Batman: Arkham Origins - Blackgate08.11.2013, Benjamin Schmädig
Batman: Arkham Origins - Blackgate

Im Test:

Laufe ich gerade zum hundertsten Mal an derselben Stelle vorbei oder wurden auf dieser Etage einfach dieselben Bauteile verwendet wie weiter unten? Und geht es von hier in den Lüftungsschacht, der um die Ecke, nach oben, bis in den langen grünbraunen Raum führt? Oder finde ich hier die Tür zum Fahrstuhlschacht, dessen linker Ausgang nach hinten in das grünbraune Büro führt? Mein Orientierungssinn macht sowohl in natura als auch im Videospiel richtig was her - aber hier hatte ich irgendwann keinen Bock mehr!

Dimensionssprung

Mir kann keiner erzählen, dass die Vita kein dreidimensionales Abenteuer im Stil von Batman: Arkham Asylum stemmen kann! Denn genau das ist der Handheld-Ableger zu Arkham Origins: Der Superheld muss mal wieder Schurke für Schurke in einem Gefängnis für Ruhe sorgen. Mit von der Partie sind fast ausschließlich übliche Verdächtige – ihre Geschichte einige Monate nach Origins ist auch wegen des faden Wiederkauens kaum der Rede wert. Und immerhin gleicht Blackgate auch spielerisch dem Abenteuer auf der Arkham-Insel: Der Dunkle Ritter wechselt zwischen verschiedenen Gebäudekomplexen und öffnet verschlossene Türen mit immer neuen Werkzeugen. Dazu gehören Sprengstoff, ein Seilzug zum Überwinden gefährlicher Tiefen sowie das Entschlüsselungsgerät. Vor allem Letzteres ist wichtig, weil sich verschiedenfarbige Türen nur mit bestimmten Codes hacken lassen.

In einem entscheidenden Punkt unterscheidet sich Blackgate aber von Arkham Asylum und das ist die Perspektive. Denn während ich Batman bisher frei bewegen durfte, ziehe ich ihn auf dem Handheld nur von links nach rechts. An markierten Positionen auch nach vorne, hinten, oben, unten oder mit seiner Klaue auf einen hohen Vorsprung. Im Grunde bewege ich ihn aber stets auf einer zweidimensionalen Ebene.

Einige Kulissen sehen zwar gut aus - viele Ecken gleichen sich aber sehr.
Einige Kulissen sehen zwar gut aus - viele Ecken gleichen sich aber sehr.

Hin und zurück

Und das geht genau so lange gut wie die Kamera von Süden auf das Geschehen blickt. Weil sie allerdings munter die Blickrichtung ändert, geht die Übersicht in dem verwinkelten Gefängnis schneller flöten als eine Fledermaus mit den Flügeln flappt. Dass sich zahlreiche Stilelemente wiederholen, macht es nur schlimmer. Es hilft leider nicht, dass Batman an durchaus beeindruckenden Kulissen wie der Kanalisation vorbei kommt.

Es hilft auch nicht, dass Blackgate ein Schlauch ist, der schnurstracks von A nach B führt. Es gibt durchaus versteckte Winkel und um in Komplex A voranzukommen muss die Fledermaus schon mal einen Schlüssel in Komplex B auflesen – aber genau da liegt das Problem: Viele Wege sind ereignislose Fußmärsche durch Areale, in denen man längst gewesen ist.

Kombo? Oder nicht!

Natürlich sind die Gänge beim ersten Betreten nicht leer. Schaltkästen wollen deaktiviert, Türschlösser gehackt, verborgene Schächte entdeckt werden und gelegentlich prügelt sich Batman mit den Insassen. Entweder schlägt und kontert er dabei wie in den großen Arkham-Spielen oder er schleicht sich für lautlose Angriffe heran.

Er verfügt allerdings über bedeutend weniger Möglichkeiten. Er kann Feinde zwar von Plattformen ziehen und hechtet ähnlich wie in den Vorbildern von einem Gegner zum nächsten, sein Bewegungsrepertoire ist aber so eingeschränkt, dass sowohl die Schlägereien als auch das Schleichen zur oberflächlichen Wegwerf-Herausforderung

Die Detektivsicht zeigt zwar wichtige, aber nicht alle Hinweise. Ständiges Scannen ist deshalb unabdingbar.
Die Detektivsicht zeigt zwar wichtige, aber nicht alle Hinweise. Ständiges Scannen ist deshalb unabdingbar.
werden; separate Herausforderungen gibt es zum Glück nicht. Zumal Batman nicht unmittelbar auf Eingaben reagiert, sondern häufig mit Verzögerung – packende Arcade-Action sieht anders aus. Tatsächlich ist es mir zum ersten Mal völlig egal, ob ich eine Kombo am Laufen halte oder nicht.

Wimmelman

Die Handhabung von Werkzeugen wie Scanner oder Cryptographic Sequencer ist ähnlich unausgegoren. So schalte ich die Detektivsicht durch Antippen des Bildschirms ein und erkenne Hinweise in der Umgebung, wie z.B. Lüftungsschächte – so weit, so praktisch. Zum Scannen eines Objekts, etwa eines Sammelgegenstands oder eines verborgenen Zugangs, muss ich aber einen Finger auf dem Ziel halten. Und das ist reine Schikane, denn vor allem verborgene Zugänge muss ich unbedingt manuell scannen, bevor Batman überhaupt damit interagieren kann. Ich fahre also mit dem Finger über jeden Punkt jedes Bildschirmausschnitts, in dem sich vielleicht ein verstecktes Weiterkommen befinden könnte... Ich weiß nicht, wann ich mir die Zeit zuletzt mit etwas Unsinnigerem vertrieben habe!

Es gibt ja keine cleveren Kopfnüsse. Es gibt nur schwer erkennbare Zugänge und wie auf das fertige Spiel geklebte Sammelobjekte, die man einfach finden muss – was sich wie müßiges Staubkornzählen anfühlt. Selbst das Hacken elektronischer Schlösser fällt in diese Kerbe, denn dort suche ich lediglich eine große Sammlung verschiedener Ziffern nach der richtigen Kombination ab. Wimmelbild statt Superheld? Nein, danke!

Fazit

Klitzekleine Höhepunkte sind Situationen, in denen Batman ein wenig Köpfchen und ein gutes Gefühl für das richtige Timing braucht – es sind Ausnahmen in einem drögen Abklatsch der großartigen Arkham-Vorlage. Abklatsch heißt, dass das Kämpfen und Schleichen sowie das schrittweise Erkunden des großen Gefängnisses den guten Vorbildern ähnelt. Das heißt aber auch, dass keiner der Bausteine nur annähernd so gut funktioniert wie er sollte. Die Action ist eindimensional und ungenau, Rätsel gibt es kaum und das stupide Absuchen nach interaktiven Objekten schadet dem Spielfluss gewaltig. Nein, dass ich mich in Blackgate verlaufen habe, lag nicht nur an den unübersichtlichen Irrgärten. Es lag auch daran, dass es dort nichts Interessantes zu sehen gab.

Pro

seltene spielerische Abwechslung z.B. in Bosskämpfen
einige ansehnliche Kulissen
etliche Geheimnisse

Kontra

geradliniges Ablaufen von Ereignispunkten
lange, spielerisch gehaltlose Laufwege
unübersichtliche Levellabyrinthe statt interessanter Architektur
notwendiges Scannen hält Spielfluss auf
lächerliches Suchspiel statt „echtem“ Hacken
aufgesetzte Sammelaufgaben statt einfallsreicher Rätsel
Steuerung auch im Kampf träge und nicht eingängig
ausgetretene Handlung, mittelprächtige Comiczeichnungen
Kisten mit Batmans Werkzeugen stehen mitten im Gefängnis

Wertung

PS_Vita

Blackgate ähnelt spielerisch der Arkham-Serie, ist aber in jeder Hinsicht nur ein oberflächlicher Abklatsch.

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