Test: NBA Live 08 (Sport)

von Benjamin Schmädig



NBA Live 08
Entwickler:
Publisher: Electronic Arts
Release:
04.10.2007
25.10.2007
04.10.2007
09.10.2007
06.12.2007
25.10.2007
Spielinfo Bilder Videos
Im letzten Jahr war NBA Live auf Sonys Minikonsole endlich so umfangreich wie seine großen Geschwister - habt ihr deshalb der konsequenten Weiterentwicklung von EAs Basketball entgegen gefiebert? Habt ihr euch aufs Ausmerzen der immer noch zahlreichen kleinen Macken gefreut? Wollt ihr Basketball, der sich real anfühlt, bei dem ihr das Geschehen vollständig kontrolliert? Dann bleibt bei NBA Live 07; Ausgabe 08 ist ein lauwarmer Aufguss.

Wieso spiele ich?

Irgendwie seltsam: Ich stehe auf dem Platz, nörgle über Dribblings, Pässe oder Korbleger, die sich wie im letzten Jahr anfühlen - und spiele trotzdem ein Viertel nach dem anderen. Selbst auf dem heimischen Sofa, wo ich die Ruhe des Feierabends genießen und die fast schon dreiste Kopie des vergangenen PSP-NBA vergessen könnte, motiviert mich EAs Basketball zum Weitermachen. Es können nicht die Automatismen sein, mit denen Shaq & Co. zum Korb ziehen. Es ist nicht das furchtbar träge Menü. Schon gar nicht sind es die begrenzten taktischen Möglichkeiten, mit denen ich als Trainer ins Spiel eingreifen kann. Es sind auch nicht die wenigen unterschiedlichen,
Das gleiche Bild wie im letzten Jahr: NBA Live 08 unterscheidet sich nur minimal vom Vorgänger.
noch dazu zweidimensionalen Pappaufsteller in den Zuschauerrängen. Und es sind nicht einmal die detaillierten, wenn auch aus dem Vorgänger geklonten Arenen, auf denen ich mit der PSP antrete.

Doch wie kann die Punktejagd in der nordamerikanischen Liga dann anspornen? Die Lösung ist eigentlich einfach - und vor allem Microsoft-Zockern längst bekannt: Es gibt in jedem Spielmodus etliche Erfolge, z.B. eine bestimmte Anzahl Rebounds, der Sieg über ein bestimmtes Team, das Gewinnen von soundso viel Punkten in einer Saison usw. usf. Nun bin ich auf Xbox 360 bekennender Anti-Gamerscorer, weil ich nicht einer schnöden Zahl wegen die Konsole an- oder ein Spiel als Achievement-Summand einwerfe. Aber genau das kann The Crown, wie EA seine Erfolge-Variante nennt, besser. Denn wer hier in irgendeinem Match, in irgendeinem Minispiel oder während er als Manager den Dynastie-Modus bewältigt sein Punktekonto aufstockt, steigt nicht nur im Rang auf: Er oder sie schaltet auch Herausforderungen frei, in denen man historische Momente nachahmt und z.B. mit einem bestimmten Profi drei Dutzend Punkte in nur einem Viertel erzielen muss. Nicht zuletzt hält NBA Live 07 eine umfangreiche Statistik über jeden Aspekt eures Spiels und zeigt nach jeder Partie die aktualisierten Daten. Ich war skeptisch, und tatsächlich ist The Crown nur ein oberflächlicher Aufsatz, der kaum zum eigentlichen Geschehen beiträgt. Aber es ist ein gut geölter Motor, der Live 08 in Fahrt bringt.

Überflieger ade!

Gerade deshalb ist es allerdings bedauerlich, dass die tiefen Spurrillen des Vorgängers den Schwung so spürbar bremsen. Es gibt einfach zu viele automatisierte Abläufe, die den Ball wunderbar flott vom Einwurf bis zum Korb bewegen - euch aber die echte Kontrolle über eure Spieler entziehen. Bei der Ballannahme ziehen die Stars z.B. wie von selbst in Richtung Korb und per einfachem Knopfdruck schießen und treffen sie meist wie von selbst. Schlimmer sind nur Korbleger oder Dunks, denn wenn das Programm einmal entscheidet, dass ein solcher trifft, fliegen die Athleten wie von Zauberhand geleitet selbst durch eine drei Mann starke Abwehr.

Und das, obwohl das Blocken ähnlich wie im letzten Jahr erfreulich gut funktioniert; auch der Gegner macht Räume zu und hat oft genug die Hand zwischen Ball und Korb. Im Detail wirkt die diesjährige Fassung sogar durchdachter als ihr Vorgänger, weil die besten eurer Profis durch die weggefallenen Superstar-Moves nicht mehr zu unheimlichen Überfliegern werden, weil ihr durch schnelles Zweimaldrücken der linken Schultertaste wie in NBA 2K8 zu einem Spieler eurer Wahl passen könnt und weil sie beim 
Viele Korbschüsse gelingen wie selbstverständlich.
Gedrückthalten derselben Taste ihren Gegner automatisch abschirmen, falls dieser nicht mit einem geschickten Dribbling an euch vorbei zieht. Das erleichtert die Verteidigung, entzieht euch aber nicht die Kontrolle. Den einzigen Vorteil, den Superstars wie Nowitzki jetzt noch haben, sind beinahe sichere Treffer oder häufige Steals, sobald ihr sie auf ihre bevorzugten Positionen bewegt. Garantierte Punkte gelingen allerdings trotzdem nur mit nach einem guten Spielzug. Das sind sinnvolle Verbesserungen, und es fühlt sich freier an als zuletzt. Letztendlich halten die Entwickler aber am Arcade-Basketball fest, denn im Grunde drückt ihr noch immer nur im richtigen Moment einen Knopf - was dann passiert, geschieht zu oft wie von selbst. Einzelheiten wie die in der vorgegebenen Einstellung praktisch nicht vorhandene Erschöpfung nach ständigen Sprints lassen sich zwar über beachtlich viele Schieber regeln, doch keine Korrektur erzeugt ein glaubwürdiges Spielgefühl. Bis auf Fadeaways könnt ihr z.B. nicht einmal die Art des Wurfs selbst beeinflussen, ganz zu schweigen davon, dass ihr das Timing des Abwurfs nicht selbst bestimmt.

Die Armut der Details

Ähnliches gilt für die taktischen Möglichkeiten, denn wo man bei 2K Games die Spielweise präzise festlegt, darf man hier lediglich zwei Hand voll Spielzüge vorgeben. Übrigens hört man die Trainer im Vergleich zu Live 07 keine Anweisungen mehr vom Rand rufen, was zuletzt viel zur Atmosphäre beitrug. Abgesehen davon wird das Geschehen aber von den gewohnt guten, wenn auch bekannten Sprechern kommentiert und das Publikum geht zwar weniger situationsbezogen als in 2K8, aber trotzdem hörbar mit eurer Mannschaft mit. Auf ähnlich hohem Niveau recycelt EA Arenen und Akteure: Beides überrascht nicht, sieht aber noch immer gut aus.

Ich hätte mir zudem gewünscht, dass ich die neuesten Teamdaten über das Internet vom EA-Server holen kann. Schließlich wirbt die Packung mit der ESPN-Lizenz und das Aktualisieren der Roster ist eigentlich Pflicht und mit der PSP längst machbar. Wünschenswert wäre auch die Möglichkeit, Matches im Internet auszutragen, denn so bleiben neben Dynastie-Karriere, einzelner Saison sowie dem All-Star Weekend nur zwei Minispiele - die aus dem Vorgänger bekannten, nur kurz fesselnden Handles und 2 Ball. Besonders 2 Ball ist nicht mehr als eine Wurfübung mit auflesbaren Extras und wer die nette Schnelltastendrückerei Handles schon im letzten Jahr erlebt hat, darf getrost abwinken. Ach ja: Dynastie-Manager dürfen neuerdings in simulierte Matches eingreifen - eine weitere Änderung, die nur unter der Lupe sichtbar wird.

   

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