King's Field 417.04.2003, Jens Bischoff
King's Field 4

Im Test:

Ihr seid von Natur aus eher träge, Eure Augen reagieren empfindlich auf Tageslicht, Ihr meidet jede Art von Nervenkitzel und sprecht unverständliches Kauderwelsch? Dann könnte King`s Field 4 genau das Richtige für Euch sein, denn From Softwares Hack&Slay-Rollenspiel ist weder hektisch, grell, spannend noch Pulitzerpreisverdächtig. Ob sich der Titel wirklich nur an lichtscheue Lethargiker mit Sprachfehler richtet oder auch normale RPG-Fans Spaß damit haben können, erfahrt Ihr in unserem vorsorglich abgedunkelten Testlabor.

Antiquierter Dauerbrenner

Das King`s Field 4 bereits vor anderthalb Jahren in Japan veröffentlicht wurde merkt man dem Titel überhaupt nicht an. Ganz im Gegenteil, anderthalb Jahrzehnte wären weitaus glaubhafter. Gegenüber den drei PSone-Vorgängern, von denen sich nur einer bis nach Europa verirrt hatte, hat sich jedenfalls nicht viel geändert und Teil eins hat immerhin schon über acht Jahre auf dem Buckel. Doch anscheinend gibt es zumindest in Japan immer noch genügend Fans, um die technisch und spielerisch antiquierte Serie immer wieder weitestgehend unverändert fortzusetzen.

Das die Japaner einen oft sehr eigenwilligen Geschmack haben, ist zwar hinlänglich bekannt, doch wieso glaubt man, dass auch Europäer auf King`s Field stehen könnten? Vielleicht wegen des westlich orientierten Hack&Slay-Gameplays oder der gotisch angehauchten Atmosphäre? Mag sein, doch andererseits gäbe es weitaus bessere Japan-RPGs, die eine PAL-Umsetzung verdient hätten.__NEWCOL__Tolkien lässt grüßen

Zur Story braucht man eigentlich nicht viel zu sagen, schließlich ist diese alles andere als originell und wird auch vom Spiel selbst nur stiefmütterlich behandelt - für ein Rollenspiel nicht gerade vorteilhafte Voraussetzungen. König Lucien IV. bekommt eines Tages jedenfalls eine verfluchte Götze geschenkt, die ihn und sein ganzes Königreich ins Verderben stürzt. Um den Fluch zu brechen, raten die Weisen des Landes die Götzenfigur an ihren Ursprungsort zurückzubringen und zwar in die Monster-verseuchten Ruinen einer einst heiligen Stadt.

Eine Aufgabe wie geschaffen für einen im Schwertkampf trainierten und magisch talentierten Prinzen wie Euch, der auf mysteriöse Weise in den Besitz der Unheil bringenden Statue gekommen ist. Oder hätte man lieber Frodo, Gandalf, Aragorn und Co. mit dieser Mission beauftragen sollen, denn wenn man aus der Götze einen Ring macht, kommt einem doch unweigerlich Tolkiens Herr-der-Ringe-Trilogie in den Sinn...

Alles ist sooo laaangsaaam

Wie auch immer, die Story kocht während Eurer Reise wie gesagt ohnehin auf Sparflamme, die gesichtslosen Charaktere, auf die Ihr trefft, versprühen den Charme von ausrangierten Marionetten und die Gespräche, die Ihr mit ihnen führt, sind so spannend wie die Sitzungsprotokolle eines Schrebergärtnervereins. Wer nun hofft, dass wenigstens das Gameplay überzeugt, sollte seine Hoffnungen schnell wieder zügeln, denn spielerisch war King`s Field schon seit dem Debüt Ende 1996 ein alter Hut und am Spielprinzip hat sich seit damals leider so gut wie nichts geändert.

Ihr seht die Spielwelt aus der Ego-Perspektive und stapft im Schneckentempo durch triste Gewölbe und Landschaften, in denen fast ebenso öde Gegner und Rätsel auf Euch warten. Letztere beschränken sich auf simples Schalter- und Schlüsselsuchen, das höchstens durch die bockige Kollisionsabfrage und umständliche Steuerung zu einer Herausforderung wird. Statt Verstand und Geschick werden nämlich eher Geduld und Nerven auf die Probe gestellt. Überhaupt scheint alles wie in Zeitlupe abzulaufen: eine Kehrtwende dauert mehrere Sekunden, die verzögerten Hiebe ähneln Streichelbewegungen und wenn man schon beim Sprinten meint, dass der Protagonist kriecht, könnt Ihr Euch ja vorstellen, wie es ist, wenn er mangels Kondition in die Gehgeschwindigkeit zurückschaltet oder gar von einem Lähmungszauber getroffen wird...__NEWCOL__Mehr Frust als Lust

Zum Glück sind aber auch Eure, in der Regel wenig intelligent agierenden Gegner, nicht mehr als wandelnde Schlaftabletten, die jeder Klumpfüßige mit einem Krückstock erwischen würde. Doch leider werdet auch Ihr von ihnen leicht erwischt, was zusammen mit fiesen Fallen und mangelnden Abwehrmöglichkeiten sowie der fragwürdigen Kollisionsabfrage und der gewöhnungsbedürftigen Steuerung vor allem zu Beginn für zahlreiche Frustmomente sorgt. Auch Speichern kann man nur an bestimmten Stellen und die sporadischen Levelkarten sind so gut wie nutzlos.

Nicht einmal das rollenspieltypische Leveln und Ausrüsten macht in King`s Field 4 Spaß. Einen Level erhält man eher beiläufig, die Charakterwerte beschränken sich auf das Nötigste und die Händler bieten nur selten Dinge an, die man nicht auch so findet. Hinzu kommt, dass die Kämpfe trotz individueller Angriffsmuster der über hundert Monsterarten schon nach kurzer Zeit langweilig werden und auch der Einsatz von Distanzwaffen und Magie kaum Abwechslung bringt. Zwar lassen sich Waffen und Zauber durch häufiges Benutzen ebenfalls verbessern, aber das ist langwierig und nur sehr eingeschränkt möglich.

Schleichende Gleichgültigkeit

Witzlos ist im Übrigen auch das Aufspüren von unsichtbaren Geheimtüren, die nur durch ständiges Wand-Betatschen entdeckt werden können, weil sie sich optisch durch nichts hervorheben. Ansonsten müsst Ihr Euch damit zufrieden geben, Fässer zu zertrümmern, um zusätzliche Items zu finden, Bretterverhaue einzureißen und Spinnweben abzufackeln, um tiefer in die über 40 Spielabschnitte vorzudringen oder simple Aufgaben erledigen, um Euch Gegenleistungen von den teilnahmslosen NPCs zu sichern.

Überhaupt herrscht im ganzen Königreich eine depressive Stimmung. Ständig ist es dunkel, niemand zeigt irgendwelche Emotionen und auch Euch ist es irgendwann gleichgültig, ob der König verreckt, sein Reich den Bach runter geht oder Ihr Eure Mission erfüllt. Das träge Gameplay, der schleppende Spielverlauf und die trotz nahezu uneingeschränkter Konfigurierbarkeit gewöhnungsbedürftige Steuerung tun ihr übriges, um auf die Stimmung zu drücken - und das mit Erfolg.__NEWCOL__So scheint es kaum noch ein Rolle zu spielen, dass Ihr nie wisst, welchen Schaden Ihr Eurem Gegner mit welchem Angriff zufügt oder dass hinterlassenes Gold mit bloßem Auge kaum wahrzunehmen ist und Ihr nach einem Kampf knöpfchendrückend umherlauft, um jeder Münze habselig zu werden, denn der Mangel an Geld ist fast so groß wie der an Spielspaß.

Peinlich, peinlich

Auch technisch wirkt King`s Field 4 in jeder Hinsicht abschreckend: Die suggerierte Framerate beträgt vielleicht zwei Bilder pro Sekunde, die Animationen sind bescheiden, die Texturen verwaschen und die Effekte primitiv. Zwar ist das Spielgeschehen fast völlig PAL-Balken- und flimmerfrei, aber bei Texten und Menüs schrumpft der Bildausschnitt deutlich zusammen und es flimmert teils so sehr, dass die Augen tränen. Doch auch die Ohren würden angesichts der vorsintflutlichen Soundkulisse am liebsten weinen. Noch peinlicher ist nur die deutsche Lokalisierung, die das Spiel zweifelsohne zu einem der am schlechtesten übersetzten und vertonten Titel überhaupt macht. Zwar lässt sich die Sprache zu Beginn auch auf Englisch einstellen, aber qualitativ lässt auch diese Version sehr zu wünschen übrig.

Fazit


Das Haltbarkeitsdatum von King`s Field 4 ist längst abgelaufen und das sowohl spielerisch als auch technisch. Das Spieltempo ist so gering und das Gameplay so zäh, dass Euch selbst zehn Tassen Kaffee nicht vor dem Einschlafen retten. Zudem gibt es nichts, das auch nur ansatzweise interessant oder originell wäre und selbst einfachste Rollenspielelemente wie Sammeln und Leveln sind eher lästig als motivierend. Nicht einmal die Story kann überzeugen und das obwohl man sich sogar unübersehbar bei Tolkiens Herr der Ringe bedient hat. Darüber hinaus ist die audiovisuelle Präsentation an Tristesse kaum zu unterbieten und die katastrophale Lokalisierung ist einfach eine Frechheit. Gerade auf der PS2, wo es Dutzende guter Rollenspiele gibt, hat King`s Field 4 einfach keinerlei Daseinsberechtigung und wenn man sich ansieht, welche japanischen Rollenspielperlen heimischen Fans teils vorenthalten werden, muss man sich schon fragen, warum es ein King`s Field schon zum zweiten Mal bis nach Europa geschafft hat. Man muss schon ein Eternal Ring lieben, um King`s Field 4 auch nur ansatzweise zu mögen.

Pro

<li>düstere Atmosphäre</li><li>mehr als 40 Locations</li><li>über 100 Gegnerarten</li><li>mehrsprachige Version</li><li>so gut wie keine PAL-Balken</li><li>frei konfigurierbare Steuerung</li><li>ideal für lethargisch veranlagte</li>

Kontra

<li>fiese Fallen</li><li>triste Spielwelt</li><li>öde Soundkulisse</li><li>müde Rätseleinlagen</li><li>armselige Präsentation</li><li>vorsintflutliche Technik</li><li>gesichtslose Charaktere</li><li>bockige Kollisionsabfrage</li><li>indiskutable Lokalisierung</li><li>belanglose Story & Dialoge</li><li>gewöhnungsbedürftige Steuerung</li><li>teils immenses Interlace-Flimmern</li><li>übertrieben hoher Schwierigkeitsgrad</li><li>extrem träges & monotones Gameplay</li>

Wertung

PlayStation2

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