Maelstrom17.01.2007, Marcel Kleffmann
Maelstrom

Vorschau:

Die russischen Entwickler von KDV Games haben sich mit Perimeter bereits einen Namen unter Strategiespielern mit Sinn für Innovation gemacht: Terraforming zwecks Energiegewinnung, dynamischer Einheitenwechsel und kluger Schutzschildausbau. Auch Maelstrom (ab 1,15€ bei kaufen) soll frische Impulse ins Genre bringen. Welche Spielereien und physikalischen Kniffe euch in Maelstrom erwarten, verrät die Vorschau.

Endzeit-Zukunft Nr. 231

Bis zum Jahr 2050 wird die Erde das Opfer allerlei ökologischer Großkatastrophen. Das Resultat der drastischen Umweltveränderungen kommt einer Apokalypse nahe: Das Wasser auf dem ehemals blauen Planeten ist rar geworden. Große Teile der Erdoberfläche sind in der Zukunftsvision von KDV Games eine wüste Einöde, nur zerstörte Städte und verlassene Bauwerke bergen Erinnerungen an bessere Tage. Um die letzten Ressourcen entbrennt ein Krieg zwischen zwei Erdlingen und einem 

In der fertigen Version könnt ihr eure Basiskontrolle in die Hände der KI geben, was bisher nicht sehr hilfreich war. Bei unseren Testspielen riss die KI selbstständig immer ein Gebäude ab, nur um es danach wieder aufzubauen und zu zerstören.
außerirdischen Aggressor...

Drei Parteien wollen die Erde

Zunächst wären da "die Aufrechten", wie sich die Mehrheit der überlebenden Menschen bescheiden nennen. Angeführt vom ehemaligen US-Marinekommandeur James Buchanan trumpfen die Aufrechten durch ihre zahlenmäßige Überlegenheit auf, vor allem wenn sie Guerilla-Taktiken oder verrostete Fahrzeuge verwenden. Sie stehen außerdem auf Sprengkörper in allen Facetten und können in Verbindung mit ihren Fähigkeiten zur Tarnung für explosive bis nukleare Überraschungen sorgen.

Moderner und ohne dermaßen viele Anhänger präsentiert sich das "Kosmitron". Unter dem Befehl von Mastermind Arian Khan werden High-Tech-Maschinen in die Schlacht geführt, die sich ähnlich wie in Perimeter transformieren können (Kampf-Buggies verwandeln sich in Standgeschütze oder Panzer in fliegende Bomber) - sogar Gebäude lassen sich verwandeln.

Als lachende dritte Fraktion entpuppen sich die "Hai-Genti" aus den Weiten des Universums, die mal wieder einen Planeten ausbeuten wollen. Ihr Anführer hört auf den Namen "Momon" und schickt seine aus Larven schlüpfenden biotechnologischen Kämpfer in die Schlacht um die letzten Wasservorräte, schließlich sind sie im Grunde genommen Wasserwesen. Ist irgendwann die gesamte Karte geflutet, sind die Hai-Genti glücklich und siegreich.

Kampagnen mit Helden

Die drei Fraktionen unterscheiden sich folglich in der grundlegenden Spielweise und kämpfen um die Überreste der Erde, so will es jedenfalls die Kampagne. Wer Perimeter kennt, weiß der Feldzug war zwar interessant, aber es fehlte an

Jede der drei Fraktionen schickt mehr als ein Dutzend Truppen ins Gefecht, die allesamt mit gewissen Vor- und Nachteilen behaftet sind. Raketenwerfer-Buggies sind effektiv gegen anrückende Helikopter, tun sich mit Fußtruppen jedoch schwer.
Identifikationsfiguren und generell war die Geschichte unzugänglich, wenn nicht gar zu abgehoben. Bei Maelstrom machen es die Entwickler besser und lassen bis zu drei Helden pro Partei für die gute Sache kämpfen. Anhand der Protagonisten kommt die Geschichte in Schwung und kann besser nachvollzogen werden, selbst wenn die Sprachausgabe in den Ingame-Zwischensequenzen nicht lippensynchron funktioniert.

Klassischerweise gewinnen die Helden im Gefecht an Erfahrung, was sich nicht nur in der Erhöhung von Lebenspunkten oder Schaden niederschlägt, sondern ebenfalls in den Spezialfähigkeiten, die sich einzeln freischalten und später verbessern lassen. Sasha Antonova von den Aufrechten kann sich und einige Einheiten im Umfeld tarnen (solange sie nicht angreifen) und James Buchanan darf (mehrere) ferngezündete Cluster-Bomben oder gar einen Nuklearsprengsatz platzieren.  

Khan vom Kosmitron friert gerne gegnerische Einheiten in einem Gebiet ein oder feuert die brandheiße orbitale Laserkanone ab (vgl. Ionenwerfer). Die Aliens hingegen antworten mit einer Riesenwasserbombe oder einem brennenden Meteor - beide ausgesandt vom Mutterschiff im Erdorbit. Fast all diese Spezialfähigkeiten sind enorm durchschlagskräftig und haben teilweise beeindruckende Effekte auf die interaktive und zerstörbare Umgebung, was Spielraum für durchaus kreative Taktiken öffnet.

Das Spiel mit den Elementen

Neben der Echtzeit-Änderung der Umgebung ist der fließende Tag-/Nacht-Wechsel (mit Scheinwerfern bei den Fahrzeugen) beeindruckend.
Physik pur: Der Alien-Meteor setzt die Umgebung in Brand und reißt ein echtes, tiefes 3D-Loch in den Boden. Um die Physik-Engine weiter zu bemühen, könnt ihr anschließend eine Wasserbombe in den Krater werfen und voilà, ihr habt einen künstlichen See. James Buchanan kann den See kurzfristig verdampfen lassen oder ihr friert den Teich zu, was natürlich sehr schade für Hai-Genti-Einheiten wäre, die gerade ihren Freischwimmer machen, denn die Außerirdischen bewegen sich unter Wasser schneller als an Land.

Diese Frost/Wasser/Feuer-Spielereien kommen viel häufiger zum Einsatz als bei dem Beispielmeteoriten. Ihr könnt Flüsse zufrieren oder verdampfen, um diese Engstellen mit Bodeneinheiten zu passieren, sofern eure leichten Fahrzeuge (wie Buggies oder Raketenjeeps) keine Amphibien-Funktion haben. Zusätzlich könnt ihr mit menschlichen Baueinheiten auf eine Terraforming-Technologie zurückgreifen. So lassen sich Berge als Verteidigungswälle aufschütten, Gräben hochziehen, Brücken über Flüsse schlagen oder anrauschendes Wasser kanalisieren, sofern die Wegfindung mitspielt.

Nicht ganz fertig...

In der uns vorliegenden Preview-Version zeigten sich - hauptsächlich bei terraformiertem Gelände - Probleme mit der Wegfindung. Einige Panzer fuhren gar unter Wasser bis zum gegnerischen Insel, nur um kurz vorher heldenhaft zu

Drei Ressourcen und das Limit

- "Wasser" durch Pumpstationen auf der Karte, die erobert werden müssen (vgl. Dawn of War)

- "Energie" durch Solarkollektoren

- Savage durch Haven's oder das Aufsammeln von erledigten Gegnern durch den Helden

- Einheiten-Limit durch Gebäude ausbaubar bis 120ertrinken; der Landweg war wohl zu kompliziert. Ähnliche Macken zeigte die gesamte Computerintelligenz, da viele Feinde partout nicht auf meine anrückenden Truppen reagierten und sich erst wehrten als sie bereits unter Feuer lagen. Oftmals sammelten sich die Gegner an den seltsamsten Positionen und sammelten sich und sammelten sich, bis nichts passierte. In diesen Belangen sollten die Entwickler von KD Games dringend nachbessern.

Gewöhnungsbedürftig und nicht unendlich gut durchdacht ist das Squadsystem: Ihr könnt lediglich zehn Einheiten gleichzeitig auswählen und müsst ihnen dann zur besseren Kontrolle eine Squadnummer zuweisen - maximal ein Dutzend. Was bei kleinen Truppenkontingenten nicht ins Gewicht fällt, macht Großangriffe unnötig schwer kontrollierbar, da ihr alle Squads der Reihe zum Angriff schicken müsst, anstatt alle auf einmal auszuwählen und loszuschicken.

Ausblick

Maelstrom sollte man im Auge behalten, wenn man ein Echtzeit-Strategiespiel neben Supreme Commander und/oder Command & Conquer 3 suchen sollte. Insbesondere die physikalischen Möglichkeiten in Kombination mit dem Terraforming können zu ziemlich kreativen Taktiken führen, sofern die Entwickler den Karten eine ordentliche Balance zwischen den Elementen verpassen – gleiches gilt für die finale Abstufung aller Einheiten. Eine dringende Überarbeitung braucht jedenfalls die künstliche Intelligenz, die zu verhalten und manchmal gar nicht reagiert, vor allem in der Kampagne sind solche Gegner ohne Kampfeslust verwerflich. Im Vergleich zu Perimeter ist zumindest die Präsentation der Story besser geworden, was hauptsächlich an den Helden liegt, die erstens als Identifikationsfiguren dienen und sich zweitens mit weiteren Fähigkeiten verbessern lassen. Jedoch kann ich mich mit dem Squadsystem nicht anfreunden, das die größeren Schlachten unnötig kompliziert und umständlich macht. Aber aufgrund der innovativen Physik-Exkurse hinterlässt Maelstrom noch einen guten Ersteindruck.

Ersteindruck: gut

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