Daxter07.05.2006, Benjamin Schmädig
Daxter

Im Test:

Das freche "Frettchen" ist zurück! Erinnert ihr euch? Das ist der dreiste Kumpel von Jak, dank dem die Rettung von Haven City schon drei Mal zum spaßigen Vergnügen geriet. Dabei hat der chaotische Racker viel mehr auf dem Kasten als neunmalkluge Sprüche zu reißen und als zweiter Hauptdarsteller die Räuberleiter zu stellen. Höchste Zeit also, dass Sony dem "Best Buddy" sein eigenes Abenteuer spendiert...

Der Auftritt des Daxter (ab 10,87€ bei kaufen)minators

Das Liberty City der Zukunft: Haven City ist zwar nicht so belebt wie die GTA-Metropole, dafür düsen Zoomer genannte Gleiter über die Straßen und das Unheil wartet hinter jeder verschlossenen Tür. Da kommt Daxter, der sonst nur im örtlichen Pub mit seinen ruhmreichen Taten prahlt, gerade recht. Seit zwei Jahren schlägt sich das Frettchen (eigentlich ist's eine Mischung aus Otter und Wiesel) ohne seinen besten Kumpel durch, denn die beiden wurden nach ihrem ersten Abenteuer getrennt. Zu Beginn von Teil zwei habt ihr erfahren, dass Jak zwei Jahre im Gefängnis festsaß – hier erlebt ihr, was in dieser Zeit passiert ist. Dabei klingt die Geschichte reichlich unspektakulär, denn ihr heuert bei der lokalen Schädlingsbekämpfung an. Macht aber nichts, da ihr mit Wanzen, Wespen

Ich kann Kung Fu! In der ersten Traumwelt trifft Neo-Daxter auf dutzende Mr. Smiths.
und Elektrospinnen alle Hände voll zu tun habt. Als Werkzeug bekommt ihr eine elektrische Fliegenklatsche in die Pfote gedrückt.

Später vermacht euch eine sexy Lady namens Taryn noch eine Sprühdose, mit der ihr Schädlinge betäuben, beschießen sowie verkohlen dürft. Daxter hat allerdings nur Augen für die natürlichen Reize der Dame, was er in amüsanten und erstklassig eingedeutschten Zwischensequenzen zum Ausdruck bringt. Ich habe übrigens zwei mal hinsehen müssen: Die Filmchen laufen tatsächlich in Spielgrafik ab! Entwickler Ready At Dawn scheint systembedingte Einschränkungen einfach zu ignorieren und entlockt der PSP eine Optik, die locker mit Rares Conker-Neuauflage auf Xbox mithalten kann – grandios! Der Held selbst spult sämtliche Mimiken und Gestiken typischer Comic-Chaoten ab und sein flauschiges Fell sieht klasse aus. Da juckt es mich nicht einmal, dass die wunderschönen Landschaftsaufnahmen an wenigen Stellen ins Stocken geraten und viele Details erst spät sichtbar werden. Dafür entschädigt die herrliche Fernsicht in den weitläufigen Arealen.

Wanzenkampf

Wie in den Vorgängern rast ihr per Zoomer durch Haven City und betretet Gebäude, die von Ungeziefer befreit werden müssen. Die Schauplätze kommen dabei live von der UMD, was für die von langen Wartezeiten geplagten PSP-Zocker Grund zum Jubeln ist. Zukünftigen Titeln mit Midnight Club-Syndrom kommt damit die Ausrede des Nicht-Machbaren abhanden. Falls ihr versteckte Extras verpasst, dürft ihr jedes Gebiet außerdem mehrmals durchforsten. Precursor-Kugeln z.B. schalten Minispiele frei, andere Gegenstände erweitern eure Möglichkeiten im Wanzenkampf.

Was das ist? Gegen die KI oder einen WiFi-Kumpel duelliert ihr euch in einer Art Schere-Stein-Papier-Variante. Dazu wählt ihr eine von vielen Kampfwanzen, entscheidet euch für diverse Extras und schon kann's losgehen: Pro Runde setzt ihr entweder auf Verteidigung, Nahkampf oder Spuckangriff. Haben beide Gegner ihre Wahl getroffen, seht ihr, mit was der Gegenüber zuschlagen will – jetzt dürft ihr mit einem von drei Jokern eure Entscheidung revidieren. Aber Vorsicht: Der Widersacher kann das ebenfalls! Natürlich wäre es schön gewesen, wenn ihr im Team oder als Kontrahenten das Hauptspiel bestreiten könntet. Mir ist das gelungene Minispiel mit seinem Hauch von Taktik aber lieber als die tausendste Deathmatch-Variante. Abgesehen davon ist der "Du Mistkerl,

Auch diese schöne Lichtung ist vom Ungeziefer befallen - noch!
ich wusste, dass du das tun würdest!"-Quotient hier erfreulich hoch.

Plumpe Bauchklatscher

Reine Solo-Minispiele erledigt ihr im Hauptquartier, wo sich Daxter schlafen legt und im Traum als Neo, Indy oder William Wallace ("Freiheiiiiit!") glänzt. In den Parodien erwarten euch einfache Reaktionstest, deren Bestehen das Frettchen mit witzigen Filmzitaten quittiert. Ähnliche Einlagen erledigt ihr auch während der Missionen, wenn ihr Dampfmaschinen steuern oder elektronische Systeme knacken müsst. Einen nervenden Kumpel bekommt Daxter übrigens ebenfalls spendiert – freut euch auf einen ungewöhnlichen, piepsigen Kameraden... Abgesehen davon erreicht Ready At Dawn aber nie die Ideenvielfalt von z.B. Rare: Verschiedene Schläge, Springen, Schießen und Fliegen reichen dem fluffigen Helden zur Problemlösung und auch die Handlung erfindet den Spannungsbogen nicht neu. Zudem wird die Jagd nach Ungeziefer-Jagd mit witzigen Einlagen versüßt, so dass Daxter u.a. von Trampolins abspringt, wie eine Rakete in die Luft zischt und anschließend mit einem ungelenken Bauchklatscher auf den Boden plumpst.

Immer wieder stellen euch die Entwickler vor knifflige aber faire Rätsel und fordern geschicktes Timing. Zündet ihr die Sprühdose in der Luft, fliegt ihr z.B. über Hindernisse hinweg. Der Düse geht jedoch schnell die Luft aus, weshalb ihr im Flug ständig nach "Treibstoff" Ausschau halten solltet. Geübten Handheld-Akrobaten verlangt das allerdings keine Schweißarbeit ab. Selbst wenn Zwischengegner auf der Matte stehen, werdet ihr nicht verzweifeln: Mit Köpfchen und ein wenig Übung sind die dicken Bosse schnell zu Fliegenfraß verarbeitet. Die einzige Hürde ist die Kameraführung, denn mir fehlt eine Möglichkeit, die Ansicht per Knopfdruck auf das Geschehen vor Daxter zu richten. Das wäre nicht so tragisch, wenn die Kamera in engen Winkeln nicht den Schwenk verweigern würde. So bleibt euch jedenfalls nichts anderes übrig, als hin und wieder auf gut Glück ins Leere zu schlagen.       

Fazit

Umwerfend! Anders lässt sich Daxters PSP-Auftritt nicht beschreiben. Der vorlaute Draufgänger beschäftigt Augen, Ohren und Zwerchfell mit fantastischen Ansichten, witzigen Sprüchen und seinem Fernseh-tauglichen Auftreten. Dabei geizen die Entwickler mit frischen Ideen, machen beim Altbekannten aber alles richtig: Ihr turnt locker-flockig durch das abwechslungsreiche Abenteuer, erfreut euch an der Kaltschnäuzigkeit des Protagonisten und genießt die Abwesenheit nerviger Ladezeiten. Profizocker könnten eine echte Herausforderung vermissen, werden dafür allerdings hervorragend unterhalten. Schon allein dank der vielen Minispiele sowie des coolen Mehrspieler-Modus’ ist Daxter die Anschaffung wert.

Pro

umwerfend schöne Umgebungen
spritziger Held
butterweiche Animationen, fluffiges Fell
witzige Zwischensequenzen
kein Nachladen im gesamten Spiel
erstklassige Synchronisation
coole Minispiele
nette Mehrspieler-Variante

Kontra

leichte Grafikbremser
hakelige Kamera
gleichbleibender Ablauf

Wertung

PSP

Verdammt gut aussehendes Solo-Abenteuer - einer der gelungensten PSP-Ableger!

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