Jak and Daxter10.12.2001, Jörg Luibl
Jak and Daxter

Im Test:

Drei Jahre werkelte das Team von Naughty Dog an Jak and Daxter: The Precursors Legacy. Um so verständlicher ist die enorme Erwartungshaltung der Jump&Run-Fans, die sich verzückt an Crash Bandicoot & Co erinnern. Ob der tapfere Elf Jak und sein Frettchen Daxter dem Erfolgsdruck standhalten und das Genre in neue Spielspaßdimensionen führen, erfahrt Ihr in unserem Test!

Hilfe, ich bin ein Frettchen!

Eigentlich sind Jak und Daxter zwei ganz gewöhnliche Elfen: jung, abenteuerlustig und sehr neugierig. Warnungen seitens des Dorfältesten dienen meist als Inspirationsquelle für den nächsten Ausflug. Eines Tages begeben sich die beiden Freunde trotz aller Mahnungen auf eine geheimnisvolle Insel. Dort kommen sie einer dunklen Verschwörung auf die Schliche, müssen Hals über Kopf fliehen und dabei nimmt Daxter ein unfreiwilliges Bad in einem schwarzen Tümpel - zu seinem Entsetzen muss Jak feststellen, dass sein Freund gerade in ein kleines Frettchen verwandelt wurde...

Ein Elf, ein Freund, ein Held

Ziel des Spiels ist es, den kleinen Daxter von seiner pelzigen Haut zu befreien und wieder einen Elfen aus ihm zu machen. Und weil der verflixte Tümpel voll mit dunklem Eco war, müssen die beiden einen Weisen finden, der sich mit der Zauberbrühe auskennt. Leider ist das gleichzeitig der Oberbösewicht höchstpersönlich, der die ganze Insel mit der Macht des dunklen Ecos unterjochen will - dumm gelaufen. Jetzt muss Jak nicht nur seinen Freund, sondern gleich die ganze Welt retten...

Pracht-Odyssee im Fantasyland

Ihr führt Jak und den auf seiner Schulter zappelnden Daxter durch eine riesige Fantasy-Welt mit unterschiedlichsten Landschaften und fantastischen Kreaturen. Hilfreiche Hinweise und Aufträge erhaltet Ihr von den zahlreichen Dorfbewohnern. Freut Euch auf malerische Strände, verschlungene Wälder und dunkle Höhlen, die von einer reichhaltigen Tier- und Monsterpalette belebt werden: Egal ob Strandschlangen, Kugelfische, Riesenfrösche, orkartige Monster oder Höhlenspinnen - die Locations hinterlassen die staunende "Bin-ich-im-Comic?"-Frage, die selbst Rayman und Mario nicht so überzeugend stellen konnten.

Und das Schönste daran: Alles, was Ihr seht - eine entfernte Insel, ein entfernter Turm - könnt Ihr auch bereisen. Die Welt wirkt gerade zu Beginn wie ein riesiger Jump&Run-Spielplatz: Verschlungene Buchten und abgelegende Klippen laden zum Entdecken ein. In Sachen Animationen, Landschaftsgrafik und Figurendesign braucht sich Naughty Dog nicht hinter Disney verstecken; im Gegenteil: die Präsentation ist kinoreif.

Hinzu kommt die über alle Strecken begeisternde Sound- und Musikuntermalung, die Jaks Aktionen akustisch abwechslungsreich umsetzt. Und weil die deutsche Lokalisation einfach hervorragend ist (der Fischer überzeugt z.B. mit feinstem Waterkant-Dialekt - Kapitän Blaubär lässt grüßen), werden Auge und Ohr gleichsam verwöhnt.

Eier und Zellen sammeln

Wie in jedem guten Jump&Run setzt auch Jak and Dexter auf den Sammeltrieb: überall im Land findet Ihr die "Precursor Orbs". Für 90 bis 120 dieser kleinen Glitzereier könnt Ihr Euch bei Orakeln oder spendablen Elfen die wichtigen "Power Cells" kaufen. Die Anzahl Letzterer entscheidet darüber, ob Ihr dem Hauptpfad der Story weiter folgen könnt, denn erst sie beseitigen Hindernisse oder ermöglichen neue Zugänge (z.B. zum Lava-Canyon oder den Spinnen-Höhlen) - dafür sind sie seltener, teilweise gut versteckt oder schwer zu erreichen. Könnt Ihr eine Power Cell ergattern, werdet Ihr mit einer cineastischen Jubelszene belohnt, in der sich der kleine Daxter zu den witzigsten Posen hinreißen lässt.

Sehr lobenswert ist die Tatsache, dass Ihr jede Gegend auch nur flüchtig besuchen könnt, ohne dass Ihr befürchten müsst, dass mühsam ergatterte Orbs und Power Cells beim nächsten Mal erneut eingesammelt werden müssen - die Welt speichert Eure Erkundungen dynamisch. Nur Kisten und Standardmonster tauchen immer wieder auf, denn sie spenden die lebensnotwendige grüne Energie.

Hüpfen, kämpfen, rasen

Als potenzieller Jump&Run-Held verfügt der smarte Elf mit dem flammenden Blondschopf über ausgefeilte akrobatische und martialische Fähigkeiten: Neben Standardbewegungen, wie dem Laufen, Rennen und Springen, kann Jak den Doppelsprung, den Weitsprung und die Vorwärtsrolle nutzen. Sobald Ihr mit Quellen blauen Ecos in Berührung kommt, werden Jaks Bewegungen olympiareif: alles geht schneller, weiter und höher. Und nur in diesem zeitlich begrenzten Zustand lassen sich wichtige Türen, Plattformen oder Hebel aktivieren - blaues Eco ist die wichtigste Energiequelle im Land.

Die Steuerung ist übrigens absolut flüssig und sauber umgesetzt: Jak reagiert bei Sprüngen und Angriffen absolut präzise. Trotzdem ist Jak and Daxter kein Kinderspiel: Der Schwierigkeitsgrad ist fordernd - insbesondere, wenn man alle Aufträge erfüllen will.

Im Nahkampf setzt der Elf auf Kung Fu-Techniken und den aus Bandicoot-Zeiten bekannten Kampfwirbel. Gutes Timing ist wichtig, denn die Bisse einer Sandschlange oder die Hiebe eines wilden Orks sorgen schnell für Jaks Ableben. Immerhin findet sich manchmal rotes Eco, das den Kampfradius erweitert und die Attacken des Elfen stärker macht. Sollten sich Gegner mal weiter weg befinden, hilft nur der Einsatz von Feuerbällen, die Euch beim Eintauchen in gelbes Eco zur Verfügung stehen. Im imposanten Boss-Kampf gegen den Feuer-Riesen sind diese Geschosse z.B. lebenswichtig. Und wenn sich die Gesundheitsanzeige bedrohlich leert, hinterlassen besiegte Monster oder die überall verstreuten Holzkisten lindernde grüne Energiebällchen.

Aber nicht nur zu Fuß macht Jak eine gute Figur: Als wahrer Held darf er sich gelegentlich auf den Anti-Gravitation-Zoomer schmeißen, eine Art propellerbetriebene Rakete. Und hier zeigt Jak and Daxter nebenbei Qualitäten, die so manchen Fun-Racer alt aussehen lassen: rasante Hetzjagden durch schmale Canyons sorgen für adrenalinhaltige Abwechslung vom Hüpf-Alltag. Ein absolutes Highlight in Sachen Animation und Figurendesign ist zudem der Flut-Flut-Vogel: Habt Ihr ihn gefunden, dürft Ihr nach Herzenslust durch den Sumpf flattern, Ratten jagen und Schätze bergen.

Pro:

  • saubere Steuerung
  • tolle Sound-Effekte
  • lebende Jump&Run-Welt
  • butterweiche Animationen
  • überzeugende Lokalisation
  • witzige Zwischensequenzen
  • hervorragendes Figurendesign
  • abwechslungsreiches Gameplay
  • herrliche Licht- und Explosionseffekte
  • gelungener Adventure-Jump&Run-Mix
  • stimmungsvoller Tag- und Nachtwechsel
  • Kontra:

  • zu kurz (Profis: 15-20 Std.)
  • umständliche Kamerajustierung
  • Vergleichbar mit:

    Rayman, Mario 64, Klonoa 2, Sonic Adventure 2

    Fazit

    Selten bin ich so voll Staunen und Begeisterung durch eine virtuelle Welt gehüpft und gesprungen. Mit Jak and Daxter haben die US-Entwickler ein Jump&Run der Extraklasse geschaffen, das Euch in eine bezaubernde Fantasywelt voller liebevoll animierter Figuren entführt. Die riesige Insel entpuppt sich als wahres Spiel-Paradies, das nicht nur mit vielfältigem Gameplay lockt, sondern grafisch erschreckend überzeugend in Szene gesetzt ist - die PS2 lässt die Muskeln spielen und macht Disney Konkurrenz. Und auch wenn es spielerisch nicht viele Neuerungen gibt, glänzt das Gameplay durch seine Vielfalt: Genre-Fans werden nicht nur das gesamte Jump&Run-Repertoire abrufen können, sondern müssen sich auch in atemberaubenden Racing-Einlagen und kleinen Mini-Games beweisen. Naughty Dog hat drei Jahre gut investiert, denn Jak und Daxter können aus dem Nichts an Rayman, Sonic, Mario & Co vorbeiziehen und den Genre-Thron erobern - Glückwunsch!

    Wertung

    PlayStation2

    Selten bin ich so voll Staunen und Begeisterung durch eine virtuelle Welt gehüpft und gesprungen - grandios!

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    Kommentare

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