ISS 222.05.2002, Jörg Luibl
ISS 2

Im Test:

Konami schickt mit ISS2 die Fortsetzung des Klassikers International Superstar Soccer ins Rennen um die Gunst der Fußball-Freunde. PS2-Besitzer können mittlerweile auf eine ganze Palette an Titeln zurückgreifen: Erst kürzlich konnte Red Card 20-03 für Begeisterung sorgen und FIFA WM 2002 hinter sich lassen. Doch noch führt Konamis hauseigener Vorzeige-Titel Pro Evolution Soccer unangefochten das Feld der virtuellen Kicks an. Kann ISS2 den König stürzen? Mehr dazu im Test!

Konami schickt mit ISS2 die Fortsetzung des Klassikers International Superstar Soccer ins Rennen um die Gunst der Fußball-Freunde. PS2-Besitzer können mittlerweile auf eine ganze Palette an Titeln zurückgreifen: Erst kürzlich konnte Red Card 20-03 für Begeisterung sorgen und FIFA WM 2002 hinter sich lassen. Doch noch führt Konamis hauseigener Vorzeige-Titel Pro Evolution Soccer unangefochten das Feld der virtuellen Kicks an. Kann ISS2 den König stürzen? Mehr dazu im Test!

Alles Konami oder was?

Wo Konami draufsteht ist nicht immer dasselbe Team drin: Genre-König Pro Evolution Soccer (PES) wurde von "Konami Tokyo" entwickelt, ISS2 hingegen von "Konami Osaka". Dass das keine Haarspalterei ist, zeigt sich sofort anhand der Spielphilosophie, die unterschiedlicher nicht sein könnte: Während sich PES an anspruchsvolle Simulationsfreunde richtet, die eine lange Lernkurve für realistischen Spielablauf in Kauf nehmen, geht ISS2 ähnlich wie FIFA WM 2002 bewusst in Richtung Arcade.

Arcade: Lust oder Frust?

Arcade steht für unkomplizierten und schnell verinnerlichten Spielspaß. FIFA WM 2002 schrieb sich dies auf die Fahnen und Red Card 20-03 konnte das Ganze noch konsequenter und spektakulärer umsetzen. Und ISS2? Eigentlich macht Konami Osaka alles richtig: einfache Steuerung, einfaches Pass- und Flankensystem, einfaches Schuss-System und ein unrealistisches, aber dafür ebenso einfaches Freistoß-System (Balken zeigen Euch Schusshöhe und Stärke an) sorgen für einen schnellen Einstieg. Im Gegensatz zu PES hat man schon nach wenigen Spielminuten erste Erfolgserlebnisse. Aber...

...das Spiel bleibt trotz allem wenig spektakulär, stockend im Spielaufbau und auch optisch nicht sehr ansehnlich. Die Kicker zittern samt Ball über den Platz und die Kollisionsabfrage hat eine dermaßen hohe Toleranz, dass man manchmal nur in die Nähe des Balles kommen muss, um ihn anzunehmen - das sieht arm aus. Und warum gibt es z.B. keine extravaganten Dribblings? Nur Doppelpässe werden auf die Dauer langweilig. Und wenn schon Arcade, dann muss das Auge auch bedient werden. Hier ist FIFA WM 2002 mit seinen Übersteigern und kleinen Gags deutlich besser, ganz abgesehen vom spritzigen und eindrucksvollen Red Card 20-03. Auch die Ballphysik erinnert teilweise an fliegende Wattebäusche (mit Eisengehalt), die von unsichtbaren Magneten unter dem Platz angezogen werden. Zwar lassen sich ansehnliche Schüsse abgeben, aber der Ball fliegt meist wie an der Leine gezogen zum Tor. Das runde Leder und das Spiel hätten einfach etwas mehr Arcade-Zunder vertragen können - so bleibt das Ganze zwar insgesamt gut spielbar, aber sehr beschaulich und wenig abwechslungsreich.

Viele Spielmodi, viele Optionen

Positive Eindrücke hinterlassen die fünf Spielmodi (Freundschaftsspiel, internationaler Pokal, Spezial-Liga, Welt-Liga mit Europa- und Amerika-Pokal sowie Training), die Euch aus einem Pool von 58 Nationalteams wählen lassen, und die vielfältigen Taktik-Optionen, die selbst an PES herankommen. Beim Training stehen freies Spiel und eine Freistoßübung zur Verfügung, bei der Ihr Euch von jedem Punkt des Platzes aus mit dem Balken-System vertraut machen könnt - Tore sind so regelrecht einstudierbar. Auch im taktischen Bereich könnt Ihr auf eine Vielzahl an Optionen zurückgreifen: offensiv, defensiv, Konter, über Außen, Abseitsspiel, totale Offensive. Auch die Ermüdung spielt eine wichtige Rolle, was Einwechslungen taktisch wichtig macht. Hinzu kommen Einzelanweisungen in der Abwehr, die bestimmte Verteidiger zu Mann- oder Raumdeckung anweisen. Leider ist die Menüstruktur arg kompliziert, so dass man einige Zeit braucht um sich durch die Vielfalt zu klicken. Trotzdem bietet ISS2 für ein Arcade-Spiel mehr als genug Optionen und lässt FIFA WM 2002 in diesem Punkt alt aussehen.

Präsentation mit Schwächen

Obwohl ISS2 einen gelungenen architektonischen Stadioneindruck hinterlässt und vor allem im Bereich der Licht- und Schatteneffekte punktet, kann es aufgrund vieler kleiner Schwächen nicht an der Konkurrenz vorbeiziehen: Manche der mageren vier Plätze flimmern und lassen aufgrund ihres aufdringlichen Designs fast den Ball verschwinden, den man ab und an als hellen Fleck mit der Lupe verfolgen muss. Auch was die Spieleranimationen angeht, zeigt sich ISS2 weniger rund und vielfältig als PES, FIFA oder Red Card. Und obwohl manche Stars durchaus Wiedererkennungswert haben, fragt man sich bei anderen Gesichtstexturen, welche Vorlage die japanischen Designer hatten: Welttorhüter Kahn ist jedenfalls nicht auf dem Platz - hier sind FIFA und PES originalgetreuer.

Kommentare zum Abgewöhnen

Schuster, bleib bei deinen Leisten: Was sich Bernd Schuster und sein Sprecher-Kollege in Sachen Kommentar leisten, ist wirklich armselig. Der Ex-Nationalspieler liest seine Sprüche im Rhythmus einer Endlosschleife ab und vermittelt so Charme und Lebendigkeit eines VHS-Dozenten im Rentenalter. Und wenn schon keine Emotionen möglich sind, dann doch bitte kompetente Infos! Aber was muss man sich da für einen Schwachsinn anhören: "Wer das nächste Tor schießt, hat die besten Aussichten zu gewinnen!" Abgesehen davon kommen Kommentare teilweise erst lange nach einer entsprechenden Situation. Wie gut die sprachliche Begleitung sein kann, haben erst kürzlich vor allem FIFA WM 2002 und auch Red Card 20-03 gezeigt. Wenigstens kann die Fan-Kulisse einigermaßen überzeugen und etwas Fußballfieber vermitteln.

Pro:

  • FIFPRO-Lizenz
  • Training möglich
  • zehn Spieltempostufen
  • viele Strategie-Optionen
  • leicht zugängliches Gameplay
  • tolle Licht- und Schatteneffekte
  • einfaches Flanken-/Schuss-/Freistoß-System
  • Kontra:

  • nur vier Stadien
  • fragwürdige Ballphysik
  • komplizierte Menüstruktur
  • teils augenfeindliche Plätze
  • keine Vereinsmannschaften
  • zittrige Spieler-Animationen
  • unspektakuläres Spielgeschehen
  • grausames Kommentatoren-Duo
  • teils nerviges Kamera-Nachziehen
  • teils unrealistische Gesichtstexturen
  • Vergleichbar mit:

    David Beckham Soccer, FIFA WM 2002, Red Card 20-03, Pro Evolution Soccer

    Fazit

    Als Konami-Fan fällt mir dieses Urteil schwer: ISS 2 ist besser als David Beckham Soccer - mehr aber auch nicht. Es bietet weder gehobenen Arcade-Spaß noch Simulationstiefe. Trotz des lobenswerten Versuchs, dank leichter Steuerung einen schnelleren Einstieg zu bieten, sind Spiele wie FIFA WM 2002 und Red Card 20-03 optisch und spielerisch überlegen. Ganz zu schweigen vom Genre-Olymp, der von Pro Evolution Soccer gehalten wird, und nicht mal ansatzweise in Frage gestellt wurde. Zu hakelig und unspektakulär ist der Spielablauf, zu zittrig die Animationen, zu schlecht sind die Kommentatoren und zu unbefriedigend ist die Ballphysik. ISS2 verliert vor allem deshalb an Attraktivität, weil es sich nicht mit deutlichen Stärken von anderen PS2-Titeln absetzen kann und einfach kein Profil zeigt. So bleibt es ein optisch durchschnittlicher Mischmasch aus schnell verinnerlichtem, aber wenig befriedigendem Arcade-Gameplay samt tollen Simulations-Features im Taktikbereich. Angesichts der Konkurrenz ein Cocktail, der eher bitter aufstößt.

    Wertung

    PlayStation2

    0
    Kommentare

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