Chrome: SpecForce03.05.2005, Paul Kautz
Chrome: SpecForce

Vorschau:

In gut zwei Monaten, etwas über anderthalb Jahre nach Chrome, kommt der Nachfolger SpecForce in die Geschäfte. Wir hatten die Möglichkeit, ausgiebig eine weit fortgeschrittene Preview-Version zu zocken. Hat dem polnischen Entwickler Techland die Zeit gereicht, einen konkurrenzfähigen Shooter zu designen?

Bewaffneter Leichenfledderer

Chrome war nicht der große Hit: Es gab eine Mischung aus Halo und Deus Ex, dazu eine Spur Unreal 2 – klang viel versprechend, war aber leider zu viel des Guten, und damit kein großer Bringer. Ähnliches droht auch SpecForce, denn das Spiel erinnert in seiner derzeitigen Form (etwa 85% der Entwicklung sind abgeschlossen) in vielerlei Hinsicht fatal an seinen Vorläufer. Das Spielprinzip ist unangetastet: Noch immer spielt ihr den Mustersöldner Logan, der sich der Elite-Einheit »SpecForce« angeschlossen hat, und jetzt als Ein-Mann-Armee bösen interplanetaren Konzernen auf den kriminellen Leib rückt. Euer streng lineares Aufgabenspektrum führt euch auf mehrere Planeten, auf denen ihr nicht nur massenhaft Klon-Gegner eliminiert, sondern auch Sprengsätze platziert 

Es grünt so grün: Ein Teil von SpecForce spielt im dicht bewachsenen Dschungel.
oder an speziellen Terminals Viren hochladet. Ihr werdet dabei oft von KI-Kollegen begleitet, die allerdings meist nur als Rückendeckung dienen - im Inneren von Gebäuden spielende Aufträge müsst ihr immer selbst erledigen. Getötete Widersacher könnt und solltet ihr nach Fundsachen durchwühlen - sei es Munition, ein Heilpäckchen oder eine neue Waffe. Allerdings hat euer Inventar nur begrenzt Platz, ihr müsst also taktieren, ob z.B. der dicke Raketenwerfer wichtiger ist als eine kleinere Waffe samt Munition.

Wie jeder gute Soldat verfügt ihr über eine dicke Schutzpanzerung, die darüber hinaus noch allerlei nützliche Extras beherbergt: eine Tarnvorrichtung, einen Muskelstimulator (um schneller rennen zu können), eine Zeitlupenfunktion oder einen Energieschild. All diese Goodies fressen gehörig Strom, den ihr mittels spezieller Akkus wieder auffüllen könnt. Außerdem verfügt der Anzug über ein integriertes Hacker-Tool, mit dem ihr euch Zugang zu verschlüsselten Informationen verschaffen oder Tore öffnen könnt. Das funktioniert nach dem Memory-Prinzip, bei dem ihr zwei oder mehr identische Symbole finden und aufdecken müsst – natürlich unter dem Druck der begrenzten Zugmöglichkeiten.

Kichernde Mechs

Fußfaule Spieler können ihre Sohlen schonen - Techland hat vielerlei Fortbewegungsmittel integriert: vom flotten Buggy bis zum dick bewaffneten Mech ist alles vorhanden, was schnell ist und noch schneller feuern kann. Die Steuerung der Kisten ist sehr einfach gehalten, allerdings dürft ihr sie nur begrenzt einsetzen; den größten Teil des Spiels verbringt ihr per pedes. Nur so könnt ihr mit Objekten interagieren, was allerdings recht fummelig gelöst ist: Ein Fahrstuhl lässt sich z.B. nur bedienen, wenn ihr pixelgenau das Aktionsfeld anvisiert - eine etwas großzügigere Abfrage würde

Es braunt so braun: Mit dem Mech stapft ihr über einen trostlosen Forschungsplaneten.
hier unnötiges Hin- und Hergerücke ersparen. All das bekommt ihr in einem umfangreichen Tutorial gezeigt, welches euch auch mit der Bedienung eurer Knarren, die von Pistole über Scharfschützengewehr bis zum MG nichts Aufregendes bieten, vertraut macht.

Habt ihr die gegenwärtig noch sehr langen Ladezeiten abgewartet, präsentiert sich vertraute Optik: Zwar sind Wälder dichter bewuchert und Gegner detailreicher, aber im Großen und Ganzen erinnert die Kulisse stark an Chrome – mit dem Unterschied, dass es jetzt nicht mehr so viele grüne Dschungel-, sondern mehr braun-graue Gefilde gibt. Auch die grob gehauenen Figuren, bei denen speziell die Gesichter mit einer Axt designt zu sein scheinen, sind von der Eleganz eines Half-Life 2 oder Halo 2 Lichtjahre entfernt – ebenfalls ein bekannter Malus. Dafür läuft die Engine sehr schnell und die im späteren Spielverlauf auftauchenden, an Dinosaurier erinnernden, Tiere sind schön abgefahren. Eure Hatz wird von sehr gelungener, dramatischer Musik begleitet, aber von sehr mäßigen Effekten ergänzt; speziell das Ballern eines Mechs klingt nicht nach einer dicken Wumme, sondern eher, als ob das Stahl-Ungetüm kichern würde.       

Ausblick

SpecForce haut mich in seiner jetzigen Form nicht aus den Socken: Die flotte Grafik ist in vielen Bereichen grob gehauen, tendiert ins Dauerbraune und lädt ewig. Die Bedienung ist über weite Teile fummelig, das Missionsdesign abwechslungsarm. Okay, die Landschaftsgestaltung lässt viel Platz für taktische Spielereien, aber was nützt mir das, wenn die Gegner entweder so doof sind, dass ich sie auf jegliche Entfernung mit einem Schuss wegbekomme, oder so fies platziert, dass ich sie in dem dichten Blätterwald trotz angeblich intelligenter Zielhilfe nicht zu sehen kriege? Das Game wirkt auf mich mehr wie ein Chrome-Add-On als wie ein weiterentwickelter Nachfolger – und damit in vielerlei Hinsicht schlicht veraltet. Lediglich die gelungene dramatische Musikbegleitung erfreut gegenwärtig mein Spielerherz; das generelle Spieldesign schreit noch nach sehr viel Feinschliff.

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