Faces of War07.08.2006, Marcel Kleffmann
Faces of War

Vorschau:

Hurra: Und wieder dient der Zweite Weltkrieg als Grundlage für ein Echtzeit-Taktikspiel. Aber zum Glück beschreitet Faces of War (ab 5,04€ bei kaufen) einen anderen Weg als viele Konkurrenten. Ihr kommandiert keine Armee! Lediglich eine überschaubare Einheit aus Fußsoldaten ist empfänglich für eure Order. Klingt interessant? Dann Wegtreten zur Vorschau…

"An die Front!"

In Trümmer gelegte Häuser säumen einen belagerten Marktplatz in einer französischen Kleinstadt. Überall sind Sandsack-Barrieren aufgebaut und entlang dieser praktischen Deckungsmöglichkeiten schleicht sich Schritt für Schritt eine aus sechs Soldaten bestehende Einheit vorwärts. Als Kommandant dieser Truppe schicke 

Die Missionen in den drei Kampagnen sind an bekannte Schlachten wie die Landung in der Normandie, die Winteroffensive in den Ardennen und den Sturm auf Berlin angelehnt.
ich meine Untergebenen von einer sicheren Deckung zur nächsten. Mehr muss ich praktischerweise nicht machen, da die Mannen selbstständig die Prioritäten bei der Feindbekämpfung erkennen und eigenständig angreifen oder verteidigen.

Kommt eine Granate geflogen, hechten meine Soldaten aus der Explosionszone. Häufig muss ich nicht einmal das Kommando zum Vorrücken geben, weil die Soldaten automatisch losmarschieren, sich eine neue Deckung suchen, den Feind unter Beschuss nehmen und sogar MG-Nester mit Granaten beharken. Was bleibt da für einen Kommandanten noch zu tun? Bis auf Zuschauen nicht viel, außer im Notfall einzugreifen oder den Vormarsch der Untergebenen gelegentlich zu unterbrechen. Sollten die von der guten künstlichen Intelligenz geführten Soldaten schließlich in einen Hinterhalt geraten, lässt sich der Fehler mit einem manuellen Rückzug korrigieren, sofern nicht der Computer entscheidet, dass es sinnvoller und lohnenswerter wäre zu kämpfen.

Schlaue Supersoldaten

Obwohl eure Feinde über die gleichen geistigen Fähigkeiten verfügen, haben eure Soldaten einen großen Vorteil und zwar viel mehr Gesundheitspunkte. Während die Gegner bereits nach wenigen Schüssen aus den Stiefeln kippen, stecken eure Soldaten deutlich mehr Treffer ein - Beispiel gefällig? Wenn ein Panzergeschoss direkt neben euren Leuten ein Gebäude einreißt und die Soldaten in hohem Bogen weggeschleudert werden, sind sie keinesfalls dem Tode nahe, sondern nur kurze Zeit

Eure Soldaten verfügen über begrenzte Waffen- und Munition im eigenen Inventar und können Ausrüstung von den Feinden plündern. Dies ist jedoch selten notwendig.
bewegungsunfähig und spazieren dann weiter. Die anschließend sinnvolle Erste Hilfe-Pause könnt ihr höchstpersönlich befehlen oder ihr wartet bis eure Kämpfer automatisch eine Rast zum Verbinden einlegen. Trotzdem solltet ihr mehreren MG- oder Antitank-Geschützen in Kombination mit Fahrzeugen aus dem Weg gehen, sonst geratet ihr ins gefährliche Kreuzfeuer.

Direktsteuerung

Die Intelligenz der Soldaten ist zugleich Segen und Fluch: Einerseits liefern sie eine fast perfekte Kampfformation ab, die man als Spieler sicherlich nicht in dem Ausmaß in Echtzeit schaffen könnte. Besonders in der Kombination der Spezialfähigkeiten (Flammenwerfer, Granaten, Panzerfaust, etc.) liegt die Stärke der künstlichen Intelligenz. Andererseits nehmen euch die Soldaten zu sehr das Ruder aus der Hand und degradieren euch zum "kommandierenden Zuschauer". Wenn die KI allerdings mit der Situation überfordert ist oder nicht in eurem Sinne vorgeht, liegt es an euch zum Rückzug blasen oder die Leute per Direktsteuerung zu manövrieren – wie schon beim indirekten Vorgänger Soldiers: Heroes of the WW2. Im Kampfalltag ist diese Soldatensteuerung jedoch kaum von Wert und hilft tatsächlich nur, wenn die Wegfindung nicht mitspielt, eure Leute lieber kämpfen wollen oder ihr die Physik-Engine als Abrissunternehmer testen wollt. 

Fahrzeug-Eroberungen

Falls ihr ein Standgeschütz oder Fahrzeug (Panzer, etc.) erobert habt, könnt ihr es ebenfalls direkt steuern, was wirklich spaßig ist oder ihr überlasst dem Computer die Zielentscheidung. Solche gekaperten Fahrzeuge oder Geschütze sind generell ein mächtiger Trumpf und greifen eurer kleinen Stoßtruppe immens unter die Arme, besonders in Bezug auf die Feuerkraft. Nichtsdestotrotz

Ein Großteil der Missionen ist sehr aufwändig in Szene gesetzt. So kämpft ihr mit weiteren computergesteuerten Soldaten-Kollegen und erlebt diverse geskriptete Ereignisse wie die Ankunft eines Eisenbahngeschützes. Die Landung am D-Day darf ebenfalls nicht fehlen.
müsst ihr bei der Eroberung dieser Schätze eine gewisse Vorsicht walten lassen, da solch strategisch wichtige Waffen oft mehrfach beschützt sind und auch in den harmlosesten Häusern oder Ruinen Feinde lauern könnten.

Neben der relativen Einflusslosigkeit des Befehlshabers fällt es in den Gefechten oft schwer, den Überblick zu behalten und das nicht nur weil die Icons/Markierungen bei der Auswahl eurer Leute fast genauso aussehen wie die grünen bzw. ockerfarbenen Bodentexturen. Schlimmer wird es noch, wenn vom Computer gesteuerte Statisten durchs Schlachtfeld wetzen. Bei diesen Massenansammlungen könnt ihr von weitem gar nicht erkennen, wer zu eurem Team gehört und wer nicht. Abseits dieser Unzulänglichkeiten entschädigt zumindest die entstehende Weltkriegs-Atmosphäre, die euch als Teil einer größeren Schlacht zeigt – etwa, wenn ihr stetig vorrückenden Panzern Feuerschutz gebt und mit ihnen vorrückt.

Prachtkulisse

Downloads & Videos

Download: Singleplayer-Demo (334 MB)

Video: Trailer 1 (Laufzeit: 0:31 Min.)

Video: Gameplay 1 (Laufzeit: 3:24 Min.)Trotz der unübersichtlichen Gefechte ist die Kulisse ein Hochgenuss. Egal in welche der drei Kampagnen (Deutsche, Alliierte, Russen) ihr euch das Blei um die Ohren schießt: die Schauplätze strotzen vor Detailverliebtheit. Man wird fast das Gefühl nicht los, als würde man den Zweiten Weltkrieg in einer Miniatur-Baukasten-Welt nachspielen. Insbesondere Gebäude, die sich dynamisch und mehrstufig zerstören lassen, unterstreichen diesen Eindruck. Berechnet wird die ganze Zerstörungsorgie von einer Physik-Engine, welche z.B. die Bausteine von gesprengten Sandsackbarrieren wunderschön in alle Himmelsrichtungen verteilt und dort liegen bleiben lässt.

Ausblick

Mit Faces of War kann ich mich nicht richtig anfreunden. Das liegt keinesfalls an der Kulisse oder der Präsentation, denn Grafik- und Physik-Engine zaubern eine Schlachtlandschaft auf die Monitore, die problemlos mit Ego-Shooter-Kriegsatmosphäre à la Call of Duty mithalten kann. Auch an den umfangreichen Missionen, die mit vielen geskripteten Ereignissen gespickt sind, liegt es nicht. Das große Problem ist die Künstliche Intelligenz: Nein, nein, eure Leute sind nicht etwa doof, sondern fast schon zu klug, eigenständig und aggressiv. Euer Team arbeitet wunderbar zusammen, rückt selbstständig vor, greift alles und jeden automatisch an und verwendet sinnvoll die Spezialfähigkeiten, was euch als Kommandanten eigentlich nur zum Beobachter macht. Nur bei seltenen Aussetzern oder extrem komplizierten Manövern müsst ihr manuell eingreifen und das ist für mich als Echtzeit-Taktiker viel zu wenig Arbeit.

Ersteindruck: befriedigend

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