Vorschau:
Rockstar kann es besser
Ähnlich wie bei Max Payne erzählt der Vorspann mit Comic-Schnipseln vom gewalttätigen Alltag auf Londons Straßen, dann kann's schon losgehen. Das erste Ziel ist der Story-Modus, in dem ihr eine von fünf Gangs zur dominierenden Macht im Untergrund macht. Für welche ihr euch entscheidet, hängt davon ab, ob ihr mit Jamaikanern besser klar kommt als mit Russen oder ob euch die stabilen Autos von Kane lieber sind als die Treffsicherheit der Talwar-Jungs. Außerdem zählen die Werte von Aggression, Geschwindigkeit und Durchhaltevermögen im Kampf, während alle Banden unterschiedlich schnelle und wendige Wagen fahren.
Spürbare Unterschiede sind mir allerdings nicht aufgefallen - vielleicht lag das aber auch an den eintönigen Aufträgen. Ihr habt meist die Wahl zwischen mehreren Missionen, in denen ihr entweder euer Viertel verteidigen müsst, ein Gebäude infiltriert, für Personschutz
sorgt oder eine wichtige Person kidnappt. Falls ihr nicht gerade in feindliche Stützpunkte eindringt, sieht das so aus, dass ihr zum Ziel fahrt, das Zielauto fahruntauglich rammt oder euch mit Schießprügeln und Fäusten einen Straßenkampf liefert. Meist erwartet euch eine Mischung der drei Elemente - spannend ist das allerdings nie: Die Aufträge sind schnell erledigt, spannungsarm inszeniert und ihr bekommt nie etwas anderes als die erwähnten Ziele vorgesetzt; Das Auto neu lackieren, Geld von Stripperinnen sammeln - Rockstar weiß besser, wie man Abwechslung schafft.Bandenkrieg in Englands Hauptstadt: Euer Clan beim Intermezzo mit einer feindlichen Bande.
Einöde im Touristenzentrum
Nicht zuletzt sieht London trotz Big Ben, Tower Bridge und Westminster-Palast an allen Ecken gleich aus und wirkt unheimlich leblos. Es gibt kaum Geräusche in der Stadt, Passanten sagen keinen Ton, ihr hört keine Musik beim Fahren und es fehlt an Seitengassen oder Hinterhöfen. Über die immer gleichen Hauptstraßen zu heizen, wird jedenfalls schnell langweilig. Zwischen den Aufträgen erzählen Comic-Strips die Handlung weiter, spinnen aber keine packende Geschichte. Außerdem seid ihr nicht so frei wie in Liberty City unterwegs, sondern kommt nach jeder Mission zurück ins Menü. Interessant ist nur das Infiltrieren gegnerischer Stützpunkte, denn hier schleicht ihr um Wachen oder meuchelt sie hinterrücks. Den Gegenpol dazu bilden Einsätze, in denen ihr eins eurer Viertel gegen Angreifer verteidigen müsst: Dann prügelt oder ballert ihr einfach so lange, bis alle nacheinander eintreffenden Gegner das Zeitliche segnen. Zwar könnt ihr euren Kumpels befehlen, einen bestimmten Feind anzugreifen, sich zurückzuziehen oder neu zu formieren, zum taktisch anspruchsvollen Geplänkel werden die Auseinandersetzungen aber nie.
Schon nach einer Stunde war mir im monotonen Story-Modus
Macht euch selbst ein Bild:
Der erste und bislang einzige Trailerlangweilig, also schaue ich nach, was Gangs of London sonst zu bieten hat. Und alle Achtung: Abseits der Rahmenhandlung bietet Sony eine ganze Menge, um ein wenig Würze in die Gangster-Karriere zu streuen. Viel Zeit habe ich z.B. im Pub verbracht, wo eine Dartscheibe, eine Art Kegelspiel, amerikanisches und britisches Billard sowie ein Spielautomat mit einer Snake-Variante warten. Vor allem die Billard-Tische haben es mir angetan. Ich könnte Stunden mit dem Einlochen verbringen - das Klacken beim Aufeinandertreffen der Kugeln und die durchdachte Steuerung erwecken echte Bar-Atmosphäre.
Eine rundenbasierte Sache
Wollt ihr an die frische Luft, dann dürft ihr auf verschiedene Art und Weise die Weltstadt erkunden:
Leider nur ein Minispiel: Das spannende Taktieren um die Vorherrschaft in London. |
Was mich aber erst richtig an den Bildschirm fesselt, ist die so genannte Gangschlacht, bei der ihr im Rundentakt euer Revier vergrößert. Das komplette Geschehen findet auf einem Stadtplan statt, der in Bezirke aufgeteilt ist. Euer Ziel ist es, Mitglieder zu rekrutieren und mit diesen eine vorher festgelegte Anzahl Stützpunkte zu erobern. Diese werden allerdings vehement verteidigt, denn nur dort kommen neue Einheiten dazu. Dabei müsst ihr nie selbst kämpfen: Zieht einfach einen ausreichend großen Trupp in feindliches Terrain und schon gehört das Viertel euch. Da ihr nur dreimal pro Runde setzen dürft, solltet ihr euer Vorgehen dabei genau planen.
Ausblick
Es ist ein Jammer, dass Sony die zahlreichen Extras nur als eigenständige Spielereien anbietet. Als Zeitvertreib im Story-Modus hätten sie Gangs of London zu einem abwechslungsreichen GTA-Klon machen können. Vor allem die strategischen Feldzüge haben mich schon in der Vorschau-Fassung begeistert - es wäre toll gewesen, wenn die Entwickler den Rundenkampf vor die Einsätze der Kampagne gesetzt hätten! So sieht es jedenfalls danach aus, dass euch statt eines fesselnden Bandenkriegs nur unterhaltsame Minispiele erwarten und die Langzeitwirkung solcher Motivationsstöße hält sich bekanntlich meist in Grenzen. Vielleicht bieten die eigentlichen Einsätze im späteren Verlauf mehr Abwechslung als am Anfang. Doch wieso langweilen die Entwickler mit einem spannungsarmen Einstieg, langweiligen Ballereien und uninteressanten Verfolgungsjagden, wenn sie weitaus mehr in petto haben?
Ersteindruck: ausreichend
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