Severed29.04.2016, Dieter Schmidt
Severed

Im Test: Dolce Vita: Es gibt Geschnetzeltes!

Ein Mädchen wacht alleine in einer Dämonenwelt auf. Mutter, Vater, Bruder sind verschwunden. Eine hässliche Fratze taucht auf, sagt, dass man sie retten könne, auch wenn die Menschen hier nichts verloren hätten. In der Hand ein aufrüstbares Schwert und schon beginnt eine Reise voller  spannender Kämpfe und vertrackter Levelerforschung, die mit einer Prise Guacamelee meiner PS Vita endlich wieder Leben einhaucht.

Dungeons and Giblets
Der Spieler bewegt sich durch die kunterbunte Welt in nur vier Richtungsmöglichkeiten. Dennoch wird dieses Myst-Prinzip wie Legend of Grimrock dreidimensional dargestellt. So kann man sich jederzeit in den Räumen umschauen und findet hier und dort auch nützliche Innereien. Moment mal. Innereien? Ja, willkommen in der sehr schrägen Welt von Severed. Wie beschrieben befindet man sich in einer Dämonenwelt. Schwert, Rüstung und Magiefähigkeiten können durch abgetrennte Körperteile aufgerüstet werden. Innereien wiederum können sich in alle erdenklichen Körperteile umwandeln. Dabei kann man sich anfangs austoben, wird aber nach kurzer Zeit nur noch überschaubare Boni freischalten, die aber für das Beenden des Spiels wichtig sind.
Wischiwaschi als geniales Herzstück
Alle paar Räume trifft man auf variationsreiche Gegner, die man exzellent designt hat. Wer sich Trailer von Severed anschaut oder Menschen beobachtet, die auf dem Display wie kleine Fruit Ninjas herumwischen, wird die Spannung nicht wirklich fassen können. Ein Beispiel: Vor mir steht eine sechsarmige Kreatur. Ich schlage mit Wischbewegungen auf sie ein, wobei sie ihre rechte Seite schützt. Dann holt sie zum Schlag aus. Mit einer Gegenbewegung meines Fingers blocke ich ab, merke aber an einer Anzeige, dass zwei weitere Gegner angreifen. Ich wechsle die Blickrichtung, muss gezielt aus einer Auswahl an 16 Augen die geöffneten per Angriff schließen, was den Angriffs-Timer zwar zurücksetzt, dem Gegner aber keinen Schaden abzieht. Dann springe ich schnell zum anderen Gegner. Sein Konter benötigt einen starken Schlag. Mein Finger ruht auf dem Display, der Schlag lädt sich auf. Zu spät! Und dieser Feind besitzt auch noch einen Angriffs-, der erste Kontrahent gar einen Schnelligkeitsbonus. Zumindest raube ich ihm mit meiner Magie seinen Bonus, springe zum zweiten Gegner, der gerade ansetzen will, blende diesen und setze zu langen Schwerthieben an. So gibt es auch mehr Schaden. Verdammt! Der dritte Gegner haut druff, mein Herz pocht, der Bildschirm blinkt rot. Werde ich es noch schaffen?
Dungeons and Giblets

Der Spieler bewegt sich durch die kunterbunte Welt in nur vier Richtungsmöglichkeiten. Dennoch wird dieses Myst-Prinzip wie Legend of Grimrock dreidimensional dargestellt. So kann man sich jederzeit in den Räumen umschauen und findet hier und dort auch nützliche Innereien. Moment mal. Innereien? Ja, willkommen in der sehr schrägen Welt von Severed. Wie beschrieben befindet man sich in einer Dämonenwelt. Schwert, Rüstung und Magiefähigkeiten können durch abgetrennte Körperteile aufgerüstet werden. Innereien wiederum können sich in alle erdenklichen Körperteile umwandeln. Dabei kann man sich anfangs austoben, wird aber nach kurzer Zeit nur noch überschaubare Boni freischalten, die aber für das Beenden des Spiels wichtig sind.

Wischiwaschi als geniales Herzstück

Unten sieht man die Anzahl der anderen Gegner und weiß anhand der Symbole, wann sie angreifen werden.
Alle paar Räume trifft man auf variationsreiche Gegner, die man exzellent designt hat. Wer sich Trailer von Severed anschaut oder Menschen beobachtet, die auf dem Display wie kleine Fruit Ninjas herumwischen, wird die Spannung nicht wirklich fassen können. Ein Beispiel: Vor mir steht eine sechsarmige Kreatur. Ich schlage mit Wischbewegungen auf sie ein, wobei sie ihre rechte Seite schützt. Dann holt sie zum Schlag aus. Mit einer Gegenbewegung meines Fingers blocke ich ab, merke aber an einer Anzeige, dass zwei weitere Gegner angreifen. Ich wechsle die Blickrichtung, muss gezielt aus einer Auswahl an 16 Augen die geöffneten per Angriff schließen, was den Angriffs-Timer zwar zurücksetzt, dem Gegner aber keinen Schaden abzieht. Dann springe ich schnell zum anderen Gegner. Sein Konter benötigt einen starken Schlag. Mein Finger ruht auf dem Display, der Schlag lädt sich auf. Zu spät! Und dieser Feind besitzt auch noch einen Angriffs-, der erste Kontrahent gar einen Schnelligkeitsbonus. Zumindest raube ich ihm mit meiner Magie seinen Bonus, springe zum zweiten Gegner, der gerade ansetzen will, blende diesen und setze zu langen Schwerthieben an. So gibt es auch mehr Schaden. Verdammt! Der dritte Gegner haut druff, mein Herz pocht, der Bildschirm blinkt rot. Werde ich es noch schaffen?

Lieber Arm ab, als arm dran
Was hier exemplarisch das Kampfsystem erklären soll, wird spätestens bei vier starken oder sechs Gegnern gleichzeitig zu einem Koordinationsproblem. Auch die Zusatzfähigkeiten müssen taktisch bedacht eingesetzt werden. Dabei teilen sich die Feinde auch mal auf, wechseln die Position, variieren die Schlagrichtung oder foppen den Spieler mit Finten. Hat man gezielte Treffer gelandet und wenige eingesteckt, kann man mit maximaler Fokusanzeige als Todeshieb die Körperteile abtrennen. Und wenn man dann in die Bosskämpfe einsteigt, bei denen auch noch Schergen zur Hilfe gerufen werden, hat Severed so viel mit Fruit Ninja am Hut wie Dark Souls mit Drakensang Online. Zwar kann man beim Ableben direkt wieder dort anknüpfen, wo der letzte Kampf beginnt, dennoch wird man im späteren Spielverlauf mitunter fünf bis zehn Anläufe brauchen. Und dabei ist die Taktik wichtig und wird die Schwierigkeit auch noch zum Beispiel dadurch erhöht, dass man in Kämpfen auf Wolken nicht endlos schweben kann. Gegen die Zeit und gegnerische Schläge hilft nur eine genaue Anordnung, wann man welche Boni per Magie ausschaltet und welche Feinde man zuerst töten will. Dabei hält Severed den Gegner auf einem angenehm fordernden, aber nie aussichtslosen Level. 
Verschachtelte Dungeons
Auf der zweiten Ebene gleicht Severed sehr stark Guacamelee: Findet man Herzfetzen oder Gehirnstücke, so kann man seinen Lebens- oder Magiebalken vergrößern. Einige dieser wichtigen Items findet man im Vorbeigehen, der Rest verbirgt sich hinter kniffligen Rätseln und Zusatzfähigkeiten, die man erst später bekommt und die einen motivieren, die Anfangs-Dungeons wieder zu besuchen. Dabei durchwandert man ein äußerst verschachteltes Labyrinth mit bis zu zehn Ebenen, wo Türen sich über eine Tag-Nacht-Mechanik schließen, hingegen sich andere wieder öffnen; wo farbige Hebel die dazu passenden Tore öffnen; wo auf bis zu zehn Ebenen sich die Lösung auch meist erst über etliche Stockwerke erschließt; wo man Schlüssel nicht durch Barrieren mitnehmen darf und sich anderweitig Gedanken machen muss. Auch hier wird man nicht auf zermarternde Kopfnüsse stoßen, aber dennoch angenehm gefordert. Und immer wieder wird man in unerwartete Situationen gestoßen, wo sich zum Beispiel der Boden öffnet und man sich durch Kellerräume kämpfen muss, wo Räume mit Giftgas gefüllt werden und man den dämonischen Verursacher schnellstens ausschalten muss oder wo man im Kampf von Kristallwänden geblendet wird.
Grafisch orientiert man sich an dem quietschbunten Stil von Guacamelee, obgleich die Welt bedrohlich wirkt und die mysteriöse Krähenfrau oder der doppelköpfige Vogel an Skurrilität kaum zu überbieten sind. Auch plätschert die Hintergrundmusik nicht einfach nur vor sich hin, sondern macht sehr deutlich: Du, Spieler, du als Mensch gehörst nicht in diese Welt!
Lieber Arm ab, als arm dran

Abgetrennte Körperteile stärken das Schwert und die Magiefähigkeiten
Was hier exemplarisch das Kampfsystem erklären soll, wird spätestens bei vier starken oder sechs Gegnern gleichzeitig zu einem Koordinationsproblem. Auch die Zusatzfähigkeiten müssen taktisch bedacht eingesetzt werden. Dabei teilen sich die Feinde auch mal auf, wechseln die Position, variieren die Schlagrichtung oder foppen den Spieler mit Finten. Hat man gezielte Treffer gelandet und wenige eingesteckt, kann man mit maximaler Fokusanzeige als Todeshieb die Körperteile abtrennen. Und wenn man dann in die Bosskämpfe einsteigt, bei denen auch noch Schergen zur Hilfe gerufen werden, hat Severed so viel mit Fruit Ninja am Hut wie Dark Souls mit Drakensang Online. Zwar kann man beim Ableben direkt wieder dort anknüpfen, wo der letzte Kampf beginnt, dennoch wird man im späteren Spielverlauf mitunter fünf bis zehn Anläufe brauchen. Und dabei ist die Taktik wichtig und wird die Schwierigkeit auch noch zum Beispiel dadurch erhöht, dass man in Kämpfen auf Wolken nicht endlos schweben kann. Gegen die Zeit und gegnerische Schläge hilft nur eine genaue Anordnung, wann man welche Boni per Magie ausschaltet und welche Feinde man zuerst töten will. Dabei hält Severed den Gegner auf einem angenehm fordernden, aber nie aussichtslosen Level. 

Verschachtelte Dungeons

Wohin wird dieses Tor führen? Severed bietet sehr verschachtelte Dungeons an.
Auf der zweiten Ebene gleicht Severed sehr stark Guacamelee: Findet man Herzfetzen oder Gehirnstücke, so kann man seinen Lebens- oder Magiebalken vergrößern. Einige dieser wichtigen Items findet man im Vorbeigehen, der Rest verbirgt sich hinter kniffligen Rätseln und Zusatzfähigkeiten, die man erst später bekommt und die einen motivieren, die Anfangs-Dungeons wieder zu besuchen. Dabei durchwandert man ein äußerst verschachteltes Labyrinth mit bis zu zehn Ebenen, wo Türen sich über eine Tag-Nacht-Mechanik schließen, hingegen sich andere wieder öffnen; wo farbige Hebel die dazu passenden Tore öffnen; wo auf bis zu zehn Ebenen sich die Lösung auch meist erst über etliche Stockwerke erschließt; wo man Schlüssel nicht durch Barrieren mitnehmen darf und sich anderweitig Gedanken machen muss. Auch hier wird man nicht auf zermarternde Kopfnüsse stoßen, aber dennoch angenehm gefordert. Und immer wieder wird man in unerwartete Situationen gestoßen, wo sich zum Beispiel der Boden öffnet und man sich durch Kellerräume kämpfen muss, wo Räume mit Giftgas gefüllt werden und man den dämonischen Verursacher schnellstens ausschalten muss oder wo man im Kampf von Kristallwänden geblendet wird.

Grafisch orientiert man sich an dem quietschbunten Stil von Guacamelee, obgleich die Welt bedrohlich wirkt und die mysteriöse Krähenfrau oder der doppelköpfige Vogel an Skurrilität kaum zu überbieten sind. Auch plätschert die Hintergrundmusik nicht einfach nur vor sich hin, sondern macht sehr deutlich: Du, Spieler, du als Mensch gehörst nicht in diese Welt!

Fazit

Ja. Zwei Jahre ist das schon her, dass man Severed als exklusiven PS Vita-Titel auf der E3 angekündigt hatte. Damals wurde seitens Sony noch Töne gespuckt, dass man das Gerät nicht am Hungerhaken sterben lassen will – was aber in punkto Exklusivspiele fast so erscheint. Umso mehr habe ich mich auf diesen Start gefreut: Die Kampfmechanik, die per Wischbewegungen über den Touchscreen den Spieler erfrischend unter Druck setzt, zaubert mir ein längst vergessenes Lächeln auf mein Gesicht, dass ich zuletzt bei Gravity Rush verspürte. Die Guacamelee-Macher stülpen mit dem vertrackten und verschachtelten Dungeons noch ihr altbewährtes Konzept drüber, wobei sich neue Areale nur über Zusatzfähigkeiten erschließen und würzen das Ganze mit einem schlüssigen Artstil und passend skurrilem Soundtrack und fertig ist der Gold-Award. Man hat mich in der Redaktion immer wieder fluchend erlebt, weil die Spannung grandios ist, wenn die Lebensanzeige blinkt und man sich von Gegner zu Gegner hangelt, nur um doch den Kürzeren zu ziehen. Aber man hat mich die Vita nie ablegen sehen. Das liegt auch an den variierenden Gegnern, die exzellent herausgearbeitet wurden. Einzig der Umstand, dass man noch mehr Dinge hätte finden können, dass viele Fähigkeiten kaum einen Nutzen haben und dass die Bosskämpfe (bis auf den letzten) etwas kurz sind, drücken die Wertung etwas runter. Dennoch hat sich Severed den Gold-Award redlich verdient.

Pro

exzellente Kampfmechanik
spannende Kämpfe
variationsreiche Gegner
schöner Artstil
verschachtelte Dungeons
knifflige Rätsel

Kontra

etwas kurze Bosskämpfe
kaum etwas zu entdecken

Wertung

PS_Vita

Severed ist ein sehr guter Dungeon Crawler, der die Kampfmechanik mit Wischbewegungen exzellent inszeniert und in sich verschachtelte Ebenen anbietet.

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