Onimusha: Blade Warriors31.05.2004, Mathias Oertel
Onimusha: Blade Warriors

Im Test:

Lizenzen müssen ausgeschlachtet werden. Das gilt nicht nur für westliche Hersteller wie Electronic Arts, sondern auch für fernöstliche Vertreter wie Capcom. Mit Onimusha Blade Warriors versuchen die kampfspielerprobten Japaner das Flair der Action-Adventures in einen Retro-Prügler zu packen.

Prügeln ohne Sinn und Verstand

Die Grundvoraussetzung für Onimusha Blade Warriors ist interessant: Man nehme zahlreiche Charaktere aus dem Onimusha-Universum, setze sie in eine abgegrenzte Kampfumgebung mit mehreren Ebenen und lasse sie gegeneinander kämpfen.

Zwölf Figuren stehen anfänglich zur Verfügung, um sie im Einzelspieler-Modus über zehn Kapitel hinweg die Geschehnisse der ersten zwei Teile der Erfolgsserie nachempfinden zu lassen – wahlweise auch auf Seiten der Bösen.

Sieht nach echtem 3D aus, bleibt in punkto Kampfmechanik aber an der Oberfläche üblicher 2D-Action stecken.

Anstatt wie bei den Originalen eine halbwegs vernünftige Story und glaubhafte Charaktere einzubauen, bekommt ihr hier –meist in Spielgrafik- minimale Versatzstücke der bekannten Geschichte vorgeworfen, um die Geschehnisse und die Stages, ebenfalls angelehnt an Schauplätze der beiden ersten Onimushas, zu verbinden.

Stimmung kommt dadurch in keinem Fall auf. Doch mit einigen zugedrückten Augen könnte man darüber fast noch hinweg sehen, wenn der Titel in punkto Kampfmechanik etwas auf dem Kasten hätte.

Onimusha-Wurzeln

Capcom ist recht offenherzig mit der Verwertung aller aus Onimusha bekannten Elemente umgegangen und hat nahezu alles eingebaut, was man kennen und schätzen gelernt hat.        __NEWCOL__Man kann Seelen aufsammeln, um seine Fähigkeiten aufzupowern, es stehen Elementarfähigkeiten (vergleichbar mit einer Smartbomb) zur Verfügung und es gibt zahlreiche bekannte Waffen und Gegenstände – selbst der Phantom Realm fehlt nicht. Und da sich auch die einfache Steuerung an Onimusha orientiert, findet man sich schnell zurecht.

Doch trotzdem mag sich langfristig kein packender Spielspaß einstellen. Anfänglich macht es noch Spaß, seine Charaktere aufzupeppen und sich ggf. sogar an höheren Schwierigkeitsgraden zu versuchen, die eine größere Ausbeute an Seelen mit sich bringen. Doch hat man seine ersten zwei bis drei Figuren auf Maximalwerte gebracht, setzen starke Ermüdungserscheinungen ein. Das Gameplay wird zunehmend monoton, an der nicht gerade üppigen Gegnervielfalt hat man sich bis dahin satt gesehen und auch die Tatsache, dass jede Figur mit ein paar eigenen Stages aufwartet, hilft nicht mehr viel. Denn im Maximalfall dauert ein Durchlauf der zehn Abschnitte etwa 15 Minuten (plus eventuelle Continues).

Die Spezialeffekte sind nett, reichen aber nicht aus, um das Gesamtniveau der eher enttäuschenden Optik entscheidend anzuheben.

Schön, um ein schnelles Spielchen zwischendurch zu machen. Schlecht, um die Spieler langfristig ans Pad zu binden. Denn außer den etwa 100 Gegenständen wird wenig geboten, um auf Dauer zu unterhalten und Langzeitmotivation zu bieten.

      

Multiplayer-Spaß?

Ein bisschen angenehmer gestaltet sich der Mehrspieler-Part: Immerhin können bis zu vier Spieler aufeinander losgehen, um festzustellen, welcher Onimusha-Kämpfer die Nase vorn hat. Und schließlich kann man sogar mit MegaMan den Samurais in den Hintern treten. Zahlreiche Konfigurationsmöglichkeiten geben im Multiplayer die Siegbedingungen vor.

Doch trotzdem werden elementare Schwächen deutlich: Denn so eingängig die Steuerung auch ist, bietet sie wenige Finessen. Egal ob Block, Ausweichmöglichkeiten oder sonstige Specials: die meiste Zeit ist man mit Buttonmashen beschäftigt – um Taktik braucht man sich nicht großartig kümmern.

Das Design von Gegnern und Hintergründen orientiert sich an den ersten zwei Onimushas - erreicht aber insgesamt nicht deren Klasse.

Etwas Abwechslung hätte man von Entwicklerseite einbringen können, wenn man sich für einen echten 3D-Prügler entschieden hätte. So aber turnen die Blade Warriors in einer retro-angehauchten 3D-Umgebung herum, haben allerdings nur die Möglichkeit, sich in zwei Dimensionen zu bewegen und können sich nur per Doppeldruck auf dem Digipad in eine höher oder tiefergelegene Ebene auf dem gleichen Schirm bewegen. Eine echte dritte Dimension fehlt. Und ja; ihr habt richtig gelesen: Es wird keine Analogsteuerung unterstützt, was angesichts der nicht gerade üppig belegten Knöpfe eine Frechheit ist.

  __NEWCOL__Einfach einzusetzende Power-Ups unterstützen sowohl Arcade- als auch Retro-Charakter, kommen aber nur im Mehrspieler-Teil einigermaßen zur Geltung.

Zu viert ganz spaßig - ohne allerdings die Prügelreferenzen in Gefahr zu bringen.

Spezialeffekte - und was sonst?

Angefangen von der spröden und nur zweckmäßigen Menüführung über die mit sauberen, aber viel zu abwechslungsarmen Animationen versehenen Figuren bis hin zu den wenig spektakulären Hintergründen, findet man wenig, das das Auge erfreuen könnte. Einzig die Texturen der Charaktere und die aus den Onimusha-Spielen entliehenen Spezialeffekte können einigermaßen überzeugen, ohne jedoch an den Standard echter 3D-Prügler heranzureichen.

Noch schlimmer steht es um die Akustik: Eintönige Kampfgeräusche und unsaubere und sich extrem schnell wiederholende Sprachausgabe kennzeichnen das Gemetzel. Musikalisch sieht es etwas besser aus, da im Hintergrund schöne japanische Melodien vor sich hin laufen und für so etwas wie Fernost-Stimmung sorgen.  

Fazit

Auch wenn die Idee, einen Retro-Prügler in dem sich dafür anbietenden Onimusha-Universum anzusiedeln, recht lobenswert ist, bleibt die Umsetzung enttäuschend. Die erste Stunde macht das Aufpeppen der Charaktere dank der aus den Originalen bekannten Seelensteine noch Spaß, doch danach wird der Titel eintönig. Und auch die zahlreichen Waffen und Gegenstände dürften nur die eingeschworensten Fans von Samanosuke & Co. ans Pad binden. Der Mehrspielermodus ist mit seinen zahlreichen Konfigurationsmöglichkeiten zwar unterhaltsamer, aber auch hier kommt der Buttonmasher nicht über das Prädikat "Nett, aber nichts Besonderes!" hinaus. Nimmt man dazu noch die im Großen und Ganzen maue Grafik, die verpönte Digitalsteuerung sowie Ladezeiten aus der Hölle, bleibt vom Ruhm der Vorbilder nicht mehr viel übrig.

Pro

insgesamt 24 spielbare Charaktere
einfaches Beat´em-up im Retro-Stil
viel freizuspielen
Onimusha-Universum gut eingebunden
zu viert ganz nett
gute Musikuntermalung
60 Hz-Modus

Kontra

kein spielerischer Tiefgang
laue Storyerzählungen
grafisch schwach
laue Soundeffekte
langweilige Sprachausgabe
Ladezeiten
nur Digitalsteuerung

Wertung

PlayStation2

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