Aion22.09.2009, Sebastian
Aion

Vorschau:

Wo Licht ist, da ist auch Schatten und ohne das Böse kann das Gute nicht bestehen? So einfach macht es sich Aion (ab 7,30€ bei kaufen) nicht: Im neuen Online-Rollenspiel von NCsoft verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse. Wobei "neu" nicht ganz stimmt, denn immerhin feiert Aion in Asien bald seinen ersten Geburtstag. Doch erst jetzt kommt eine lokalisierte Version nach Europa und damit öffnen sich auch bei uns die Pforten nach Atreia. Wir werfen zum Start einen Blick auf den Kampf zwischen Elyos, Asmodier und Balaur!

Geteiltes Leid ist halbes Leid?

Die Fantasy-Welt von Aion kommt ohne Elben, Orks und Zwerge aus - für diese Abwechslung alleine sollte man den Entwicklern danken. Trotzdem muss man auf fantastische Wesen nicht verzichten: Viele typische Vertreter wie Baumwesen, Drachen und Dämonen finden sich auf der gespaltenen Welt Atreia; hinzu kommen viele skurrile, witzige oder einfach nur seltsame Kreaturen. Allerdings sind nur die Menschen spielbar - genauer gesagt: magisch begabte Menschen oder Halbgötter. Wie der in der deutschen Version grauenhaft langweilig wirkende Sprecher in der Einführung erzählt, war die Welt einst durch einen Turm mit der Ewigkeit verbunden - er wurde jedoch von den drachenartigen Balaur zerstört.

Elyos und Asmodier sind erbitterte Feinde und begeben sich am liebsten fliegend in die Schlacht.

So wurde die Welt geteilt und die Bewohner beider Seiten entwickelten sich unterschiedlich: Auf der Sonnen beschienenen Hälfte die Elyos und auf der stets dunklen Seite die Asmodier; beide Seite liegen im Krieg miteinander und mit den Balaur, die sich in der Mitte zwischen beiden Welthälften versammeln. Der Spieler darf sich eine der beiden Seiten aussuchen, um als genretypischer Kämpfer, Späher, Magier oder Priester in die Schlacht zu ziehen. Im späteren Verlauf unterteilen sich diese vier Grundklassen noch einmal in je zwei Subklassen - dann werden aus Kriegern z.B. Templer oder Gladiatoren, die mehr  Schaden verursachen. Da sowohl Elyos als auch Asmodier über identische Klassen und Fähigkeiten verfügen, hat Aion einige Balancing-Probleme umschifft, mit denen sich andere Online-Rollenspiele plagen müssen oder mussten.

Priester wedeln Keulen und heilen, Zauberer blättern in ihren Büchern und werfen mit Feuerbällen um sich oder frieren Gegner ein; und die Kämpfer schwingen Schwerter oder lassen die Bogensehnen surren. Die nach und nach erlernbaren Fähigkeiten bauen teilweise aufeinander auf und bilden in den Kombinationen dann immer stärkere Angriffe oder haben andere Effekte. Leider bedeutet das, dass das Spiel auch der gleichen typischen Monotonie wie andere Genrevertreter zum Opfer fällt und Kämpfe auf das Drücken der immer gleichen Tastenkombinationen reduziert.

Der Detailreichtum ist immens ... die "Rocklänge" ist allerdings ebenso rekordverdächtig.

Fliegen kann so schön sein

Recht früh im Verlauf der Karriere wird man im wahrsten Sinne des Wortes flügge: Man bekommt Flügel. Auch wenn die Flüge nicht ewig dauern und nach kurzer Zeit eine Landung zur Erholung nötig wird, so erweitert diese Fähigkeit doch das Spiel um vielen Faktoren. Nicht nur bei Aufgaben ist es mit eingebunden, auch neue Gebiete lassen sich nur damit erreichen. Aber richtig spannend wird die Fähigkeit erst im Kampf gegen andere Spieler, denn hier bieten sich durch die dritte Dimension neue taktische Möglichkeiten. Allerdings setzt Aion nicht nur auf den Flugfaktor, sondern nutzt diesen auch klug als Erweiterung der normalen Möglichkeiten.    

Es lohnt sich durchaus, die Welt von oben zu betrachten, denn Aion kann dank der modifizierten CryEngine einiges für das Auge bieten: Die Gestaltung der beiden Heimatgebiete von Elyos und Asmodier unterstreicht die großen Unterschiede der beiden Seiten. Ewiges Zwielicht und Dämmerung mit fremdartig anmutenden Pflanzen auf der einen Seite und Sonnenschein, Wälder sowie glänzende Städte auf der anderen. Ebenso unterschiedlich präsentiert Aion die Ausrüstung, bei denen vor allem die Rüstungen mit vielen Details und Verzierungen wirklich ein Augenschmaus sind.

An Feinden mangelt es so wenig wie an Effekten und überdimensionalen Waffen.

Obwohl Aion mit Blick auf den westlichen Markt angepasst wurde, kann es sich nicht seiner asiatischen Wurzeln entziehen: Dazu gehört die Größe der Waffen oder auch die Freizügigkeit der weiblichen Bekleidung. Auch in der Erstellung der eigenen Spielfigur ist der asiatische Stil erkennbar, allerdings bietet Aion hier mehr als mancher Kollege aus Korea oder Japan. Neben zahlreichen Gesichtern, teilweise medusenhaften Haarschöpfen und Köperschmuck, können auch Körpergröße, Statur und Gesichtsform mit zahlreichen Reglern ganz individuell eingestellt werden.

High Noon im Abyss

Treffen werden sich die Spieler im Abyss, dem Bereich zwischen den beiden Welthälften. Dort dürfen dann Klingen gekreuzt, Pfeile ausgetauscht oder effektgewaltige Zaubersprüche entfacht werden. Mit den vier Grund- und acht Nebenklassen bleibt Aion dem bekannten Baukasten des Genres treu und wartet mit keiner Überraschung auf. Ebenso bekannt ist aus anderen Spielen der Kampf um die Kontrolle von Gebieten durch die Eroberung von Festungen. Eine Neuerung bringt NCsoft aber doch in den Kampf zwischen Spielern (PvP): Die computergesteuerten Balaur. Diese sollen ein Ungleichgewicht im Kampf durch gezieltes Eingreifen ausgleichen und so für anhaltenden Spaß für beide Seiten sorgen. Eine schicke Abkürzung dafür hat man auch gefunden: PvPvE (Player versus Player versus Environment).

Die Figuren lassen sich sehr stark individualisieren - die Körpergröße reicht von riesig bis Däumling.

Auf dem Weg zum finalen Konfliktherd lädt Aion die Spieler zu - nach eigenen Angaben - 1.500 oder mehr Aufgaben ein, die alle mehr oder weniger mit der Hauptgeschichte um die geteilte Welt zu tun haben. Der sonst für asiatische Online-Rollenspiele typische Grind soll durch die vielen Quests gemindert werden - leider sind diese aber überwiegend gewöhnlich wie etwa Tötet 20 Monster dort. oder Bringe mir zehn davon.. Erfreulich ist, dass den europäischen Spielern der aktuelle Umfang aus Fernost präsentiert wird, denn dort gibt es bereits drei Erweiterungen mit neuen Aufgaben, Gebieten und Gegenständen. Ebenso danken darf man NCsoft, dass sie zum Start in Europa auf GameGuard - eine Anti-Cheat Software - verzichten. Diese hatte im Laufe der Beta bei sehr vielen Spielern zu Problemen geführt und eine kleine Unmutswelle zur Folge. Allerdings hat NCsoft bereits angekündigt, nicht dauerhaft auf die Sicherheits-Software verzichten zu wollen und diese erst nach Lösung der Probleme wieder einzubinden.    

Ausblick

Warum Aion hierzulande mit solchen Vorschusslorbeeren und einem so aufwändigen Beta-Test versehen wurde, ist angesichts eines ein Jahr alten Spiels mit gewöhnlicher Online-Rollenspiel-Mechanik nicht wirklich verständlich. Die Anpassungen waren sicher nicht ohne, aber das Grundgerüst bleibt das "alte" Aion. Nur kommt es bei uns mit allen Erweiterungen auf den Markt, die sonst kein Spiel beim Start bieten kann. Neben dem sehr guten optischen Eindruck bietet Aion allerdings nur wenige Neuerungen und verlässt die ausgetretenen Pfade bei Klassen, Fähigkeiten oder Aufgaben nicht. Das ist einerseits schade, aber bietet auch einen leichten Einsteig und ein vertrautes Gefühl für Umsteiger. Wie weit das reicht, um Spieler zu dauerhaft binden, wird unser Test zeigen, den wir nach zwei, drei Wochen Live-Betrieb anbieten.

Ersteindruck: gut

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