Shin Megami Tensei: Persona 3 FES19.11.2008, Jens Bischoff
Shin Megami Tensei: Persona 3 FES

Im Test:

Während Japaner bereits Persona 4 zocken, muss man sich hierzulande erst einmal mit der erweiterten Fassung von Teil 3 zufrieden geben. Diese ist jedoch weit mehr als ein schnödes Sammlerstück, da sie nicht nur das Originalabenteuer deutlich aufwertet, sondern auch gleich noch eine ausgewachsene Zusatzepisode beinhaltet und das alles zu einem wirklich fairen Preis. Ein Bonus, an dem kein Fan vorbei kommt?

Vertrautes frisch zubereitet

Oft dienen nachträgliche Sondereditionen einzig dazu, mit möglichst geringem Aufwand einfach nochmals ein bisschen Geld in die Kassen der Publisher zu spülen.

 

Video: Persona trumpft mit bizarrem Setting und stimmungsvollem Anime-Look auf.Bei der FES-Ausgabe von Persona 3 haben sich die Entwickler jedoch ziemlich ins Zeug gelegt und einen deutlichen Mehrwert geschaffen, den wir für euch genauer unter die Lupe genommen haben. Wer das Original noch nicht kennt oder mehr über die grundlegenden Spielelemente erfahren will, empfehlen wir die Lektüre des entsprechenden Testberichts. Hier soll lediglich auf die Neuerungen und Erweiterungen eingegangen und deren Einfluss auf das Spielerlebnis bewertet werden.

Insgesamt umfasst Persona 3 FES zwei von einander unabhängig spielbare, aber eng miteinander verknüpfte Abenteuer: The Journey und The Answer. Bei ersterem handelt es sich quasi um eine erweiterte Version des Originalspiels, in der ihr nach wie vor als stummer Austauschschüler zwischen Highschool-Alltag und bizarrer Dämonenwelt versucht eine übernatürliche Bedrohung abzuwenden. Dazu pflegt ihr soziale Kontakte, geht schulischen Verpflichtungen nach und nehmt unterstützt von dämonischen Begleitern (Personas) an Erkundungen einer ominösen Parallelwelt teil. Setting, Ablauf und Story blieben unverändert. Allerdings könnt ihr nun deutlich mehr Personas beschwören, zahlreichen neuen Beschäftigungen nachgehen und sogar komplett neue Features wie das Waffenfusionssystem nutzen.

Auch bekannte Elemente haben verschiedene Änderungen erfahren. So erwarten euch z. B. komplett neue Schulexamen, zusätzliche Freizeitaktivitäten wie die Spielhalle oder geänderte Charakteraufenthaltsorte. Der Umgang mit Schlüsselfiguren wie Aegis und Elizabeth wurde ebenfalls erweitert und beinhaltet sogar ein komplett neues Social Link.

Die Bonusepisode verschafft euch Zutritt zu einem Zeitstrudel im Keller des Wohnheims.
Auch der Austausch mit euren Mitbewohnern wurde durch zusätzliche Dialoge und Ereignisse aufgewertet. Es gibt auch eine Reihe neuer Ausrüstungsgegenstände und Outfits. Veteranen, denen das zu wenig erscheint, werden darüber hinaus mit einem dritten Schwierigkeitsgrad und der Möglichkeit eines Datentransfers aus dem Original gelockt, was euch trotz Startbonus vor eine neue Herausforderung stellt.

Üppiger Nachtisch

Die interessanteste Neuerung dürfte aber zweifelsohne die zusätzliche Episode The Answer darstellen, die zeitlich kurz nach den Ereignissen von The Journey angesiedelt ist und nicht nur einen gelungen Epilog mit Aegis als gesprächiger Protagonistin darstellt, sondern auch einige Rückblicke in die Vergangenheit bietet, um bestimmte Ereignisse näher zu beleuchten und noch lose Storyfäden miteinander zu verknüpfen. Mit Aegis mutmaßlicher Schwester Metis reiht sich sogar eine weitere geheimnisvolle Figur in eure Reihen ein. Datentransfer und Schwierigkeitsgradwahl sind hier zwar leider nicht möglich, aber dafür erwarten euch neue Dungeons, exklusive Items und besonders harte Gegner, die teilweise auch für Profis eine echte Herausforderung darstellen.

Leider gibt es jedoch keine speziell angefertigten Story-Dungeons, sondern lediglich thematisch unterschiedliche, aber auf Dauer recht öde und sterile Zufallslabyrinthe im Tartarus-Stil des Originals. Auch die Persona-Fusionen wurden deutlich abgespeckt.

Selbst Kleinigkeiten wie alternative Outfits haben die Entwickler ins erweiterte Spiel eingebaut.
Das Kompendium, um Personas dauerhaft zu registrieren fehlt sogar gänzlich, was in meinen Augen den größten Verlust darstellt. Der zugegeben nicht sonderlich spannende Highschool-Alltag fällt ebenfalls komplett unter den Tisch, soziale Verbindungen spielen keine Rolle mehr. Das rückt die nach wie vor gelungenen Kämpfe zwar mehr in den Mittelpunkt, lässt aber auch einige interessante Komponenten wie Social Links und Sidequests völlig außer acht.

Erzählerisch bietet The Answer allerdings trotz bekannten Und ewig grüßt das Murmeltier-Szenarios viele interessante Enthüllungen und Hintergrundinformationen inklusive üppiger englischer Sprachausgabe. Auch der Umfang kann sich sehen lassen: Trotz linearer Struktur und beschnittener Aktionsmöglichkeiten könnt ihr locker 30-40 Stunden in den sieben mehrstöckigen Zeitstrudeln unter dem hermetisch abgeriegelten Studentenwohnheim verbringen. Wer auf eine nachträgliche Lokalisierung gehofft hat, dürfte hingegen enttäuscht sein, da sowohl The Journey als auch The Answer komplett englisch belassen wurden. Für gerade einmal 30 Euro bekommt ihr jedoch einen ungemein stimmungsvollen und umfangreichen Genreleckerbissen, dessen in den USA bereits in den Startlöchern stehende Fortsetzung hoffentlich auch hierzulande noch erscheinen wird.  

Fazit

Wer auf bizarre, fordernde Rollenspielkost steht und Persona 3 noch nicht sein Eigen nennt, bekommt mit der FES-Edition ein genauso günstiges wie umfangreiches Komplettpaket serviert, das euch wochenlang beschäftigen wird. Selbst Kenner des Originals finden so viel Neues, dass ein Kauf fast unumgänglich erscheint. Euch erwarten zahlreiche neue und überarbeitete Aufgaben und Aktionsmöglichkeiten, zusätzliche Personas und Gegenstände sowie eine nach den Ereignissen von Teil 3 angesiedelte Bonusepisode, die viele noch offene Fragen beantwortet und euch locker 30 Stunden zusätzliche Spielzeit beschert. Zwar findet die komplett auf den Highschool-Alltag verzichtende und nur ein abgespecktes Persona-System bietende Zusatzepisode fast ausschließlich in drögen Zufallsdungeons statt, aber diese warten mit einigen interessanten Herausforderungen und Hintergrundinformationen auf, die es allein schon wert sind, ein weiteres Mal gegen die besiegt geglaubten Schatten in den Kampf zu ziehen - dieses mal sogar ohne mundtoten Protagonisten. Persona 3 ist ein sicher nicht perfektes, aber ungemein delikates Kleinod, das im FES-Gewand nochmals attraktiver wurde und sich kein Rollenspielfeinschmecker mit ausreichenden Englischkenntnissen entgehen lassen sollte!

Pro

komplett neue Bonusepisode
zusätzliche Personas, Quests, Items & mehr

Kontra

Bonusepisode spielerisch stark eingeschränkt

Wertung

PlayStation2

Bizarres RPG-Kleinod mit zahlreichen Verbesserungen und üppiger Bonusepisode.

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