Virtua Tennis 308.04.2007, Jan Wöbbeking
Virtua Tennis 3

Im Test:

Nach den spaßigen PC- und Konsolenversionen ist jetzt die Unterwegs-Variante von Virtua Tennis 3 (ab 19,98€ bei kaufen) im UMD-Schacht gelandet. Für die Umsetzung ist wieder einmal Sumo Digital zuständig, die schon Outrun 2006 und DTM 3 in ansehnlicher Form auf die PSP gebracht haben und auch dafür sorgen konnten, dass die 360-Variante der Filzballjagd Platin einheimsen konnte. Gelingt das Unterfangen auch auf Sonys Handheld?

In der Ruhe liegt die Kraft

Argh! was ist das? Eine Oberschenkelzerrung - ausgerechnet jetzt, nachdem ich gerade mal ein Turnier bestritten und ein paar Trainingseinheiten absolviert habe. Das geht ja gut los. Aha, eine Nachricht von meinem Trainer: Er empfiehlt mir, mich zwischen den Veranstaltungen mehr zu schonen, indem ich in mein stilisiertes Haus auf der Weltkarte einkehre und dort ausspanne.

Profis wie Gael Monfils wurden detailliert in Szene gesetzt. Eigens designte Spieler sehen nicht ganz so hübsch aus.
Oder indem ich gleich für ein paar Wochen in die Karibik fliege. Hättest du mir das etwas früher erzählt, müsste ich jetzt nicht ganze vier Wochen tatenlos herumsitzen - ausgerechnet wenn gerade ein paar wichtige Turniere für Neulinge wie mich angesetzt sind.

Ihr merkt schon: Erholung ist auch in der mobilen Fassung von Virtua Tennis 3 ein wichtiges Spielelement. Nur wer ab und zu ein wenig ausspannt, kann sich im World Tour-Modus an die Spitze der Weltrangliste kämpfen. Dadurch kommt eine Prise Taktik ins Spiel: Mit Hilfe des Kalenders könnt ihr planen, wie ihr eure Kräfte in den bevorstehenden Wochen und Monaten einteilt.

Oh, da liegt ja noch eine Nachricht von meinem Ausbilder im Postfach. Warum ich nicht am ersten Tournier teilgenommen habe, will er wissen. Na, weil ich erst einmal eines der neuen Minispiele ausprobieren wollte. Aber jetzt ist das erste Turnier futsch und die darauf folgenden dank meiner Verletzung ebenfalls. Dementsprechend dümpele ich auf den unteren Rängen der Weltrangliste herum und darf deshalb an vielen Veranstaltungen noch nicht teilnehmen.

Ballerspiele

Flotter Vierer: Im Doppel schickt ihr euren Mitspieler mittels Schultertasten ans Netz und zur Grundlinie.
Egal - ich weiß schon, wofür ich meine Zeit nutze: Training. Also nichts wie ab, eine Runde Space Invaders zocken. In dem Minispiel mit dem Titel Angriff der Aliens bewegen sich in Reih und Glied aufgestellte Ballmaschinen langsam auf euch zu - ganz wie im Spielhallenklassiker von Taito. Trefft ihr ein rot gekennzeichnetes Gerät, gibt es eine Explosion, die auch die umliegenden Maschinen zerbombt. In einem anderen Spielchen schmettere ich Kegel um, wie in guten alten Dreamcast-Zeiten. Außerdem besuche ich die Tennisakademie, wo ich weiter an meiner Technik feile.

Doch nicht nur ich selbst werde dadurch sicherer in den folgenden Turnieren. Auch mein virtueller Schützling profitiert von den Trainingseinheiten. Zu Beginn der Karriere habe ich ihn mit dem netten kleinen Editor erschaffen. Dank vergleichsweiseweniger Gestaltungsmöglichkeiten sieht er mir aber lange nicht so ähnlich wie sein Pendant in Top Spin 2 auf der Xbox 360. Für ein Handheld-Spiel erfüllt der Editor aber seinen Zweck. Leider sieht das Ergebnis etwas zusammengeschustert aus, da die Übergänge zwischen den Elementen an einigen Stellen wie genäht aussehen. Nach jedem Training bekommen die elf Charakterwerte wie Geschwindigkeit und Kontrolle in den Bereichen Aufschlag, Beinarbeit, Schlag und Volley ein ordentliches Tuning verpasst. Je erfolgreicher ihr abschneidet, desto mehr werden auch die trainierten Attribute aufgewertet. Auch wenn ihr die Aufgabe nicht einmal gelöst habt, spendiert euch das Spiel trotzdem ein paar Trostpunkte für die Mühe. Mit der Zeit ließ sich mein Charakter immer wendiger über den Platz dirigieren und schlug auch härter und präziser zu.                      

Sind die lang..

Die Steuerung ist ganz in Tradition der Serie arcadig ausgefallen. Es gibt mitunter sehr lange Ballwechsel und ins Aus spielt ihr eigentlich nur dann, wenn ihr einen sehr schwierigen oder kräftigen Schlag des Gegners returniert. Es gibt keine aufladbaren Risiko- oder Fortgeschrittenen-Schläge wie beim realistischeren Top Spin 2. Statt dessen kommen auch Anfänger sofort mit der sehr intuitiven Steuerung von Virtua Tennis 3 zurecht. Anders als bei Top Spin 2 verbringt ihr nicht so viel Zeit mit dem Üben der grundlegenden Steuerung. In dem Sega-Tennis kommt es mehr auf eure Spieltaktik und das Zermürben des Gegners an. Nach langen Ballwechseln ermüden die Spieler ein wenig, wodurch ihr manch einen Ball nicht mehr so leicht erreicht wie zuvor.

Weicht den Riesenbällen aus...
Zu Beginn war ich noch ein wenig enttäuscht darüber, dass sich die Bälle nicht so genau platzieren lassen wie in Top Spin 2. Aber dann erinnerte ich mich daran, dass ich eine PSP in den Händen halte. Mit dem kleinen Analogknubbel des Handhelds könnte man niemals so genau zielen wie mit einem Analogstick und seinem viel längerem Hebelweg. Virtua Tennis schafft das, woran viele andere PSP-Titel scheitern: Es bietet ein Steuerungskonzept, dass perfekt zu Sonys Handheld passt. Die Spieler lassen sich sogar noch etwas genauer über den Platz dirigieren als beim ohnehin schon sehr guten Vorgänger mit dem Untertitel World Tour. Leider friert das Bild beim aktuellen Ableger mitunter für ein paar Sekundenbruchteile ein. Das wirkt sich zwar nur selten auf das Spielgeschehen aus, trotzdem ist dieses Stocken ein Rückschritt. Beim Vorgänger fror das Bild nur dann ein, wenn der Ball sowieso nicht mehr erreicht werden konnte.

Was gibt's Neues?

Davon abgesehen hat sich nicht all zu viel verändert. Neuerdings könnt ihr endlich ganze fünf Sätze spielen - allerdings nur im Freundschaftsspiel und im Multiplayer-Modus, in dem bis zu vier Spieler gegeneinander antreten. In der Karriere und im einzelnen Turnier stehen nur jeweils zwei Sätze auf dem Programm. Weitere Änderungen sind eine Hand voll neuer Minispiele und die Tatsache, dass ihr jetzt nur noch mit einem erstellten Charakter zur Zeit auf Tour geht und nicht mehr mit einem männlichem und einem weiblichen gleichzeitig. Unverändert geblieben sind dagegen die Kategorien, in denen ihr euren Spieler durch Training und Spielpraxis aufwerten könnt. Diesmal ist es allerdings leichter, eure Rivalen in ihre Schranken zu verweisen als beim Vorgänger. Gerade zu Beginn habe ich sämtliche Gegner im mittleren Schwierigkeitsgrad fast ohne Gegenwehr abgezogen.

Habt ihr den laschen Einstieg überwunden und euch durch einen höheren Weltranglistenplatz für wichtigere Turniere qualifiziert, wird es aber deutlich schwieriger und spannender. Dann motiviert es ungemein, in den schnellen, langen Ballwechseln gegen die virtuellen Gegner zu kämpfen. Wenn ihr gegen menschliche Kontrahenten bestehen wollt, müssen diese übrigens ein eigenes Modul mitbringen. Ein Online-Modus fällt wie bei der PC- und PS3-Fassung gleich komplett unter den Tisch. Schade eigentlich, entfaltet doch die Xbox 360-Version gerade in diesen Matches ihr volles Potenzial und sorgt so für zusätzliche Motivation.

Wie sieht's aus?

...oder versucht beim Angriff der außerirdischen Ballmaschinen den Highscore zu knacken. Die Minispiele sorgen für Abwechslung und leveln eure Fähigkeiten auf wie in einem Rollenspiel.
Angesichts der Hochglanz-Kulisse auf den Stationär-Konsolen macht sich auf PSP Ernüchterung breit: Selbst für Handheld-Verhältnisse hinterlässt die Optik einen zwiespältigen Eindruck. Anders als beim ersten Ableger auf Sonys mobiler Konsole werden die detaillierten Spieler und Szenarien stimmungsvoll beleuchtet. Die Animationen während des Spiels und in den Jubelszenen sind wieder sehr schön gelungen. Andererseits stören neuerdings viele technische Unzulänglichkeiten das Bild. Dank extremen Clipping-Fehlern flimmern massive Bäume wild in Häuserwände hinein, in den Wiederholungen rutscht der Schläger schon einmal in Zuckungen durch den Arm des Spielers und zwischen einzelnen Polygonen blinkt und blitzt es wie zu guten alten PSOne-Zeiten.

Dazu kommt das bereits erwähnte gelegentliche Einfrieren des Bildes mitten im Spiel. Zoomt die Kamera in den Wiederholungen nah an einen Spieler heran, verschwimmen die Zuschauer dahinter nicht selten zu riesigen, wabernden Pixelhaufen aus etwa zwölf Rechtecken. All zu schlimm ist all das aber auch nicht, denn im Spielgeschehen fallen die Fehler kaum auf. Für die Sound-Untermalung wurden diesmal abwechslungsreichere und realistischere Schlag-, Tritt- und Schreigeräusche benutzt. Leider klingen sie aber allesamt so dumpf und knarzig wie in Fighting Vipers auf dem Sega Saturn. Und das über zehn Jahre alte Prügelspiel klang damals schon grottig. Das nervige Orgelrock-Gedudel in Virtua Tennis 3 lässt sich zum Glück abschalten. Dann fallen allerdings die niedrigen Sample-Frequenzen der Soundeffekte umso stärker auf.                  

Fazit

Virtua Tennis 3 ist das ideale Spiel für mobile Filzkugelquäler. Eigentlich stehe ich eher auf kürzere, realistische Ballwechsel wie in Top Spin 2 auf der Xbox 360. Die intuitive Steuerung und das dynamische Gameplay passen aber perfekt zur PSP und haben auch mich stundenlang an den Handheld gefesselt. Viele positive und negative Punkte der großen Konsolenbrüder treffen auch auf die PSP-Version zu. Auch hier ist der Einstieg z.B. etwas zu einfach. Habt ihr eine etwas höhere Weltranglistenposition erreicht, entwickeln sich die Matches aber zu ungemein spannenden Partien. Wem das immer noch zu leicht ist, der kann gleich zu Beginn einen höheren Schwierigkeitsgrad auswählen oder gegen bis zu drei menschliche Virtua Tennis-Cracks antreten. Leider wird weder die Möglichkeit unterstützt, mit nur einem Modul Multiplayer-Matches auszufechten, noch gibt es einen Onlinemodus. Gerade bei solch einem eingängigen Partykracher wurde so einiges an Potential verschenkt. Die vielen kleinen Grafikfehler in der sonst ansehnlichen Kulisse wirken sich glücklicherweise kaum auf das Spielgeschehen aus.

Pro

dynamische Matches
intuitive Steuerung passt perfekt zum Analog-Knubbel
motivierende Weltranglisten-Karriere
endlich fünf Sätze in Freundschaftsspiel und Multiplayer
Multiplayer-Spaß für bis zu vier Spieler

Kontra

kaum Neuerungen
Bild friert manchmal mitten im Spiel kurz ein
Stars tauchen schon zu Beginn der Karriere auf…
…und sind trotzdem dann schon leicht zu schlagen
kein Online-Modus

Wertung

PSP

Spaßiges Arcade-Tennis mit intuitiver Steuerung und leichten technischen Mankos

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