Virtua Tennis 224.12.2002, Jens Bischoff
Virtua Tennis 2

Im Test:

Tennisfreunde aufgepasst: Nach all den mäßigen Tennissimulationen der letzten Zeit können sich PS2-Besitzer nun endlich auf ein Highlight freuen, denn mit Virtua Tennis 2 (ab 29,99€ bei kaufen) setzt die wohl beste virtuelle Filzballschlacht nun auch auf der Sony-Konsole zum Aufschlag an. Wie gut das nach wie vor ungeschlagene Dreamcast-Original dabei umgesetzt wurde, klärt unser aktuelles Testturnier.

Lizenzlos glücklich

Mit der Spielhallenumsetzung von Virtua Tennis landete Sega einen Volltreffer. Selbst Tennishasser fanden an der unkomplizierten und stilvollen Versoftung Gefallen. Die rasanten Ballwechsel und unkonventionellen Trainingseinheiten vermittelten ein völlig neues Spielgefühl. Der Karrieremodus bot Motivation pur und mit drei weiteren Mitspielern jagte eine Revanche die andere.

Mit Virtua Tennis 2 legte Sega sogar noch einen drauf. Zwar verfügt man nach wie vor über keine offizielle ATP-Lizenz, um authentische Turniere und Schauplätze zu bieten, aber am Umfang hat man fleißig gearbeitet. So bietet Teil 2 nicht nur gut doppelt so viele Tennisarenen, sondern auch doppelt so viele Profispieler - und das sogar erstmals mit weiblicher Beteiligung.

Bei den Herren kennt man Tim Henman, Cedric Pioline, Carlos Moya, Yevgeny Kafelnikov und Tommy Haas zwar schon aus Teil eins, aber mit Patrick Rafter, Magnus Norman und Thomas Enqvist sind auch drei neue Spieler dabei. Ganz neu ist hingegen die achtköpfige Damenriege, die unter anderem mit Venus und Serena Williams, Lindsay Davenport, Mary Pierce, Arantxa Sanchez-Vicario und Monica Seles aufwarten kann - ein durchaus respektables Lineup, das es unverändert auch auf die PS2 geschafft hat.

Bewährte Zutaten

Die Auflistung der Spielmodi liest sich mit Turnier, Schaukampf und Welttournee allerdings weitaus unspektakulär. Während man im Turniermodus wie gehabt im Einzel oder Doppel drei bzw. fünf Runden um einen Turniersieg samt Eintragung in die Highscore-Liste spielt und dabei unzählige Continues zur Verfügung hat, wird beim Schaukampf ein individuell erstelltes Match bestritten.

Teilnehmen können jeweils bis zu vier menschliche Spieler. Fehlende Posten übernimmt auf Wunsch die CPU, wobei sich deren KI in vier Stufen regulieren lässt. Ansonsten wählt man neben Spielart, Aufstellung und Austragungsort auch die Länge des Satzes inklusive Tie-Break-Option, wobei Mehr-Satz-Spiele leider nach wie vor nicht möglich sind.

Bei einem Doppel, kann man eventuellen CPU-Partnern auch jederzeit taktische Spielanweisungen geben, wodurch der Teamkollege vorwiegend am Netz agiert oder doch eher die Grundlinie absichert. Dies kommt auch im erstklassigen Karrieremodus zum Tragen, wo sowohl Einzel- als auch Doppel-Einsätze absolviert werden müssen.

Doppelte Karrierechancen

So muss man sich dieses Mal nicht nur um einen, sondern gleich um zwei angehende Profis kümmern - einen männlichen und einen weiblichen, die man via Spielereditor nach persönlichen Vorlieben kreieren, ausrüsten und bekleiden darf. Anschließend baut man sich noch ein kleines Eigenheim und findet sich auf Platz 300 der Weltrangliste wieder.

Um in dieser Rangliste irgendwann einmal ganz oben zu stehen, müssen natürlich verschiedene Turniere gewonnen werden, die allesamt im mehrjährigen Saisonkalender aufgelistet sind. Für Siege winken Weltranglistenpunkte und Prämien, die wiederum in neue Schläger, Outfits, Courts und Doppelpartner investiert werden können. Auch Erholungspausen sind hin und wieder angesagt, um die Ausdauer der Schützlinge zu schonen.

Zudem gilt es auch wieder zahlreiche unkonventionelle Trainingseinheiten zu absolvieren. Ob Aufschlagtraining auf der Kegelbahn, sportliches Dosenplatttreten oder das zu Schrott schmettern von Ballwurfmaschinen - die Herausforderungen sind exotisch und spaßig wie eh und je. Zudem erhält man fürs Trainieren Erfahrungspunkte, mit denen sich unterschiedliche Fertigkeiten verbessern - lang anhaltender Spielspaß garantiert.

Höhere Ansprüche

Für Motivation sorgt auch das realistische Gameplay, das trotz der simplen Drei-Tasten-Steuerung gewisse Ansprüche an den Spieler stellt. So kommt es nicht nur darauf an, den Ball rechtzeitig zu treffen, sondern auch aus welcher Position man auf das gelbe Filz eindrischt. Je höher man den Ball trifft und je schneller man Position bezogen hat, desto härter fällt der Return aus, wobei die Ballphysik erneut eine exzellente Figur macht.

Unkontrollierte Schläge bremsen aber nicht nur das Tempo, sondern führen auch schnell zu unerreichbaren Schmetterbällen des Gegners. Per Tastendruck entscheidet man sich jedenfalls zwischen Topspin, Slice und Lob, während man die Schlagrichtung wahlweise mit dem Analogstick oder dem Digikreuz bestimmt. So werden selbst Schmetter- und Stoppbälle schon nach kürzester Zeit zum Kinderspiel.

Ob der Ball mit Vor- oder Rückhand angenommen wird oder eine Hechtrolle zum Erreichen nötig ist, braucht den Spieler nicht weiter zu kümmern, denn die Art der Annahme wird je nach Position automatisch ausgeführt, wodurch man sich völlig auf das Stellungsspiel konzentrieren kann. Zudem sollte man die Schwachstellen seiner Gegner kennen und die Besonderheiten der verschiedenen Bodenbeläge wie Sand, Rasen, Kunstrasen und Hartplatz beachten.

Aua, meine Augen!

Technisch hat man Virtua Tennis 2 eher schlecht als recht vom Dreamcast auf die PS2 portiert. Courts, Spielermodelle und Motion-Capturing-Animationen wissen zwar noch immer zu gefallen, wirken aber bei weitem nicht mehr so spektakulär wie damals. Völlig Unverständlich ist allerdings, warum der Titel auf der PS2 so extrem flimmert, dass man fast Kopfweh davon bekommt. Selbst der gut gemeinte 60Hz-Modus verschafft nur dezente Linderung. Komisch auch, dass die Ladezeiten länger als auf dem Dreamcast ausfallen. Irgendwie merkt man einfach, dass Hitmaker keine Lust auf eine adäquate Portierung hatte.

Die Soundkulisse ist hingegen ganz die alte: Schiedsrichterkommentare, Publikumsreaktionen und Soundeffekte sind passend und authentisch. Selbst winzige Details wie das typische Stöhnen von Monica Seles haben die Entwickler berücksichtigt, auch wenn die Spieler und Spielerinnen sonst keinerlei Äußerungen von sich geben und der Soundtrack eher dürftig ist. Doch auf dem Platz spielt das sowieso keine Rolle. Nur die Augen weinen nach wie vor bittere Interlace-Tränen.

Fazit

Keine Frage, mit Virtua Tennis 2 beschert Sega auch der PS2 das mit Abstand beste Tennisspiel. Das intuitive Gameplay, die gelungene Ballphysik und die temporeiche Spieldynamik lassen die gesamte Konkurrenz hinter sich. Hinzu kommen ein erstklassiger Karrieremodus, der auch allein lange Zeit ans Pad fesselt, wobei der Spaß mit drei weiteren Tennisfreunden sogar noch größer ist, was uns nach wie vor einen Award wert ist. Ansonsten leidet die Umsetzung leider unter dermaßen massiver Flimmeroptik, dass eine technische Abwertung gegenüber dem Dreamcast-Original deutliche Spuren zeigt und letztendlich jede weitere Auszeichnung verwehrt. Auch sonst hat man sich mit der Umsetzung auf die PS2 keine große Mühe gegeben: Alles ist wie damals - technischer Stillstand sozusagen. Doch da die Zeit bekanntlich nicht stehen bleibt, wirkt mittlerweile alles weit weniger imposant. Schade, dass man auch für zusätzliche Inhalte keinen Finger krumm gemacht hat. Das Gameplay ist allerdings nach wie vor topp und mit 60 Hz sowie niedrigem Helligkeits- und Kontrastwert lässt sich sogar das augenfeindliche Flimmern ertragen. Wer nur halbwegs auf Tennis steht und keinen Dreamcast hat, kann jedenfalls bedenkenlos zugreifen!

Pro

<li>60Hz-Modus</li><li>zahlreiche Stadien</li><li>intuitives Gameplay</li><li>gelungene Ballphysik</li><li>reale Spieler & Spielerinnen</li><li>originelle Trainingsspielchen</li><li>motivierender Karrieremodus</li>

Kontra

<li>keine Neuerungen</li><li>nur drei Spielmodi</li><li>extreme Flimmeroptik</li><li>keine offiziellen Turniere</li><li>nur Ein-Satz-Matchs möglich</li>

Wertung

PlayStation2

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