für jeden Militärfreund was dabei sein, wobei das Nachladen für jede Waffe unterschiedlich lang dauert. Neu ist, dass ihr für jeden

Ein Teil der Umgebung ist zerstörbar.
erfolgreichen Frag, für jede geschnappte Flagge langsam im Rang steigt, bis ihr unter Tadaaa in einen neuen Rang befördert werdet, der bis zum General reicht. Solch’ schlachterprobte Spieler können auch basisdemokratisch zum Commander befördert werden, welcher das Spielgebiet strategisch überwacht, und seinen Einheiten Anweisungen geben kann. Außerdem schalten höhere Ränge auch neue Waffen oder Fahrzeugdekorationen frei.

Die Battlefield-Reihe lebte schon immer von Teamplay, das wird sich auch in BF2 nicht ändern: Noch immer geht das Erobern von Flaggen vor das reine Geballere: wer nur auf flotte Frags aus ist, hat das Spiel im »Conquest«-Modus schnell verloren. Digital Illusions verspricht weitaus bessere Community-Unterstützung mit Buddy-Listen, ausufernden Statistiken, Clan-Support und vielem mehr – außerdem werden Killsteals durch den »Kill Damage Assist« vermieden: Wenn ihr einen Feind anschießt, er aber von einem anderen Spieler getötet wird, bekommt ihr trotzdem einen Teil der Belohnung und geht nicht, wie sonst üblich, leer aus.

Kein Walkürenritt

Optisch erinnert Battlefield 2 auf den ersten Blick an die BF1942-Mod »Desert Combat« - auf den zweiten Blick offenbaren sich aber die Unterschiede deutlich: Das Spiel beruht auf einer komplett neu geschriebenen Grafikengine, und zeigt weitaus mehr Details. Das fängt z.B. schon bei den weitaus feineren Spielermodellen an, die nichts mehr mit den Bauklotz-Figuren aus BF1942 noch mit den Plastikpuppen aus BF: Vietnam zu tun haben. Lauft ihr durch das dichte Gras, schrecken schon mal Vögel vom Boden auf und schwirren lauthals krakeelend an euch vorbei. Eine Explosion hinterlässt gewaltige Staubschwaden, die sich erst nach einiger Zeit lüften, fetzige Detonationen künden von erfolgreichen Einschlägen – und realistisch durch die Luft gewirbelte Körper geben einen Hinweis

Aus der Luft bekommt ihr die tolle Grafik besonders gut zu sehen.
auf die Ragdoll-Physik. Die Umgebung ist jetzt teilweise zerstörbar, die richtige Firepower vorausgesetzt gibt es großartige Spezialeffekte wie die Bildverzerrung nach einem nahe liegenden Granateneinschlag. Das realistisch glitzernde Wasser, welches sanft und übergangslos an die Ufer schwappt, sucht im Shooter-Bereich übrigens seinesgleichen! Das Ganze hat natürlich wieder mal seinen Preis: Unter einem Gigabyte RAM lädt sich das Spiel an jedem Szenario zu Tode, ohne High-End-Grafikkarte müsst ihr auf viele Details verzichten.

Natürlich gibt es wieder ordentlich was auf die Ohren: Im Hauptmenü wartet sanfte Musik, die dezent an die Menüklänge von BF1942 erinnert. Im Spiel gibt es keine Noten, dafür aber umso mehr Bässe – brachiale Explosionen, krachende MGs, dazu jede Menge Sprachausgabe seitens der Spieler, die sich entweder auf vorgefertigte Kommandos verlassen oder eigene Sprüche klopfen können - dieses Mal auch via Voice-over-IP. Die Einbindung eigener Soundfiles wie in BF: Vietnam ist dieses Mal leider nicht möglich – während es dort Teil der Spielatmosphäre war, hätte es in dem modernen Szenario laut Entwickler nur gestört.     

Ausblick

Man muss kein Hellseher sein, um Battlefield 2 eine glänzende Zukunft in der Mehrspielergemeinde zu prohezeihen. Entwickler DICE hat sich die Konkurrenz genau angesehen, und somit ein Game erschaffen, das das Beste aus der Battlefield- und Joint-Operations-Reihe vereinigt, mit bewährten Stärken und ausgemergelten Schwächen. Die verbesserten Bots sorgen für ein spürbar spaßigeres Soloerlebnis, die großartige Grafik macht Mehrspielergefechte zum opulenten Schlacht-Kunstwerk. Allerdings haben die Entwickler noch einiges an Optimierung vor sich, denn im gegenwärtigen technischen Zustand schließt BF2 einen Großteil seiner potenziellen Kundschaft aus: Heftige Hardwareanforderungen und hohe Absturzfreudigkeit lassen bis zum Juni-Release noch viel Platz für Verbesserungen.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.