Virtua Tennis 420.02.2012, Benjamin Schmädig
Virtua Tennis 4

Im Test:

Segas großes Tennis strauchelt: Als Arcade-Kick knallt die vierte Generation zu lasch übers Netz und als Simulation ist sie Top Spin 4 haushoch unterlegen. Jetzt schlägt dasselbe Spiel auf Sonys neuem Handheld auf - nahezu unverändert, aber mit eigenen Spielvarianten. Gewinnt der Filz auf diesem Weg doch noch etwas Schwung?

Ganz nah dran

Auf der einen Seite ist das natürlich famos: Neben Rayman Origins zeigt Virtua Tennis 4 (ab 14,50€ bei kaufen) mal eben, dass ein Handheldspiel der Konsole weder technisch noch im Umfang nachstehen muss. Die Vita-Fassung enthält die komplette Karriere, den vollständigen Arcade-Modus sowie alle Lizenzen seines nur äußerlich größeren Bruders – eine beachtliche Leistung! Auf der anderen Seite heißt das allerdings: Auch auf Vita geht es nur darum, im richtigen Moment an der richtigen Stelle zu stehen. Taktische Finessen und eine akkurate Physik fehlen. Man vermisst die präzise Kontrolle über den Schlag sowie ein nachvollziehbares Feedback bei Fehlern. Weil auch die Gegner kaum Finessen beherrschen, erlebt man selbst auf der schwersten Stufe meist einen müden Schlagabtausch - mehr dazu im ausführlichen Test der Konsolenversionen.

Tennis fürs Ego

Gestrichen hat Sega lediglich die Bewegungssteuerung, bietet im Gegenzug aber eine Steuerung über  Touchscreen oder Touchoberfläche an. Dabei schießt man den Ball durch eine Bewegung des Fingers in die entsprechende Richtung, die Art der Fingerbewegung bestimmt die Art des Schlags - das Zurückziehen löst etwa einen Slice aus. Den Spieler bewegt man entweder durch Antippen des Touchscreens oder ganz herkömmlich mit dem Analogstick. Ein Ersatz für die präzise Tasteneingabe ist das nicht, doch das System funktioniert. Anders als auf Konsole darf man diese Steuerung zudem in jeder Spielvariante nutzen.

Neu sind auch auf die Plattform zugeschnittene Spielvarianten an. So sitzen sich einmal zwei Spieler an den Seiten der Vita gegenüber und schubsen den Ball mit der neuen Touchscreen-Steuerung entgegen. Ein andermal schießt man auf ein Segelschiff, dessen Zielmarkierungen mithilfe der Bewegungserkennung in eine erreichbare Position gekippt werden. Eine erfrischende Variante ist Tennis aus der Egoperspektive, bei dem man wie

Leider gleicht das Vita-Tennis aber auch spielerisch dem schwachen Vorbild wie Filzball dem anderen.
Leider gleicht das Vita-Tennis auch spielerisch dem schwachen Vorbild wie ein Filzball dem anderen.
gewohnt spielt, sich aber durch Drehen und Kippen der Vita auf dem Platz umsieht. Weil das  technisch hervorragend funktioniert, ist die sinnfreie Spielerei durchaus unterhaltsam. Schließlich darf man eins der lizenzierten Asse auch frei im Raum platzieren, um das Ganze auf einem Foto festzuhalten - wer's braucht.

Sekunde noch...

Vorbildlich: Auch das Onlinespiel überträgt Sega vollständig: Einzelmatches sind ebenso drin wie Ranglistenduelle. Praktisch ist das AdHoc-Clubhaus, in dem man Vita-Besitzer der Umgebung treffen kann. Absolut inakzeptabel ist allerdings die Qualität der Online-Verbindungen, denn die schwankten während unseres Tests zwischen schlecht und unbrauchbar. Die Verzögerung zwischen Eingabe und Ausführung lag teilweise bei etwa einer Sekunde! Der Spieler rennt schon mal einfach nicht weiter, obwohl man den Stick durchgehend gedrückt hält. Und selbst beim Aufschlag zählt nicht das eigentliche Timing - vielmehr muss man die entsprechende Sekunde vorher drücken, damit der Balken für einen harten Ball im richtigen Moment stoppt. Mag sein, dass derzeit fast nur Japaner spielen. Doch auf Konsole funktioniert selbst die Verbindung nach Übersee deutlich besser.

Fazit

Wenn Sega nicht nachbessert, sind die Online-Matches eine Totgeburt! Eine so drastische Verzögerung darf sich ein Spiel um Reaktionsgeschwindigkeit einfach nicht erlauben. Dabei verbirgt sich hinter dem Untertitel "World Tour Edition" tatsächlich das komplette Spiel und das ist beachtlich. Immerhin stecken sämtliche Spielvarianten, die komplette Karriere sowie dieselbe Technik in diesem Virtua Tennis. Bedauerlich ist das nur, weil schon das Original ein misslungener Balanceakt zwischen Arcade und Simulation war - aber weder mit knackiger Finesse noch mit glaubwürdigem Anspruch überzeugen konnte. Und in dieser Form schürt es auch auf Vita lediglich die Hoffnung, dass es beim nächsten Mal eigentlich nur besser werden kann...

Wertung

PS_Vita

Technisch und inhaltlich vollwertige Umsetzung, die spielerisch unter denselben Fehlern leidet wie das Original. Die Online-Qualität ist allerdings eine Zumutung!

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