SOCOM: US Navy SEALs16.06.2003, Mathias Oertel
SOCOM: US Navy SEALs

Im Test:

Die so genannten Taktik-Shooter sind aus der Spielwelt nicht mehr wegzudenken. Und gleich zum Start des Online-Netzwerks für die PS2 geht mit Socom - US Navy Seals ein viel versprechender Genre-Vertreter an den Start. Im Test überprüfen wird, ob die Ghost Recons dieser Welt einen Konkurrenten gefunden haben und ob mit Socom das Netzwerk-Kit zu glühen beginnt.

Die Besten der Besten

Die Navy Seals genießen in der US-Armee den Ruf einer absoluten Elite-Einheit, die immer dann auf den Plan gerufen wird, wenn die Weltsicherheit mal wieder auf dem Spiel steht. So auch in dem im Jahre 2006 beginnenden Socom, das Euch mit den zwei Feuerteams Alpha und Bravo in alle Herren Länder schickt, um dort nach dem Rechten zu schauen und die eine oder andere Kugel abzufeuern.

Mittendrin statt nur dabei...

Obwohl sich Socom als Third-Person-Action im Prinzip nicht anders spielt als die einschlägige Konkurrenz -allen voran Ghost Recon- und auch mit den gleichen Problemen zu kämpfen hat, haben die Entwickler von Zipper ein Feature eingebaut, das Socom zu etwas Besonderem macht: das mitgelieferte Headset.

Nicht nur, dass die Kopfhörer-/Mikro-Kombi bei Online-Spielen (dazu später mehr) sinnvoll zum Einsatz kommt - auch im Einzelspieler-Modus habt Ihr genügend Gelegenheit, das gute Stück einzusetzen.

Denn Ihr könnt den beiden Teams über das Headset Befehle erteilen. Die Spracherkennung funktioniert dabei sehr gut und wird von den Teams auch prompt umgesetzt. Wahlweise könnt Ihr auch das Pad benutzen, um Euren Jungs die notwendigen Befehle zu geben. Und damit der Spielverlauf dabei nicht aus dem Ruder gerät, wird das Spiel kurzzeitig angehalten, bis Ihr die entsprechende Order ausgewählt habt.

Alte Probleme

Doch so gut dieser Ansatz auch ist, kann er die oben angesprochene Genre-übergreifende Problematik nicht verschleiern, die sich bereits nach kurzem Spielen offenbart: Denn was nützen mir ausgefeiltes und im Genre-Rahmen abwechslungsreiches Missionsdesign, wenn die KI nicht mitspielt?

Das ist um so ärgerlicher, da es nicht nur die Gegner, sondern auch die eigenen Mannen betrifft, die zwar im Allgemeinen recht zielgenau sind, sich aber dafür zu häufig nicht durchringen können, ihre Schusswaffen einzusetzen und stattdessen mit Messern oder ihrem Gewehrknauf auf die Gegner stürmen.

Womit wir beim nächsten Punkt wären, der auch schon Spiele wie Brute Force auf der Xbox oder Ghost Recon plagt: Im Normalfall reicht es aus, Euer Team irgendwo zu parken und dann wie weiland John Rambo Eure Aufgaben im Alleingang zu erfüllen.

Zwar gibt es hin und wieder Momente in den Missionen, wo Ihr auf Unterstützung angewiesen seid, doch im Großen und Ganzen wird der Faktor Teamarbeit zu häufig relativiert, um von einem Taktik-Shooter zu sprechen.

Zudem macht Euch das Speichersystem -es wird nur am Levelende die Möglichkeit angeboten- immer wieder einen Strich durch die Rechnung.

Denn im Zusammenhang mit der schon angesprochenen KI-Problematik ist es äußerst frustrierend, wenn man sich durch eine fordernde Mission gewühlt hat und Euer Team kurz vor Schluss einen Fehler macht und Ihr daraufhin die Anweisung "Alles-auf-Anfang" bekommt.

Daher ist Socom für Spieler, die vornehmlich alleine vor dem Bildschirm hocken, eher mit Vorsicht zu genießen, obwohl es zugegebenermaßen mit dem Headset einen teuflischen Spaß macht.

SocomStrike

Spieler jedoch, die den Einzelspieler-Aspekt vernachlässigen können (oder wollen) und zudem noch gewillt sind, eine zusätzliche Investition in Form eines Breitbandadapters für die PS2 zu tätigen, bekommen eine Menge Spaß fürs Geld.

Zwar sind die Online-Spielmodi, die mit insgesamt 16 menschlichen Spielern bestritten werden können, kein Neuland, doch auch auf der PS2 entwickelt sich beim Online-Spiel eine Dynamik, die positiv an Genre-Vorreiter wie Counter-Strike erinnert.

Dementsprechend orientieren sich auch die Spielmodi an bekannten Variationen: Bei der Evakuierung müssen die Seals Geiseln aus der Hand von Terroristen befreien, die Zerstörung gibt Euch zur Aufgabe, eine Bombe im Lager des Gegners zu platzieren und die Unterdrückung schließlich ist ein Team-Deathmatch ohne Respawn.

Zwar hätte ich mir persönlich mehr unterschiedliche Modi gewünscht, doch was vorhanden ist, wirkt durchdacht und macht durch die Bank eine Menge Spaß.

Die Frage ist natürlich die Zielgruppe. Denn viele der PS2-User werden auch einen PC zu Hause stehen haben, auf dem es natürlich weitaus bessere Produkte gibt.

Wer jedoch mit Socom seine ersten Online-Erfahrungen macht, wird angesichts der Spannung, die auch vor dem Fernseher aufkommt, sicherlich nicht enttäuscht werden. Zumal auch hier der Einsatz des Headsets optimal integriert wurde und Euch die Kommunikation mit den Team-Kollegen ermöglicht, um koordinierte Aktionen zu planen und durchzuführen.

Passabel, aber unspektakulär

Abgesehen von der durchgestylten Präsentation, die wirklich gut gelungen ist, bietet sich ein eher biederes Grafik-Bild. Sowohl Charaktere als auch die Umgebung wirken auf den ersten Blick nicht gerade berauschend. Die Texturen wirken allesamt etwas mager und spröde. Erst beim zweiten oder gar dritten Blick fallen einem kleinere Details auf, die zeigen, mit wie viel Feinarbeit die Entwickler ans Werk gegangen sind - auch wenn sie mit einer Engine arbeiten, die nicht viel hergibt.

Größtenteils macht sich dies bei den Animationen bemerkbar, die durch die Bank sehr realistisch wirken und ein breites Spektrum umfassen. Angefangen von den Visualisierungen Eurer Befehle bis zum Waffenwechsel und natürlich den zahlreichen Sterbeanimationen bekommt Ihr viel fürs Auge geboten.

Und auch wenn die Umgebungen nicht auf Anhieb überzeugen können, kommt man beim Durchlaufen nicht umhin, den weitläufigen Arealen den Realismus abzunehmen. So hat man sich beispielsweise nicht darauf verlassen, immer ein und denselben Gebäudetyp zu platzieren, sondern gibt sich Mühe, optische Variationen darzustellen.__NEWCOL__Wenn die Engine jetzt noch etwas leistungsfähiger wäre und die PS2 abgesehen von den Lichtspielereien und dem extrem nassen Regen noch mehr ausnutzen könnte, würde der Spielspaß gleich noch etwas ansteigen.

So aber bleibt nur die Hoffnung, dass der zweite Teil mehr aus der PS2 heraus holt.

Deutsch und gut

Eines muss man Socom lassen: die akustische Untermalung ist durchweg stimmig und sorgt für viel Atmosphäre. Vor allem, wenn man mit dem mitgelieferten Headset spielt. Dann nämlich kommen die Funksprüche der Einsatzleitung und Eurer Kameraden direkt aus dem Kopfhörer, der im Übrigen gut am Kopf anliegt, aber nicht ganz die Qualität des Xbox-Headsets erreicht.

Durch das Splitten von Headset-Sound und dem Umgebungssound, der Euch aus den TV-Lautsprechern entgegen schallt, kommt ein gewaltiger Atmosphäreschub ins Spiel, den es in dieser Form noch nicht gab - klasse!

Die deutsche Sprachausgabe befindet sich sowohl technisch als auch im Bereich Atmosphäre auf einem hohen Niveau und reiht sich nahtlos in die Soundkulisse ein, die aus sparsam, aber effektiv eingesetzter Musik und den üblichen Schussgeräuschen und Sprachausgabe der Gegner besteht.

Fazit


Der erhoffte Mega-Knaller ist Socom leider nicht. Denn im Detail gibt es einfach zu viele spielerische Ungereimtheiten, die dem Vorhaben einen Knüppel zwischen die Beine werfen. Angefangen von der KI, die auf beiden Seiten nicht optimiert wurde bis hin zur Tatsache, dass man fast immer auch gut ohne sein Team durch kommt, hakt das Einzelspieler-Erlebnis an allen Ecken und Enden. Dies wird zwar durch die passable Grafik und die exzellente Einbindung des Headsets wieder etwas relativiert, stört im Endeffekt aber immens. Ganz anders im Multiplayer: Zwar letzten Endes nichts anderes als ein Konsolen-CounterStrike können die Mehrspieler-Gefechte nahezu die Atmosphäre des genannten Vorbilds erreichen und machen eine Menge Spaß. Zum Online-Debüt der PS2 ist Socom durchaus zu empfehlen, wird aber (hoffentlich) noch nicht das Ende der Netzwerk-Fahnenstange für Sonys Black Box sein.

Pro

<li>fantastische Einbindung des Headsets</li><li>gute Animationen</li><li>sehr schöne Präsentation</li><li>abwechslungsreiche Missionen</li><li>guter Online-Modus</li><li>gute Lokalisation</li>

Kontra

<li>teils grottenschlechte KI</li><li>unglückliches Speichersystem</li><li>Team-Faktor kann häufig vernachlässigt werden</li><li>nur durchschnittliche Umgebungsgrafik</li>

Wertung

PlayStation2

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