Die ansonsten tolle KI ist nicht ohne Makel. Kleine, nicht nachvollziehbare Aussetzer sorgen hier und da für Kopfschütteln: Warum nimmt mein Spieler den Ball nicht an, der zwei Meter vor ihm liegt? Warum reagieren die Verteidiger so spät? Wieso gibt es immer noch keine exakte Ballkontrolle an der Außenlinie? Trotzdem können diese Wehrmutstropfen nichts am sehr guten Gesamteindruck der KI ändern, weil sie erstens nur sporadisch auftreten und zweitens von vielen kleinen Verbesserungen überdeckt werden.
Schiedsrichter-Sorgen
Jetzt pfeifen Schiedsrichter sogar das Aufstützen, wenn zwei Mann zum Kopfball ansetzen. Nachvollziehbar ist das Foul allerdings selten, weil das Zufallsprinzip entscheidet. Überhaupt wünscht man sich angesichts mancher seltsamer Entscheidung eine Schiedsrichteroption, die die Strenge regulieren lässt. Vieles bleibt automatisiert und wird im Hintergrund der zahlreichen Statistiken ermittelt. Vor allem im Zweikampf könnte Konami etwas mehr Kontrolle ermöglichen - z.B. ein Button für Trikot-Gezupfe, für Schwalben etc.
Meisterliga auf Manager-Niveau
Insbesondere bei der Meisterliga haben die Entwickler viel Feinschliff angesetzt, so dass auch Trainer- und Manager-Qualitäten gefragt sind: Wie im Vorgänger startet Ihr mit einem durchschnittlichen Team, das Ihr an die Weltspitze bringen sollt. Allerdings beginnt die Karriere jetzt in der dritten Liga und Ihr müsst auch Pokalspiele bestreiten. Und wer regelmäßig seine besten Kicker auflaufen lässt, muss schnell mit Ermüdungserscheinungen rechnen, denn die Dauerbelastung wirkt sich aus - Rotation heißt das Zauberwort.
Das neue Transfer-System, das leider etwas undurchsichtig ausgefallen ist, ermöglicht jedoch sowohl das Leihen als auch den Kauf von Spielern. Selbst Talente lassen sich günstig einkaufen und nach jedem Spiel gezielt verbessern. Schneller Star-Einkauf ist gefährlich, denn nach jedem Spieltag werden Punkte fürs Gehalt abgezogen - erreicht Euer Konto zu viel Miese heißt es "Game Over".
Fußball mit Rollenspiel-Touch
Ihr wollt ein Kopfballmonster? 1,90 m groß, rothaarig, aus Norwegen mit Brille? Kein Problem, denn der Spieler-Editor ermöglicht die Kreation eigener Kicker. PES2 protzt mit einer Fülle an Spieler-Eigenschaften, die so manches Rollenspiel toppen: Mehr als 25 Fähigkeiten wie Schusskraft, Dribbling, Balance, Kopfballstärke, Schnelligkeit, Ausdauer, Teamgeist, Flanken, Kurzpass etc. sorgen für den bekannten Simulationscharakter.
Hinzu kommen Sterne für besonders herausragende Qualitäten wie Elfmeter, Flanken oder Manndeckung. Und das Schöne daran ist, dass diese Nuancen auf dem Spielfeld tatsächlich zur Geltung kommen - keiner flankt wie Beckham, keiner dribbelt wie Ronaldo, keiner hält wie Kahn.
Kein Kommentar!
Auch wenn man sich über die neue Halbzeitanalyse freut: die deutschen Kommentare zu PES2 sind wahrlich kein Prunkstück. Man kann zwar das noch schlechtere und unpassendere Gefasel von Konkurrent TIF 2003 übertrumpfen, bleibt aber auf einem langweiligen, wenig begeisternden Niveau mit vielen kleinen Aussetzern, die nicht zur Situation passen. Hier ist EA mit FIFA 2003 wesentlich packender, witziger und kompetenter. Schön also, dass man sich das Ganze auch auf Englisch, Italienisch oder Spanisch anhören kann; oder noch besser: kein Kommentar!
Fans für alle Fälle
Dafür kann Konami auf der akustischen Seite mit einem tollen Feature begeistern: Ihr könnt einstellen, ob Ihr lieber vor neutralem Publikum, Heim-, Auswärts- oder gar Derby-Zuschauern auflaufen wollt. Wenn Euch die gegnerischen Fans ausbuhen oder jede Aktion frenetisch bejubelt wird, bringt das eine authentische Stimmung auf den Platz. Zwar kann PES2 nicht mit so vielen Vereins-typischen Fangesängen begeistern, aber trotzdem sorgt die Fan-Kulisse für eine gute Atmosphäre.