3 Engel für Charlie: Volle Power27.07.2003, Mathias Oertel
3 Engel für Charlie: Volle Power

Im Test:

Erfolgreiche Filme bleiben selten ohne entsprechende Spiel-Umsetzung. Aber all zu häufig bleiben die Softwareprodukte hinter den Erwartungen zurück - wobei es jedoch auch ruhmreiche Ausnahmen wie z.B. Evil Dead - A Fistful of Boomstick gibt. Und nachdem Cameron Diaz, Lucy Liu und Drew Barrymore mit zweiten Auftritt als Drei Engel für Charlie an den Kinokassen abräumen, kommt von Ubi Soft das obligate Filmspiel. Schwimmen die Ladies auch auf der PS2 auf der Welle des Erfolges oder sollte man das Spiel lieber links liegen lassen? Die Antwort findet Ihr im Test.

Verschwundene Monumente

Die Welt ist in Aufruhr: Berühmte Baudenkmale wie Stonehenge, das Lincoln Memorial oder die Freiheitsstatue verschwinden plötzlich ohne eine Spur zurückzulassen. Weltweit tappt die Polizei im Dunkeln. Nur die sagenumwobenen drei Engel, die für den ominösen Charlie in seiner Detektei arbeiten, kommen der Lösung auf die Spur. Die Jagd auf die Denkmalsräuber kann beginnen...

Hallo? Schon mal von Spielspaß gehört?

So abgefahren und an den Haaren herbeigezogen die Story auch ist, kommt man nach dem schön inszenierten Intro nicht umhin, gespannt das Pad in die Hand zu nehmen und der Dinge zu harren, die da kommen mögen.

Denn die Grundidee könnte man für viele Gameplay-Prinzipien verwenden. Denkbar ist zum Beispiel ein leicht Adventure-angehauchtes Spielprinzip wie bei den kultigen Carmen Sandiego-Games.

__NEWCOL__Oder auch ein Action-Adventure mit feinen Rätseln, Verfolgungsjagden und netten Kampfsequenzen läge im Bereich des Möglichen.

Doch was sich Euch letzten Endes auf dem Bildschirm als Spiel anbietet, ist einfallslos und bereits nach fünf bis zehn Minuten gnadenlos öde: Hinter der vollen Power der drei Engel von Charlie steckt nämlich ein dreidimensionaler Final Fight-Klon.

Vom ersten Moment an seid Ihr nur damit beschäftigt wie wild auf die Knöpfe einzudreschen, um die bösen Buben, die sich unverfroren in den Weg stellen, auszuknocken. Was sich im Endeffekt als ziemlich einfach herausstellt, da die KI der Jungs einfach nur strunzdoof ist und die Kameraden teilweise minutenlang vor Euch stehen und geduldig Prügel einfangen, ohne sich zu wehren.

Hin und wieder wechselt Ihr zwar den Engel -und damit auch leicht den Kampfstil-, doch im Endeffekt bleibt das Spiel von Anfang bis Ende seinem Prinzip treu.

Und kredenzt damit Kost, die nur die wenigsten länger als ein paar Minuten fesseln wird. Selbst die aus den Filmen bekannten Spezialbewegungen, in der die Engel in der Luft stehend auf die Gegner einschlagen, sind auf Dauer zum Gähnen langweilig und zudem noch von der unzuverlässigen Steuerung aus nicht immer so einfach zu erreichen.

Auch die hin und wieder aufnehmbaren Gegenstände und die stark eingeschränkte Interaktion mit der Umgebung reißen da nicht mehr viel.

Wäre es so schwer gewesen, jedem Engel ein anderes Aufgabengebiet zuzuweisen, um so wenigstens etwas Abwechslung ins Spiel zu bringen?

Stattdessen bekommt Ihr todlangweilige Prügel-Action, deren Steuerung zwar eingängig, aber ohne viele Varianten ist.

Zeitgemäße Grafik? LOL!

Sind die Rendersequenzen mit den virtuellen Ebenbildern von Cameron Diaz, Drew Barrymore und Lucy Liu noch einigermaßen nett anzuschauen, sorgt die Spielgrafik für kaltes Grausen. Schwach texturierte Hauptfiguren, die kaum noch Ähnlichkeiten mit ihren Vorbildern haben, kämpfen mit eintönigen und nicht gerade vor Abwechslung strotzenden Bewegungen gegen Gegner, die sich ebenfalls am unteren Rand des variierenden Animationsspektrums aufhalten.

Kameraprobleme, die zusammen mit dem total schwachsinnig funktionierenden Wegpunktanzeiger für Orientierungslosigkeit in den verschwenderisch kleinen und mager texturierten Abschnitten sorgen, sind ebenfalls gut geeignet, um den ohnehin nur schwachen Spielspaß weiter nach unten zu drücken.

Sprechen und stöhnen

Wer der englischen Sprache mächtig ist, sollte tunlichst die Spielsprache auf Englisch stellen. Denn obwohl die deutsche Synchronisation gelungen ist, kommen im Original die Stimmen der Schauspielerinnen zum Einsatz und sorgen so wenigstens ansatzweise für Authentizität.

Während der Prügelaction hingegen gibt es nur bereits nach kurzer Zeit nervtötendes Stöhnen bei einem Treffer und gelegentlich eingestreute schlaue Sprüche, die allerdings auch nicht gerade die Motivation steigern können.

Musikalisch werden passable Hardrock-Rhythmen geliefert, die allerdings mangels Variation auf Dauer auch nicht gerade ein Ohrenschmaus sind.

Fazit


"Guten Morgen, Engel! Euer Auftrag lautet heute, die Entwickler des Spiels nach allen Regeln der Kunst auszuschalten! Fragt sie aber vorher, ob sie ernsthaft das eintönige Spielprinzip und die lustlose Grafik einem letzten Qualitäts-Check unterzogen haben. Denn nur, um die passablen Rendersequenzen zu betrachten, bietet die unkomplizierte Prügelaction einfach zu wenig Anreiz, um das Pad in die Hand zu nehmen. Und jetzt los mit Euch!" Anscheinend haben es manche Entwickler immer noch nicht verstanden, dass eine gute Lizenz nicht ausreicht, um das Spiel dem Publikum schmackhaft zu machen. Denn was hier spielerisch geboten wird, ist bereits nach fünf Minuten äußerst öde. Anstatt Charlies Engel mit voller Power in wenigstens akzeptable Motivationshöhen zu drücken, hat es Neko Entertainment mit grandioser Zielsicherheit geschafft, die drei sexy Ladies fast auf eine Stufe mit dem Kapitalflop VIP zu stellen. Autsch!

Pro

<li>nette Rendersequenzen</li><li>unkomplizierte Prügel-Action</li><li>einfache Steuerung</li><li>gute Sprachausgabe</li>

Kontra

<li>stupides Knopfhämmern</li><li>lahme Story</li><li>eintöniges Spielprinzip</li><li>schwache Spielgrafik</li><li>Kameraprobleme</li><li>Schwachmaten-KI</li>

Wertung

PlayStation2

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