This is Football 200417.04.2004, Mathias Oertel
This is Football 2004

Im Test:

Mehr als ein Jahr ist seit Sonys letztem Abstecher auf den Fußballplatz vergangen. Und in der Zwischenzeit ist die Konkurrenz mit den letzten Ablegern der FIFA- und PES-Serien nicht schwächer geworden. Wie kann sich This is Football 2004 (ab 17,00€ bei kaufen) in dieser Saison schlagen? Und welche Änderungen gibt es abseits des Online-Modus? Im Test gibt es die Antworten!

Neues Spiel, alte Fehler?

Auch wenn die Menüs aufgeräumter scheinen, hat sich an den Spielmodi nicht viel geändert. Freundschaftsspiele, zahlreiche Turniere und Saisons sind bereits aus der Vorgängerfassung bekannt. Auch die Karriere, in der ihr eine Schulmannschaft begleitet und an die internationale Weltspitze führen könnt, sind den TIF-Spielern ein Begriff. Gleiches gilt für den Editor, der sich genau so mächtig wie im Vorläufermodell präsentiert und euch sowohl eine komfortable Spieler- als auch Teamerstellung ermöglicht.

Dass der verteidigende Spieler nicht auf den Ball schaut, ist symptomatisch - die KI zeigt herzlich wenig Eigeninitiative.

Doch bevor wir TIF 2004 vorschnell als Update abhandeln, müssen wir noch auf den Multiplayer-Modus eingehen, der sich in diesem Jahr vorrangig auf harte Online-Duelle konzentrieren dürfte – eine Domäne, die bislang nur von EAs letzter FIFA-Auflage gehalten wurde.

Aber selbst die hartgesottensten Online-Fans dürften mit einem zwiespältigen Gefühl ihre mit maximal mit acht Personen spielbaren Internet-Duelle beenden. Denn auf dem Platz hat sich erschreckend wenig getan, um den Abstand zur Konkurrenz zu verkürzen, geschweige zu egalisieren.

Fußball ohne Dramatik

Die aktuelle Bundesliga-Saison zeigt, wie spannend, dramatisch und dynamisch Fußball sein kann. Stars wie Ailton und Roy Makaay kämpfen mit spektakulären Treffern um die Torjägerkrone, Werder Bremen steuert mit Bayern-typischem Meisterschaftsdusel auf die Salatschüssel zu, Mannschaften wie Hamburg und Dortmund kämpfen gegen den Schuldenberg und die Kicker in Kaiserslautern und Berlin wehren sich verzweifelt gegen das Abstiegsgespenst.__NEWCOL__Doch abgesehen von gut erkennbaren Stars, größtenteils authentischen Spielernamen und einer nicht erfüllten Erwartungshaltung einiger Fans hat TIF 2004 wenig mit den tatsächlichen Vorkommnissen auf dem Platz zu tun.

Dabei fängt eigentlich alles gut an: Komfortabel, aber etwas gewöhnungsbedürftig könnt ihr eure Mannschaft konfigurieren, bevor es nach etwas zu langer Wartezeit den gelungenen Einmarsch der Teams ins vollbesetzte Stadion zu besichtigen gibt.

Und sobald man in Ballbesitz ist, freut man sich über die zahlreichen Bewegungsmöglichkeiten, die mit feinen Animationen versehen so etwas wie Fußballflair aufkommen lassen.

Dabei stört es sogar erstaunlich wenig, dass sich die Ballphysik im Vergleich zum Primus PES 3 auf Zweitliganiveau mit Abstiegsgefahr befindet – es macht einfach Spaß, den natürlich wirkenden Tacklings, Brustannahmen und Dribblings zuzuschauen.

Aber sobald der erste Eckball lethargisch in den Strafraum schwebt und der erste angeschnitte Freistoß mit der Flugkurve eines Tischtennisballs aufs Tor eiert, vergeht die Faszination der ersten Minuten.

So sieht ein kraftvoller Schuss aus. Aber alle Spieler haben das gleiche Problem: sie wissen nicht, wie man mit dem Vollspann schießt.

Und spätestens bei den unspektakulären Torraumszenen wendet sich das Kicker-Herz wieder PES 3 und, wenn es sein muss, sogar FIFA 2004 zu. Egal, ob Volleys, schwer effektiv zu setzende Kopfbälle oder Schüsse aus der zweiten Reihe. Der Ball fliegt, landet im Tor (oder auch nicht) und irgendwie interessiert es nicht. Selbst die KI-Stürmer schießen ihre Tore mit einer Langeweile, die im Vergleich Roy Makaays Interviews wie ein Medienhighlight erscheinen lassen.

Das könnte zum einen daran liegen, dass den Schüssen (vielleicht bedingt durch den leichter scheinenden Ball) die richtige Durchschlagskraft fehlt und sich der Schuss selber anhört wie die Fehlzündung eines Neujahrsfeuerwerks: "Pf".

Die übrige Soundkulisse sorgt ebenfalls dafür, dass Torraumszenen erstaunlich blass bleiben. Kein Raunen geht durchs Publikum und die beiden Kommentatoren schaffen es, sachlich richtige Sprüche vollkommen ohne Enthusiasmus heraus zu sprudeln.

Gute Animationen sind nicht alles - vor allem, wenn die Torraumszenen so spektakulär sind wie die x-te Wiederholung des A-Teams.

Abwehr hui - Angriff pfui!

Dass im Endeffekt realistische Ergebnisse erreicht werden, die dafür sorgen, dass man sich auf die gut gelungenen Wiederholungen freut – auch wenn in den Replays die mangelnde Schusstechnik der Spieler, die scheinbar alle aus dem Fußgelenk abzuziehen scheinen, all zu deutlich wird- liegt am stark verbesserten Abwehrverhalten: Sowohl die gut setzbaren Tacklings als auch die optionale Unterstützung eines Mitspielers, der den ballführenden Spieler selbstständig angreift, machen es den gegnerischen Angreifern schwer.

Doch wehe, ihr müsst nach einer missglückten Abwehraktion den Spieler wechseln: Bis ihr dann die vollständige Kontrolle und Orientierung gefunden habt, vergehen wertvolle Zehntelsekunden.

Denn auf sich allein gestellt, bewegen sich die Abwehrspieler zwar zwischen Ball und Tor, machen aber keinerlei Anstalten, den Gegner zu attackieren. Den Spielern scheint irgendwie die territoriale Blase der Mitmenschen im Kopf herum zu schwirren, die sie partout nicht betreten wollen. __NEWCOL__Der Angreifer bewegt sich auf das Tor zu und der Verteidiger hält brav einen etwa zwei Meter großen Abstand.

Diese Probleme der fehlenden Eigeninitiative werden im Angriff sogar noch deutlicher: Selbst nach einem Dribbling, in dem man zwei Spieler der Abwehr auf sich zieht, machen die mitstürmenden Kameraden keinen Finger, geschweige denn ein Kniegelenk krumm, um den sich bietenden freien Raum zu nutzen. Und so verpuffen die sich durch einen Druck auf die Dreieckstaste anbietenden Möglichkeiten eines Steilspasses meist im Nirwana.

Dass es bei bestimmten Spielsituationen immer wieder Einblendungen von Zuschauer- und Trainerreaktionen gibt, sorgt hingegen für genau die Atmosphäre, die man eigentlich auf dem Platz erwarten würde, um TIF 2004 ins obere Tabellendrittel zu hieven.

Die Stars -wie hier Coverstar Michael Ballack- sind gut erkennbar, bleiben aber so emotionslos wie das Gameplay.

Auch die zahlreichen Mannschafts- und Einzel-Statistiken sorgen für Freude, gehen sie in punkto Detailfreude doch weit über das hinaus, was man von der Konkurrenz kennt.

Und für Einsteiger, die einen unkomplizierten, aber leider auch unrealistischen Kick suchen, sind die zahlreichen Wettbewerbe ein gefundenes Fressen, das für längere Motivationsschübe sorgen dürfte. Doch wer sich an die Finessen und Dramatik eines PES 3-Matches oder an die akustische Atmosphäre und die Spielbarkeit eines FIFA gewöhnt hat, wird mit This is Football 2004 vermutlich nicht glücklich werden.

Fazit

This is Football? Leider nicht! Denn irgendwie scheint das neue Fußballspiel aus dem Hause Sony an den gleichen Problemen zu scheitern wie Hertha BSC Berlin in der laufenden Saison. Potenzial ist da und beim allerersten Spiel kommt so etwas wie Spielfreude auf. Doch je weiter die Saison bzw. die Spieldauer voran schreitet, umso enttäuschender gestaltet sich das Erlebnis für den Zuschauer bzw. den Spieler. Dass die Ballphysik nicht mit der Konkurrenz mithalten kann, lässt sich ja noch verkraften. Doch dass den Mitspielern jegliche Initiative im Vorfeld abhanden gekommen scheint und die Teamkameraden zu bloßen Mitläufern werden, die weder eigenständig abwehren noch die sich im Sturm anbietenden Räume nutzen, drückt auf die Spielspaßbremse. Da können auch der Karriere-Modus samt starkem Editor (bereits aus dem Vorgänger bekannt) und die gelungenen Animationen nicht mehr viel helfen. Wenn der Online-Modus nicht wäre, hätte man auch TIF 2003 Version 2.0 auf die Packung schreiben können. Aber selbst die Mehrspieler-Duelle reißen mit ihren unspektakulären Torraumszenen nicht vom Hocker. Sorry, aber in dieser Verfassung muss TIF 2004 Angst haben, die UI-Cup-Ränge zu erreichen – trotz allen Potenzials und ansatzweise aufkommender Motivation.

Pro

haufenweise Mannschaften aus aller Welt
Karriere-Modus
schöne Dribblings
Online-Modus
über 20 Stadien
größtenteils Original-Spielernamen
mächtiger Editor
zahlreiche Wettbewerbe
Schwalbenmöglichkeit
gute Animationen
Stars mit hohem Wiedererkennungswert

Kontra

wenig Änderungen zum Vorgänger
unspektakuläre Torraumszenen
Ladezeiten
unausgereifte Ballphysik
KI ohne Eigeninitiative
schwache Soundkulisse

Wertung

PlayStation2

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