Codename Panzers: Cold War22.01.2009, Bodo Naser
Codename Panzers: Cold War

Vorschau:

Vor einem Jahr gab es bereits eine Vorschau zu Codename Panzers: Cold War (ab 3,20€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) von Stromregion, das dann aber aufgrund der Insolvenz der Mutter 10tacle nicht erschien. Jetzt soll das im Kalten Krieg angesiedelte Echtzeit-Strategiespiel im Februar 2009 über Atari auf Deutsch erscheinen. Was hat sich seither getan?

Noch einfacher!

Viel hat sich im letzten Jahr am deutlich spaßorientierten Spielprinzip nicht verändert, ganz im Gegenteil: Es scheint jetzt noch eine Spur einfacher geworden zu sein. Auf Schwierigkeitsgrad 

Wer Nachschub nach eigenem Gutdünken kaufen möchte, muss einen Hubschrauberport erobern.
"normal" muss man fast gar nicht mehr überlegen, wie und wann man mit seinen Truppen vorrückt. Gerade die ersten Missionen rund um Berlin sind für Leute, die Echtzeitstrategie schon mal gespielt haben, ein Witz: Einfach per Lassomethode die aus Infanterie und Panzer bestehende Truppe geschnappt und munter drauf los! Wozu im Gefecht die verschiedenen Waffen berücksichtigen, wenn die eigenen Soldaten alle fiesen Rotröcke einfach nieder ballern, ohne dabei selbst groß zu Schaden zu kommen? Selbst wenn man von feindlichen Schützen umringt ist, hat man keine Probleme, noch lebend rauszukommen. Es gilt das eherne Gesetz aller Ballerorgien: Nur ein toter Gegner ist ein guter Gegner.

Und wenn man dann mal Verluste eingefahren hat, kann man sich Nachschub bestellen, den der Hubschrauber punktgenau zum Heliport liefert. In den vier Kapiteln geht es darum, Schlüsselstellungen, Bahnhöfe oder Hauptquartiere einzunehmen. Für Siege bekommt der Spieler Prestige, das er für Nachschub ausgeben kann - und es reicht eigentlich immer, um die Lücken zu füllen. Die Minischäden an den Fahrzeugen reparieren Pioniere, die man den Schützenpanzern per Knopfdruck zuweist. Sanitäter heilen die Soldaten, was aber oftmals gar nicht nötig ist, da es kaum Verluste gibt. Die Erhaltung der eigenen Truppen lohnt sich allerdings, da diese Erfahrung gewinnen und man sie wie bei Panzer General zur nächsten Schlacht mitnimmt. Die Kerneinheiten darf man zwischen den Schlachten ausbauen und verbessern.

Falke gegen Bär

Auch am Szenario wird sich natürlich nichts ändern, obwohl die Frage bleibt, ob der Kalte Krieg überhaupt interessant genug ist.

Im Spiel hält der eiserne Vorhang Falke und Bär nicht mehr vom Kämpfen ab. Der Krieg ist im vollen Gange. 
 Eigentlich bezeichnet man damit ja jene geschichtliche Phase von 1945-1989, die glücklicherweise nie zum heißen Krieg wurde. Wäre dieser ständig schwelende Konflikt zwischen USA und Sowjetunion irgendwann eskaliert, hätte er wohl Dritter Weltkrieg geheißen, da angesichts des Ausmaßes der Bedrohung nacheinander alle wichtigen Staaten mit hinein gezogen worden wären. Und in eben diesem wird auch Codename Panzers: Cold War spielen. Auch wenn es nur in Europa angesiedelt ist, müsste es genau genommen Third World War heißen. Versinnbildlicht wird der Unterschied durch eine Zeichnung im Spiel, auf der die US-Falken und die russischen Bären gerade noch vom Stacheldraht voneinander abgehalten werden.

Abgesehen von solchen Spitzfindigkeiten dürfte sich auch an der im Spiel erzählten Geschichte nichts groß ändern. Es wird ein alternativer Geschichtsverlauf erzählt, bei dem sich während der Berlin-Blockade ein folgenschwerer Zusammenstoß in der Luft ereignete. Das war historisch nicht unwahrscheinlich und führt im Spiel dazu, dass 1949 in Berlin die Kämpfe aufflammen, da die Russen die Stadt ganz besetzen wollen. Darüber hinaus wird die Geschichte zweier fiktiver Helden erzählt: Einem US-Leutnant Kirkland und einem Deutschen, der nach dem Zweiten Weltkrieg als Freiwilliger auf Seiten der "Guten" kämpft. Wie tief diese Story geht, lässt sich noch nicht sagen, denn bislang ist sie eher Beiwerk fürs Gemetzel. Es bleibt also fraglich, ob wir mit den Zweien wirklich mitfiebern, was erst der endgültige Test zeigen wird.

Russische und US-Waffen

Die Bewaffnung lässt sich eher noch wie Zweiter Weltkrieg an denn wie die Nachkriegszeit - trotz moderner Waffentechnik wie Hubschrauber, Raketen und Jetflugzeugen. Immerhin orientiert sich das Spiel grundsätzlich an Waffen, die es um 1950 tatsächlich gab, so dass man nicht dauernd irgendwelche fiktive Monsterwaffen ins Feld führt, wie das bei vergleichbaren Echtzeit-Spielen der Fall ist. Es wird zwar auch superschwere Panzer wie den fiktiven russischen Produkt 416 geben, aber die halten sich zum Glück in Grenzen. Die meisten neuen Fahrzeuge werden einem zugeteilt, etwa wenn der Spieler eine Kaserne eingenommen hat. Überhaupt gibt es praktisch für jede Mülltonne, die man einnimmt eine Belohnung, damit die Motivation auch hoch gehalten wird. Andererseits nervt das auch, denn man fragt sich oft, wofür man nun was erhält.

Die Kampffahrzeuge besitzen spezielle Fähigkeiten und Waffen wie erhöhte Geschwindigkeit, Schwimmfähigkeit oder Sanitätsfahrzeug, wobei aber nicht jedes Fahrzeug alles erlernen kann. So werden sich nur Schützenpanzer zu

Obwohl ihr Schwimmpanzer habt, müsst ihr auch zahllose Brücken einnehmen, die von den Russen befestigt wurden.  
 Schwimmpanzern umbauen lassen und das auch nur für teure Prestigepunkte. Leider braucht man die Spezialfähigkeiten bislang noch zu wenig für die Missionen. Was soll ich mit einnem Flammenwerfer, wenn ich die Feinde auch mit den normalen Bordwaffen klein kriege? Ob das durch einen höheren Schwierigkeitsgrad anspruchsvoller wird, muss ebenfalls die endgültige Version zeigen.

Effekthascherei

Der Haupttrumpf wird also nicht die Spieltiefe sein, sondern die professionelle Präsentation des Kriegsspektakels, die mit Effekten nicht spart. Ständig fliegt irgendwo was in Luft, etwa wenn eure Geschützmannschaft einen Volltreffer landet. Jets rauschen vorbei und Bomben rieseln vom Himmel. Die Explosionen sind gut gemacht, da sie nicht künstlich aussehen. Zudem wird Cold War filmisch aufgezogen sein, wie man das von Codename Panzers gewöhnt ist. Es gibt viele Videos, die immer wieder den Gefechtsverlauf illustrieren und zwischen den Schlachten ertönt schmissige Musik, die ein wenig nach Western klingt.

Die Umgebung wird weitgehend zerstörbar sein, so dass Zäune umfallen, wenn ihr mit dem Panzer dagegen braust. Wenn ihr den Befehl erteilt, ein Grundstück zu überqueren, was möglich ist, müssen sich die Fahrzeuge erst mal durchbahnen. Sie sind unterschiedlich schnell, weshalb Spähfahrzeuge, Laster und leichte Panzer wie der M41 Walker Bulldog voraus preschen. Allerdings ist die Verwendung der Waffensysteme nicht sonderlich realistisch, da sie zu leicht zu handhaben sind, zu viel aushalten und zu viel Schaden anrichten. Sie brauchen auch keinen Sprit und auch nur Munition für die Kanone, so dass sie mit der Sekundärwaffe endlos ballern können

       

Ausblick

Wie bereits vor einem Jahr hinterlässt das Echtzeit-Strategiespiel einen ebenso vertrauten wie eingefahrenen Ersteindruck. Einerseits ist zu begrüßen, dass man weiß, was einen erwartet, wenn man schon mal Codename Panzers von Stormregion gespielt hat. Andererseits fehlt es deutlich an Spritzigkeit, woran auch die gefällige Präsentation wenig zu ändern vermag. Das Spiel verspricht durchaus Spaß, aber es steckt verdammt wenig Spieltiefe hinter dem explosiven Äußeren. Für wen soll dieser Krieg ohne Anspruch gedacht sein? Weder braucht man taktisches Geschick noch militärische Kenntnisse wie zuletzt im wesentlich anspruchsvolleren Officers. Da hilft es auch nur wenig, dass ihr eure Kerntruppe aus zeitgenössischen Waffen mit zur nächsten Schlacht nehmen dürft. Die Identifikation mit der eigenen Truppe dürfte trotz zweier fiktiver Kriegshelden kaum gelingen, da diese noch ziemlich farblos bleiben. Wir hoffen, dass die finale Version noch zulegen kann.

Ersteindruck: befriedigend

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