DTM Race Driver 3 Challenge10.03.2007, Jan Wöbbeking
DTM Race Driver 3 Challenge

Im Test:

Ihr habt Benzin im Blut? Ihr wollt auch bei einer Zugfahrt auf's Gaspedal treten? Dann ist DTM Race Driver 3 das richtige Spiel für euch. Auch bei der zweiten PSP-Ausgabe warten wieder viele unterschiedliche Rennveranstaltungen auf jene, die lieber Gas geben, statt stundenlang im Menü zu schrauben.

Ich will Spaß

Mit langem Tuning-Gefrickel hält sich DTM Race Driver 3 nicht auf: Stattdessen werdet ihr ruck zuck auf die Rennstrecke teleportiert und absolviert die komplette DTM-Saison 2005. Oder ihr geht auf die Welt-Tour und nehmt an diversen anderen Rennmeisterschaften teil.

Der Schnellstart-Modus befördert euch direkt auf die Rennstrecken der DTM-Meisterschaft von 2005.
Die zwei Wörter "Race Driver" deuten es an: Ganz nach Serientradition kommen solche Leute auf ihre Kosten, die Spaß daran haben, Rennen zu fahren. Wer die Autos auf eine bestimmte Strecke abstimmen möchte, kann das in diesem Spiel auch, allerdings nur im Freien Rennen oder beim Zeitfahren mit speicherbaren Geisterwagen. Dort könnt ihr an alle Fahrzeuge Hand anlegen, die ihr in den anderen Veranstaltungen freigeschaltet habt. Neben der Übersetzung und dem Abtrieb lässt sich die Härte von Federung, Stabilisatoren und Reifen modifizieren. Außerdem dürft ihr die Boliden tiefer legen und die Bremskraft auf die vordere oder die hintere Achse verlagern.

Doch kommen wir zurück zu den Details, die das Spiel so spielenswert machen: Einsteigen, Gas geben, Spaß haben. Doch halt, ganz so schnell geht es doch nicht. Anders als bei der DTM-Meisterschaft müsst ihr auf der Welt-Tour erst einmal eine Art Fahrschule meistern, bevor euch das Spiel auf die Strecke lässt. Ähnlich wie in Gran Turismo oder Project Gotham Racing schlängelt ihr euch z.B. durch Kegel und tretet in die Eisen, um auf einem markierten Feld zum Stillstand zu kommen. Leider gibt es diesmal keine Story. In den Vorgängern durftet ihr euch noch in die Lage eines Rennfahrers versetzen, der durch Siege in weniger gut dotierten Veranstaltungen versucht, die Aufmerksamkeit von Sponsoren auf sich zu lenken.

Übung macht den Weltmeister

Achtet beim Start auf die richtige Drehzahl, sonst zieht das Feld an euch vorbei.
Stattdessen absolviert ihr nacheinander die erwähnten Übungen, die euch auf die Meisterschaft in der jeweils nächsten Rennklasse vorbereiten. Habt ihr dieses Training erfolgreich beendet, wird es eng. Nach der Qualifikation drängelt ihr euch mit ganzen zwanzig Konkurrenten um die Pole Position. Und diese Konkurrenz geht nicht zimperlich mit euch um. Wenn man über mehrere Kilometer erbittert mit einem anderen Fahrer um die Platzierung kämpft, vergisst man manchmal, dass dieser nur von Bits und Bytes gesteuert wird und nicht von einem menschlichen Gegenspieler. Das wird euch erst dann wieder bewusst, wenn ihr auf eine richtig scharfes Nadelöhr zurast. In solch einer Situation gehen die Künstlichen Kollegen lieber auf Nummer Sicher, deshalb wartet an diesen Stellen eure große Chance. Dann könnt ihr manchmal sogar drei Plätze auf einen Streich gutmachen. Oder ihr inspiziert den frisch gemähten Rasen und kürzt ein wenig ab. Bestraft werdet ihr dafür nämlich nicht. Schade eigentlich, das machen andere Spiele besser.

Leider brutzelt den insgesamt realistisch agierenden "Bots" von Zeit zu Zeit die Sicherung durch. Gerade auf den US-amerikanischen Rundkursen drehen die Computergegner massiv am Rad, und das ist wörtlich gemeint. In einem Rennen ist es mir gleich dreimal passiert, dass ein Computergegner auf einer der langen Geraden neben mich gefahren ist, um mich ohne Grund volle Lotte in die Leitplanke zu rammen. Zum Glück treten diese plötzlichen Spurwechsel auf den anderen Kursen deutlich seltener auf. Die Weltreise führt euch unter anderem zu den australischen V8 Supercars, und dem britischen GT Championship. Außerdem dürft ihr über US-amerikanische Ovale heizen und in Formel 3-Wagen Platz nehmen. Das differenzierte Schadensmodell könnte aber ruhig etwas mehr Einfluss auf euer Fahrverhalten nehmen. Denn sofern ihr euer Auto nicht mit 200 Sachen an der Bande schrottet, könnt ihr bis auf geringe Geschwindigkeitseinbußen und leichtes Verziehen der Lenkung beinah unbehelligt weiterfahren. Sogar, wenn beinah alle Schadenszonen rot aufleuchten.             

Vorsicht, Überhitzungsgefahr!

Bei all der Action geht Sonys mobile PlayStation leider häufig die Puste aus. Und das, obwohl mit Sumo Digital das gleiche Team für das Spiel verantwortlich ist, welches das grafisch atemberaubende Outrun 2006 auf die PSP brachte.

Jetzt wird's eng: Die 20 Computergegner sind nicht gerade die defensivsten Fahrer der Welt.  
Die meiste Zeit ruckelt das Geschehen mit einer recht niedrigen Framerate an euch vorbei, die in hektischen Momenten noch weiter in den Keller fällt. Zum Glück aber immer nur so weit, dass sich das Rennen trotzdem noch vernünftig weiterfahren lässt und ihr jederzeit Herr der Lage seid. Nur für die Augen wird es auf Dauer anstrengend. Ein weiterer Minuspunkt sind die unscharfen Texturen. Bei einem Blick auf die Werbebanner fühlte ich mich wie ein Kurzsichtiger. Die bunten Schilder lassen sich erst dann entziffern, wenn eure Stoßstange schon beinah Kontakt mit ihnen aufgenommen hat.

Aber genug gemeckert, schließlich schmeichelt die Grafik dem Auge durch manch anderes Detail: Zuerst einmal ist es bestimmt kein Pappenstil für die kleine PSP, einundzwanzig Wagen gleichzeitig über die Piste zu navigieren. Und das, obwohl die einzelnen Fahrzeugmodelle auch noch sehr detailgenau in Szene gesetzt sind. Ein weiteres grafisches Highlight ist die Umgebung, die an euch vorbei rauscht. Die Rennstrecken wurden ihren realen Vorbildern nachempfunden und bieten viele kleine Eye-Catcher am Rande. Kurse, die in der Realität schon öde aussehen, sind natürlich auch im Spiel nicht sehenswerter. Aber wen ihr durch eine Großstadt rast, werden sowohl das kleine Büdchen am Straßenrand als auch die Hochhäuser am Horizont stets korrekt dargestellt. Pop-Ups bleiben eine seltene Ausnahme.

V.I.E.R. Combat

Neben neueren Rennwagen dürft ihr auch in einem 1970er Buick Gran Sport 455 Platz nehmen.
Im Mehrspieler-Modus rauschen die ansehnlichen Kulissen sogar deutlich flüssiger an euch vorbei, vorausgesetzt ihr benutzt den Game-Sharing-Modus. Dann nämlich sind nur bis zu vier menschliche oder KI-Piloten auf der Strecke unterwegs, was die Hardware deutlich entlastet. »Läuft ja flüssiger als Ridge Racer 7«, so der beiläufige Kommentar von Michael, der vom Motorenlärm angelockt wurde. Doch nicht nur das flüssige Scrolling sorgt im Multiplayer für Freude. Es ist ungemein spaßig, nach langem Gedrängel vor einer Schikane an eurem Gegenüber vorbeizuziehen und ihm dann mit dem Schulterblick bei seinem Ausflug ins Grüne zuzuschauen. Einen Rückspiegel gibt zwar es nicht, aber ihr könnt euch jederzeit mit einem Druck auf das Digitalkreuz umsehen. Wer dafür nicht extra seinen Daumen vom »Steuerknubbel« nehmen möchte, darf die Tastenbelegung frei umkonfigurieren.

Überhaupt wird das Fahrerlebnis von vielen sinnvollen Details aufgewertet. Wem das realistisch umgesetzte Röhren der Fahrzeuge auf Dauer zu langweilig wird, kann seine eigene Musik vom Memory Stick abspielen. So stellt sich nicht mehr die Frage, ob ihr unterwegs lieber zocken oder mp3s hören wollt. Ihr dürft sogar den Speicherort der Soundfiles auswählen. So konnte ich dem Memory Stick meinem Sony-Ericsson-Handy in die PSP stecken und direkt auf die gespeicherte Musik zugreifen, statt sie erst umständlich in einen anderen Ordner zu verschieben. Das gespielte Stück wird übrigens nicht unterbrochen, wenn ihr ein Rennen neu startet. Bei einem verhunzten Rennen steht ihr nach zwei Tastendrücken nämlich wieder direkt an der Startlinie. Doch diese Option hat das Spiel auch bitter nötig. Denn vor einem neuen Rennen könnt ihr erst einmal ganze fünfzig Sekunden Däumchen drehen, während sich der Ladebalken komplett gefüllt hat. Im Game Sharing-Modus dauert es bis zum Rennbeginn sogar doppelt so lange.       

Fazit

40 vierrädrige Fortbewegungsmittel, 50 Strecken, vier Mitspieler mit einem Modul, zwölf Teilnehmer mit zwölf UMDs – an großen Zahlen fehlt es DTM Race Driver 3 Challenge wahrlich nicht. Der Renner bietet mehr Umfang und Rennklassen als manch ein Konkurrent auf den "großen" Konsolen. Doch neben der Quantität stimmt stimmt auch die Qualität. Die eingängige Steuerung erreicht einen guten Kompromiss zwischen Arcade und Realismus. So werden auch Neulinge nicht abgeschreckt. Simulations-Fans und Freizeitmechaniker kommen allerdings weniger auf ihre Kosten, der Titel setzt seinen Fokus klar auf den Fahrspaß. Schade, dass die motivierende Karriere samt Story diesmal fehlt. Andererseits bereiten euch die Fahrtests gut auf den Rennalltag vor. Ein klares Highlight ist der Multiplayermodus, der bis auf die etwas umständliche Menüführung und die langen Ladezeiten bestens funktionierte. Ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß daran, in einem Handheld-Rennspiel gegen ein paar Freunde anzutreten. Und auch der Solomodus motiviert ungemein. Nur die teils sehr niedrige Bildrate, die langen Ladezeiten und vor allem die urplötzlichen Spurwechsel der CPU-Gegner nerven. Schade, ohne diese Mankos hätte sich der Titel ein Hit-Prädikat verdient.

Pro

viele Rennklassen
40 unterschiedliche Fahrzeuge
über 50 Originalstrecken
bis zu 21 Autos auf der Strecke
CPU-Gegner insgesamt realistisch
spannende Positionskämpfe
üppiger Mehrspielermodus
detailreiche Streckenumgebung
hohe Sichtweite

Kontra

<P>
niedrige Bildrate
ab und zu grobe KI-Aussetzer
sehr lange Ladezeiten
Abkürzen wird nicht bestraft
keine motivierende Story mehr
unscharfe Texturen</P>

Wertung

PSP

Spannendes Rennsportspiel für bis zu zwölf Gasfinger.

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