Fire Blade27.10.2002, Jens Bischoff
Fire Blade

Im Test:

Obwohl PS2-User in nahezu jedem Genre bereits ein vielfältiges Software-Angebot genießen, führte für Kampfhubschrauber-Fans bisher mangels Alternativen kein Weg an Core Designs halbwegs realistischem, aber teils übertrieben schwerem Thunderhawk: Operation Phoenix vorbei. Mit Fire Blade versucht Kuju Entertainment diese Vormachtstellung nun zu brechen.

Ausgelutschtes Feindbild

Die Hintergrundgeschichte von Fire Blade bietet leider nicht mehr als die üblichen Klischees: Böse Terroristen haben überall auf der Welt Bastionen gegründet, um die westliche Welt mit Massenvernichtungswaffen in Angst und Schrecken zu versetzen und nur Ihr könnt die Bedrohung eliminieren. Fragt Euch lieber nicht, warum der Feind ausgerechnet in den Schweizer Alpen, in der Wüste Arizonas, am Polarkreis oder in den Urwäldern des Amazonas sein Unwesen treibt - es ist halt so...

Zumindest sind dadurch abwechslungsreiche Szenarien garantiert, die Ihr in vier Kampagnen von feindlichen Truppen säubern müsst. Die insgesamt 18 Missionen sind zwar meist alles andere als umfangreich und können oft in nur wenigen Minuten gemeistert werden, aber langweilig werden die Einsätze dank sehr unterschiedlicher Aufgabenstellungen sowie wechselnder Witterungsverhältnisse und Tageszeiten so schnell nicht. Auch der Schwierigkeitsgrad hat es teils ganz schön in sich.

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Nur nicht auffallen

Zudem gibt es bei den meisten Einsätzen neben primären auch sekundäre Auftragsziele, deren Erfüllung sich teils erheblich auf den Verlauf der jeweiligen Mission auswirken kann. Die Reihenfolge Eurer Einsätze wird dadurch jedoch nicht beeinflusst und bleibt strikt linear. Auch auf die Wahl und Ausrüstung Eures Kampfhubschraubers oder das Verhalten verbündeter Wingmen und Bodentruppen habt Ihr keinerlei Einfluss. Taktisches Vorgehen ist allerdings dennoch gefragt - vor allem bei heiklen Stealth-Einsätzen.

Bei diesen müsst Ihr nämlich versuchen, bis zum Ende unerkannt zu bleiben, wofür Euer Heli nicht nur mit einer Tarnkappenfunktion ausgestattet ist, sondern auch mit elektromagnetischen Impulsen Fahrzeuge lahm legen und mittels Scharfschützengewehr Wachposten lautlos ausschalten kann. Um diese besser ausfindig machen zu können, dürft Ihr jederzeit auch in den wärmeempfindlichen Infrarot-Modus umschalten, denn auf der mickrigen Landkarte sind feindliche Einheiten leider nicht markiert.

Unrealistisches Ballervergnügen

Auch Euer Radar verzeichnet lediglich Gegner, die ihr auch mit bloßem Auge erkennen könnt, was nicht gerade hilfreich ist, um ideale Fluglinien zu bestimmen. Aber letztendlich steht bei Fire Blade ohnehin Action und nicht Realismus im Vordergrund. Dies merkt man auch bei der Steuerung und dem Flugverhalten der beiden je nach Missionsart zur Verfügung stehenden Helikopter (AV-76 Vendetta bzw. UV-108 Talon). Alles ist sehr direkt und intuitiv, was zusammen mit der automatischen Zielerfassung für unkomplizierten Ballerspaß sorgt. Die verfügbaren Waffensysteme sind überschaubar, die Steuerung simpel und Kollisionen mit natürlichen Hindernissen ziehen keine Beschädigungen nach sich.

Zudem hinterlassen zerstörte Gebäude oder Gegner oft wichtige Items wie Reparatur-Kits, Raketennachschub und Spezialwaffen wie Streu- oder Lenkraketen. Vom Spielprinzip erinnert Fire Blade stark an die legendäre Strike-Serie (Jungle Strike, Desert Strike, Urban Strike, Soviet Strike), wodurch Simulationsnarren zwar abgeschreckt werden, Shooter-Freunde aber durchaus auf ihre Kosten kommen. Schade nur, dass die Präsentation eher spärlich und die audiovisuelle Umsetzung des Spielgeschehens weitestgehend unspektakulär wirkt. Auch der relativ geringe Spielumfang und der trotz dürftiger Gegner-KI teils recht herbe Schwierigkeitsgrad sorgen nicht gerade für Begeisterung.

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Zerstörerische Handlungsfreiheit

Spaß macht es aber dennoch, sich unbemerkt dem Feind zu nähern, Spähtrupps mit gezielten Schüssen zu sabotieren und dann gefahrlos auszuschalten, gegnerische Stellungen durch den Treffer eines Munitionslagers oder Tanklasters in Sekundenschnelle in Schutt und Asche zu verwandeln, durch das Zerstörung von Brücken den Nachschub aufzuhalten oder einfach mit gezündetem Turbo dem Feind in den Rücken zu fallen und ihn mit einer Salve Zielsuchraketen einzudecken. Selbst das geringe Ausmaß der Einsatzgebiete hat sein Gutes, da man schnell mit der Umgebung vertraut ist und sie sofort zu seinem Vorteil nutzen kann, denn Speichern darf man stets nur am Ende eines Auftrags.

Da gerade Angriffe auf Fußsoldaten recht brutal und blutig inszeniert sind, hat man sich die Mühe einer Lokalisierung wohl gespart - zumindest was unser Testmuster betrifft. Sprachausgabe und Bildschirmtexte waren nämlich nur auf Englisch verfügbar. Bei der PAL-Anpassung hat man allerdings sauber gearbeitet und lästige Balken außen vor gelassen. Auch das Spielgeschehen läuft in allen vier Kameraperspektiven angenehm flüssig und ist dank umkehrbarer Y-Achse auch für Hobbyflieger intuitiv. Simulations- und Realismusansprüchen wird das Arcade-mäßige Gameplay zwar kaum gerecht, aber für Shooter-Fans mit Helikopter-Faible gibt es auf der PS2 einfach keine Alternative.

Fazit


Eine ernstzunehmende Konkurrenz ist Fire Blade für Heli-Primus Thunderhawk: Operation Phoenix aufgrund des mangelnden Realismus und Simulationscharakters natürlich nicht. Fans der legendären Strike-Serie werden das einfache und actionreiche Spielprinzip hingegen sicher mögen. Nur schade, dass der Schwierigkeitsgrad sehr durchwachsen, die Präsentation wenig ansprechend, die Kollisionsabfrage nicht immer fehlerfrei und die Gegner-KI insgesamt recht dürftig ist. Interessante Features wie der Stealth- oder Sniper-Modus befriedigen zwar auch taktische Ansprüche, aber Euer strategischer Spielraum bleibt letztendlich sehr eingeschränkt und kompromisslose Action dominiert das Spielgeschehen. Wer darauf steht, wird halbwegs angemessen unterhalten, muss allerdings mit einigen technischen und spielerischen Einschränkungen leben, die eigentlich vermeidbar gewesen wären.

Pro

<li>ungeschnitten</li><li>keine PAL-Balken</li><li>eingängige Steuerung</li><li>actionreiches Gameplay</li><li>automatische Zielerfassung</li><li>verschiedene Tageszeiten und Witterungen</li><li>Sniper-, Turbo-, Stealth- und Infrarot-Modus</li><li>18 kurze, aber abwechslungsreiche Missionen</li>

Kontra

<li>schwache KI</li><li>nicht lokalisiert</li><li>mickriges Radar</li><li>belanglose Story</li><li>dürftige Landkarte</li><li>linearer Spielverlauf</li><li>magere Präsentation</li><li>relativ geringer Spielumfang</li><li>vorgegebenes Waffenarsenal</li><li>nur zwei verfügbare Hubschrauber</li><li>teils merkwürdige Kollisionsabfrage</li><li>durchwachsener Schwierigkeitsgrad</li><li>unspektakuläre Optik & Soundkulisse</li>

Wertung

PlayStation2

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