Dynasty Tactics 222.12.2003, Mathias Oertel
Dynasty Tactics 2

Im Test:

Strategiespiele und Konsolen scheinen sich kategorisch auszuschließen. Es sei denn, man greift auf die rundenbasierten Genre-Vertreter zurück, die spätestens mit FF Tactics auf der PSone eine breite Masse begeistern konnten. Koeis Dynasty Tactics konnte Anfang des Jahres auf der PS2 mit umfangreichen taktischen Möglichkeiten die Feldherren ans Pad locken und einen weiteren Beweis dafür ablegen, dass Konsolen doch strategietauglich sind. Ob Dynasty Tactics 2 (ab 63,00€ bei kaufen) das gleiche Kunststück gelingen kann, erfahrt ihr im Test!

Keine Ruhe in Fernost

Obwohl die Dynasty Warriors bereits seit vier Spielen (plus Xtreme Legends) um die Vormacht in Japan kämpfen und auch die taktischen Schlachten der Three Kingdoms-Serie bereits seit geraumer Zeit andauern (und Anfang 2004 in die nächste PS2-Runde gehen), wird Koei nicht müde, den Kampf um die Vorherrschaft im feudalen Nippon weiter zu verfolgen. Und das, obwohl der Vorgänger bereits für neue Standards im Bereich Rundenstrategie auf der PS2 sorgen konnte.

Aufgewertet und verbessert?

Das grundsätzliche Gameplay, das Teil 1 zum Geheimtipp unter Konsolen-Strategen machte, ließ Koei unangetastet: Immer noch seid ihr damit beschäftigt, Armeen auf einem Spielbrett Runde für Runde zu verschieben und gegnerische Truppen anzugreifen, falls sich die Gelegenheit ergeben sollte.

Auch zwischen den rundenbasierten Schlachten ist Überlegung gefragt.

An einem Punkt, der schon den Vorgänger von sämtlicher Genre-Konkurrenz abheben konnte, hat Koei jedoch gewaltig gefeilt: das Kombo-System. Sind bestimmte Voraussetzungen gegeben, könnt ihr im Zusammenspiel mit anderen Teilen eurer Armee vernichtende Kombinationsangriffe durchführen, die das feindliche Heer unheimlich schnell dezimieren.__NEWCOL__Und gab es in Dynasty Tactics bereist teilweise unüberschaubare Kombo-Möglichkeiten (die das Spiel für Anfänger weitestgehend uninteressant machten), hat sich die Zahl für Teil 2 vervielfacht.

Die Rendersequenzen bieten bekannt gute Koei-Qualität!

Doch so sehr die Anzahl der so genannten Taktiken, die jedem Heerführer zur Verfügung stehen und die zwischen Schlachten auch zusätzlich erlernt werden können auch gestiegen ist, so sehr wächst auch die Gefahr, sich im Detail zu verzetteln. Irgendwann verliert man einfach den Überblick – zumal sich viele der fortgeschrittenen Taktiken auch sehr ähneln. Manche Unterschiede lassen sich nicht einmal beim zweiten Blick erfassen und fallen erst bei Benutzung einer Kombo ins Auge. Und damit manövriert sich auch Dynasty Tactics 2 wieder in eine spielerische Nische, die nur die Hardcore-Fangemeinde ansprechen wird.

Die wiederum bekommt nicht nur mehr strategischen Tiefgang in jeder der vier Kampagnen, die jeweils etwa 15 bis 20 Stunden in Anspruch nehmen kann, sondern auch einen stark verbesserten und für das Spiel wichtigeren Anteil in punkto Armeeplanung. War Teil 1 etwa zu 80 Prozent auf die Schlachten an sich konzentriert, nehmen nun sowohl Planung als auch die anschließende Ausführung einen etwa gleichwertigen Anteil ein.

Daher ist schon vor dem virtuellen Schachspiel taktisches Kalkül gefragt, wenn es darum geht, neue Armeen zu rekrutieren, Spione auszusenden, Truppen zusammenzustellen oder schlichtweg den Weg für den Vormarsch zu planen.

Erfreulich dabei ist jedoch, dass trotz aller sich bietenden Möglichkeiten die Navigation sowohl im Planungs- als auch im Gefechtsbildschirm sehr einfach vonstatten geht und zudem im schönen Tutorial gut erklärt wird.

Insgesamt präsentiert sich Dynasty Tactics 2 als würdige Fortsetzung eines Nischenspiels, das Hobbygeneräle lang bei der Stange halten wird – insofern sie sich die Mühe machen, sich in die taktische Tiefe des Spieles einzuarbeiten. Und das alleine kann schon sehr lange dauern.

Zahlreiche neue Möglichkeiten im Bereich der Armeeplanung fordern taktisches Kalkül!

Dreidimensionales Schachspiel

Wie schon in Teil 1 teilt sich die Grafik in zwei grundverschiedene und qualitativ unterschiedliche Abschnitte. Während die Rendersequenzen und die Cut-Scenes während der Schlacht einen guten Eindruck hinterlassen, bleiben sowohl das taktische "Schachbrett" als auch der Verwaltungsbildschirm zwischen den Kämpfen weiterhin schwach.

__NEWCOL__Sicher: bei einem rundenbasierten Strategiespiel spielt die Grafik nur zweite Geige, doch da das Gameplay sich sowieso nur an Profis richtet, hätte es nicht geschadet, wenn man der taktischen Übersicht etwas mehr Feinschliff und schönere Texturen spendiert hätte.

Alle Kombos werden vorbildlich erklärt - das ist bei der enormen Anzahl auch dringend notwendig!

Stimmige Musikuntermalung

Während die actionreichen Kollegen der Dynasty Warriors mit einem eher unpassenden Rock-angehauchten Soundtrack leben müssen, bietet die strategischen Schlachten ein passenderes Akustik-Bild. Gediegene Melodien untermalen unauffällig, aber jederzeit stimmig sowohl die Schlachten als auch die Reisen auf der Karte.

Die Soundeffekte während der taktischen Geplänkel und der Einspielungen der Kombo-Auswirkungen sind ebenfalls passend, bleiben aber im Gros nur durchschnittlich.

Auf (englische) Sprachausgabe greift man nur während der Rendersequenzen und bei den übrigen Cut-Scenes zurück. Die Story-Elemente, die sich zwischen den Kämpfen abspielen, werden nur per Textbox erzählt, wodurch die Stimmung leider etwas einbricht. Denn ab einem gewissen Zeitpunkt ist es einem fast egal, was die Anwärter auf den Königsthron und ihre Berater zu sagen haben.

Fazit

Alles, was die Qualität des Vorgängers ausmachte, findet sich auch in Dynasty Tactics 2: eine gute KI, schier unüberschaubare Kombo-Möglichkeiten für verheerende Angriffe und eine gute, wenn auch sparsam erzählte Story. Zudem gibt es neben einer gewaltigen Anzahl an neuen Einsatztaktiken eine deutlich aufgestockte Entscheidungsvielfalt zwischen den Schlachten, wodurch die PS2-Taktiker zusätzlich gefordert werden. Allerdings plagen den zweiten Taktik-Ableger der Dynasty Warriors auch ähnliche Probleme. Allen voran die Zielgruppe, die noch mehr als bei Teil 1 in absoluten Strategieprofis zu finden ist. Denn zum einen werden die sich von der immer noch recht spärlichen Grafik in den Taktikbildschirmen nicht abschrecken lassen und zum anderen können sich nur Hardcore-Strategen mit den anbietenden Möglichkeiten zurechtfinden, um die mitunter extrem harten Gegner zu knacken. Anfänger werden aufgrund der immensen Möglichkeiten, die trotz des guten Tutorials unübersichtlich wirken, eher früher als später die Schwerter ins Korn werfen. Wer allerdings gerne taktiert und auch mit Spielen wie FF Tactics oder Ogre Battle etwas anfangen konnte, bekommt ein forderndes und motivierendes Rundenstrategie-Monster.

Pro

umfangreiche taktische Möglichkeiten
schöne Cut-Scenes
feine Render-Videos
mehr Kombos
gute KI
mehr Einflussmöglichkeiten außerhalb der Kämpfe

Kontra

kaum Sprachausgabe
spartanische Grafik im Taktikbildschirm
zu wenig Unterschiede bei vielen Taktiken
nur für Fortgeschrittene und Profis

Wertung

PlayStation2

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.