Vorschau: Wichtige Premiere, wenig Spiel
Nur „PR mit Hakenkreuzen“?
Es ist natürlich absolut unfair, einem Spiel, das sich mit dem zivilen Widerstand gegen das Nazi-Regime beschäftigt, dass dem Spieler die Führung einer kleine Winderstandszelle im Berlin des Jahres 1933 übergibt und dass die Schrecken der nationalsozialistischen Herrrschaft illustriert, vorzuwerfen, es würde PR mit der Symbolik des Dritten Reiches betreiben. Tatsächlich sorgt die Entscheidung der USK aber für einen regelrechten Medienrummel am kleinen Stand der Berliner, der das eigentliche Spiel leider fast in den Hintergrund treten lässt.
Kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten findet eine kleine Gruppe des zivilen Widerstandes in Berlin zusammen. Dabei werden die Figuren und auch ihre Ausrichtungen prozedural generiert – ich schicke etwa als katholische Konservative einen Kommunisten und einen Anarchisten auf Missionen, um Geld für meine Unternehmung einzusammeln, neue Unterstützer zu gewinnen oder die Verbrechen der Schlägertruppe SA zu belegen. Diese Beweise sind die „Währung“, mit der sich Menschen davon überzeugen lassen, gegen die Nazis zu agieren – das große Ziel des ersten von vier Abschnitten, die alle zu unterschiedlichen Zeiten des Regimes stattfinden.
Der Widerstand des kleinen Mannes
Neben dem Planungstisch im konspirativen Hauptquartier, an dem ich meine Figuren auf Missionen klicke, die leider nur in Textfenstern abgehandelt werden, gibt es Ereignisse zwischen den Runden – so werde ich etwa Zeuge einer brutalen Attake von SA-Männern gegen einen älteren Juden am Alexanderplatz. Jetzt kann ich in verschiedenen Stufen eine Ablenkung erzeugen, frontal angreifen oder mich davon schleichen. Je nach Entscheidung reagieren meine Mitstreiter auf mein Verhalten – später soll es u.a. auch wichtig werden, die eigene Gruppe von Aktionen gegen die Wehrmacht zu überzeugen, was konservative Mitglieder zum Beispiel ablehnen könnten, weil deutsche Soldaten durch die eigenen Handlungen zu Schaden kommen würden, so die Entwickler.
Ausblick
Through the Darkest of Times ist ein Spiel, dessen Relevanz leider vor allem auf der Symbol-Debatte fußt, denn das Thema ist auch ohne diesen Diskurs wichtig und unterstützenswert. Doch so interessant die Inszenierung des zivilen, unorganisierten Widerstandes gegen die Nationalsozialisten ist, und so lobenswert die Botschaft, nämlich im Anblick des Unrechts niemals aufzugeben, so sehr ist die Spielmechanik derzeit noch von der in Ansätzen dichten Atmosphäre entfernt. Es fehlt an Spannung in der Missionsvergabe und der Inszenierung der Ergebnisse. Doch Paintbucket Games bleibt noch genug Zeit, daran zu schrauben. Und, man darf nicht vergessen: mit My Child Lebensborn und My Memory of Us treten alleine in der Indie-Arena gleich zwei weitere Spiele an, die ebenfalls Auswirkungen des Nationalsozialismus oder des verheerenden Zweiten Weltkrieges zum Thema haben – und dabei keine tumben Shooter sind. Gut so!
Einschätzung: gut
Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.