Gipfelsturm
Sturmwind in den Boxen, Schneegestöber am Bildschirm, den Kältetod voraus - willkommen auf Eden 3, einem arktischen Planeten im futuristischen Nirgendwo. Weit oben in den Gipfeln eines Berghangs zeigt die Xbox 360, was sie in Sachen
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Kampf am Abhang: Die orangen Teile zeigen die Schwachstellen der Akrids an. |
Wetter, Witterung und Wolken drauf hat. Ein Blick über den orangeroten Horizont offenbart dahinjagende Himmelsfetzen, davor gleitet eine riesige Kreatur auf den Luftströmen - sie ist halb Drache, halb Schmetterling und ebenso faszinierend wie die zerklüftete Landschaft.
Man klettert gefährlich schmale Pässe hoch, springt mit letzter Kraft über rutschige Simse und landet immer und überall im Tiefschnee. Man? In der Rolle von Snow Pirate Wayne kämpft ihr hier nicht nur ums warme Überleben, sondern auch um eure Vergangenheit. Es geht um Rache, Verrat und das große Geheimnis eines Planeten, auf dem insektoide Monster (Akrids), menschliche Rebellen (Snow Pirates) und ein auf Thermalenergie fixierter Großkonzern (NEVEC) aneinander geraten.
Schräge Landschaft
Wir konnten zwar das Intro noch nicht sehen, aber die wesentlichen Übergänge zwischen den Missionen, die die Story erzählen, hinterlassen bereits einen sehr guten Eindruck - Stil und Design à la Jun Takuchi, der schon in
Onimusha die Feder führte und aktuell
Resident Evil 5 produziert. Worum geht's hier? Held Wayne hat dem Tod ins Auge geblickt, knapp überlebt und dabei sein Gedächtnis verloren. Er erinnert sich in Flashbacks jedoch immer wieder an seinen Vater, der von den Akrids ermordet wurde. Zunächst scheinen diese Kreaturen der Erzfeind zu sein, aber die Machenschaften von NEVEC zeichnen bald ein Bild von mysteriösen Verstrickungen, denen ihr in klassischer Schulterperpektive bei hohem Bodycount nachgeht - einen ersten Eindruck vermittelt auch der Story-Trailer:
Download, 4:43 Min.
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Ausflug im Mech: Ihr kämpft im idyllischen Abendrot gegen fliegende Akrids. |
Lost Planet besticht vor allem dank seiner Kulissen. Es sind die Schrägen, die begeistern: die steilen Hänge, die vorspringenden Felsen, die schroffen Winkel. Das Leveldesign lebt von der Ausnutzung aller Dimension und inszeniert die Höhe in all ihren Facetten. Wir konnten erstmals in diese alpine Welt steigen und ein Gefühl für den spannenden Kampf vor Abgründen gewinnen. Denn die Idylle trügt: Ihr bekommt hier Action pur. Es gibt zwar auch Momente der Deckung, ruhige Phasen der sicheren Distanzschüsse, aber kein langsames Schleichen oder eine Sandsacktaktik wie in
Gears of War - dafür brachiale Explosionsgewitter, großflächige Kampfschauplätze, viele projektilreiche Feste der Zerstörung: Egal ob Mauern, Straßenschilder, Fahrzeuge oder Kisten - alles löst sich in Partikelwolken auf oder zerbröselt bei Beschuss. Bei der Beurteilung der finalen Fassung wird auch das Verhältnis von Action und Ruhemomenten eine Rolle spielen, denn manchmal ist weniger einfach mehr, wenn man Spannung aufbauen will. Die von uns gespielten Levels zeigten in diesem Punkt jedoch schon eine bessere Balance als die erste Fassung. Manchmal tobt nur der Sturm, alles scheint friedlich und dann gehts los...
Metallmonster im Schnee
Ihr kämpft in Schwindel erregender Höhe, in unterirdischen Tunnels, in eisigen Schluchten, schwelenden Vulkanen, auf einsamen Brücken oder in großen Fabrikkomplexen. Die Stimmung erreicht zwar auch unterirdisch nie klaustrophobische Höhen oder den düsteren Nervenkitzel eines Gears of War, aber dafür gibt es in Lost Planet mehr Überraschungsmomente aus dem Nichts: Riesige Dächer, die sich beim Sturz eines Monsters in tausend Scherben auflösen; plötzliche Verwehungen im Schnee, aus denen sich Akrids schälen.
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Sobald ihr in einen Mech gestiegen seid, erhöht sich eure Feuer- und Sprungkraft um ein Vielfaches. |
Und denen geht es nicht nur mit konventionellen Waffen vom MG über den Laser oder Granaten bis hin zu Raketenwerfern an den Kragen, sondern auch in riesigen Mechs. Diese metallenen Ungetüme könnt ihr besteigen, mit Waffensystemen aufrüsten und euch dann in die Luft katapultieren. Die enormen Sprünge der Kampfmaschinen sind das technische Highlight: So könnt ihr entfernte Plattformen erreichen, wie in einem Jump'n Run Gipfel erspringen oder feindlichen Mechs akrobatisch ausweichen. Die butterweichen Animationen beim Sprung und das Abfedern beim Aufprall sehen klasse aus.
Klasse Figurendesign
In Sachen Art & Design ist Lost Planet eine Augenweide - hervorragende Bewegungsabläufe, skurrile Monstertypen und vor allem coole Inszenierungen: Plötzlich schliddern von einem Hang z.B. zwei kreabsartige Kreaturen über den Schnee, drehen sich wie Kreisel auf dem Rücken und stehen dann fauchend vor euch - klasse. Blöd ist der Panzer, der sie gegen Projektile schützt. Schmerzhaft sind die Klauen, mit denen sie zuschlagen. Hoffnung spendet das orange Glühen am Schwanz, das die verwundare Stelle markiert. Man muss in ihren Rücken kommen...
...nach vier Granaten und zwei Magazinen herrscht Ruhe. Die schwindende Lebensenergie lässt einen schnell Thermalstation denken, die Speicher- und Auftankpunkt zugleich ist. Nur davon ist keine in Sicht. Nachladen, umschauen, alles kann für einen Moment still sein. Überall glänzt das weiße Pulver, keine Feinde sind in Sicht, aber der Thermalanzug schlägt Alarm. Wenn man nicht gleich wärmende Energiequellen findet oder einheimische Insekten tötet, die selbige hinterlassen, droht der Tod durch Erfrieren. Was ist das da hinten? Ein schwarzes Loch.