Akte X: Resist or Serve01.07.2004, Jens Bischoff
Akte X: Resist or Serve

Im Test:

Die letzte und bisher einzige Akte X-Versoftung auf Konsole ist PSone-Spielern sicher noch in schauriger Erinnerung. Bei Akte X: Resist or Serve hat man sich jedoch erfreulicherweise nicht am misslungenen Point&Click-Vorgänger, sondern an Survival-Horror-Schwergewichten wie Resident Evil, Alone in the Dark und Silent Hill orientiert. Mit welchem Erfolg, verrät euch unser Test.

Blutige Hexenjagd

Eine mysteriöse Mordserie führt die beiden FBI-Agenten Fox Mulder und Dana Scully nach Red Falls, Colorado, wo sich ihnen schon bei ihrer Ankunft ein Szenario des Grauens offenbart. Nur wenige Einwohner scheinen noch am Leben zu sein und Untote schlurfen mordlüstern durch die verwüsteten Straßen, während eine regelrechte Hexenjagd auf zwei vermutlich unschuldige Teenager eine blutige Spur durch die gesamte Kleinstadt zieht. Schon bald wird aus den Recherchen ein Kampf ums nackte Überleben, während Scully und Mulder langsam hinter das düstere Geheimnis der ganzen Tragödie kommen.

Hoher Wiedererkennungswert: Die Charaktermodelle von Scully und Mulder wirken bis auf ein paar Kleinigkeiten sehr authentisch.

Zwei Spiele in einem

Aus wessen Perspektive ihr die kommenden Ereignisse verfolgen wollt, entscheidet ihr, denn je nachdem, ob ihr euch mit Scully oder Mulder auf die Suche nach der Wahrheit macht, erwarten euch zwei teils sehr unterschiedliche Spielverläufe. Zwar bleibt ihr mit eurem Partner stets in Funkkontakt und löst manche Aufgaben sogar gemeinsam, aber je nach Charakterwahl gilt es dabei andere Aufgaben zu lösen, Gegenden zu erkunden und Widersacher zur Strecke zu bringen. Um alle Facetten der spannenden Story zu erfahren, müsst ihr also beide Protagonisten durch die jeweils drei Episoden führen.

Innige Umarmung: Während Scully die Zombies mit Blei vollpumpt, geht Mulder unfreiwillig auf Tuchfühlung mit der untoten Brut.
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Authentizität garantiert

Jede Episode besteht zudem aus zwei Akten, für deren Handlung kein geringerer als Akte X-Autor Tom Schnauz verantwortlich zeichnet. Für die nötige Authentizität sorgt neben der Lizenz Charaktere und Schauplätze aus der TV-Vorlage verwenden zu dürfen auch der Original-Soundtrack von Marc Snow sowie die Verpflichtung sämtlicher Seriendarsteller als Synchronsprecher ihrer jeweiligen Rollen - allen voran Gillian Anderson und David Duchovny! Schade nur, dass sich Vivendi eine Lokalisierung komplett gespart hat und es nicht einmal deutsche Untertitel oder Menütexte ins Spiel geschafft haben...

Für Hobbypathologen: Scully muss im Spielverlauf sogar Leichen obduzieren.

Umfangreich und preiswert

Dafür kommt Resist or Serve allerdings zum Sparpreis in die Läden und beinhaltet neben den beiden Soloabenteuern auch noch eine Reihe freispielbares Bonusmaterial wie Mitschnitte der von Akte X-Produzent Paul Rabwin geleiteten Sprachaufnahmen, Charakterprofile, Storyboard-Auszüge sowie Skizzen und Story-Zusammenfassungen von Duchovny und Anderson, die nicht nur für Fans der leider schon seit einer Weile ausgelaufenen Kultserie interessant sein dürften. Zudem ist es nicht wirklich erforderlich über Serienkenntnisse zu verfügen, um der Anfang von Season 7 angesiedelten Story folgen zu können.

Wer soll das wieder sauber machen? - Selbst auf dem stillen Örtchen ist man vor Zombieattacken nicht gefeit.

Vertraute Atmosphäre

Trotzdem finden eingefleischte Fans jede Menge Parallelen und Anspielungen auf die TV-Vorlage, laufen bekannten Gesichtern wie dem stellvertretenden FBI-Direktor Skinner, den Einsamen Schützen oder der UN-Informantin Marita über den Weg und erkunden vertraute Schauplätze wie das FBI-Hauptquartier, Mulders Wohnung oder das Sibirische Tunguska. Flair und Humor der Serie wurden jedenfalls gut eingefangen und authentisch wiedergegeben. Auch das Arsenal an originalgetreuen Stich-, Schuss- und Wurfwaffen wie Alien-Stiletto, Schrotflinte, Karabiner, Flammenwerfer und selbst gebastelte Molotov-Cocktails sowie die dichte Atmosphäre können überzeugen. Doch leider leidet die Spielbarkeit trotz unverkennbarer Vorbilder wie Resident Evil oder Silent Hill, von denen teils 1:1 abgekupfert wurde, unter einigen gravierenden Mankos.

Herrenlose Körperteile: Wo der dritte Arm herkommt, wollen wir erst gar nicht wissen - Hauptsache nicht von uns...

Mangelnder Spielkomfort

So sind die Steuerung, Kartenfunktion und Zielerfassung alles andere als präzise, die Kollisionsabfrage extrem hakelig und die vollautomatische Kameraführung mit ihren abrupten Perspektivenwechseln und damit verbundenen Steuerungsumkehrungen teils eine regelrechte Katastrophe. Zudem lässt sich der aktuelle Gesundheitszustand trotz zunehmend blutbeschmierter Kleidung nur über einen Blick ins Inventarmenü genau einsehen, während manche Schlüsselobjekte trotz Blinkfunktion und Icon-Einblendung lange unentdeckt bleiben. Die Folge sind planloses Umherirren und millimetergenaues Abgrasen der meist wenig detaillierten und oft nur spärlich beleuchteten Locations, die auch im diffusen Lichtkegel der mitgeführten Taschenlampe Schärfe vermissen lassen.

Bin ich schon tot? - Den genauen Gesundheitszustand könnt ihr leider nur umständlich übers Inventarsmenü einsehen...
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Unausgereifte Technik

Neben den verwaschenen Texturen und dürftigen Lichteffekte fallen aber auch die kantigen Charaktermodelle, unnatürlichen Animationen und häufigen Clipping-Fehler äußerst negativ auf. Zudem wird der Spielfluss immer wieder durch Ladeunterbrechungen gestört, während das lineare Level- und altbackene Rätseldesign trotz kombinierbarer Objekte und Wahrnehmungsverzerrungen sowie origineller Obduktionen und Serenmischereien kaum einen Genrefan hinter dem Ofen hervorlocken dürfte. Lästig auch, dass einige Gegner immer wieder entstehen und es zwar einen Breitbild-, aber keinen 60Hz-Modus gibt, denn die PAL-Anpassung fiel mit fetten Balken, gestauchten Proportionen und träger Spielgeschwindigkeit äußerst schlampig aus.

Aus Freunden werden Feinde: In einem Alptraumszenario stellt sich Mulder sogar FBI-Chef Skinner in den Weg.

Schockerlebnisse mit Einschränkungen

Die bedrohliche Soundkulisse in Dolby Pro Logic II ist hingegen über jede Kritik erhaben, verwöhnt Fans mit satten Effekten, stimmungsvollen Sprach-Samples sowie vertrauten Klängen und sorgt immer wieder für gepflegte Schockmomente. Zudem sind die vorgegebenen Speicherpunkte meist fair platziert und beliebig oft verwendbar, während der einheitliche Schwierigkeitsgrad gut ausbalanciert wirkt. Schade nur, dass man mit Taschenlampe und Waffe in der Hand nicht Rennen und sich mit angelegter Waffe überhaupt nicht bewegen kann, was dem ohnehin schon recht trägen Gameplay deutlich Dynamik kostet. Des Weiteren hätte im Hinblick auf den umfangreichen Serienfundus auch eine facettenreichere Gegnerschar nicht geschadet - auch wenn Zombies und Killerhunde die Herzen von Survival-Horror-Fans seit jeher höher schlagen lassen...

Die mit dem Wolf tanzt: Im eisigen Sibirien muss sich Scully auch weniger übernatürlichen Gegnern stellen.

Fazit

Zu PSone-Zeiten wäre Resist or Serve durchaus ein ernst zu nehmender Resident Evil-Konkurrent gewesen - heute wirkt der Titel allerdings sowohl technisch als auch spielerisch hoffnungslos veraltet. Angefangen mit der mäßigen Grafik über die hakelige Steuerung und unausgereifte Kameraführung bis hin zum altbackenen Rätsel- und Leveldesign halten Scully und Mulder den Vergleich mit aktuellen Genrevertretern einfach nicht Stand. Dabei wissen die authentische Präsentation sowie die dichte Atmosphäre dank Original-Sprecherriege, -Autoren und -Kompositionen durchaus zu begeistern. Selbst die schlechte PAL-Anpassung und fehlende Lokalisierung lassen sich angesichts des günstigen Preises und der spannenden Story verschmerzen, aber das Gameplay krankt trotz origineller Spielideen wie Scullys Obduktionen oder Mulders übersinnlicher Wahrnehmung an akuter Altersschwäche, worüber höchstens eingeschworene Fans der TV-Vorlage sowie frustgestählte Zombiemetzger breitwillig hinwegsehen werden.

Pro

günstiger Preis
spannende Story
authentische Präsentation
freispielbares Bonusmaterial
originelles Obduktions-Feature
zwei spielbare Charaktere/Storylines
hochkarätige englische Sprachausgabe
atmosphärische Surround-Soundkulisse

Kontra

nicht lokalisiert
veraltete Technik
ungenaues Zielsystem
viele nervige Ladezeiten
sehr linearer Spielverlauf
schlechte PAL-Anpassung
teils lachhafte Animationen
unausgereifte Kartenfunktion
altbackenes Rätsel
& Leveldesign
oft haarsträubende Kameraführung
hakelige Steuerung & Kollisionsabfrage
nicht jederzeit ersichtlicher Gesundheitszustand

Wertung

PlayStation2

Biederer Resident Evil-Klon, der nur von der authentischen Inszenierung lebt.

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