David Beckham Soccer19.12.2001, Jens Bischoff
David Beckham Soccer

Im Test:

Fußballfans können auf der guten alten PSone aus einem breiten und guten Angebot an Titeln wählen, das nach wie vor wächst. Selbst das aktuelle FIFA bleibt nicht Besitzern von Next-Generation-Konsolen vorbehalten. Mit David Beckham Soccer (ab 32,95€ bei kaufen) legt auch Rage noch eine Fußball-Sim unter den 32-Bit-Weihnachtsbaum. Ob der virtuelle Auftritt des englischen Superstars dabei gegen die große Konkurrenz bestehen kann, oder man mit der Lizenz nur schnelles Geld machen will, klärt unser Test.

Déjà-vu-Erlebnis

Wer das gut zwei Jahre alte, ebenfalls von Rage stammende UEFA Striker kennt, wird vermutlich zuerst an Abzocke denken, denn David Beckham Soccer ist nicht weniger und nicht mehr als eine geringfügig modifizierte Version des altehrwürdigen UEFA-Kicks. Positiv ist daran, dass UEFA Striker damals ein sehr guter Genrevertreter war und immer noch eine ganz passable Figur macht.

Da sich die Konkurrenz allerdings unaufhaltsam weiterentwickelt hat, merkt man dem Titel sein Alter trotzdem irgendwie an. Striker-Fans werden sich daher wohl weniger über die teure Beckham-Lizenz, sondern eher über die aktuelle FIFPro-Lizenz freuen, welche über 200 Vereins- und Nationalmannschaften inklusive realer Spielernamen bietet. Authentische Vereinsnamen, -logos oder -stadien sucht man zwar vergebens, aber der Umfang kann dennoch überzeugen.

Abwechslungsreiche Spielmodi

Besonders bei den Spielmodi sollte so schnell keine Langeweile aufkommen. Neben Freundschaftsspielen sowie diversen Liga- und Turnierwettbewerben, darf man auch eine komplette Saison inklusive Pokalwettbewerben in einer von fünf europäischen Spitzenligen absolvieren. Neben der englischen Premier League und ersten Bundesliga, kann man sich hier auch in Frankreich, Spanien und Italien dem Saisonalltag stellen.

Interessant ist auch der Menüpunkt Arcade, wo man im Survival-Modus so viele Spiele wie möglich in Folge gewinnen, im Brasilien-Duell ein brasilianisches Allstar-Team mit immer schwächeren Herausforderern bezwingen und im Klassik-Modus historische Partien oder Spielsituationen meistern muss.

Neben einer knappen Beckham-Biografie samt Interview in Text und Bild bietet der Titel auch noch den aus UEFA Striker bekannten Trainingsmodus, wo man nun unter Beckhams persönlicher Leitung sein Können in kleinen Minispielen, wie Elfmeterschießen, Freistoßtraining oder gezieltem Flanken unter Beweis stellen kann. Ein komfortabler Team- und Spieler-Editor rundet das gelungene Angebot ab.

Kicken wie ein Profi

Spielerisch überzeugt David Beckham Soccer mit flottem Spielfluss und facettenreichem Gameplay. Dribblings, Sprints, Doppelpässe, Direktannahmen, Kopfballvorlagen, angetäuschte Schüsse, angeschnittene Bälle, Sprünge über entgegengrätschende Gegner oder tödliche Steilpässe sind alles keine Problem. Zumindest wenn man die komplexe, auf Wunsch auch frei konfigurierbare Steuerung einmal verinnerlicht hat.

Da es ein komfortables Icon-Passing nur bei Standardsituationen gibt und der einblendbare Passpfeil keine Auskunft darüber gibt, wie riskant der beabsichtigte Pass ist, sind erfolgreiche Zuspiele nicht ganz einfach zu bewerkstelligen. Das unhandliche Passspiel wird dabei durch ein relativ frühes Umschalten auf den Passempfänger sogar noch zusätzlich erschwert.

Etwas unhandlich ist auch die Abschätzung der Schussstärke bei Flanken und Torschüssen, da es - wie bei anderen Titeln üblich - keine entsprechende Power-Anzeige gibt und man sich voll und ganz auf sein Gefühl verlassen muss, was vor allem zu Beginn äußerst schwierig ist. Zudem gibt es bis auf die unterschiedlichen Mannschaftsstärken keine Möglichkeit auf den allgemeinen Schwierigkeitsgrad Einfluss zu nehmen. Zwar lassen sich Verletzungen, Verwarnungen sowie die Abseitsregel an- oder ausschalten und neben Tageszeit und Wetter lassen sich auch Spiellänge und -tempo einstellen, aber unterschiedliche Leistungsniveaus gibt es nur im Trainingsmodus.

Solide Technik

Technisch macht David Beckham Soccer für PSone-Verhältnisse trotz zwei Jahre alter UEFA-Striker-Engine eine ganz passable Figur. Die Spieler sind dank Motion-Capturing realistisch animiert und in den imposanten, wenn auch fiktiven Stadien brennen bengalische Feuer, blitzen Fotoapparate und wehen Vereinsfahnen - selbst das Publikum passt sich farblich den spielenden Mannschaften an.

Die fünf verfügbaren Spielansichten bieten dank zusätzlich variierbarer Kamerahöhe und -entfernung eine gute Übersicht, die durch ein zuschaltbares Spielfeldradar und einen 16:9-Modus für Besitzer von Breitbildfernsehern auch bei langen Pässen die nötige Orientierung bietet. Das variable Spieltempo ist selbst auf ein Minimum gedrosselt noch recht flott und stets flüssig. Lediglich die manuell dirigierbaren Replays wirken etwas steril und unspektakulär.

Während die Stadionatmosphäre durch dynamische Publikumsreaktionen recht gut rüber kommt, sind die deutschen Kommentatoren ein Totalausfall. Nicht nur, dass die dürftigen Analysen den Charme von widerwillig auf Band gebrabbelten Bahnhofsdurchsagen haben, oftmals passen sie überhaupt nicht zum Spielgeschehen oder werden vorzeitig abgewürgt - was angesichts der peinlichen Qualität ja fast schon positiv ist. Erwähnt werden sollte auch, dass das deutsche Handbuch der von uns getestete Verkaufsversion einen 16seitigen Fehldruck aufweist, wodurch etwa die Hälfte der Anleitung nur für Französischkundige verständlich ist - hoffentlich eine unrühmliche Ausnahme...

Pro:

  • FIFPro-Lizenz
  • flotter Spielfluss
  • interessante Spielmodi
  • Spieler- & Team-Editor
  • facettenreiches Gameplay
  • Kontra:

  • schwache Replays
  • unhandliches Pass-Spiel
  • peinliche Kommentatoren
  • keine Anzeige der Schuss-Stärke
  • kein variabler Schwierigkeitsgrad
  • Vergleichbar mit:

    UEFA Striker, FIFA, ISS Pro Evolution, UEFA Champions League, Fußball Live, Ronaldo V-Football

    Fazit

    David Beckham Soccer ist zwar kein schlechter Fußball-Titel, aber mit FIFA 2002 und ISS Pro Evolution gibt es weitaus bessere Genre-Vertreter auf der PSone. Wer seine Software-Bibliothek mit einem weiteren brauchbaren Fußballspiel erweitern möchte oder einfach nur Beckham-Fan ist, kann allerdings zugreifen. Es sei denn, er besitzt bereits das über zwei Jahre alte UEFA Striker, mit welchem David Beckham Soccer bis auf die neue Lizenz quasi identisch ist. So oder so wissen das flotte Spieltempo, das facettenreiche Gameplay und die interessanten Spielmodi nach wie vor zu gefallen. Die Präsentation ist hingegen wohl nicht mehr ganz zeitgemäß, das Passspiel und die Bestimmung der Schussstärke etwas unhandlich und die deutschen No-Name-Kommentatoren einfach nur peinlich.

    Wertung

    PlayStation

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