Guilty Gear X215.05.2003, Jens Bischoff
Guilty Gear X2

Im Test:

Freunde traditioneller Bitmap-Prügeleien aufgepasst: Auch wenn Virgin Interactive den deutschen Fans die PAL-Version von Guilty Gear X nach wie vor schuldig ist, müsst Ihr auf spannende PS2-Fights zwischen Sol, Ky, May und Co. nicht länger verzichten. Denn dank Bigben Interactive hat es der Nachfolger Guilty Gear X2 (ab 39,09€ bei kaufen) alias Guilty Gear XX nämlich in rekordverdächtigen vier Monaten von Japan über die USA bis nach Deutschland geschafft. Ob Grund zur Freude oder schwacher Trost, erfahrt Ihr in unserem Test-Dojo.

Gefeierter Senkrechtstarter

Die Guilty-Gear-Serie zählt trotz ihrer vergleichsweise jungen Existenz (PSone-Debüt vor fünf Jahren) schon jetzt zur Beat`em-Up-Elite was klassische 2D-Fighter betrifft. Dead-or-Alive-, Tekken und Virtua-Fighter-verwöhnte Prügelfans dürften beim Anblick von Guilty Gear X2 zwar technisch gesehen zunächst die Nase rümpfen, aber spielerisch braucht sich Arc System Works´ zweidimensionale Kämpferriege vor den schmucken 3D-Platzhirschen wahrlich nicht zu verstecken.

Alte und neue Helden

Zudem ist das Charakterdesign der insgesamt 23 Protagonisten und Protagonistinnen eine Klasse für sich und zusammen mit der teilweise etwas schlichten, aber stylischen Präsentation ein Eldorado für jeden Manga- und Anime-Fan. Serienkenner dürfen sich sowohl über die Rückkehr alter Bekannter als auch über die Einführung neuer Recken wie Zato-Ersatz Eddie, Klosterschülerin Bridget, Nosferatu-Nachfahre Slayer, E-Gitarristin I-No oder den von bösen Dämonen besessenen Zappa freuen.__NEWCOL__Einer gegen alle

Bei den Spielmodi habt Ihr die Wahl zwischen Training, VS, Arcade, MOM, Survival, Story und Mission. Während Ihr im Trainings-Dojo gegen einen folgsamen Sparring-Partner antretet, dem Ihr via Move-Recording sogar jedes x-beliebige Manöver ausführen lassen könnt, kämpft Ihr im Versus-Modus entweder gegen einen menschlichen oder CPU-kontrollierten Gegner. Im Arcade-Modus müsst Ihr zehn, im MOM-Modus zwanzig und im Survival-Modus so viele Fights wie möglich gewinnen. MOM ist dabei eine Mischung aus Survival sowie dem Medal-Modus des Vorgängers, wo es nebenbei punkteträchtige Münzen und energieauffrischende Nahrungsmittel aufzusammeln gilt.

Haarige Angelegenheit

Im Story-Modus könnt Ihr hingegen je nach Leistung verschiedene individuelle Kampf- und Story-Sequenzen erleben, während die fünfzig Kämpfe des Mission-Modus als ultimative Herausforderung für wahre Beat`em-Up-Profis anzusehen sind, denn die Gegner müssen hier teils mit extrem haarigen Handicaps bezwungen werden.

Auch sonst ist der Schwierigkeitsgrad trotz sechsstufiger Regulierbarkeit nicht von Pappe, was Gelegenheitsspieler von Anfang an abschrecken dürfte. Ansonsten bleibt lediglich zu bemängeln, dass sich die Spielmodi zu sehr auf die Bedürfnisse von Solo-Spielern beschränken und es weder irgendwelche Turnier- noch Team-Battle-Modi gibt.

Alles im Griff

Die Steuerung ist dafür frei konfigurierbar und lässt Euch auf Wunsch sogar die gebräuchlichsten Tastenkombinationen mit nur einem Knopfdruck auslösen sowie für Richtungseingaben sowohl das Steuerkreuz als auch den Analogstick benutzen, was bei kreisförmigen Bewegungen von Vorteil sein kann. Doch wie immer geht steuerungstechnisch auch bei Guilty Gear X2 nichts über einen präzisen und stabilen Arcade-Stick. Insgesamt gibt es jedenfalls sechs Aktionstasten mit denen sich sämtliche Schläge, Tritte, Würfe und Specials ausführen lassen, wobei das Timing meist die wichtigste Rolle spielt. Doch auch das Merken komplexer Steuerungsabläufe, die bei jedem Charakter unterschiedlich sind, ist unerlässlich, wenn man sich nicht nur mit unpersönlichen Standard-Moves zur Wehr setzen will.

Dynamische Kämpfe

Nebenbei gilt es auch diverse Anzeigen wie Lebensenergie, Guard-Level, Spannungsmeter oder die neue Burst-Anzeige im Auge zu behalten, um keine bösen Überraschungen zu erleben.__NEWCOL__Neben Sprüngen, Kontern, Blocks und Kombos bietet Guilty Gear auch ein facettenreiches Cancel-System, das einen nahezu jedes Manöver an bestimmten Stellen abbrechen und mit neuen Aktionen verknüpfen lässt, wodurch sich der Kampfablauf sehr rasant und dynamisch gestaltet. Natürlich dürfen auch andere Markenzeichen der Serie, wie die so genannten Instant-Kill-Moves nicht fehlen, die nur einmal pro Runde möglich sind und für beide Seiten verheerende Folgen haben können - je nachdem, ob der Angriff gelingt (sofortiges KO) oder nicht (Energieverlust).

Flott und Flimmerfrei

Technisch gesehen reißt Guilty Gear X2 keine Bäume aus, bietet aber zumindest durchwegs flotte und hochauflösende Bitmap-Optik ohne jedes Flimmern - sofern man die Anti-Aliasing-Funktion im Optionsmenü aktiviert hat. Die teils äußerst skurrilen Animationen sind flüssig und abwechslungsreich, die Backgrounds trotz teils mäßiger Qualität sehr lebendig, die Effekte ordentlich und die Ladezeiten minimal. Zudem hat man die Wahl zwischen 50 und 60 Hz - wobei weniger geübten Spielern bei langsameren 50 Hz der Einstieg leichter fallen dürfte, ohne dass man dafür fette PAL-Balken in Kauf nehmen müsste. Musikalisch werden die Fights meist mit rasanten E-Gitarren-Riffs sowie japanischer bzw. englischer Sprachausgabe untermalt. Auf deutsche Menütexte oder Untertitel muss man hingegen genauso verzichten wie auf rotierende Dual-Shock-Motoren, denn Erschütterungen finden bei Guilty Gear X2 ausschließlich auf dem Bildschirm statt.

Fazit


Guilty Gear X2 zählt definitiv zu den stärksten, aber auch schwierigsten Vertretern klassischer 2D-Beat`em-Ups. Durch den hohen Schwierigkeitsgrad bzw. die lange Einlernphase ist es Herausforderung und Frustprüfung zugleich, was Arcade-Profis und Serienkenner freuen, Gelegenheitsprügler aber schnell vergraulen wird. Auch Martial Arts-Puristen dürften an den unrealistischen und effektgespickten Guilty-Gear-Fights wenig Freude haben - von 3D-Fetischisten ganz zu schweigen. Wer hingegen auf flotte Bitmap-Optik, abgefahrene Special-Moves, ein ausgefeiltes Kampfsystem sowie japanischen Anime-Stil steht und viel Geduld, ein gutes Reaktionsvermögen sowie das nötige Fingerspitzengefühl mitbringt, der wird mit Guilty Gear X2 seine helle Freude haben. Neue Charaktere, Spielmodi und Gameplay-Features machen eine Anschaffung auch für Besitzer des Vorgängers schmackhaft, dessen Deutschland-Release sich Virgin inzwischen eigentlich sparen kann. Dass sich Bigben hingegen eine Lokalisierung gespart hat, ist für wahre Fans wohl eher ein Pluspunkt und dank 60Hz-Modus muss man auch keinen Geschwindigkeitsverlust befürchten. Anfänger sollten aber dennoch einmal im erfreulicherweise nahezu PAL-Balken-freien 50Hz-Modus Probe spielen, da der Einstieg mit gedrosselter Geschwindigkeit deutlich leichter fällt. Schade nur, dass die Spielmodi vorrangig auf die Bedürfnisse von Solisten ausgelegt wurden, denn trotz ordentlicher KI ist‘s zu zweit einfach spannender.

Pro

<li>60Hz-Modus</li><li>völlig flimmerfrei</li><li>tolle Animationen</li><li>unglaublich schnell</li><li>23 coole Charaktere</li><li>sechs Schwierigkeitsgrade</li><li>so gut wie keine Ladezeiten</li><li>facettenreiches Kampfsystem</li><li>frei konfigurierbare Steuerung</li>

Kontra

<li>nicht lokalisiert</li><li>schlichte Präsentation</li><li>keine Rumble-Funktion</li><li>unspektakuläre Technik</li><li>teils frustrierend schwer</li><li>keine Turnier
oder Team-Modi</li>

Wertung

PlayStation2

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