SimCity: Societies06.10.2007, Bodo Naser
SimCity: Societies

Vorschau:

Als Tilted Mill ihr neues Konzept für SimCity Societies vorstellten, gab es nicht nur Lob. Aus der Ecke der altgedienten Stadtplaner kamen teils vernichtende Kommentare wie "zu sehr auf Markt getrimmt", "zu grell" und "ohne Tiefgang". Aber sind die Sorgen der Fans auch berechtigt? Wir konnten die im November 2007 bei EA erscheinende 3D-Simulation antesten.

SimCity light?

Zunächst hörte sich alles so an, als hätte SimCity Societies nicht mehr viel mit virtuellem Städtebau zu tun. Für kritische Geister klang es schon eher so, als wollte Electronic Arts seine Sims und SimCity nun endgültig verschmelzen, um mit einem simplen Spielchen für den Massenmarkt Kasse zu machen. Ihr solltet euch mehr um die Bedürfnisse eurer Bewohner

Sieht so die Metropole der Zukunft aus? Ihr könnt es ab November ausprobieren, wobei euch eine Fülle von neuen und alten Gebäuden zur Wahl steht.
kümmern als um den schnöden Bau der Häuserzeilen. Eher ganzheitlich muteten die neuen sozialen Energien Reichtum, Kreativität, Wissen, Gehorsam, Spiritualität und Produktion an, um die alles kreisen sollte. Das Ganze ließ sich eher wie eine leicht zugängliche Simulation für Gelegenheitsspieler an, aber nicht wie eine realistische Städteplanung.

Vieles beim Alten

Nach den ersten paar Stunden bewahrheitet sich einmal mehr, dass nichts so heiß gegessen wird, wie es (hoch) gekocht wird. SimCity Societies wird sich von SimCity weniger unterscheiden als gedacht: Zwar funktioniert vieles anders, ihr werdet aber immer noch für Strom, Wohnung, Jobs und Straßen sorgen müssen. Die Unterhaltung darf nicht zu kurz kommen, da sie die Leute bei Laune hält. Obwohl es keinen Wirkungskreis der Bauten mehr geben wird, kann ein bisschen Dekoration in der Stadt auch nicht schaden. Hunderte von Gebäuden dienen verschiedenen Zwecken, die den sozialen Energien entspringen. Um eine Krankenstation zu bauen, die sich um sich übergebende Sims kümmert, braucht ihr neben Geld und Arbeitern auch vier Punkte in Wissen. Die kann euch etwa eine Bibliothek liefern, was wiederum recht vertraut klingt.

Orden oder nach Gutdünken?

Das Spielprinzip beinhaltet viel Freiheit, denn ihr könnt im Prinzip machen, was ihr wollt. Ihr werdet zwar auch Ziele wie Auszeichnungen und Preise einheimsen können, etwa für eine Stadt mit besonders vielen Glaubensinhalten, ihr müsst es aber keinesfalls. Wenn ihr lieber eine ausgewogene Stadt nach eurem Gusto machen wollt, bitte sehr. Leider ist es noch

Auch negative Aspekte werden bei SimCiy Societies nicht ausgeblendet, da es Armut, Kriminalität  und Umweltverschmutzung gibt.
bisweilen so, dass der rote Faden ein bisschen fehlt. Ihr braucht oft eine Weile, um dahinter zu kommen, was die Gebäude wirklich bringen bzw. wie alles zusammenhängt. Neben den drei Schwierigkeitsgraden lassen sich vorher Spielbedingungen ändern, wie Region, Zufallsereignisse oder ob alle Häuser sofort freigeschalten werden. Ansonsten werdet ihr sie nach und nach als Belohung für ein erreichtes Level bekommen.

Aus der Steckdose

Alles wird ganz konventionell damit beginnen, dass ihr eine Stromversorgung aufbaut. Obwohl ihr keine Stromleitungen mehr braucht, werden ganz ohne Energie die Lichter ausgehen, da es im Lauf des Tages auch mal Nacht wird. Hier stellt sich bereits die Frage ob Öko oder Fossilbrennstoff, die sich quasi durchs ganze Spiel zieht. Windenergie ist zwar emissionsfrei, hat aber auch keine so große Wirkung wie ein herkömmliches Kraftwerk, das aber für Smog sorgt. Wenn der Level eures Wissens steigt, werdet ihr weitere Kraftwerkstypen wie Biomasse oder Kernenergie errichten können. Mit allen bekannten Risiken, da es wie beim Vorgänger auch Unglücksfälle geben wird. Umweltverschmutzung wird auch beim Verkehr eine große Rolle spielen, weshalb ihr neben Straßen auch einen öffentlichen Nahverkehr per Bus oder U-Bahn bereitstellen solltet. Der Bau wird viel einfacher gehen als bei vergleichbaren Spielen, auch wenn der teils automatisierte Straßenbau wieder mal seltsame Schlingen in die Landschaft zaubert.

             

Der Bürger - das unbekannte Wesen

Dass ihr euch arg viel mehr um einzelne Leute kümmert als noch bei SimCity, ist bislang nicht zu erkennen. Ihr werdet immer darauf achten müssen, dass es genug Jobs gibt und für Unterhaltung gesorgt ist; den Einzelnen könnt ihr zwar anklicken, um zu sehen, was er will, er spielt aber kaum eine Rolle. Gab es bei Tycoon City: New York wenigstens noch Aufträge von bestimmten Menschen, ist das hier vollends egal. Obwohl es sogar Verletzte auf Krücken, Gangster, die die Gegend unsicher

Es liegt an euch, ob ihr lieber eine amerikanische Kleinstadtidylle oder die Hölle der Großstadt mit Slums haben wollt.
machen, und protestierende Bürger geben wird, spielen sie weit weniger eine Rolle als gedacht. Selbst ein Streik kann euch nicht aus der Ruhe bringen, da ihr ihn wie Hartmut Mehdorn einfach aussitzt. Wirklich wichtig ist aber, dass nur lachende Gesichter angezeigt werden, sonst müsst ihr mehr Vergnügungen errichten.

3D-Slums

Je nachdem, ob ihr nun euren Schwerpunkt auf Produktion, Religion und Wissenschaft legt, wird eure Stadt auch aussehen. Zwar wird sich die Umgebung nicht von selbst verändern, aber in einer Stadt mit vielen Arbeitern sieht naturgemäß vieles verlotterter aus. Manches wird auch an die USA erinnern: Da gibt es die berühmten Campingplätze, wo die Armen hausen, einen Pfandleiher, der öfters mal überfallen wird, oder eine Sozialstation um der Ecke. Die 3D-Grafik ruft sofort Erinnerungen an das konventionelle Caesar IV wach, das auch von Tilted Mill stammt, ist aber natürlich moderner. Leider kommt es im weiteren Spielverlauf derzeit zu unschönen Rucklern, wenn die Performance durch wandernde Schatten, den ganzen Verkehr und die vielen Leute auf der Straße in die Knie geht. Auch einige Abstürze wurden gesichtet.

Für Anfänger geeignet

Insgesamt wird alles stark vereinfacht sein, denn eine wilde Flut von Statistiken wird nicht mehr über euch hereinbrechen. Dem einen wird das zu wenig sein, Genreeinsteiger freut's. Als Hobby-Bürgermeister müsst ihr noch nicht einmal groß auf die Finanzen achten, da die Gelder dank der lukrativen Produktionsstätten und Bürokomplexe ohne Unterlass fließen. Auch Einwanderer erscheinen einfach so, ohne zu fragen, woher sie stammen. Einzige Kunst ist also, den Überblick in der oft verwirrenden Fülle von Gebäuden zu behalten. Immerhin gibt es Ladenöffnungszeiten, so dass am Sonntag tatsächlich weniger los ist. Aber zum Glück könnt ihr dem Schnapsladen an der Ecke eine Konzession für 24 Stunden erteilen.

       

Ausblick

SimCity Societies überrascht uns positiv, was hauptsächlich an dem ungewöhnlichen Konzept mit den sozialen Energien liegt. Das entschlackte Spielprinzip dürfte allenfalls bei Statistikfetischisten für Unmut sorgen, da man erstaunlicherweise wenig vermisst. Verwaltungsgliederung? Finanzaufstellung? Einwanderungstabelle? Wofür das alles? Vieles am Konzept erschließt sich wohl erst beim längeren Spielen, wo das neue SimCity anhand der endgültigen Version erst noch Langläuferqualitäten beweisen muss. Auch die Performance und Laufruhe sind noch zu verbessern. Obwohl also ein Rest von Skepsis bleibt, machen die vielen Möglichkeiten neugierig. Man will sofort loslegen, um all die Gebäude auszuprobieren. Bekommt ihr die Auszeichnung für den besten Sheriff? 2.900 Bürger, 85 bei Sicherheit und 20 bei Religion sollten doch zu schaffen sein...

Ersteindruck: gut

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