Ratchet & Clank 210.12.2003, Mathias Oertel
Ratchet & Clank 2

Im Test:

Der Jump&Run-Thron auf der PS2 lag letztes Jahr fest in den Händen von Sony: Jak & Daxter, Sly Raccoon sowie Ratchet & Clank kämpften um die Vorherrschaft, die letzten Endes von den Spielwünschen der Gamer entschieden wurde. Und dieses Jahr haben sich Jak und sein Frettchen mit Jak 2 bereits erfolgreich in neues Gebiet vorgewagt. Zeit für Ratchet & Clank, zurückzuschlagen. Die Frage ist nur, mit welchen Mitteln? Gehen die beiden ebenfalls neue Wege oder hält man an alten Tugenden fest? Reicht es dieses Jahr auch zum Award? Die Antworten auf diese und andere Fragen erfahrt ihr im Test!

Zeitmaschine defekt?

Abgesehen von der eher platten, aber immer noch witzigen Story, die dieses Jahr noch mehr als Mittel zum Zweck zu sehen ist, die Abschnitte einigermaßen zu verbinden, kommt man sich beim Betreten des ersten Levels vor, als ob man eine Zeitmaschine eingeschaltet hätte.

Denn eigentlich hat sich nichts verändert: Ratchet (mittlerweile zwar reifer, aber nicht gerade klüger) ist immer noch mit einem Schraubenschlüssel ausgestattet und kann zahlreiche Waffen mit sich führen. Kisten und Gegner warten immer noch mit zahlreichen Schrauben (die Währung in Ratchets Galaxie), die man an Kiosken gegen neue Waffen eintauschen kann.

Größe ist nicht alles - mit der richtigen Strategie lässt sich auch der Koloss besiegen.

Auch die grundlegenden Fähigkeiten, die sich teilweise aus der Kombination mit seinem immer noch naseweisen Roboter-Freund Clank ergeben, sind kaum unterschiedlich: Gleiten, Springen, Ducken, Doppelsprünge - alles kommt einem bekannt vor.

Muss man da noch erwähnen, dass sich am Prinzip des Leveldesigns ebenfalls wenig geändert hat?

Zugegeben: ein negativer Beigeschmack ist aufgrund all dieser Déjà-vus nicht zu leugnen. Doch andererseits haben genau diese Elemente den Vorgänger zu einem der besten Jump&Runs der PS2-Geschichte gemacht.

Insofern werden sehr wohlige Erinnerungen erweckt, sobald Ratchet den ersten Schuss abfeuert.__NEWCOL__Erfahrung sammeln und aufrüsten

Und so ganz hat Insomniac ja nicht auf der faulen Haut gelegen: Denn schon nach kurzer Zeit fallen erste Änderungen auf, die das Gameplay sinnvoll ergänzen. Nicht nur die Anzahl der Gadgets wie z.B. ein Flugdrachen oder das wohlbekannte Seil, die euch beim Durchqueren der ansprechend großen Abschnitte helfen, wurde erhöht. Auch das Waffenarsenal wurde massiv aufgestockt. Doch das ist nicht alles. Außerdem verfügen die meisten Waffen über eine Upgrade-Funktion, wodurch sich z.B. ein Gewehr, das einen alles vernichtenden Lavastrahl von sich gibt, zu einer Meteor-Schleuder entwickeln kann, die eine Schneise der Verwüstung hinterlässt.

Diese Upgrades könnt ihr jedoch nicht für bare Münze erwerben. Stattdessen wird die entsprechende Waffe durch häufige Benutzung aufgewertet: Je mehr und je stärkere Gegner ihr mit der jeweiligen Wumme erledigt, desto schneller füllt sich die "Erfahrungsanzeige". Ist sie voll, wird euch das nicht nur optisch aufgewertete Prunkstück ins leicht zu kontrollierende Inventar gepackt.

Winterstimmung: die Abschnitte sind abwechslungsreich gestaltet und eine wahre Pracht.

Auch in punkto Lebensenergie findet sich dieses Prinzip: anfänglich mit einer verschwindend geringen Anzahl an Punkten ausgestattet, bekommt ihr für ausnahmslos jeden erledigten Gegner Erfahrungspunkte, die wie bei den Waffen langsam, aber stetig eine Leiste auffüllen. Und hier wartet am Ende ein neuer Lebenspunkt auf euch.

Diese beiden Änderungen scheinen zwar nur oberflächlich zu greifen, doch Insomniac hat hier eine feine Möglichkeit gefunden, die Spielbalance im Zaum zu halten.

Denn so hart die Gegner auch sind, bleibt das Spiel dadurch immer fair. Ihr habt nicht genügend Schrauben, um euch die Wunschwaffe zu kaufen, wollt einigermaßen problemlos ein bestimmtes Gewehr aufwerten oder die letzten paar Gegner bis zur nächsten Hitpoint-Erweiterung erledigen? Kein Problem: Da ihr jederzeit in bereits bewältigte Abschnitte zurückkehren könnt und dort immer wieder willige Gegner auf euch warten, kommt es nur im allerseltensten Fall zu Frustmomenten.

Und die ehemals unschlagbar scheinenden Gegner mit der Upgrade-Waffe in den Erdboden zu stampfen, erfüllt einen mit Genugtuung.

Viel Action, feine Rätsel und fordernde Sprungeinlagen - genau wie in Teil 1!

Alte Elemente neu verpackt

Ratchet & Clank wären nicht Ratchet & Clank, wenn es nicht Mini-Spielchen zu entdecken und auch die eine oder andere Rätselnuss geknackt werden müsste.

Und auch wenn die neuen Rätselelemente, die sporadischen Fahrzeug-Rennen oder die Arenenkämpfe weder mit Innovationen glänzen noch für Fans des Duos eine gänzlich unbekannte Komponente darstellen: Alles wirkt wieder mal wie aus einem Guss. Und bei dem Spielspaß, der sich umgehend einstellt, verzeiht man –zumindest dieses Jahr- noch gerne, dass man im Kern eigentlich kaum etwas Neues geboten bekommt.__NEWCOL__Im Umfeld hat sich allerdings ein bisschen was getan. So gibt es z.B. einen ganzen Haufen optionaler Herausforderungen, die die Kasse klingeln lassen und bei denen man auch ein wiederholtes Besuchen eines bereits abgehakten Abschnitts ohne zu murren in Kauf nimmt.

Space-Shooter inklusive.

Besonders die Gefechte mit Ratchets Raumschiff können es einem antun. Zwar gab es eine Variante dieser Space-Shooter-Schlachten auch schon in Teil 1 (damals noch auf einer Planetenoberfläche), doch es stellt sich umgehend Arcade-Spielspaß ein. Zudem lassen die Gegner hin und wieder auch seltene Mineralien fallen, die ihr bei einem zwielichtigen Raumschiff-Händler für neue Waffen, bessere Panzerung usw. ausgeben könnt.

Und hier haben wir wieder einmal ein Beispiel für die ausgeglichene Spielbalance: Mit der neuen Bewaffnung und dem besseren Schildsystem sind die Mutterschiffe einer bestimmten Mission überhaupt kein Problem mehr.

Andererseits können sich Profis auch dementsprechend auf die Schulter klopfen, wenn sie diese Aufgabe ohne die Extras erledigt haben, was auch möglich ist.

Eine Frage beschäftigt natürlich viele Fans des Duos: Kann man wieder mit Clank spielen? Natürlich! Allerdings gilt hier mit einer Ausnahme das gleiche Prinzip wie beim Rest des Spieles: wenig Neues. Wie gehabt gibt es Momente, in denen ihr zusätzliche Roboter mit Clank fernsteuern könnt.

Doch da es einige neue Modelle gibt, die damit auch zu neuen Rätseln führen, bleibt Insomniac der Linie "Kleine-aber-feine-Änderungen" treu.

Unter dem Strich eine konsequente Fortsetzung, die unter der Update-Oberfläche mit feinen Verbesserungen glänzen kann und es im Handumdrehen schafft, wieder für grandiosen und im Vergleich zum Vorgänger länger anhaltenden Spielspaß auf 20 Planeten zu sorgen – auch wenn man sich auf vollkommen sicherem Boden bewegt und keinerlei Risiken eingegangen ist.

Diese Waffe war vor dem Upgrade eine ganz "normale" Bombe!

Grafikgenuss

Wer das Duo in Teil 1 bereits gesehen hat, weiß was grafisch auf einen zukommt: liebevoll gestaltete Charaktere, feine Animationen und aufwändige Umgebungsgrafik. Daran hat sich auch nichts geändert. Mit den neuen Mond-Levels, die man rundherum ablaufen kann, kommt zwar etwas Abwechslung in das bekannt gute Leveldesign, doch ein so großer Atmosphäre-Wechsel wie ihn beispielsweise Jak 2 mit seiner deutlich düsteren Grundstimmung bietet, findet hier nicht statt.

Besonders hervorzuheben sind jedoch die neuen Waffeneffekte, die teilweise phänomenal aussehen und selbst bei viel Action auf dem Schirm die allzeit flüssige Engine nicht ins Wanken bringen.

__NEWCOL__Ein Manko des Vorgängers wurde allerdings beibehalten: Die manuelle Kameraführung ist quälend langsam und bedarf dringend einer Verbesserung.

Lobenswert ist allerdings, dass man (wenn überhaupt) nur in engen Räumen dieses Feature nutzen muss. Über den weitaus größten Teils des Spiels hinweg bietet euch die Kamera eine perfekte Übersicht.

Feine Akustik

Auch von der akustischen Seite liefert Ratchet & Clank 2 eine hervorragende Leistung ab. Feine Soundeffekte und dezent im Hintergrund laufende, jederzeit passende Musik bilden einen sorgsam verwobenen Soundteppich, der wunderbar zu Gameplay und Grafik passt und wieder einmal beweist, dass Insomniac es versteht, ein durch und durch rundes Ergebnis abzuliefern.

Die Monde: im Prinzip die einzige wesentliche Neuerung.

Was die Sprachausgabe betrifft, können wir nur auf die sehr gute englische Fassung Bezug nehmen und mutmaßen, dass die deutsche Lokalisierung den hohen Standard des Vorgängers erreicht.

Was die Sprecher im Original abliefern, pendelt sich aber ebenfalls auf dem hohen Niveau ein, das schon Teil 1 ausgezeichnet hat und bietet euch viel Humor und professionell erzeugte Stimmung.

Fazit

Ratchet & Clank 2 ist eine konsequente Fortsetzung und damit in sich rundum stimmiges Action-Jump&Run, das einen nicht mehr vom Pad loskommen lässt. Und trotzdem bleibt dem Chaos-Duo dieses Jahr der Award knapp verwehrt. Denn im Kern ist R&C 2 nichts anderes als eine überdimensionierte Missions-Disc mit neuen Waffen, Gadgets und einem leicht veränderten Upgrade-System. Der spielerische Kern und die Grafikengine wurden nahezu unverändert aus Teil 1 übernommen und nur marginal verfeinert. Und damit haben wir schon das Hauptproblem: Müsste ich mich zwischen Teil 1 und Teil 2 entscheiden, wüsste ich nicht, wo der Favorit zu finden ist. Doch auch das knapp verpasste Platin ändert nichts an der Tatsache, dass mit der imposanten Action, den fordernden Rätseln und den fordernden Sprungeinlagen von Anfang bis Ende verdammt gute Unterhaltung geboten wird. Für die im Spiel schon zaghaft angekündigte Fortsetzung muss man sich jedoch etwas Neues einfallen lassen, um nicht noch weiter abzurutschen und eventuell sogar wieder in Award-Regionen vorzurücken.

Pro

Dutzende neue Waffen (teilweise mit Upgrades)
abwechslungsreiches Leveldesign
schöne Animationen
klasse Steuerung
zahlreiche optionale Aufgaben
diverse neue Gadgets
gute Lokalisierung
schöne Sounduntermalung
Raumschiff aufrüstbar

Kontra

manuelle Kamerajustierung eine Qual
im Kern wenig Unterschiede zu Teil 1
lahme Story

Wertung

PlayStation2

Das coole Duo legt noch einen drauf!

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