Gottlieb Pinball Classics25.01.2006, Paul Kautz
Gottlieb Pinball Classics

Vorschau:

Wer vor den 80er Jahren in eine Spielhalle ging, tat das nicht, um die Space Invaders abzuwehren oder virtuellen Kämpfern den Scheitel zu bügeln, sondern um sich die Kugel zu geben - oder eher sehr viele davon, denn Flipper-Automaten beherrschten seinerzeit die »Arkaden«. Einer der zuverlässigsten und besten Tisch-Lieferanten war der Hersteller Gottlieb – und dem wird Ende Januar mit den Gottlieb Pinball Classics (ab 54,15€ bei kaufen) ein umfassendes PSP-Denkmal errichtet, das wir ausführlich anspielen durften.

Die Flipper-Küche

Wer kann sich noch an System 3 erinnern? Die ältere Spielergeneration dürfte den alteingesessenen britischen Entwickler vor allem für Meisterwerke wie »The Last Ninja« oder »International Karate plus« im Gedächtnis haben, die jüngeren haben vielleicht die GBA-Umsetzung des Prügelklassikers gespielt. Die Bande um Mark Cale arbeitet nach spielerischen Abseitspfaden wie »Constructor« jetzt an den Gottlieb Pinball Classics. Gottlieb? Macht der Brötchen? Nein: Von den Fünfziger Jahren bis in die Achtziger, als die Flipper

Seltene Kugel: »Goin' Nuts« hat praktisch nie das Licht der Spielhallenwelt erblickt.
langsam aber sicher durch Videospiele aus den Spiehallen verbannt wurden, war Gottlieb der Name für anspruchsvolles Flipper-Vergnügen. Tische wie »Genie«, »Black Hole« oder »El Dorado« lassen noch immer den internen Zähler von Liebhabern klingeln – und all diejenigen, die das Live-Erlebnis aus dem Zocktempel verpasst haben, haben ab Ende Januar hoffentlich eine PSP. Denn die Classics umfassen die zehn wichtigsten Tische des Unternehmens; zu den zuvor genannten gesellen sich noch Flipper wie »Big Shot«, »Victory« oder »Central Park«. Dazu gibt es mit »Goin' Nuts« noch eine absolute Rarität zu spielen, schließlich kam dieser Multiball-Automat nie in die Spielhallen – lediglich acht Prototypen wurden produziert!

Ihr fangt mit drei Flippern an, alle weiteren müsst ihr durch in der »Gottlieb Challence« erwirtschaftete Credits freikaufen. Zu jedem Tisch gibt es interessante Infos, die von einer englischen Stimme vorgelesen werden sowie eine eingescannte Zeitungswerbung. Highlight der Extras ist allerdings die »Gottlieb Factory Tour«: eine Schwarz-Weiß-Slideshow mit Bildern aus den Produktionshallen, der Entwicklungsabteilung, der Montagefabrik – und der Firmenkantine.

Vorsicht beim Draufhauen!

Habt ihr einen Tisch angewählt, könnt ihr euch noch die Spielregeln zu Gemüte führen und einfach draufloskullern. Oder ihr begebt euch in die Challenge, in der spezielle Aufgabenstellungen warten, deren Erfüllung die begehrten Credits abwirft. Oder ihr schnappt euch bis zu drei Freunde und liefert euch ein Kugelduell – entweder nacheinander an einer PSP oder kabellos via Game Sharing.

Ihr könnt aus vielen verschiedenen Perspektiven wählen.
Der Tisch ist flott übertragen, die Deathmatch-Highscorejagd läuft ab dann parallel. Netterweise können die Mitspieler, sofern sie keine Lust mehr auf Gegeneinander-Zocken haben, auch alleine am Tisch herumfuhrwerken, bis die PSP neu gestartet wird.

Die Tische präsentieren sich in schönster, polierter 3D-Optik, die ihr aus einer Vielzahl von Perspektiven begutachten könnt. Scrollende Nahaufnahme des Balles? Weite Komplettansicht? Schräge Halbperspektive? Alles kein Problem! Zusätzlich könnt ihr die Anzeige auch um 90° nach links kippen, so dass nach oben und unten mehr zu sehen ist – etwas gewöhnungsbedürftig, aber spielerisch interessant. Ihr steuert die Flipper komfortabel mit den beiden Schultertasten, dem Analogstick kommen gleich mehrere Bedeutungen zu: Zum einen löst ihr damit die Kugel aus, zum anderen könnt ihr in alle Richtungen gegen den Tisch hauen, um eine klemmende Kugel zu befreien oder ihren Lauf leicht zu beeinflussen. Aber Vorsicht: Zu oft an den Tisch gepocht und ihr »tiltet« ihn – keine Steuerung mehr möglich, der Ball ist verloren. Der Übersicht wegen könnt ihr auch die Tisch-Reflexionen abschalten: Dadurch ist das Ganze zwar etwas weniger hübsch (keine Umgebungsspiegelungen mehr auf der Deckscheibe), aber übersichtlicher – gerade die etwas unauffällige Kugel lässt sich so leichter im Fokus behalten.  

Ausblick

Ich bin nicht der weltgeschickteste Kugeltreiber, aber ich erkenne einen guten Flipper, wenn ich einen sehe – oder eine Stunde daran spiele. Und die Gottlieb Pinball Classics haben mich schon in der Vorabversion weit länger als diese Zeit an die PSP gefesselt, die Umsetzungen der Klassiker sind einfach göttlich. Wenn ich etwas wirklich zu bemängeln habe, dann ist das die erschreckend unspektakuläre Kugel: Der fehlt einfach das Chromcoole, sie sieht aus, als würde sie eher über einen fusseligen Teppich denn über einen blitzblanken Pinball-Automaten flitzen – mal davon abgesehen, dass sie dadurch etwas schwerer als nötig zu erkennen ist. Aber sonst erfüllen die Classics schon jetzt mehr Pinball-Träume und –Fantasien als man sich wünschen kann.

Ersteindruck: sehr gut

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