Drakan: The Ancients' Gates31.07.2002, Mathias Oertel
Drakan: The Ancients' Gates

Im Test:

Nachdem das erste Abenteuer der wackeren Kämpferin Rynn und ihres Drachenfreundes Arokh den PC-Spielern vorbehalten war, wurde für die Fortsetzung Drakan: The Ancients´ Gates die PlayStation 2 auserkoren. Dort wird das Genre allerdings von Vampiren, Schattenmännern und anderen dunklen Gestalten regiert. Ob es die schmucke Rynn samt Anhang schafft, in die Männerdomäne einzubrechen und sich ihren Platz in der Genre-Hierarchie zu erstreiten, könnt Ihr in unserem Test erfahren.

Es geht nahtlos weiter

Auch wenn die Geschichte von Drakan 2 direkt an den PC-Vorgänger anschließt, hat man sorgfältig darauf geachtet, dass auch Spieler, die Teil 1 nicht kennen, einen problemlosen Einstieg finden.

Nach einer kurzen Erzählung, was Rynn und ihr Drachen Arokh im Vorläufer erlebt haben, seid Ihr schon mittendrin: Das Dorf, in dem Rynn aufgewachsen ist, wurde während ihrer Abwesenheit zerstört und alle Bewohner, ihre Familie eingeschlossen, getötet.

Doch der Kampf gegen das Böse ist immer noch nicht vorbei: Wie Rynn in ihrer neuen Heimat Surdana feststellt, ist fast das ganze Land unter die Herrschaft einer dunklen Macht gefallen. Um die Zivilisation zu retten, müssen Rynn und Arokh diverse magische Tore öffnen, um den letzten großen Drachen zu beschwören.

Die Reise kann beginnen...

Action, Adventure und heiße Luftkämpfe

Wie in keinem vergleichbaren Spiel wird bei Drakan der Adventure-Aspekt des Spieles betont. So könnt Ihr zum Beispiel auf Eurem Weg durch die 15 Levels in acht Regionen mit zahlreichen NPCs sprechen und von denen auch die eine oder andere optionale Quest abgreifen. Dadurch wird die Aufgabenflut, die mit der Hauptgeschichte auf Euch zukommt, um zahlreiche Missionen ergänzt, die Euch stundenlang vom Hauptstrang der Story fortführen können.

Weiterhin erhält Rynn mit jedem erledigten Gegner Erfahrungspunkte, die irgendwann dazu führen, dass Eure wackere Kämpferin einen Level aufsteigt und Ihre Werte in Nahkampf, Bogen oder Magie verbessern könnt.

Abgesehen davon, dass durch diese minimale Charakterentwicklung das Spiel für jeden ein wenig anders verläuft, ist das Aufrüsten auch notwendig, um bestimmte Waffen oder Rüstungen benutzen zu können.

Natürlich sind die Ausrüstungsgegenstände nicht umsonst zu haben. Aber wenn Ihr Euch in den weiträumigen Gebieten und düsteren Dungeons gut umschaut, findet Ihr zum einen eine stattliche Anzahl an Monstern, die beim Ableben hin und wieder auch einen Goldsack fallen lassen und zum anderen immer wieder gut versteckte Schätze, die Euren Geldbeutel ebenfalss mit klingender Münze füllen.

Doch Vorsicht: Wer all sein Gold für ein hervorragendes Schwert ausgibt, hat vielleicht nicht mehr genug Bares, um eine Reparatur der Rüstung oder des Bogens durchzuführen. Denn Gegenstände sind einer ständigen Abnutzung unterworfen, wodurch ein kleines taktisches Element ins Spiel kommt. Denn vielleicht ist es doch besser, mit dem vielleicht etwas schwächeren Schwert zu kämpfen, das noch gut beieinander ist, als mit dem Superprügel, der beim nächsten Schlag auseinander brechen könnte.

Natürlich kommt die Action bei all der Monsterpracht nicht zu kurz. In einfach zu bewerkstelligen aber später sehr fordernden Echtzeitkämpfen habt Ihr ausreichend Gelegenheit, mit Magie, Schwertern oder Pfeilen um Euch zu werfen, um das Böse auszurotten.

Aber damit nicht genug: Mit Arokh kommt ein neuer, bislang auf Konsolen stark vernachlässigter Part hinzu: Luftkämpfe. Und es macht einen Heidenspaß, mit Arokh sowohl fliegende als auch auf dem Boden stationierte Gegner zu einem hilflosen Häufchen Asche zu verbrennen.

Gut gelöste Technik

Mit Ausnahme der nicht ganz optimal gelösten Sprünge, hinterlässt die Steuerung dabei einen guten Eindruck, der sowohl für Rynn als auch für Arokh gilt. Beide Figuren reagieren schnell und genau auf die Pad-Eingaben, deren Funktionen Euch zu Beginn des Spieles mit Hilfe kleiner Hinweise und Aufgaben näher gebracht werden.

Auch die KI, die meist auf direkte Konfrontation ausgeht, ist gut gelöst und auf Spielbarkeit ausgerichtet. Greift Euch zum Beispiel ein Pulk von Gegnern an, platzieren sich die Feinde nicht einfach um Euch herum und schlagen auf Euch ein, was das Zeug hält - dies würde nur Frust in Form eines wiederholten und frühen Ablebens zur Folge haben.

Statt dessen warten die Gegner ab und geben Euch so eine faire Chance im Kampf. Dadurch bekommt man als Spieler das Gefühl, dass das Game einen bei der Lösung der Aufgabe unterstützt, wodurch man zusätzliche Motivation zum Weitermachen schöpft.

Dabei sollte man sich jedoch nicht der Illusion hingeben, dass die Kämpf einfach zu lösen sind - Eure Waffen- und Magiekünste werden teilweise extrem gefordert, ohne Euch jedoch vor Aufgaben zu stellen, bei denen Ihr das Gefühl der Hilflosigkeit habt.

Die sporadisch eingestreuten Rätsel, die das Action-lastige Gameplay auflockern sollen, fordern hingegen wenig und sind meistens im "Gegenstand-finden-und-benutzen"-Bereich zu finden.

Auch die Story, die anfangs noch einigermaßen interessant präsentiert wird, nutzt sich auf Dauer ab und kann trotz einiger Wendungen nicht so richtig fesseln.

Groß und bunt

Von Beginn an wird einem bei Drakan: The Ancients´ Gates klar, dass die Entwickler vorrangig ein Ziel hatten: Größe.

Und obwohl die Abschnitte so groß sind, ist es den Grafik-Designern gelungen, für optische Abwechslung zu sorgen: Berglandschaften wechseln sich mit weiten, grasbewachsenen Flächen ab und natürlich sind auch Seen und Sümpfe zu finden.

Um dabei sowohl die Weitsicht als auch die Bildwiederholrate nicht in Gefahr zu bringen, verwendet man häufig die gleichen Texturen, die allerdings, bedingt durch eine andere Kolorierung oder einen anderen Lichteinfall, trotzdem nur selten langweilig werden.

Im Vergleich zum PC-Vorgänger wirkt alles ein wenig farbiger und damit Comic-hafter. Viele werden sich dabei vielleicht von dem "Pseudo-Comic-Stil" abgestoßen fühlen, doch im Großen und Ganzen wird hier eine stimmige Spielwelt gebildet, die immer wieder für Überraschungen gut ist.

Auch die Charaktere sind für ein Spiel dieser Größenordnung gut gelungen. Gut texturiert können sie samt Animationen durchweg überzeugen und mit kleinen Highlights wie bewegten Gesichtern glänzen, die allerdings nicht mit Spielen wie Final Fantasy X oder Soul Reaver 2 mithalten können.

Gute Sprachausgabe, laue Musik

Während die Musik nicht gerade Bäume ausreißen kann -sich andererseits aber auch nicht unbedingt negativ in den Gehörgängen festsetzt- ist die Sprachausgabe sehr gut. Je nach ausgewählter Sprache in den PS2-Grundeinstellungen könnt Ihr die zahlreichen Dialoge zum Beispiel in Deutsch oder Englisch genießen.

Vor allem, wenn man sich beide Fassungen nacheinander zu Gemüte führt, bemerkt man die durchweg gelungene und stimmige Lokalisation der gesprochenen Texte, die zu keinem Zeitpunkt künstlich oder gar unpassend wirkt.

Fazit

Wer sich auf Drakan: The Ancients´ Gates einlässt, braucht viel Zeit im Gepäck. Zwar kann einen die Story nur anfänglich packen und auch die Rätsel sind wenig mehr als Platzhalter, doch die zahlreichen Quests, das einfache -aber dennoch fordernde- Kampfsystem und vor allem die Luftkämpfe und RPG-Elemente können dieses Manko weitestgehend kaschieren.
Da Drakan zudem noch schön anzuschauen ist, obwohl die Texturen nicht gerade mit einer berauschenden Vielfalt glänzen, und die Sound-Untermalung voll und ganz in Ordnung geht, sollten Action-Adventure-Fans Stoff für zahlreiche unterhaltsame Stunden finden.
Und nicht zuletzt hat man mit Rynn endlich eine adäquate weibliche Spielfigur im Genre, die ihren männlichen Kontrahenten wie Mike LeRoi gehörig in den Hintern tritt.

Pro

<li>weiträumige Gebiete</li><li>zahlreiche Quests</li><li>gut gelöste Steuerung</li><li>Rollenspiel-Elemente</li><li>gute, stimmige Sprachausgabe</li><li>Motivations-fördernde KI</li><li>Luftkämpfe</li>

Kontra

<li>wenig interessante Story</li><li>lahme Rätsel</li><li>uninteressante Musik</li><li>sich wiederholende Gebiets-Texturen</li>

Wertung

PlayStation2

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