Black & Bruised29.07.2003, Jens Bischoff
Black & Bruised

Im Test:

Freunde von Punch Out oder Ready 2 Rumble Boxing aufgepasst! Mit Black & Bruised (ab 12,99€ bei kaufen) wagt sich endlich einmal wieder ein reinrassiger Cartoon-Boxer in den von virtuellen Muhammad Alis, Mike Tysons und Rocky Balboas beherrschten Boxring. Ob das PS2-Debüt der kanadischen Boxing-Fever-Macher an die Tradition der großen Comic-Prügler anknüpfen kann oder sich von der simulationslastigeren Konkurrenz wortwörtlich grün und blau schlagen lässt, erfahrt Ihr in unserem aktuellen Testkampf.

Let`s get ready to Rumble

Statt namhafter Profis und realistischer Spielmechanik setzt Black & Bruised endlich einmal wieder auf Comic-Boxer und Arcade-Gameplay. Zwar ist der virtuelle Boxsport in letzter Zeit sowieso immer action-lastiger geworden, aber soweit wie Black & Bruised hat sich seit Ready 2 Rumble Boxing: Round 2 niemand mehr von den Regeln des Marquess von Queensberry weg gewagt. Zwar tragen die 19 männlichen und weiblichen Zeichentrickboxer nach wie vor gepolsterte Handschuhe und vermeiden Schläge unter die Gürtellinie, aber ansonsten scheint alles erlaubt zu sein.

Feuer und Flamme

Von Feuer fangenden Handschuhen über giftige Schutzschilde bis hin zu fiesen Lähmungsattacken gibt es nichts, wovor die Comic-Boxer zurückschrecken. Wer zuerst seine Extraleiste mit erfolgreichen Treffern und Blocks aufgefüllt hat, darf sich das aktuell ausgeschriebene Power-Up schnappen und seinem Kontrahenten vorübergehend so richtig einheizen. Aber auch Abwehrverstärker, automatische Ausweichmanöver und Energieauffrischungen zählen zu den insgesamt 18 verfügbaren Power-Ups, die zufällig ausgelost werden und auch verschmäht werden können.__NEWCOL__Eine Brise Taktik

Wer sich nämlich nicht gleich mit dem nächstbesten Extra zufrieden gibt, bekommt immer bessere Power-Ups angeboten, bis schließlich verheerende Spezialschläge, ellenlange Auto-Kombos oder andere Gemeinheiten zur Verfügung stehen. Dabei sollte man die verbleibende Rundenzeit sowie die Extraleiste seines Gegners im Auge behalten, um keine bösen Überraschungen zu erleben. Ansonsten sind taktische Überlegungen eher hinfällig. Da es keine Konditionskomponente gibt, wird in der Regel unermüdlich drauflos geprügelt, bis jemand nach dem dritten Niederschlag automatisch KO geht.

Schnelle Reaktionen

Blocken und Ausweichen ist natürlich auch möglich, erfordert aber neben gutem Timing auch ein gutes Auge, da Schläge zum Kopf oder Körper mit unterschiedlichen Tastenkombinationen geblockt werden müssen und aufgrund der ruppigen Kameraführung nicht immer gleich erkennbar sind. In der Offensive könnt Ihr aber nicht nur zwischen hohen und tiefen Schlägen, sondern auch zwischen schnellen Geraden, gezielten Haken und harten Uppercuts variieren, um Euren Gegenüber in Bedrängnis zu bringen. Auch ob Ihr mit rechts oder mit links zuschlagen wollt, bleibt bei jeder Aktion Euch überlassen.

Schmerzhafte Andenken

Je nachdem, wo Eure Schläge landen, kassiert der Getroffene Schwellungen, Veilchen und andere Erinnerungen, die im Kampfverlauf immer deutlicher werden. Allerdings sind all die Blessuren und Schwellungen rein kosmetischer Natur und haben spielerisch keinerlei Auswirkungen. Am besten zur Geltung kommen die Verletzungen und schmerzverzerrten Comic-Visagen mangels Ego-Perspektive aus der Schulter-Perspektive, die allerdings nur im Kampf gegen einen CPU-Boxer Sinn macht. Wer sich lieber mit einem Freund prügelt, sollte auf den virtuellen Kameramann setzen, der allerdings nur zwei Perspektiven kennt und auch sonst ein alles andere als ruhiges Händchen an den Tag legt.

Herrlicher Cartoon-Look

Grafisch sieht das Ganze recht ansprechend aus - zumindest was Charakterdesign, Animationen und den wirklich hervorragend passenden Cel-Shading-Look samt herrlich überzeichneter Mimik und Gesichtsdeformationen betrifft. Abseits des Rings, der oftmals gar kein richtiger Ring, sondern eher ein unsichtbar begrenzter Hinterhof oder ähnliches ist, sieht es schon anders aus, denn die zweidimensionalen und nur spärlich animierten Hintergründe der insgesamt 21 Arenen wirken altbacken, leblos und langweilig. Ähnliches gilt im Übrigen auch für die Spielmodi, die für Solisten gerade einmal Standardkost und für Multiplayer-Fans nicht einmal diese bieten. Während Trainings-, Survival-, Story- und Turnier-Modus Einzelspielern vorenthalten bleiben, müssen sich gesellige Boxer nämlich mit mickrigen Einzelkämpfen begnügen.__NEWCOL__Kurzes Vergnügen

Wirklich spannend ist aber auch das Einzelspielerangebot nicht. Das Trainingsprogramm ist schnell durchlaufen, der Turniermodus alleine recht öde, die Survival-Kämpfe auf Dauer zu monoton und im mit Zwischensequenzen gespickten Storymodus tendiert der Wiederspielwert nach einmaligem Meistern quasi gegen Null. Immerhin sind die je sechs Story-Fights pro Charakter aber dank wechselnder Auflagen wie einhändiges Boxen, Boxen ohne Extraleiste oder Boxen mit umgekehrter Steuerung beim ersten Mal recht unterhaltsam und auch freispielbare Charaktere, Arenen oder Cheats halten Euch ein Weilchen bei Laune. Dauerbrennerqualitäten kann man dem unspektakulären Spielangebot aber nicht attestieren.

Schräge Persönlichkeiten

Immerhin gibt es fünf verschiedene Schwierigkeitsgrade und die KI der CPU-Boxer kann sich durchaus sehen lassen. Auch die Boxer selbst besitzen individuelle Eigenschaften wie Stärke, Tempo, Reichweite und Beweglichkeit. Zudem verfügen sie über mehr als 20 individuelle Kombos und Spezialattacken und haben über 40 unterschiedliche Beleidigungen drauf. Letztere kommen dank der größtenteils ausgezeichneten deutschen Lokalisierung übrigens überraschend gut rüber und verleihen den Charakteren eine unverwechselbare, wenn auch recht trashige Persönlichkeit. Neben der gelungenen Sprachausgabe können sich aber auch die satten Sound-FX und persönlichen Erkennungsmelodien hören lassen - ganz im Gegensatz zur unauffällig dahinplätschernden musikalischen Kampfbegleitung.

Fazit


Auch wenn Black & Bruised anfangs aufgrund seines schnörkellosen Arcade-Gameplays für Begeisterung sorgt, flacht diese doch relativ schnell wieder ab. Auf Dauer sind die Kämpfe trotz motivierender Power-Up-Hatz nämlich einfach zu monoton, die Spielmodi zu unspektakulär und die Kamera zu unübersichtlich. Zudem beschränkt sich der Multiplayer-Part auf simple Einzelkämpfe und im Optionsmenü könnt Ihr gerade einmal Rundenzahl und -zeit bestimmen. Für unkompliziertes Comic-Sparring zwischendurch sind die schrägen Cel-Shading-Boxer aber immer wieder gut. Vor allem da Charakterdesign, Animationen, Verletzungen und Sound-FX zu gefallen wissen. Die deutsche Lokalisierung ist dank professioneller Synchronsprecher und trashiger Beleidigungen sogar ausgesprochen gut gelungen. Zu schade, dass die spielerische Seite da nicht ganz mithalten kann. Wer die Möglichkeit hat, sollte daher lieber mal wieder Super Punch Out oder Ready 2 Rumble Boxing: Round 2 herauskramen.

Pro

<li>tolle Mimik</li><li>satte Sound-FX</li><li>witzige Animationen</li><li>gelungene Lokalisierung</li><li>dynamische Verletzungen</li><li>19 schräge Cartoon-Boxer</li><li>hübsche Cel-Shading-Optik</li><li>individuelle Schläge & Kombos</li><li>schnörkellose Hau-drauf-Action</li>

Kontra

<li>akuter Optionsmangel</li><li>keine Ego-Perspektive</li><li>teils chaotische Kamera</li><li>leblose 2D-Backgrounds</li><li>unspektakuläre Spielmodi</li><li>keine Konditionskomponente</li><li>auf Dauer zu monotones Gameplay</li><li>meist unsichtbare Ringbegrenzungen</li><li>eingeschränkte Multiplayer-Tauglichkeit</li>

Wertung

PlayStation2

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