Mat Hoffman´s Pro BMX 223.10.2002, Paul Kautz
Mat Hoffman´s Pro BMX 2

Im Test:

Er fliegt und fliegt und fliegt: Mat »Condor« Hoffman setzt nach einem Achtungserfolg-gleichen Playstation- und PC-Debüt vor gut einem Jahr erneut zur Landung an, dieses Mal jedoch auf Next-Generation-Hardware. War Teil 1 noch quasi Tony Hawk auf zwei Rädern, hieß das Motto der Entwickler dieses Mal Selbstständigkeit sowie konsequente Weiterentwicklung. Mat Hoffman´s Pro BMX 2 (ab 69,95€ bei kaufen) präsentiert sich nun deutlich erwachsener - was das heißt, steht im Test.

Country Roads....

Schon das Intro macht deutlich, dass Mat Hoffman´s Pro BMX 2 anders ist als all die anderen Funsport-Games da draußen: Keine rasanten Schnitte, keine super-hektische Musik, statt dessen gibt es Iggy Pop-Klänge zu witzigen Tourvideos der MHPB2-Promofahrt quer durch die USA. Neben Mat Hoffman kommen auch seine Kumpels wie Mike Escamilla oder Kevin Robinson zu Wort, lästern übereinander oder kommentieren (vergeigte) Stunts - das erinnert an einen Videoabend unter Freunden und lässt heitere Atmosphäre aufkommen.

Derart gut gelaunt, stürzt Ihr Euch im Hauptmenü auf den Punkt »Road Trip«, die MHPB2-Umschreibung für »Karrieremodus«. Wie üblich habt kämpft Ihr Euch durch acht Levels (plus ein Bonusareal), von denen anfangs natürlich nur einer anwählbar ist. Die anderen könnt Ihr erst freischalten, wenn punktebringende Aufgaben erfüllt wurden. Die sind immer in jeweils drei Viererblöcken zu unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden unterteilt, und müssen blockweise komplett erledigt werden.

Ärgerlicherweise sind auch die schwereren Aufgaben erst anwählbar, wenn man die vorhergehenden geschafft hat: Während die ersten paar Missionen keinen Joypad-Akrobaten vor unlösbare Aufgaben stellen dürften, haben es spätere Aufträge durchaus in sich. Allerdings gibt es nur für komplett abgeschlossene Blöcke Punkte, so dass man durchaus an einem Auftrag hängen bleiben kann, was auf Dauer nervig ist.

__NEWCOL__Ehering-Sammler

Eure Aufträge in den bekannten US-Städten wie Chicago, Los Angeles, Boston oder Las Vegas nachempfundenen Levels sind sehr abwechslungsreich und bauen teilweise aufeinander auf: So müsst Ihr einen Rettungshubschrauber befreien, Hot Dogs aufsammeln, in Las Vegas Eheringe für eine Schnellhochzeit wiederfinden, Halsketten sammeln oder in LA das Geld von Bäumen ernten - jeder der insgesamt elf Fahrer hat dieselben Aufgaben. Die sind allerdings oft nur sehr kryptisch beschrieben und daher nicht immer sofort zu durchschauen: Wer auf der Stelle weiß, wie die irre Politesse in Chicago aufzuhalten ist, hat entweder den sechsten Sinn oder sehr gut geraten.

Habt Ihr einen Aufgabenblock innerhalb des teilweise recht harschen Zeitlimits geschafft, könnt Ihr die erworbenen »Road Trip-Punkte« entweder sammeln oder gleich in eine neue Stadt investieren. Es steht Euch also frei, in welcher Reihenfolge Ihr die USA durchwandert. Zwischen den Levels gibt es für jeden Fahrer unterschiedliche Privatvideos zu sehen, die dem ruhig-witzigen Charakter des Intro-Films treu bleiben (und in denen ein gewisser Herr T. Hawk immer wieder seine Nase in die Kamera hält). Weiterhin finden Forscher auf Rädern in den Levels gut versteckte Secrets, die neue Songs, Bikes oder Klamotten für die Fahrer einbringen.

Flachland-Akrobaten

Jeder der elf Fahrer hat ein anderes Spezialgebiet. Während der eine ein Fachmann für Grab-Tricks ist, turnt der andere am liebsten mehr oder weniger still stehend auf seinem BMX herum. Diese so genannten »Flatland-Tricks« sind die wichtigste Neuerung in MHPB2: Aus dem Manual (Fahrt auf Vorder- oder Hinterrad) heraus könnt Ihr verschiedenste spektakuläre Stunts zünden. Selbstverständlich gibt es noch die altbewährte Flip-, Grab- und Grindtricks, die sehr ähnlich wie in der Tony Hawk-Reihe gestartet werden.

Dazu kommen noch eine Hand voll für jeden Biker individueller Spezialmanöver, die schwerer zu aktivieren sind, aber entsprechend mehr Punkte bringen - wie üblich, benötigen die hier »Adrenalin-Manöver« genannten Stunts eine gefüllte Spezialanzeige, die Ihr mit gelungenen Tricks und möglichst wenigen Stürzen zum Anschlag aufblast. Neuerdings dürft Ihr die Tricks (wie bei <4PCODE cmd=DGFLink;name=Aggressive Inline;id=3162>) per Tastendruck modifizieren, lauft dabei aber stets Gefahr, noch schneller als üblich das Gleichgewicht zu verlieren.

__NEWCOL__Qual der Wahl

Neben dem Road Trip verbirgt das Hauptmenü natürlich noch weitere Spielvarianten, sowie merkwürdige Schreibfehler im Optionsmenü: Wer auf Anhieb sagen kann, was sich hinter der Geheimbotschaft »Außer/Last« verbirgt, sollte eine Karriere als Kryptologe in Erwägung ziehen. Doch zurück zu den Spielmodi: Der »Free Ride« offeriert sorgloses Radeln in den bereits freigeschalteten Levels ohne Zeitlimit und ohne Wertung, ist also perfekt zum Üben geeignet.

Die »Session« geht wahlweise über zwei, fünf oder 10 Minuten, und ist ebenfalls ein Übungsmodus, allerdings werden die Punkte gezählt. So oder so müsst Ihr stets umständlich per Hand speichern, sobald irgendein Erfolg verzeichnet wurde. Und natürlich wurde die aus normalerweise zwei, im Loser-Modus bis zu acht Bikern bestehende Mehrspielerfraktion nicht vergessen, welche sich auf dem vertikal oder horizontal geteiltem Splitscreen in acht Spielmodi austoben darf. Die umfassen bekannte Varianten wie »Loser« (Tricks nach- und besser machen) oder »Graffiti« (Gebiete per gelungenem Trick markieren). Es gibt aber auch Neuheiten wie »Push«, in dem es darum geht, den Bildschirm des Gegners mit Stunts immer kleiner zu machen, bis er schließlich komplett aus dem Bild gedrängt wird.

Hässliche Bauten, glänzende Bikes

Mat Hoffman´s Pro BMX beruhte noch auf dem <4PCODE cmd=DGFLink;name=Tony Hawk-2;id=512>-Grafikset, und war leider dementsprechend kaum vom Skaterspiel zu unterscheiden. Teil 2 basiert nun auf der <4PCODE cmd=DGFLink;name=Tony-Hawk-3;id=1871>-Engine, sieht aber einfach nicht danach aus. Die kompakten, in sich geschlossenen Areale wirken teilweise sehr trist, leblos und vor allem blockhaft, darüber hinaus tendiert das Ganze gelegentlich sogar zum Ruckeln, was das schnelle Spielprinzip ziemlich über den Haufen wirft. Gelegentlich passiert es sogar, dass Ihr einfach durch Objekte oder die Straße ins Unendliche fallt - was zwar im Endeffekt nichts macht, weil Ihr Euch sofort wieder auf dem Boden der Tatsachen wiederfindet, aber ein Bug ist ein Bug und als solcher im fertigen Spiel nicht gern gesehen.

Zum Glück haben sich die Entwickler mit den Animationen mehr Mühe gegeben: Die Fahrer bewegen sich naturgetreu, die Tricks wirken sehr glaubwürdig, wenn auch gelegentlich physikalisch etwas haarsträubend - doch wer einmal eine BMX-Show gesehen hat, weiß, dass hier das Spiel der Realität entspricht. Highlight der Grafik sind ganz klar die Bikes, die bis zur letzten Speiche perfekt modelliert wurden. An einigen Stellen in den Levels stehen Fotoapparate herum, die beim Vorbeifliegen Fotos knipsen, die man später dreidimensional nachbearbeiten und immer wieder ankucken kann - sofern man ein »Notizbuch« des Road Trips anlegt, welches lässige 4 MB der Memory Card wegknabbert. Praktisch ist auch, dass Ihr die Perspektive mit dem rechten Analogstick nicht nur schwenken, sondern auch per Druck auf R3 fixieren könnt.

__NEWCOL__Zuckende Ohren

Beim Sound habt Ihr die Wahl, ob Ihr Punkrock, Metal, Techno und Hip-Hop lieber in Mono, Stereo oder Dolby Surround genießen wollt. Die teils sehr skurrile Song-Auswahl passt nicht immer haargenau zum Spielgeschehen, lässt sich aber natürlich Euren Wünschen anpassen: Die Playliste könnt Ihr im Hauptmenü bearbeiten, und wie schon erwähnt, sind neue Tracks in den Levels versteckt. Im Spiel erschallen dann die Bomfunk MC´s, LL Cool J, Suicidal Tendencies, Ice-T, Crazy Town und viele mehr. Sprachausgabe gibt es praktisch keine (von den Zwischenvideos mal abgesehen), außer natürlich dem obligatorischen Schmerzstöhnen beim Hinfallen und dem Aufschrei genervter Passanten, die man knapp verfehlt hat. Auch die Soundeffekte bieten nichts Überragendes, was man nicht schon im ersten Teil gehört hätte.

Der kleine Levelbauer

Wie seit Tony Hawk´s Pro Skater 2 üblich, liegt auch Mat Hoffman´s neuem Spiel ein recht komfortabler Editor bei, mit dem sich recht schnell neue Levels gestalten lassen: Ihr wählt aus einer großen Anzahl Rampen, Rails oder Pipes und bastelt Euch Eure neue Lieblingsstrecke zusammen, die natürlich auch gespeichert und befahren werden darf. Die entweder analoge oder digitale Steuerung funktioniert ohne Fehl und Tadel, allerdings könnte die Kollisionsabfrage gelegentlich einen Tick genauer sein.

Fazit


Gleich vorneweg: Mat Hoffman´s Pro BMX 2 ist genauso wenig der erhoffte Überflieger, wie es Teil 1 schon nicht war. Dazu präsentiert es sich einfach zu konservativ, verlässt sich zu sehr auf althergebrachte Standards und Spielweisen. Während die Tony-Hawk-Reihe mit jedem Teil besser wurde und frische Ideen verbreitete, ist MHPB2 einfach die logische Weiterführung des ersten Teils - was nicht schlecht, aber eben auch nicht aufregend ist. Und von den grafischen Enttäuschungen einmal abgesehen, ist das Spiel vor allem frustrierend, was an dem schlicht dämlichen Aufgabensystem liegt. Nichtsdestotrotz ist und bleibt Mat Hoffman der Beherrscher der BMX-Simulationen - kein anderes Spiel bringt die Coolness und Faszination dieses Sports so gut rüber. Aber der Platz auf dem Thron ist nicht unumstritten, neue Anwärter wie <4PCODE cmd=DGFLink;name=BMX XXX;id=3208> stehen schon in den Startlöchern, und Titel wie <4PCODE cmd=DGFLink;name=Aggressive Inline;id=3162> haben gezeigt, wie viel man aus dem Thema Funsport noch herausholen kann.

Pro

<li>treibender Soundtrack</li><li>gute Animationen</li><li>viele Levels</li><li>massig herausfordernder Aufgaben</li><li>gute Multiplayermodi</li><li>einfache Steuerung</li><li>viele Secrets</li><li>Flatland-Tricks</li><li>witzige Videos</li><li>guter Leveleditor</li>

Kontra

<li>teils kryptische Aufgabenbeschreibungen</li><li>frustrierendes Levelsystem</li><li>altbackene Grafik</li><li>wenig neue Ideen</li><li>gelegentliches Ruckeln</li><li>einige Grafikbugs</li>

Wertung

PlayStation2

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